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Allgemeine Zeitung. Nr. 69. Augsburg, 9. März 1840.

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unterdrücken können." - Die gestern angekommenen Truppen gehören zu denen, welche unter dem General D. Ramon Narvaez in der Nacht vom 2 Nov. 1838 vor den Thoren von Madrid erschienen, in der angeblichen Absicht, die Nationalmiliz zu entwaffnen. Die Erbitterung der letztern gegen sie ist daher um so größer. - Als in der Sitzung von vorgestern die Meuterer in den Congreß eindringen wollten, trat ein Deputirter von der moderirten Partei, Hr. Salamanca, vor die HH. Caballero und Lopez mit den Worten: "Das Gesindel mag hier eindringen, aber ihr sollt nicht lebend aus dem Saale kommen," und zeigte ihnen dabei ein paar Pistolen vor. - Nachschrift. Englische und französische Blätter haben die Behauptung aufgestellt, der Marquis v. Rumigny habe seine Abberufung von hier verlangt. Ich kann Sie aus der sichersten Quelle versichern, daß der Botschafter nicht daran gedacht hat, und daß das ganze Gerücht auf einer Verwechselung mit dem spanischen Gesandten in Paris beruht, der um einen Urlaub angehalten hat, um sich wegen Familienangelegenheiten hierher zu begeben.

[Abbildung] Telegraphische Depesche. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 29 Febr. Abends. Die Sitzungen der Cortes haben heute wieder begonnen. Die Erörterung über die Verification der Vollmachten ward ohne einen Anschein von Gährung weder im Saale noch nach außen wieder aufgenommen. Es herrscht vollkommene Ruhe. Die Vergnügungen des Carnevals nehmen wieder ihren gewöhnlichen Lauf. Der Belagerungsstand dauert fort.

Dem Echo du Monde Savant zufolge hat die spanische Regierung den bekannten Schriftsteller Ramon de la Sagra (der auch eine Reise durch Nordamerika herausgegeben) beauftragt, den Plan zu einem Corrections-Bußhaus (penitentiary) nach dem in Philadelphia befolgten System für Madrid zu entwerfen.

Großbritannien.

Am 29 Febr. hielt die Königin im Buckinghampalaste Cour, wobei Hr. Guizot, durch Lord Palmerston eingeführt, Audienz hatte, um seine Creditive als Gesandter und Bevollmächtigter des Königs der Franzosen zu überreichen. Er wurde dann Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Albert vorgestellt. - Sofort erschienen städtische Deputationen aus den Provinzen mit Glückwunschadressen. Auch aus Edinburg ist eine solche, den dortigen Lord Provost (Bürgermeister) an der Spitze, in London eingetroffen. Das M. Chronicle theilt einen Brief über Prinz Albert aus Bonn dd. 17 Febr. mit, in welchem bewiesen seyn soll, daß der Prinz schon "im Studentenkragen" seine volle Würdigkeit zu dem glänzenden Glück gezeigt habe, das ihm jetzt zu Theil geworden. Der Prinz, das besagt der Brief, habe an der Hochschule so solid und zurückgezogen gelebt, daß er nicht einmal die weiße Mütze getragen, durch welche die "Elite der Universität" (d. h. im englischen Sinne des Worts, nicht etwa der talentvollste und fleißigste, sondern der adelige Theil der studirenden Jugend) ihre Verbindung von den acht gemeineren Landsmannschaften unterscheide. Der Correspondent fügt die wichtige Notiz bei, auch die jetzt auf der Bonner Hochschule befindlichen beiden Prinzen von Hessen trügen die weiße Mütze nicht.

(M. Post.) Graf Nesselrode, Sohn des russischen Ministers des Auswärtigen in St. Petersburg, traf am 28 Febr. mit wichtigen Depeschen für Hrn. v. Brunnow in London ein.

Am 2 März erschien der Herzog v. Wellington zum erstenmal wieder nach seiner Krankheit im Oberhaus. Er sah schwach und abgemagert aus, war aber bei trefflicher Laune. Fast sämmtliche Pairs, besonders die conservativen, näherten sich bei ihrem Eintritt in den Saal dem Sitze des edlen Herzogs, und schüttelten ihm die Hand. Gegen Lord Aberdeen äußerte er lachend: "Nun, Bergara haben wir gehabt!" Die kurze Sitzung beschränkte sich auf Vorlegung von Petitionen über mancherlei Gegenstände; mehrere betrafen die Aufhebung oder Beschränkung der Korngesetze. Der Bischof von London kündigte eine Bill in Betreff des Gesetzes über Kirchenpatronat in Schottland an, welche den Streitigkeiten in der presbyterischen Kirche, die in neuerer Zeit hinsichtlich der Besetzung von Pfarrämtern so häufig vorkommen, ein Ziel setzen soll. (Die presbyterische Kirche ist in dem vereinigten Reichsparlament bekanntlich so wenig, als die römisch-katholische, durch Mitglieder aus dem Stande ihrer Geistlichkeit vertreten, obgleich erstere als die schottische Staatskirche anerkannt ist; aber freilich Bischöfe, die im Oberhaus sitzen könnten, hat diese Kirche nicht, und vom Hause der Gemeinen sind Kleriker überhaupt ausgeschlossen). Lord Lyndhurst übergab eine Petition wegen der Handelsverhältnisse Englands zu dem Königreich Sicilien, besonders in Bezug auf das Schwefelmonopol. Der edle und gelehrte Lord erinnerte daran, welch großen Nachtheil dieses Monopol dem englischen Handel bringe, zumal da, in Folge neuerer Entdeckungen in der Chemie, der Schwefel für so viele Fabriken ein unentbehrliches Requisit geworden sey, was daraus ersichtlich, daß die Einfuhr dieses Artikels in England, welche im Jahr 1826 kaum 4000 Tonnen betragen, im Jahr 1837 auf das Eilffache: auf 44,000 Tonnen gestiegen gewesen sey, und fast der ganze Bedarf werde aus der Insel Sicilien eingeführt. Die Bittschrift ward auf den Tisch niedergelegt, und das Haus vertagte sich.

Im Beginn der Unterhaussitzung am 2 März zeigte Lord J. Russell an, daß er am 5 März auf Ermächtigung zu Einbringung einer Bill antragen wolle, die den Zweck haben soll, den Druckern parlamentarischer Urkunden summarischen Schutz zu gewähren. (Hört!) Hr. Hume kündigt an, am 6 März wolle er die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Stand der orientalischen Angelegenheiten und die falsche Politik der Regierung lenken, welche den Krieg im Orient aufrecht zu halten suche. Lord J. Russell antwortete, er hoffe alsdann beweisen zu können, daß Ihrer Maj. Regierung in die orientalische Frage auf eine Art eingegriffen habe, die vielmehr auf die Verhinderung, als auf die Herbeiführung von Feindseligkeiten berechnet sey. Sir R. Peel fragt, ob der edle Lord gegenüber die den Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betreffenden Papiere auf den Tisch des Hauses niederzulegen Willens sey. Die Würde des Parlaments erheische es, daß es seine Wissenschaft über eine so wichtige Sache nicht aus den Zeitungen, sondern aus amtlichen Quellen schöpfe. Lord J. Russell entgegnete, jene Documente seyen in Folge ihrer durch den Präsidenten geschehenen Mittheilung an den amerikanischen Congreß in die Zeitungen gekommen. Gegen ihre officielle Mittheilung an das Parlament habe er nichts zu erinnern, glaube aber, daß die Unterhandlungen über diese Frage eben jetzt auf einem Punkte stehen, wo ihre Discussion nicht rathsam sey. Hr. Hume wünscht zu erfahren, ob, behufs der (am 25 März) bevorstehenden Debatte über die Korngesetzfrage, die wichtigen und schätzenswerthen Berichte Dr. Bowrings über die im vorigen Sommer in Berlin gepflogenen Zollvereinsverhandlungen auf den Tisch niedergelegt werden sollen. Die Berichte seyen allerdings gedruckt und in den Händen einiger Mitglieder indeß

unterdrücken können.“ – Die gestern angekommenen Truppen gehören zu denen, welche unter dem General D. Ramon Narvaez in der Nacht vom 2 Nov. 1838 vor den Thoren von Madrid erschienen, in der angeblichen Absicht, die Nationalmiliz zu entwaffnen. Die Erbitterung der letztern gegen sie ist daher um so größer. – Als in der Sitzung von vorgestern die Meuterer in den Congreß eindringen wollten, trat ein Deputirter von der moderirten Partei, Hr. Salamanca, vor die HH. Caballero und Lopez mit den Worten: „Das Gesindel mag hier eindringen, aber ihr sollt nicht lebend aus dem Saale kommen,“ und zeigte ihnen dabei ein paar Pistolen vor. – Nachschrift. Englische und französische Blätter haben die Behauptung aufgestellt, der Marquis v. Rumigny habe seine Abberufung von hier verlangt. Ich kann Sie aus der sichersten Quelle versichern, daß der Botschafter nicht daran gedacht hat, und daß das ganze Gerücht auf einer Verwechselung mit dem spanischen Gesandten in Paris beruht, der um einen Urlaub angehalten hat, um sich wegen Familienangelegenheiten hierher zu begeben.

[Abbildung] Telegraphische Depesche. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 29 Febr. Abends. Die Sitzungen der Cortes haben heute wieder begonnen. Die Erörterung über die Verification der Vollmachten ward ohne einen Anschein von Gährung weder im Saale noch nach außen wieder aufgenommen. Es herrscht vollkommene Ruhe. Die Vergnügungen des Carnevals nehmen wieder ihren gewöhnlichen Lauf. Der Belagerungsstand dauert fort.

Dem Echo du Monde Savant zufolge hat die spanische Regierung den bekannten Schriftsteller Ramon de la Sagra (der auch eine Reise durch Nordamerika herausgegeben) beauftragt, den Plan zu einem Corrections-Bußhaus (penitentiary) nach dem in Philadelphia befolgten System für Madrid zu entwerfen.

Großbritannien.

Am 29 Febr. hielt die Königin im Buckinghampalaste Cour, wobei Hr. Guizot, durch Lord Palmerston eingeführt, Audienz hatte, um seine Creditive als Gesandter und Bevollmächtigter des Königs der Franzosen zu überreichen. Er wurde dann Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Albert vorgestellt. – Sofort erschienen städtische Deputationen aus den Provinzen mit Glückwunschadressen. Auch aus Edinburg ist eine solche, den dortigen Lord Provost (Bürgermeister) an der Spitze, in London eingetroffen. Das M. Chronicle theilt einen Brief über Prinz Albert aus Bonn dd. 17 Febr. mit, in welchem bewiesen seyn soll, daß der Prinz schon „im Studentenkragen“ seine volle Würdigkeit zu dem glänzenden Glück gezeigt habe, das ihm jetzt zu Theil geworden. Der Prinz, das besagt der Brief, habe an der Hochschule so solid und zurückgezogen gelebt, daß er nicht einmal die weiße Mütze getragen, durch welche die „Elite der Universität“ (d. h. im englischen Sinne des Worts, nicht etwa der talentvollste und fleißigste, sondern der adelige Theil der studirenden Jugend) ihre Verbindung von den acht gemeineren Landsmannschaften unterscheide. Der Correspondent fügt die wichtige Notiz bei, auch die jetzt auf der Bonner Hochschule befindlichen beiden Prinzen von Hessen trügen die weiße Mütze nicht.

(M. Post.) Graf Nesselrode, Sohn des russischen Ministers des Auswärtigen in St. Petersburg, traf am 28 Febr. mit wichtigen Depeschen für Hrn. v. Brunnow in London ein.

Am 2 März erschien der Herzog v. Wellington zum erstenmal wieder nach seiner Krankheit im Oberhaus. Er sah schwach und abgemagert aus, war aber bei trefflicher Laune. Fast sämmtliche Pairs, besonders die conservativen, näherten sich bei ihrem Eintritt in den Saal dem Sitze des edlen Herzogs, und schüttelten ihm die Hand. Gegen Lord Aberdeen äußerte er lachend: „Nun, Bergara haben wir gehabt!“ Die kurze Sitzung beschränkte sich auf Vorlegung von Petitionen über mancherlei Gegenstände; mehrere betrafen die Aufhebung oder Beschränkung der Korngesetze. Der Bischof von London kündigte eine Bill in Betreff des Gesetzes über Kirchenpatronat in Schottland an, welche den Streitigkeiten in der presbyterischen Kirche, die in neuerer Zeit hinsichtlich der Besetzung von Pfarrämtern so häufig vorkommen, ein Ziel setzen soll. (Die presbyterische Kirche ist in dem vereinigten Reichsparlament bekanntlich so wenig, als die römisch-katholische, durch Mitglieder aus dem Stande ihrer Geistlichkeit vertreten, obgleich erstere als die schottische Staatskirche anerkannt ist; aber freilich Bischöfe, die im Oberhaus sitzen könnten, hat diese Kirche nicht, und vom Hause der Gemeinen sind Kleriker überhaupt ausgeschlossen). Lord Lyndhurst übergab eine Petition wegen der Handelsverhältnisse Englands zu dem Königreich Sicilien, besonders in Bezug auf das Schwefelmonopol. Der edle und gelehrte Lord erinnerte daran, welch großen Nachtheil dieses Monopol dem englischen Handel bringe, zumal da, in Folge neuerer Entdeckungen in der Chemie, der Schwefel für so viele Fabriken ein unentbehrliches Requisit geworden sey, was daraus ersichtlich, daß die Einfuhr dieses Artikels in England, welche im Jahr 1826 kaum 4000 Tonnen betragen, im Jahr 1837 auf das Eilffache: auf 44,000 Tonnen gestiegen gewesen sey, und fast der ganze Bedarf werde aus der Insel Sicilien eingeführt. Die Bittschrift ward auf den Tisch niedergelegt, und das Haus vertagte sich.

Im Beginn der Unterhaussitzung am 2 März zeigte Lord J. Russell an, daß er am 5 März auf Ermächtigung zu Einbringung einer Bill antragen wolle, die den Zweck haben soll, den Druckern parlamentarischer Urkunden summarischen Schutz zu gewähren. (Hört!) Hr. Hume kündigt an, am 6 März wolle er die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Stand der orientalischen Angelegenheiten und die falsche Politik der Regierung lenken, welche den Krieg im Orient aufrecht zu halten suche. Lord J. Russell antwortete, er hoffe alsdann beweisen zu können, daß Ihrer Maj. Regierung in die orientalische Frage auf eine Art eingegriffen habe, die vielmehr auf die Verhinderung, als auf die Herbeiführung von Feindseligkeiten berechnet sey. Sir R. Peel fragt, ob der edle Lord gegenüber die den Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betreffenden Papiere auf den Tisch des Hauses niederzulegen Willens sey. Die Würde des Parlaments erheische es, daß es seine Wissenschaft über eine so wichtige Sache nicht aus den Zeitungen, sondern aus amtlichen Quellen schöpfe. Lord J. Russell entgegnete, jene Documente seyen in Folge ihrer durch den Präsidenten geschehenen Mittheilung an den amerikanischen Congreß in die Zeitungen gekommen. Gegen ihre officielle Mittheilung an das Parlament habe er nichts zu erinnern, glaube aber, daß die Unterhandlungen über diese Frage eben jetzt auf einem Punkte stehen, wo ihre Discussion nicht rathsam sey. Hr. Hume wünscht zu erfahren, ob, behufs der (am 25 März) bevorstehenden Debatte über die Korngesetzfrage, die wichtigen und schätzenswerthen Berichte Dr. Bowrings über die im vorigen Sommer in Berlin gepflogenen Zollvereinsverhandlungen auf den Tisch niedergelegt werden sollen. Die Berichte seyen allerdings gedruckt und in den Händen einiger Mitglieder indeß

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[0546/0002] unterdrücken können.“ – Die gestern angekommenen Truppen gehören zu denen, welche unter dem General D. Ramon Narvaez in der Nacht vom 2 Nov. 1838 vor den Thoren von Madrid erschienen, in der angeblichen Absicht, die Nationalmiliz zu entwaffnen. Die Erbitterung der letztern gegen sie ist daher um so größer. – Als in der Sitzung von vorgestern die Meuterer in den Congreß eindringen wollten, trat ein Deputirter von der moderirten Partei, Hr. Salamanca, vor die HH. Caballero und Lopez mit den Worten: „Das Gesindel mag hier eindringen, aber ihr sollt nicht lebend aus dem Saale kommen,“ und zeigte ihnen dabei ein paar Pistolen vor. – Nachschrift. Englische und französische Blätter haben die Behauptung aufgestellt, der Marquis v. Rumigny habe seine Abberufung von hier verlangt. Ich kann Sie aus der sichersten Quelle versichern, daß der Botschafter nicht daran gedacht hat, und daß das ganze Gerücht auf einer Verwechselung mit dem spanischen Gesandten in Paris beruht, der um einen Urlaub angehalten hat, um sich wegen Familienangelegenheiten hierher zu begeben. [Abbildung] Telegraphische Depesche. Der französische Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 29 Febr. Abends. Die Sitzungen der Cortes haben heute wieder begonnen. Die Erörterung über die Verification der Vollmachten ward ohne einen Anschein von Gährung weder im Saale noch nach außen wieder aufgenommen. Es herrscht vollkommene Ruhe. Die Vergnügungen des Carnevals nehmen wieder ihren gewöhnlichen Lauf. Der Belagerungsstand dauert fort. Dem Echo du Monde Savant zufolge hat die spanische Regierung den bekannten Schriftsteller Ramon de la Sagra (der auch eine Reise durch Nordamerika herausgegeben) beauftragt, den Plan zu einem Corrections-Bußhaus (penitentiary) nach dem in Philadelphia befolgten System für Madrid zu entwerfen. Großbritannien. _ London, 2 März. Am 29 Febr. hielt die Königin im Buckinghampalaste Cour, wobei Hr. Guizot, durch Lord Palmerston eingeführt, Audienz hatte, um seine Creditive als Gesandter und Bevollmächtigter des Königs der Franzosen zu überreichen. Er wurde dann Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Albert vorgestellt. – Sofort erschienen städtische Deputationen aus den Provinzen mit Glückwunschadressen. Auch aus Edinburg ist eine solche, den dortigen Lord Provost (Bürgermeister) an der Spitze, in London eingetroffen. Das M. Chronicle theilt einen Brief über Prinz Albert aus Bonn dd. 17 Febr. mit, in welchem bewiesen seyn soll, daß der Prinz schon „im Studentenkragen“ seine volle Würdigkeit zu dem glänzenden Glück gezeigt habe, das ihm jetzt zu Theil geworden. Der Prinz, das besagt der Brief, habe an der Hochschule so solid und zurückgezogen gelebt, daß er nicht einmal die weiße Mütze getragen, durch welche die „Elite der Universität“ (d. h. im englischen Sinne des Worts, nicht etwa der talentvollste und fleißigste, sondern der adelige Theil der studirenden Jugend) ihre Verbindung von den acht gemeineren Landsmannschaften unterscheide. Der Correspondent fügt die wichtige Notiz bei, auch die jetzt auf der Bonner Hochschule befindlichen beiden Prinzen von Hessen trügen die weiße Mütze nicht. (M. Post.) Graf Nesselrode, Sohn des russischen Ministers des Auswärtigen in St. Petersburg, traf am 28 Febr. mit wichtigen Depeschen für Hrn. v. Brunnow in London ein. Am 2 März erschien der Herzog v. Wellington zum erstenmal wieder nach seiner Krankheit im Oberhaus. Er sah schwach und abgemagert aus, war aber bei trefflicher Laune. Fast sämmtliche Pairs, besonders die conservativen, näherten sich bei ihrem Eintritt in den Saal dem Sitze des edlen Herzogs, und schüttelten ihm die Hand. Gegen Lord Aberdeen äußerte er lachend: „Nun, Bergara haben wir gehabt!“ Die kurze Sitzung beschränkte sich auf Vorlegung von Petitionen über mancherlei Gegenstände; mehrere betrafen die Aufhebung oder Beschränkung der Korngesetze. Der Bischof von London kündigte eine Bill in Betreff des Gesetzes über Kirchenpatronat in Schottland an, welche den Streitigkeiten in der presbyterischen Kirche, die in neuerer Zeit hinsichtlich der Besetzung von Pfarrämtern so häufig vorkommen, ein Ziel setzen soll. (Die presbyterische Kirche ist in dem vereinigten Reichsparlament bekanntlich so wenig, als die römisch-katholische, durch Mitglieder aus dem Stande ihrer Geistlichkeit vertreten, obgleich erstere als die schottische Staatskirche anerkannt ist; aber freilich Bischöfe, die im Oberhaus sitzen könnten, hat diese Kirche nicht, und vom Hause der Gemeinen sind Kleriker überhaupt ausgeschlossen). Lord Lyndhurst übergab eine Petition wegen der Handelsverhältnisse Englands zu dem Königreich Sicilien, besonders in Bezug auf das Schwefelmonopol. Der edle und gelehrte Lord erinnerte daran, welch großen Nachtheil dieses Monopol dem englischen Handel bringe, zumal da, in Folge neuerer Entdeckungen in der Chemie, der Schwefel für so viele Fabriken ein unentbehrliches Requisit geworden sey, was daraus ersichtlich, daß die Einfuhr dieses Artikels in England, welche im Jahr 1826 kaum 4000 Tonnen betragen, im Jahr 1837 auf das Eilffache: auf 44,000 Tonnen gestiegen gewesen sey, und fast der ganze Bedarf werde aus der Insel Sicilien eingeführt. Die Bittschrift ward auf den Tisch niedergelegt, und das Haus vertagte sich. Im Beginn der Unterhaussitzung am 2 März zeigte Lord J. Russell an, daß er am 5 März auf Ermächtigung zu Einbringung einer Bill antragen wolle, die den Zweck haben soll, den Druckern parlamentarischer Urkunden summarischen Schutz zu gewähren. (Hört!) Hr. Hume kündigt an, am 6 März wolle er die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Stand der orientalischen Angelegenheiten und die falsche Politik der Regierung lenken, welche den Krieg im Orient aufrecht zu halten suche. Lord J. Russell antwortete, er hoffe alsdann beweisen zu können, daß Ihrer Maj. Regierung in die orientalische Frage auf eine Art eingegriffen habe, die vielmehr auf die Verhinderung, als auf die Herbeiführung von Feindseligkeiten berechnet sey. Sir R. Peel fragt, ob der edle Lord gegenüber die den Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betreffenden Papiere auf den Tisch des Hauses niederzulegen Willens sey. Die Würde des Parlaments erheische es, daß es seine Wissenschaft über eine so wichtige Sache nicht aus den Zeitungen, sondern aus amtlichen Quellen schöpfe. Lord J. Russell entgegnete, jene Documente seyen in Folge ihrer durch den Präsidenten geschehenen Mittheilung an den amerikanischen Congreß in die Zeitungen gekommen. Gegen ihre officielle Mittheilung an das Parlament habe er nichts zu erinnern, glaube aber, daß die Unterhandlungen über diese Frage eben jetzt auf einem Punkte stehen, wo ihre Discussion nicht rathsam sey. Hr. Hume wünscht zu erfahren, ob, behufs der (am 25 März) bevorstehenden Debatte über die Korngesetzfrage, die wichtigen und schätzenswerthen Berichte Dr. Bowrings über die im vorigen Sommer in Berlin gepflogenen Zollvereinsverhandlungen auf den Tisch niedergelegt werden sollen. Die Berichte seyen allerdings gedruckt und in den Händen einiger Mitglieder indeß

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 69. Augsburg, 9. März 1840, S. 0546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_069_18400309/2>, abgerufen am 29.04.2024.