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Allgemeine Zeitung. Nr. 129. Augsburg, 8. Mai 1840.

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ankündigen. Sollte sich inzwischen die schreckliche Nachricht bestätigen, welche die Singaporer Zeitung meldet, so müßte es zwischen uns und China zu einem furchtbaren Krieg kommen, wobei jener ursprüngliche Grund (wenn überhaupt das gewaltsame Verfahren, wodurch die Chinesen sich des brittischen Opiums bemächtigten, nicht schon auf einem tiefern Grund ruht) bald in Vergessenheit gerathen würde. Es heißt dort nämlich, der Kaiser habe, sobald ihm die Zerstörung seiner Flotille durch zwei englische Schiffe kund geworden, die Ermordung aller Engländer befohlen, welcher man habhaft werden könne, und es seyen hierauf wirklich deren 200 ermordet worden. Ein solches Verfahren wäre bei den bekannten Grundsätzen der Gerechtigkeit, welche die Mandschu gegen Ausländer hegen, zwar nicht unmöglich; aber was die ganze Erzählung zweifelhaft macht, ist der Zusatz, daß der Generalgouverneur von Indien auf die Nachricht eine Verstärkung von 40,000 Mann abgeschickt habe, mit dem Befehl, keinem Chinesen Quartier zu geben - ein Beschluß, wozu dieser Beamte durchaus keine Ermächtigung haben konnte, wie er es auch nicht auf sich nehmen würde, mit einer verhältnißmäßig so geringen Mannschaft und ehe die ganze Flotte versammelt wäre, gegen ein so stark bevölkertes Land einen Rachezug zu unternehmen. Auch melden die letzten Nachrichten von Bombay, wo man, dem Datum nach, es hätte wissen müssen, nichts von der Sache. Es läßt sich indessen beinahe mit Gewißheit annehmen, daß die Chinesen, in ihrer Bitterkeit, sich Manches werden zu Schulden kommen lassen, was zu bedeutenden Resultaten führen muß. - Sonst wüßte ich Ihnen nur noch mitzutheilen, daß die Tiraden, welche sich nicht nur radicale, sondern auch manche angesehene Toryjournale gegen die Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem Lande erlauben, in einem Städtchen Namens Cole, in Lanceshire, bittre Frucht getragen. Die Polizei wurde nämlich vom Pöbel angegriffen und mehrere Mann derselben schwer verwundet. Bei der Gelegenheit bewährte sich aber auch wieder die Macht des Rechts über gesetzlose Tollheit, indem es nach einem hartnäckigen Kampfe 16 Polizeidienern gelang, ein Gesindel, dessen Zahl man auf Tausende anschlug, auseinander zu treiben und die Straßen von demselben zu reinigen. - In Irland dauern die Versammlungen gegen Stanley's Maaßregel fort; besonders hat eine sehr wichtige stattgefunden, wobei ein Ponsonby den Vorsitz führte. Die Tories zu Belfast haben dagegen eine Versammlung zu Gunsten der Bill berufen.

Frankreich.

(Moniteur.) Die Resultate des glänzenden Treffens, das in der Gegend von Selsous von dem Scheik El Arab Ben Ganah gegen Ben Azus, den Lieutenant Abd-El-Kader's, der in die Provinz Constantine eingedrungen war, geliefert wurde, sind bekannt. Die den Truppen des Emirs durch unsern unerschrockenen Verbündeten abgenommenen Fahnen, worunter sich auch die des gänzlich aufgeriebenen regelmäßigen Bataillons befindet, wurden von dem Ordonnanzofficier des Generallieutenants Galbois, Hrn. v. Vallabregue, nach Paris gebracht, und von dem Minister bei dem allgemeinen Empfang am 1 Mai präsentirt.

Von den gestern erwähnten Anreden der beiden Kammerpräsidenten tragen wir folgende Stellen nach: "Baron Pasquier begann mit den Glückwünschen zu der Vermählung des Herzogs von Nemours. "Die Abwesenden wie die Anwesenden, Alles zeigt uns hier, wie sehr von Ihnen und um Sie die Pflichten des Vaters und des Königs, die der Kinder und der Prinzen erkannt werden. In der Zeit, worin wir leben, mußten die Söhne des Königs der Franzosen in jeder Beziehung mit dem schönen, durch so große Erinnerungen geweihten Namen der Söhne Frankreichs begrüßt werden können. Unsere Glückwünsche, Sire, gelten zugleich jenem hochherzigen, großen Gedanken, der Sie bewog an die Vermählung Ihres zweiten Sohnes die Vervollständigung jenes Actes zu knüpfen, wodurch die Verbindung des Herzogs von Orleans bezeichnet wurde, jenes Acts, welcher immer in der Geschichte Ihrer Regierung als einer Ihrer schönsten Ansprüche auf Ruhm feststehen wird, denn Milde und Gnade sind das schönste Attribut der mit Gerechtigkeit verbundenen Gewalt. Wir wiederholen mit Freude, daß sie die Regierung, die bei gehörigem Anlaß eine wohlthätige Anwendung davon zu machen weiß, ehren ohne sie zu schwächen." Der König antwortete unter Anderm: "Die edle Art, womit die Pairskammer ihre peinlichen Pflichten erfüllte, hat mächtig dazu beigetragen, mir das Glück zu verschaffen, die zwei Amnestien zu erlassen. Es war für mich ein süßes Gefühl, diese aus meinem Herzen hervorgegangenen und durch eine weise Politik empfohlenen Acte an die beiden Verbindungen zu knüpfen, welche den Trost und das Glück meiner Familie ausmachen. ... Ich bin nicht minder gerührt von dem gerechten Zoll der Anerkennung, welchen die Pairskammer der Hingebung meiner Kinder darbringt. Frankreich wird jedesmal, wenn es ihres Arms zur Aufrechthaltung des Ruhms unserer Waffen, oder im Innern zur Vertheidigung unserer Institutionen bedürfen sollte, sie bereit finden, ihm ihr Leben zu weihen."

Die Rede des Präsidenten der Deputirtenkammer, Hrn. Sauzet, hatte dieselben Hauptpunkte, wie die des Präsidenten der Pairskammer zum Gegenstand. "Das Vaterland, sagte er unter Anderm, ist stolz auf Ihre Söhne, wie auf jene junge Armee, die durch ihre Heldenthaten neue Namen an die Seite der schönsten Namen ihrer Geschichte eingegraben hat. Diese Erinnerungen ergreifen alle Herzen; sie bezeugen die unzerstörbare Macht unseres Gefühls für Nationalwürde. Dieses Gefühl ist die Seele des Landes. Es ist die Rettung in schwierigen Tagen, während es in ruhigen Zeiten, wenn andere Bande lockerer werden, großherzige Gemüther mit wohlthätiger Energie an einander schließt, und dem Frieden den Charakter der Größe und der Dauer leiht. Frankreich, Sire, hängt mit heißem Verlangen an jenem der ganzen Welt so theuren Frieden. Es will ihn, um allen Kräften seiner Thätigkeit, aller Macht seiner Intelligenz ihre natürliche Springkraft zu geben. Es wünscht ihn, um jene bildungverbreitende Bewegung zu befruchten, die Alles beseelt, ohne etwas zu verwirren, die das Land bereichert, ohne es zu entkräften. Während es aber mit Vertrauen die Leitung jener friedlichen Arbeiten der Weisheit des Königs und der Kammern überläßt, wendet es auch die Augen auf seine Kinder, die für das Vaterland kämpfen, und wiederholt sich mit Stolz, daß keine seiner Kräfte schlummert, und daß die Zeit ihm keine Art seines Ruhms entzogen hat." Der König antwortete: "Ich höre mit Vergnügen, wie Sie den Eifer meiner Kinder für den Dienst des Vaterlandes würdigen. Von der reinsten und uneigennützigsten Hingebung beseelt, werden sie immer bereit seyn, ihr Blut für Frankreich zu vergießen, in den Reihen unserer tapfern Armee zu kämpfen, um die Ehre unserer Fahnen zu unterstützen und jene Institutionen aufrecht zu erhalten, welche die Ordnung wie die Freiheit verbürgen.... Ich fühle mich glücklich, daß ich durch einen neuen Gnadenact das Vergessen der Vergangenheit besiegeln konnte. Möge er den Haß erlöschen, und jene Leidenschaften dämpfen, die vielleicht die einzige Gefahr bilden, die wir noch zu fürchten haben! Es ist ein glückliches Gefühl für mich, die letzten Spuren jener

ankündigen. Sollte sich inzwischen die schreckliche Nachricht bestätigen, welche die Singaporer Zeitung meldet, so müßte es zwischen uns und China zu einem furchtbaren Krieg kommen, wobei jener ursprüngliche Grund (wenn überhaupt das gewaltsame Verfahren, wodurch die Chinesen sich des brittischen Opiums bemächtigten, nicht schon auf einem tiefern Grund ruht) bald in Vergessenheit gerathen würde. Es heißt dort nämlich, der Kaiser habe, sobald ihm die Zerstörung seiner Flotille durch zwei englische Schiffe kund geworden, die Ermordung aller Engländer befohlen, welcher man habhaft werden könne, und es seyen hierauf wirklich deren 200 ermordet worden. Ein solches Verfahren wäre bei den bekannten Grundsätzen der Gerechtigkeit, welche die Mandschu gegen Ausländer hegen, zwar nicht unmöglich; aber was die ganze Erzählung zweifelhaft macht, ist der Zusatz, daß der Generalgouverneur von Indien auf die Nachricht eine Verstärkung von 40,000 Mann abgeschickt habe, mit dem Befehl, keinem Chinesen Quartier zu geben – ein Beschluß, wozu dieser Beamte durchaus keine Ermächtigung haben konnte, wie er es auch nicht auf sich nehmen würde, mit einer verhältnißmäßig so geringen Mannschaft und ehe die ganze Flotte versammelt wäre, gegen ein so stark bevölkertes Land einen Rachezug zu unternehmen. Auch melden die letzten Nachrichten von Bombay, wo man, dem Datum nach, es hätte wissen müssen, nichts von der Sache. Es läßt sich indessen beinahe mit Gewißheit annehmen, daß die Chinesen, in ihrer Bitterkeit, sich Manches werden zu Schulden kommen lassen, was zu bedeutenden Resultaten führen muß. – Sonst wüßte ich Ihnen nur noch mitzutheilen, daß die Tiraden, welche sich nicht nur radicale, sondern auch manche angesehene Toryjournale gegen die Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem Lande erlauben, in einem Städtchen Namens Cole, in Lanceshire, bittre Frucht getragen. Die Polizei wurde nämlich vom Pöbel angegriffen und mehrere Mann derselben schwer verwundet. Bei der Gelegenheit bewährte sich aber auch wieder die Macht des Rechts über gesetzlose Tollheit, indem es nach einem hartnäckigen Kampfe 16 Polizeidienern gelang, ein Gesindel, dessen Zahl man auf Tausende anschlug, auseinander zu treiben und die Straßen von demselben zu reinigen. – In Irland dauern die Versammlungen gegen Stanley's Maaßregel fort; besonders hat eine sehr wichtige stattgefunden, wobei ein Ponsonby den Vorsitz führte. Die Tories zu Belfast haben dagegen eine Versammlung zu Gunsten der Bill berufen.

Frankreich.

(Moniteur.) Die Resultate des glänzenden Treffens, das in der Gegend von Selsous von dem Scheik El Arab Ben Ganah gegen Ben Azus, den Lieutenant Abd-El-Kader's, der in die Provinz Constantine eingedrungen war, geliefert wurde, sind bekannt. Die den Truppen des Emirs durch unsern unerschrockenen Verbündeten abgenommenen Fahnen, worunter sich auch die des gänzlich aufgeriebenen regelmäßigen Bataillons befindet, wurden von dem Ordonnanzofficier des Generallieutenants Galbois, Hrn. v. Vallabrègue, nach Paris gebracht, und von dem Minister bei dem allgemeinen Empfang am 1 Mai präsentirt.

Von den gestern erwähnten Anreden der beiden Kammerpräsidenten tragen wir folgende Stellen nach: „Baron Pasquier begann mit den Glückwünschen zu der Vermählung des Herzogs von Nemours. „Die Abwesenden wie die Anwesenden, Alles zeigt uns hier, wie sehr von Ihnen und um Sie die Pflichten des Vaters und des Königs, die der Kinder und der Prinzen erkannt werden. In der Zeit, worin wir leben, mußten die Söhne des Königs der Franzosen in jeder Beziehung mit dem schönen, durch so große Erinnerungen geweihten Namen der Söhne Frankreichs begrüßt werden können. Unsere Glückwünsche, Sire, gelten zugleich jenem hochherzigen, großen Gedanken, der Sie bewog an die Vermählung Ihres zweiten Sohnes die Vervollständigung jenes Actes zu knüpfen, wodurch die Verbindung des Herzogs von Orleans bezeichnet wurde, jenes Acts, welcher immer in der Geschichte Ihrer Regierung als einer Ihrer schönsten Ansprüche auf Ruhm feststehen wird, denn Milde und Gnade sind das schönste Attribut der mit Gerechtigkeit verbundenen Gewalt. Wir wiederholen mit Freude, daß sie die Regierung, die bei gehörigem Anlaß eine wohlthätige Anwendung davon zu machen weiß, ehren ohne sie zu schwächen.“ Der König antwortete unter Anderm: „Die edle Art, womit die Pairskammer ihre peinlichen Pflichten erfüllte, hat mächtig dazu beigetragen, mir das Glück zu verschaffen, die zwei Amnestien zu erlassen. Es war für mich ein süßes Gefühl, diese aus meinem Herzen hervorgegangenen und durch eine weise Politik empfohlenen Acte an die beiden Verbindungen zu knüpfen, welche den Trost und das Glück meiner Familie ausmachen. ... Ich bin nicht minder gerührt von dem gerechten Zoll der Anerkennung, welchen die Pairskammer der Hingebung meiner Kinder darbringt. Frankreich wird jedesmal, wenn es ihres Arms zur Aufrechthaltung des Ruhms unserer Waffen, oder im Innern zur Vertheidigung unserer Institutionen bedürfen sollte, sie bereit finden, ihm ihr Leben zu weihen.“

Die Rede des Präsidenten der Deputirtenkammer, Hrn. Sauzet, hatte dieselben Hauptpunkte, wie die des Präsidenten der Pairskammer zum Gegenstand. „Das Vaterland, sagte er unter Anderm, ist stolz auf Ihre Söhne, wie auf jene junge Armee, die durch ihre Heldenthaten neue Namen an die Seite der schönsten Namen ihrer Geschichte eingegraben hat. Diese Erinnerungen ergreifen alle Herzen; sie bezeugen die unzerstörbare Macht unseres Gefühls für Nationalwürde. Dieses Gefühl ist die Seele des Landes. Es ist die Rettung in schwierigen Tagen, während es in ruhigen Zeiten, wenn andere Bande lockerer werden, großherzige Gemüther mit wohlthätiger Energie an einander schließt, und dem Frieden den Charakter der Größe und der Dauer leiht. Frankreich, Sire, hängt mit heißem Verlangen an jenem der ganzen Welt so theuren Frieden. Es will ihn, um allen Kräften seiner Thätigkeit, aller Macht seiner Intelligenz ihre natürliche Springkraft zu geben. Es wünscht ihn, um jene bildungverbreitende Bewegung zu befruchten, die Alles beseelt, ohne etwas zu verwirren, die das Land bereichert, ohne es zu entkräften. Während es aber mit Vertrauen die Leitung jener friedlichen Arbeiten der Weisheit des Königs und der Kammern überläßt, wendet es auch die Augen auf seine Kinder, die für das Vaterland kämpfen, und wiederholt sich mit Stolz, daß keine seiner Kräfte schlummert, und daß die Zeit ihm keine Art seines Ruhms entzogen hat.“ Der König antwortete: „Ich höre mit Vergnügen, wie Sie den Eifer meiner Kinder für den Dienst des Vaterlandes würdigen. Von der reinsten und uneigennützigsten Hingebung beseelt, werden sie immer bereit seyn, ihr Blut für Frankreich zu vergießen, in den Reihen unserer tapfern Armee zu kämpfen, um die Ehre unserer Fahnen zu unterstützen und jene Institutionen aufrecht zu erhalten, welche die Ordnung wie die Freiheit verbürgen.... Ich fühle mich glücklich, daß ich durch einen neuen Gnadenact das Vergessen der Vergangenheit besiegeln konnte. Möge er den Haß erlöschen, und jene Leidenschaften dämpfen, die vielleicht die einzige Gefahr bilden, die wir noch zu fürchten haben! Es ist ein glückliches Gefühl für mich, die letzten Spuren jener

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[1027/0003] ankündigen. Sollte sich inzwischen die schreckliche Nachricht bestätigen, welche die Singaporer Zeitung meldet, so müßte es zwischen uns und China zu einem furchtbaren Krieg kommen, wobei jener ursprüngliche Grund (wenn überhaupt das gewaltsame Verfahren, wodurch die Chinesen sich des brittischen Opiums bemächtigten, nicht schon auf einem tiefern Grund ruht) bald in Vergessenheit gerathen würde. Es heißt dort nämlich, der Kaiser habe, sobald ihm die Zerstörung seiner Flotille durch zwei englische Schiffe kund geworden, die Ermordung aller Engländer befohlen, welcher man habhaft werden könne, und es seyen hierauf wirklich deren 200 ermordet worden. Ein solches Verfahren wäre bei den bekannten Grundsätzen der Gerechtigkeit, welche die Mandschu gegen Ausländer hegen, zwar nicht unmöglich; aber was die ganze Erzählung zweifelhaft macht, ist der Zusatz, daß der Generalgouverneur von Indien auf die Nachricht eine Verstärkung von 40,000 Mann abgeschickt habe, mit dem Befehl, keinem Chinesen Quartier zu geben – ein Beschluß, wozu dieser Beamte durchaus keine Ermächtigung haben konnte, wie er es auch nicht auf sich nehmen würde, mit einer verhältnißmäßig so geringen Mannschaft und ehe die ganze Flotte versammelt wäre, gegen ein so stark bevölkertes Land einen Rachezug zu unternehmen. Auch melden die letzten Nachrichten von Bombay, wo man, dem Datum nach, es hätte wissen müssen, nichts von der Sache. Es läßt sich indessen beinahe mit Gewißheit annehmen, daß die Chinesen, in ihrer Bitterkeit, sich Manches werden zu Schulden kommen lassen, was zu bedeutenden Resultaten führen muß. – Sonst wüßte ich Ihnen nur noch mitzutheilen, daß die Tiraden, welche sich nicht nur radicale, sondern auch manche angesehene Toryjournale gegen die Einführung einer regelmäßigen Polizei auf dem Lande erlauben, in einem Städtchen Namens Cole, in Lanceshire, bittre Frucht getragen. Die Polizei wurde nämlich vom Pöbel angegriffen und mehrere Mann derselben schwer verwundet. Bei der Gelegenheit bewährte sich aber auch wieder die Macht des Rechts über gesetzlose Tollheit, indem es nach einem hartnäckigen Kampfe 16 Polizeidienern gelang, ein Gesindel, dessen Zahl man auf Tausende anschlug, auseinander zu treiben und die Straßen von demselben zu reinigen. – In Irland dauern die Versammlungen gegen Stanley's Maaßregel fort; besonders hat eine sehr wichtige stattgefunden, wobei ein Ponsonby den Vorsitz führte. Die Tories zu Belfast haben dagegen eine Versammlung zu Gunsten der Bill berufen. Frankreich. _ Paris, 3 Mai. (Moniteur.) Die Resultate des glänzenden Treffens, das in der Gegend von Selsous von dem Scheik El Arab Ben Ganah gegen Ben Azus, den Lieutenant Abd-El-Kader's, der in die Provinz Constantine eingedrungen war, geliefert wurde, sind bekannt. Die den Truppen des Emirs durch unsern unerschrockenen Verbündeten abgenommenen Fahnen, worunter sich auch die des gänzlich aufgeriebenen regelmäßigen Bataillons befindet, wurden von dem Ordonnanzofficier des Generallieutenants Galbois, Hrn. v. Vallabrègue, nach Paris gebracht, und von dem Minister bei dem allgemeinen Empfang am 1 Mai präsentirt. Von den gestern erwähnten Anreden der beiden Kammerpräsidenten tragen wir folgende Stellen nach: „Baron Pasquier begann mit den Glückwünschen zu der Vermählung des Herzogs von Nemours. „Die Abwesenden wie die Anwesenden, Alles zeigt uns hier, wie sehr von Ihnen und um Sie die Pflichten des Vaters und des Königs, die der Kinder und der Prinzen erkannt werden. In der Zeit, worin wir leben, mußten die Söhne des Königs der Franzosen in jeder Beziehung mit dem schönen, durch so große Erinnerungen geweihten Namen der Söhne Frankreichs begrüßt werden können. Unsere Glückwünsche, Sire, gelten zugleich jenem hochherzigen, großen Gedanken, der Sie bewog an die Vermählung Ihres zweiten Sohnes die Vervollständigung jenes Actes zu knüpfen, wodurch die Verbindung des Herzogs von Orleans bezeichnet wurde, jenes Acts, welcher immer in der Geschichte Ihrer Regierung als einer Ihrer schönsten Ansprüche auf Ruhm feststehen wird, denn Milde und Gnade sind das schönste Attribut der mit Gerechtigkeit verbundenen Gewalt. Wir wiederholen mit Freude, daß sie die Regierung, die bei gehörigem Anlaß eine wohlthätige Anwendung davon zu machen weiß, ehren ohne sie zu schwächen.“ Der König antwortete unter Anderm: „Die edle Art, womit die Pairskammer ihre peinlichen Pflichten erfüllte, hat mächtig dazu beigetragen, mir das Glück zu verschaffen, die zwei Amnestien zu erlassen. Es war für mich ein süßes Gefühl, diese aus meinem Herzen hervorgegangenen und durch eine weise Politik empfohlenen Acte an die beiden Verbindungen zu knüpfen, welche den Trost und das Glück meiner Familie ausmachen. ... Ich bin nicht minder gerührt von dem gerechten Zoll der Anerkennung, welchen die Pairskammer der Hingebung meiner Kinder darbringt. Frankreich wird jedesmal, wenn es ihres Arms zur Aufrechthaltung des Ruhms unserer Waffen, oder im Innern zur Vertheidigung unserer Institutionen bedürfen sollte, sie bereit finden, ihm ihr Leben zu weihen.“ Die Rede des Präsidenten der Deputirtenkammer, Hrn. Sauzet, hatte dieselben Hauptpunkte, wie die des Präsidenten der Pairskammer zum Gegenstand. „Das Vaterland, sagte er unter Anderm, ist stolz auf Ihre Söhne, wie auf jene junge Armee, die durch ihre Heldenthaten neue Namen an die Seite der schönsten Namen ihrer Geschichte eingegraben hat. Diese Erinnerungen ergreifen alle Herzen; sie bezeugen die unzerstörbare Macht unseres Gefühls für Nationalwürde. Dieses Gefühl ist die Seele des Landes. Es ist die Rettung in schwierigen Tagen, während es in ruhigen Zeiten, wenn andere Bande lockerer werden, großherzige Gemüther mit wohlthätiger Energie an einander schließt, und dem Frieden den Charakter der Größe und der Dauer leiht. Frankreich, Sire, hängt mit heißem Verlangen an jenem der ganzen Welt so theuren Frieden. Es will ihn, um allen Kräften seiner Thätigkeit, aller Macht seiner Intelligenz ihre natürliche Springkraft zu geben. Es wünscht ihn, um jene bildungverbreitende Bewegung zu befruchten, die Alles beseelt, ohne etwas zu verwirren, die das Land bereichert, ohne es zu entkräften. Während es aber mit Vertrauen die Leitung jener friedlichen Arbeiten der Weisheit des Königs und der Kammern überläßt, wendet es auch die Augen auf seine Kinder, die für das Vaterland kämpfen, und wiederholt sich mit Stolz, daß keine seiner Kräfte schlummert, und daß die Zeit ihm keine Art seines Ruhms entzogen hat.“ Der König antwortete: „Ich höre mit Vergnügen, wie Sie den Eifer meiner Kinder für den Dienst des Vaterlandes würdigen. Von der reinsten und uneigennützigsten Hingebung beseelt, werden sie immer bereit seyn, ihr Blut für Frankreich zu vergießen, in den Reihen unserer tapfern Armee zu kämpfen, um die Ehre unserer Fahnen zu unterstützen und jene Institutionen aufrecht zu erhalten, welche die Ordnung wie die Freiheit verbürgen.... Ich fühle mich glücklich, daß ich durch einen neuen Gnadenact das Vergessen der Vergangenheit besiegeln konnte. Möge er den Haß erlöschen, und jene Leidenschaften dämpfen, die vielleicht die einzige Gefahr bilden, die wir noch zu fürchten haben! Es ist ein glückliches Gefühl für mich, die letzten Spuren jener

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 129. Augsburg, 8. Mai 1840, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_129_18400508/3>, abgerufen am 29.04.2024.