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Allgemeine Zeitung. Nr. 34. Augsburg, 3. Februar 1840.

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werden gewiß einen Unterschied von 8° - 10° in der innern Temperatur hervorbringen, was, auch unter den ungünstigsten Umständen, doch immer einigermaßen soulagirt. Hinsichtlich der Kleidung habe ich bei der häufigen schnellen Abwechslung von Hitze und Kälte helle und weite Halbtuch- oder Kasimirkleider, und außerdem eine feine Flanellweste auf dem bloßen Leibe zu tragen am zweckmäßigsten, und einem zu leichten Leinwandanzuge sehr vorzuziehen gefunden. Die Hauptsache aber ist, den Kopf drei- und vierfach zu bedecken, um ihn vor der Sonne zu schützen, und bei dem geringsten Frösteln, das man fühlt, muß man sogleich die wollene Bernuß oder einen Tuchmantel umthun, welche beide Gegenstände daher immer bei der Hand zu halten sind; denn Erkältung hat hier jedesmal die nachtheiligsten Folgen. Hinsichtlich der Diät habe ich nie ein bestimmtes System befolgt, sondern stets gegessen und getrunken so viel oder so wenig als ich eben hatte und meinen Bedürfnissen angemessen fand. Wozu ich Lust verspürte, habe ich mir nie versagt. Fleisch wie reife Früchte, Fettes und Mageres, Süßes und Saures genoß ich unbedenklich unter einander, jedoch nie im Uebermaaß. Bald trank ich Wein, bald süße und saure Milch, Bier oder Branntwein, den dongolesischen Bilbil, den ägyptischen Mischmisch aus Aprikosen, Mandelmilch (die, beiläufig gesagt, wenn man sich weder Milch noch Eier mehr verschaffen kann, ein vortreffliches Surrogat dafür beim Kaffee und Thee abgibt), gewöhnliche Limonade oder Limonade gazeuse, künstliches Sodawasser mit englischen Pulvern bereitet, oder Sorbet aus Melonenkörnern u. s. w. ganz nach Laune und Thunlichkeit, ohne je Nachtheil davon zu spüren. Nur die Vorsicht gebrauchte ich, faules Wasser vor dem Gebrauche stets abkochen zu lassen, und mich vor kaltem Trinken nach einer Erhitzung wohl zu hüten; ferner, überhaupt nie mehr zu essen und zu trinken, als Hunger und Durst erforderten, doch auch nicht weniger. Vor nichts aber hat man sich in diesen Klimaten mehr in Acht zu nehmen, als vor unnöthigem Mediciniren, denn mehr als Einen habe ich hier durch die bei uns unbedeutendsten, als Präservativ, oder gegen nur leichte Unpäßlichkeit angewendeten Mittel seine Gesundheit, ja sein Leben verlieren sehen. Ich selbst war so glücklich bei der angeführten Lebensweise allen Folgen des Klima's und der aria cattiva in den den Europäern nachtheiligsten Ländern und oft von Epidemien umgeben, stets ohne Fieber noch andere Krankheiten zu entgehen - denn Migraine und ein kurzes Uebelbefinden darf ich dahin nicht rechnen. Die einzige Ausnahme hiervon machte eine gefährliche Dysenterie, die ich mir aber während der Regenzeit im Senaar ganz allein durch das unnütze Nehmen einer Dosis Seidlitz powders selbst muthwillig zuzog, und unglücklicher Weise damals keinen Wein mehr hatte, um dem schädlichen Einflusse der Medicin sogleich wieder entgegen zu arbeiten. Dem Weine räume ich, wie man schon weiß, in heißen Ländern die größte hygieische Kraft ein, doch immer nur insofern man selbst Neigung zu seinem Genuß fühlt, und vielleicht auch früher daran gewöhnt gewesen ist. Denn mein Hauptprincip blieb immer, dem Impuls der Natur zu folgen, und die Lehre: in jedem Lande sich nach der Lebensart der Eingebornen zu richten - als höchst perniciös und abgeschmackt zu betrachten, wenn man sie nicht sowohl dem ersten Grundsatze als der Rücksicht auf frühere Gewohnheit gänzlich unterordnet. So verlangt es wenigstens meine Constitution, und jeder ihr gleichenden werden meine Rathschläge gewiß wohlbekommen. So glaube ich auch, daß wer sich sorgfältig vor Erkältung hütet, frische und gesunde Nahrung genießt, und seine Augen häufig mit frischem Wasser wascht, gewiß keine Ophthalmie in Aegypten zu befürchten hat, und schreibe die tödtlichen Fieber während der Regenzeit im tropischen Klima ebenfalls nur Erkältung und deren Wirkung auf den Magen, oder dem Genuß giftiger Insecten in faulen Wassern zu. Wie ganz sorglos aber gerade die Einwohner dieser Länder, welchen man nachahmen soll, gegen beides sind, hatten wir täglich Gelegenheit zu beobachten. Auch werden sie, so gut als die Europäer, fortwährend die Opfer davon.

(Fortsetzung folgt.)

[367-68]

Antiquariats-Verkauf.

Ich habe ein, größtentheils aus auserlesenen Werken bestehendes, beiläufig
26,000 Bände
umfassendes Antiquarium zu verkaufen. Wer hierauf reflectirt, wolle sich in frankirten Briefen an mich wenden, worauf der bereits im Druck erschienene Katalog sofort folgen und Näheres mitgetheilt werden wird. - Heidelberg, im Februar 1840.

Karl Groos.

werden gewiß einen Unterschied von 8° - 10° in der innern Temperatur hervorbringen, was, auch unter den ungünstigsten Umständen, doch immer einigermaßen soulagirt. Hinsichtlich der Kleidung habe ich bei der häufigen schnellen Abwechslung von Hitze und Kälte helle und weite Halbtuch- oder Kasimirkleider, und außerdem eine feine Flanellweste auf dem bloßen Leibe zu tragen am zweckmäßigsten, und einem zu leichten Leinwandanzuge sehr vorzuziehen gefunden. Die Hauptsache aber ist, den Kopf drei- und vierfach zu bedecken, um ihn vor der Sonne zu schützen, und bei dem geringsten Frösteln, das man fühlt, muß man sogleich die wollene Bernuß oder einen Tuchmantel umthun, welche beide Gegenstände daher immer bei der Hand zu halten sind; denn Erkältung hat hier jedesmal die nachtheiligsten Folgen. Hinsichtlich der Diät habe ich nie ein bestimmtes System befolgt, sondern stets gegessen und getrunken so viel oder so wenig als ich eben hatte und meinen Bedürfnissen angemessen fand. Wozu ich Lust verspürte, habe ich mir nie versagt. Fleisch wie reife Früchte, Fettes und Mageres, Süßes und Saures genoß ich unbedenklich unter einander, jedoch nie im Uebermaaß. Bald trank ich Wein, bald süße und saure Milch, Bier oder Branntwein, den dongolesischen Bilbil, den ägyptischen Mischmisch aus Aprikosen, Mandelmilch (die, beiläufig gesagt, wenn man sich weder Milch noch Eier mehr verschaffen kann, ein vortreffliches Surrogat dafür beim Kaffee und Thee abgibt), gewöhnliche Limonade oder Limonade gazeuse, künstliches Sodawasser mit englischen Pulvern bereitet, oder Sorbet aus Melonenkörnern u. s. w. ganz nach Laune und Thunlichkeit, ohne je Nachtheil davon zu spüren. Nur die Vorsicht gebrauchte ich, faules Wasser vor dem Gebrauche stets abkochen zu lassen, und mich vor kaltem Trinken nach einer Erhitzung wohl zu hüten; ferner, überhaupt nie mehr zu essen und zu trinken, als Hunger und Durst erforderten, doch auch nicht weniger. Vor nichts aber hat man sich in diesen Klimaten mehr in Acht zu nehmen, als vor unnöthigem Mediciniren, denn mehr als Einen habe ich hier durch die bei uns unbedeutendsten, als Präservativ, oder gegen nur leichte Unpäßlichkeit angewendeten Mittel seine Gesundheit, ja sein Leben verlieren sehen. Ich selbst war so glücklich bei der angeführten Lebensweise allen Folgen des Klima's und der aria cattiva in den den Europäern nachtheiligsten Ländern und oft von Epidemien umgeben, stets ohne Fieber noch andere Krankheiten zu entgehen – denn Migraine und ein kurzes Uebelbefinden darf ich dahin nicht rechnen. Die einzige Ausnahme hiervon machte eine gefährliche Dysenterie, die ich mir aber während der Regenzeit im Senaar ganz allein durch das unnütze Nehmen einer Dosis Seidlitz powders selbst muthwillig zuzog, und unglücklicher Weise damals keinen Wein mehr hatte, um dem schädlichen Einflusse der Medicin sogleich wieder entgegen zu arbeiten. Dem Weine räume ich, wie man schon weiß, in heißen Ländern die größte hygieische Kraft ein, doch immer nur insofern man selbst Neigung zu seinem Genuß fühlt, und vielleicht auch früher daran gewöhnt gewesen ist. Denn mein Hauptprincip blieb immer, dem Impuls der Natur zu folgen, und die Lehre: in jedem Lande sich nach der Lebensart der Eingebornen zu richten – als höchst perniciös und abgeschmackt zu betrachten, wenn man sie nicht sowohl dem ersten Grundsatze als der Rücksicht auf frühere Gewohnheit gänzlich unterordnet. So verlangt es wenigstens meine Constitution, und jeder ihr gleichenden werden meine Rathschläge gewiß wohlbekommen. So glaube ich auch, daß wer sich sorgfältig vor Erkältung hütet, frische und gesunde Nahrung genießt, und seine Augen häufig mit frischem Wasser wascht, gewiß keine Ophthalmie in Aegypten zu befürchten hat, und schreibe die tödtlichen Fieber während der Regenzeit im tropischen Klima ebenfalls nur Erkältung und deren Wirkung auf den Magen, oder dem Genuß giftiger Insecten in faulen Wassern zu. Wie ganz sorglos aber gerade die Einwohner dieser Länder, welchen man nachahmen soll, gegen beides sind, hatten wir täglich Gelegenheit zu beobachten. Auch werden sie, so gut als die Europäer, fortwährend die Opfer davon.

(Fortsetzung folgt.)

[367-68]

Antiquariats-Verkauf.

Ich habe ein, größtentheils aus auserlesenen Werken bestehendes, beiläufig
26,000 Bände
umfassendes Antiquarium zu verkaufen. Wer hierauf reflectirt, wolle sich in frankirten Briefen an mich wenden, worauf der bereits im Druck erschienene Katalog sofort folgen und Näheres mitgetheilt werden wird. – Heidelberg, im Februar 1840.

Karl Groos.

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[0302/0014] werden gewiß einen Unterschied von 8° - 10° in der innern Temperatur hervorbringen, was, auch unter den ungünstigsten Umständen, doch immer einigermaßen soulagirt. Hinsichtlich der Kleidung habe ich bei der häufigen schnellen Abwechslung von Hitze und Kälte helle und weite Halbtuch- oder Kasimirkleider, und außerdem eine feine Flanellweste auf dem bloßen Leibe zu tragen am zweckmäßigsten, und einem zu leichten Leinwandanzuge sehr vorzuziehen gefunden. Die Hauptsache aber ist, den Kopf drei- und vierfach zu bedecken, um ihn vor der Sonne zu schützen, und bei dem geringsten Frösteln, das man fühlt, muß man sogleich die wollene Bernuß oder einen Tuchmantel umthun, welche beide Gegenstände daher immer bei der Hand zu halten sind; denn Erkältung hat hier jedesmal die nachtheiligsten Folgen. Hinsichtlich der Diät habe ich nie ein bestimmtes System befolgt, sondern stets gegessen und getrunken so viel oder so wenig als ich eben hatte und meinen Bedürfnissen angemessen fand. Wozu ich Lust verspürte, habe ich mir nie versagt. Fleisch wie reife Früchte, Fettes und Mageres, Süßes und Saures genoß ich unbedenklich unter einander, jedoch nie im Uebermaaß. Bald trank ich Wein, bald süße und saure Milch, Bier oder Branntwein, den dongolesischen Bilbil, den ägyptischen Mischmisch aus Aprikosen, Mandelmilch (die, beiläufig gesagt, wenn man sich weder Milch noch Eier mehr verschaffen kann, ein vortreffliches Surrogat dafür beim Kaffee und Thee abgibt), gewöhnliche Limonade oder Limonade gazeuse, künstliches Sodawasser mit englischen Pulvern bereitet, oder Sorbet aus Melonenkörnern u. s. w. ganz nach Laune und Thunlichkeit, ohne je Nachtheil davon zu spüren. Nur die Vorsicht gebrauchte ich, faules Wasser vor dem Gebrauche stets abkochen zu lassen, und mich vor kaltem Trinken nach einer Erhitzung wohl zu hüten; ferner, überhaupt nie mehr zu essen und zu trinken, als Hunger und Durst erforderten, doch auch nicht weniger. Vor nichts aber hat man sich in diesen Klimaten mehr in Acht zu nehmen, als vor unnöthigem Mediciniren, denn mehr als Einen habe ich hier durch die bei uns unbedeutendsten, als Präservativ, oder gegen nur leichte Unpäßlichkeit angewendeten Mittel seine Gesundheit, ja sein Leben verlieren sehen. Ich selbst war so glücklich bei der angeführten Lebensweise allen Folgen des Klima's und der aria cattiva in den den Europäern nachtheiligsten Ländern und oft von Epidemien umgeben, stets ohne Fieber noch andere Krankheiten zu entgehen – denn Migraine und ein kurzes Uebelbefinden darf ich dahin nicht rechnen. Die einzige Ausnahme hiervon machte eine gefährliche Dysenterie, die ich mir aber während der Regenzeit im Senaar ganz allein durch das unnütze Nehmen einer Dosis Seidlitz powders selbst muthwillig zuzog, und unglücklicher Weise damals keinen Wein mehr hatte, um dem schädlichen Einflusse der Medicin sogleich wieder entgegen zu arbeiten. Dem Weine räume ich, wie man schon weiß, in heißen Ländern die größte hygieische Kraft ein, doch immer nur insofern man selbst Neigung zu seinem Genuß fühlt, und vielleicht auch früher daran gewöhnt gewesen ist. Denn mein Hauptprincip blieb immer, dem Impuls der Natur zu folgen, und die Lehre: in jedem Lande sich nach der Lebensart der Eingebornen zu richten – als höchst perniciös und abgeschmackt zu betrachten, wenn man sie nicht sowohl dem ersten Grundsatze als der Rücksicht auf frühere Gewohnheit gänzlich unterordnet. So verlangt es wenigstens meine Constitution, und jeder ihr gleichenden werden meine Rathschläge gewiß wohlbekommen. So glaube ich auch, daß wer sich sorgfältig vor Erkältung hütet, frische und gesunde Nahrung genießt, und seine Augen häufig mit frischem Wasser wascht, gewiß keine Ophthalmie in Aegypten zu befürchten hat, und schreibe die tödtlichen Fieber während der Regenzeit im tropischen Klima ebenfalls nur Erkältung und deren Wirkung auf den Magen, oder dem Genuß giftiger Insecten in faulen Wassern zu. Wie ganz sorglos aber gerade die Einwohner dieser Länder, welchen man nachahmen soll, gegen beides sind, hatten wir täglich Gelegenheit zu beobachten. Auch werden sie, so gut als die Europäer, fortwährend die Opfer davon. (Fortsetzung folgt.) [367-68] Antiquariats-Verkauf. Ich habe ein, größtentheils aus auserlesenen Werken bestehendes, beiläufig 26,000 Bände umfassendes Antiquarium zu verkaufen. Wer hierauf reflectirt, wolle sich in frankirten Briefen an mich wenden, worauf der bereits im Druck erschienene Katalog sofort folgen und Näheres mitgetheilt werden wird. – Heidelberg, im Februar 1840. Karl Groos.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 34. Augsburg, 3. Februar 1840, S. 0302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_038_18400207/14>, abgerufen am 29.04.2024.