Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 139. Augsburg, 18. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

einer Frauensperson, daß am Tage vor dem Mord, Carr, der sie zu einer Flasche Bier eingeladen hatte, sie aufforderte, auf seine Gesundheit zu trinken, da er binnen kurzem nach Australien gehen würde. Der Kellner des gegenüberliegenden Hauses, ein gewisser Young, soll geäußert haben, daß er, hinsichtlich der Zimmeruntersuchung, dem Gericht eine wichtige Entdeckung machen wolle. - Der Zudrang der Menge war gestern, am Sonntag, noch stärker als am Sonnabend; viele Gesichter, die man schon vorgestern gesehen hatte, hielten auch gestern trotz einiger starken Regenschauer, den ganzen Tag über aus, immer hoffend, daß eine entscheidende Entdeckung aus der Hausthür treten müsse: erst nach Mitternacht ist es dem fortwährenden Regen gelungen, Norfolkstreet von ihren Besuchern vollkommen zu reinigen.

In einer Versammlung der irischen Nationalgesellschaft, am 4 Mai, verlas O'Connell einen umständlichen Bericht des Ausschusses über Bildung, Wahlvertheilung und Berufung des künftigen irischen Parlaments, dessen Daseyn als nothwendige Folge der aufgehobenen Vereinigung zugleich mit dieser bereits als entschieden vorausgesetzt wird. "Ich hoffe zu Gott, sagte O'Connell, wir werden leben, um den Tag zu sehen, wo die Königin selbst unser Parlament eröffnen wird." Die vorgeschlagene Zahl der Glieder des künftigen Unterhauses ist 300, die des Oberhauses 100, so daß zu den schon vorhandenen 80 Pairs die Königin noch 20 aus den Landeigenthümern hinzu ernennen soll. Was die mit der ganzen Einrichtung beider Häuser zu bevollmächtigende Behörde betrifft, so schlägt O'Connell vor, daß solche keine andere seyn dürfte, als ein von der Königin, theilweise aus den jetzigen Vertretern Irlands, berufenes vorläufiges Parlament: und dieser Vorschlag wird von der Gesellschaft angenommen. Eben so finden zwei andere mehr ins Einzelne gehende Vorschläge O'Connells allgemeinen Beifall, nämlich erstens, daß rechts vom Stuhle des Sprechers die Worte (des kürzlich verstorbenen Hrn. Drummond) gedruckt werden sollen: Eigenthum hat seine Pflichten wie seine Rechte; und zweitens, daß auf der Mauer unter der Glocke der merkwürdige Ausspruch Grattans zu lesen kommen soll: "Laß kein Volk, stark genug ein Volk zu seyn, darein willigen, eine Provinz zu seyn." - Unter den an O'Connell gerichteten Briefen der neu beitretenden Mitglieder war folgender: "Sehr geschätzter Sir! Obgleich ein Fermanagh-man, fühle ich mich doch gedrungen, den am Donnerstag gefaßten Beschlüssen über Kornpreis meine volle Beistimmung zu geben. Es wird mir Ehre machen, meinen Namen unter den Repealern zu sehen - eingeschlossen 1 Pf. St. als Subscription. In der Hoffnung euch und eurer Familie im Himmel zu begegnen (besonders Hrn. Moriz) habe ich die Ehre zu seyn William Thompson."

Frankreich.

Der König, die Königin und die k. Familie haben sich auf einige Tage nach Fontainebleau begeben.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Der Seepräfect an den Seeminister. Toulon, 11 Mai 6 Uhr Abends. Der Commandant des Seewesens von Algier schreibt mir unterm 7 Mai: "Die Armee steht fortwährend bei dem Pachthof von Muzaia. Es gibt keine, oder nur wenige Kranke. Die Prinzen befinden sich wohl."

(Journal des Debats.) Der Pachthof von Muzaya liegt drei Lieues von Blidah, auf der Straße von Medeah am Fuße des Atlas, woraus sich ergäbe, daß die Armee sich seit dem 27 und 28 April zurückgezogen hätte, weil sie sich an diesen beiden Tagen bei Affrum und am Uad-el-Dscher schlug und lagerte, die auf der Straße von Miliana, drei bis vier Lieues von ihrer gegenwärtigen Stellung liegen. Ohne Zweifel hätte eine der Divisionen der Armee schon am ersten Tage der Operationen zu Muzaya Posto fassen sollen, um den Feind glauben zu machen, daß man unverzüglich nach Medeah rücken wolle, und um das rechts auszuführende Manöuvre gegen Affrum zu maskiren. Da aber die Operationen nicht fortdauerten, so dürften die Beweggründe der Concentrirung der Armee an dem Pachthofe Muzaya folgende seyn. Wahrscheinlich hat Abd-El-Kader, bei Verdopplung seiner Bemühungen zur Verzögerung des Schlags, der seinen Untergang beginnen soll, und vielleicht von den Mauren und den Europäern berathen, die Taktik angenommen, eine Masse Araber auf dem Massiff und bis unter die Wälle von Algier vorzupoussiren, um die Armee von ihrer Bewegung nach Blidah oder Miliana abzulenken. Bereits hat uns ein amtlicher Bericht des Platzcommandanten von Algier gemeldet, daß der Feind am 28 April die Furth des Harrach passirt habe, und bis nach Birkadem im Massiff vorgedrungen sey, das auf dieser Seite offen bleibt, weil man den Fluß nie nach den Regeln der Militärbefestigung ausgegraben und so hergerichtet hatte, daß er einen großen natürlichen Graben gebildet hätte. Vielleicht waren auch, seit jenem ersten Einbruch des Feindes, seine Angriffe ernstlicher und weniger leicht durch irgend einen plötzlichen Zuwachs in der Zahl der Angreifenden zurückzuweisen. Der Marschall hätte schon, als er bei Affrum lagerte, zwei Bataillone und eine Schwadron von seiner Armee detaschiren und sie nach Algier zurückschicken sollen. Vielleicht mußte er in der Zwischenzeit eine zweite Abtheilung zur Vertheidigung des Massiffs liefern, und überdieß wird er sich in der Fassung erhalten haben, die Banlieue von Algier durch das Aufschieben seiner Offensivoperationen noch kräftiger zu beschützen. Man darf auch noch annehmen, daß das schon zwei Tage hintereinander mit großem Nachdruck von den Arabern und den Kabylen angegriffene Scherschel neuerdings mit verdoppelter Wuth angegriffen worden seyn mag, und daß man Verstärkungen dahin bringen mußte. Alle diese Umstände würden die Suspension des offensiven Feldzugs und das Aufstellen der Armee bei Muzaya erklären. Es ergäbe sich daraus, daß diese eingetretenen Hindernisse nichts Beunruhigendes an sich tragen. (Wir verweisen auf unsre heutige Touloner Correspondenz.)

Hr. Voisin de Gartempe, Pair von Frankreich, Rath bei dem Cassationshof, ist am 11 Mai in seinem 81sten Jahre, und der Viceadmiral Willaumez, der älteste der Generale der Seearmee, dessen Seedienste als Officier sich schon von der Expedition des Entrecasteaux datiren, in Paris gestorben.

Aus der Deputirtenkammersitzung vom 12 Mai haben wir gestern schon einen Theil der Rede des Ministers des Innern, Hrn. v. Remusat, in Bezug auf Napoleons Asche mitgetheilt. Wir tragen sie heute in vollständigerem Auszuge nach. Nachdem der Minister bemerkt hatte, daß der Prinz Joinville Napoleons irdische Ueberreste von St. Helena zurückbringen werde, fuhr er fort: "Die Regierung hat sich, voll Eifer eine so große Nationalpflicht zu erfüllen, an England gewandt. Sie verlangte von ihm jenes kostbare Unterpfand zurück, welches das Glück in seine Hände gegeben hatte. Das Verlangen wurde augenblicklich gewährt. Unser großherziger Alliirter antwortete mit folgenden Worten: "Die Regierung I. britt. Maj. hofft, daß die Raschheit ihrer Antwort in Frankreich als ein Beweis ihres Wunsches gelten werde, jenen Nationalhaß, der während des Lebens des Kaisers Frankreich und England wider einander bewaffnet hatte, bis auf die letzte Spur zu vertilgen. Die Regierung Ihrer brittischen Maj. schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß wenn solche Gesinnungen noch irgendwo existiren,

einer Frauensperson, daß am Tage vor dem Mord, Carr, der sie zu einer Flasche Bier eingeladen hatte, sie aufforderte, auf seine Gesundheit zu trinken, da er binnen kurzem nach Australien gehen würde. Der Kellner des gegenüberliegenden Hauses, ein gewisser Young, soll geäußert haben, daß er, hinsichtlich der Zimmeruntersuchung, dem Gericht eine wichtige Entdeckung machen wolle. – Der Zudrang der Menge war gestern, am Sonntag, noch stärker als am Sonnabend; viele Gesichter, die man schon vorgestern gesehen hatte, hielten auch gestern trotz einiger starken Regenschauer, den ganzen Tag über aus, immer hoffend, daß eine entscheidende Entdeckung aus der Hausthür treten müsse: erst nach Mitternacht ist es dem fortwährenden Regen gelungen, Norfolkstreet von ihren Besuchern vollkommen zu reinigen.

In einer Versammlung der irischen Nationalgesellschaft, am 4 Mai, verlas O'Connell einen umständlichen Bericht des Ausschusses über Bildung, Wahlvertheilung und Berufung des künftigen irischen Parlaments, dessen Daseyn als nothwendige Folge der aufgehobenen Vereinigung zugleich mit dieser bereits als entschieden vorausgesetzt wird. „Ich hoffe zu Gott, sagte O'Connell, wir werden leben, um den Tag zu sehen, wo die Königin selbst unser Parlament eröffnen wird.“ Die vorgeschlagene Zahl der Glieder des künftigen Unterhauses ist 300, die des Oberhauses 100, so daß zu den schon vorhandenen 80 Pairs die Königin noch 20 aus den Landeigenthümern hinzu ernennen soll. Was die mit der ganzen Einrichtung beider Häuser zu bevollmächtigende Behörde betrifft, so schlägt O'Connell vor, daß solche keine andere seyn dürfte, als ein von der Königin, theilweise aus den jetzigen Vertretern Irlands, berufenes vorläufiges Parlament: und dieser Vorschlag wird von der Gesellschaft angenommen. Eben so finden zwei andere mehr ins Einzelne gehende Vorschläge O'Connells allgemeinen Beifall, nämlich erstens, daß rechts vom Stuhle des Sprechers die Worte (des kürzlich verstorbenen Hrn. Drummond) gedruckt werden sollen: Eigenthum hat seine Pflichten wie seine Rechte; und zweitens, daß auf der Mauer unter der Glocke der merkwürdige Ausspruch Grattans zu lesen kommen soll: „Laß kein Volk, stark genug ein Volk zu seyn, darein willigen, eine Provinz zu seyn.“ – Unter den an O'Connell gerichteten Briefen der neu beitretenden Mitglieder war folgender: „Sehr geschätzter Sir! Obgleich ein Fermanagh-man, fühle ich mich doch gedrungen, den am Donnerstag gefaßten Beschlüssen über Kornpreis meine volle Beistimmung zu geben. Es wird mir Ehre machen, meinen Namen unter den Repealern zu sehen – eingeschlossen 1 Pf. St. als Subscription. In der Hoffnung euch und eurer Familie im Himmel zu begegnen (besonders Hrn. Moriz) habe ich die Ehre zu seyn William Thompson.“

Frankreich.

Der König, die Königin und die k. Familie haben sich auf einige Tage nach Fontainebleau begeben.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Der Seepräfect an den Seeminister. Toulon, 11 Mai 6 Uhr Abends. Der Commandant des Seewesens von Algier schreibt mir unterm 7 Mai: „Die Armee steht fortwährend bei dem Pachthof von Muzaïa. Es gibt keine, oder nur wenige Kranke. Die Prinzen befinden sich wohl.“

(Journal des Débats.) Der Pachthof von Muzaya liegt drei Lieues von Blidah, auf der Straße von Medeah am Fuße des Atlas, woraus sich ergäbe, daß die Armee sich seit dem 27 und 28 April zurückgezogen hätte, weil sie sich an diesen beiden Tagen bei Affrum und am Uad-el-Dscher schlug und lagerte, die auf der Straße von Miliana, drei bis vier Lieues von ihrer gegenwärtigen Stellung liegen. Ohne Zweifel hätte eine der Divisionen der Armee schon am ersten Tage der Operationen zu Muzaya Posto fassen sollen, um den Feind glauben zu machen, daß man unverzüglich nach Medeah rücken wolle, und um das rechts auszuführende Manöuvre gegen Affrum zu maskiren. Da aber die Operationen nicht fortdauerten, so dürften die Beweggründe der Concentrirung der Armee an dem Pachthofe Muzaya folgende seyn. Wahrscheinlich hat Abd-El-Kader, bei Verdopplung seiner Bemühungen zur Verzögerung des Schlags, der seinen Untergang beginnen soll, und vielleicht von den Mauren und den Europäern berathen, die Taktik angenommen, eine Masse Araber auf dem Massiff und bis unter die Wälle von Algier vorzupoussiren, um die Armee von ihrer Bewegung nach Blidah oder Miliana abzulenken. Bereits hat uns ein amtlicher Bericht des Platzcommandanten von Algier gemeldet, daß der Feind am 28 April die Furth des Harrach passirt habe, und bis nach Birkadem im Massiff vorgedrungen sey, das auf dieser Seite offen bleibt, weil man den Fluß nie nach den Regeln der Militärbefestigung ausgegraben und so hergerichtet hatte, daß er einen großen natürlichen Graben gebildet hätte. Vielleicht waren auch, seit jenem ersten Einbruch des Feindes, seine Angriffe ernstlicher und weniger leicht durch irgend einen plötzlichen Zuwachs in der Zahl der Angreifenden zurückzuweisen. Der Marschall hätte schon, als er bei Affrum lagerte, zwei Bataillone und eine Schwadron von seiner Armee detaschiren und sie nach Algier zurückschicken sollen. Vielleicht mußte er in der Zwischenzeit eine zweite Abtheilung zur Vertheidigung des Massiffs liefern, und überdieß wird er sich in der Fassung erhalten haben, die Banlieue von Algier durch das Aufschieben seiner Offensivoperationen noch kräftiger zu beschützen. Man darf auch noch annehmen, daß das schon zwei Tage hintereinander mit großem Nachdruck von den Arabern und den Kabylen angegriffene Scherschel neuerdings mit verdoppelter Wuth angegriffen worden seyn mag, und daß man Verstärkungen dahin bringen mußte. Alle diese Umstände würden die Suspension des offensiven Feldzugs und das Aufstellen der Armee bei Muzaya erklären. Es ergäbe sich daraus, daß diese eingetretenen Hindernisse nichts Beunruhigendes an sich tragen. (Wir verweisen auf unsre heutige Touloner Correspondenz.)

Hr. Voisin de Gartempe, Pair von Frankreich, Rath bei dem Cassationshof, ist am 11 Mai in seinem 81sten Jahre, und der Viceadmiral Willaumez, der älteste der Generale der Seearmee, dessen Seedienste als Officier sich schon von der Expedition des Entrecasteaux datiren, in Paris gestorben.

Aus der Deputirtenkammersitzung vom 12 Mai haben wir gestern schon einen Theil der Rede des Ministers des Innern, Hrn. v. Rémusat, in Bezug auf Napoleons Asche mitgetheilt. Wir tragen sie heute in vollständigerem Auszuge nach. Nachdem der Minister bemerkt hatte, daß der Prinz Joinville Napoleons irdische Ueberreste von St. Helena zurückbringen werde, fuhr er fort: „Die Regierung hat sich, voll Eifer eine so große Nationalpflicht zu erfüllen, an England gewandt. Sie verlangte von ihm jenes kostbare Unterpfand zurück, welches das Glück in seine Hände gegeben hatte. Das Verlangen wurde augenblicklich gewährt. Unser großherziger Alliirter antwortete mit folgenden Worten: „Die Regierung I. britt. Maj. hofft, daß die Raschheit ihrer Antwort in Frankreich als ein Beweis ihres Wunsches gelten werde, jenen Nationalhaß, der während des Lebens des Kaisers Frankreich und England wider einander bewaffnet hatte, bis auf die letzte Spur zu vertilgen. Die Regierung Ihrer brittischen Maj. schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß wenn solche Gesinnungen noch irgendwo existiren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0003" n="1107"/>
einer Frauensperson, daß am Tage vor dem Mord, Carr, der sie zu einer Flasche Bier eingeladen hatte, sie aufforderte, auf seine Gesundheit zu trinken, da er binnen kurzem nach Australien gehen würde. Der Kellner des gegenüberliegenden Hauses, ein gewisser Young, soll geäußert haben, daß er, hinsichtlich der Zimmeruntersuchung, dem Gericht eine wichtige Entdeckung machen wolle. &#x2013; Der Zudrang der Menge war gestern, am Sonntag, noch stärker als am Sonnabend; viele Gesichter, die man schon vorgestern gesehen hatte, hielten auch gestern trotz einiger starken Regenschauer, den ganzen Tag über aus, immer hoffend, daß eine entscheidende Entdeckung aus der Hausthür treten müsse: erst nach Mitternacht ist es dem fortwährenden Regen gelungen, Norfolkstreet von ihren Besuchern vollkommen zu reinigen.</p><lb/>
          <p>In einer Versammlung der irischen Nationalgesellschaft, am 4 Mai, verlas O'Connell einen umständlichen Bericht des Ausschusses über Bildung, Wahlvertheilung und Berufung des künftigen irischen Parlaments, dessen Daseyn als nothwendige Folge der aufgehobenen Vereinigung zugleich mit dieser bereits als entschieden vorausgesetzt wird. &#x201E;Ich hoffe zu Gott, sagte O'Connell, wir werden leben, um den Tag zu sehen, wo die Königin selbst unser Parlament eröffnen wird.&#x201C; Die vorgeschlagene Zahl der Glieder des künftigen Unterhauses ist 300, die des Oberhauses 100, so daß zu den schon vorhandenen 80 Pairs die Königin noch 20 aus den Landeigenthümern hinzu ernennen soll. Was die mit der ganzen Einrichtung beider Häuser zu bevollmächtigende Behörde betrifft, so schlägt O'Connell vor, daß solche keine andere seyn dürfte, als ein von der Königin, theilweise aus den jetzigen Vertretern Irlands, berufenes vorläufiges Parlament: und dieser Vorschlag wird von der Gesellschaft angenommen. Eben so finden zwei andere mehr ins Einzelne gehende Vorschläge O'Connells allgemeinen Beifall, nämlich erstens, daß rechts vom Stuhle des Sprechers die Worte (des kürzlich verstorbenen Hrn. Drummond) gedruckt werden sollen: Eigenthum hat seine Pflichten wie seine Rechte; und zweitens, daß auf der Mauer unter der Glocke der merkwürdige Ausspruch Grattans zu lesen kommen soll: &#x201E;Laß kein Volk, stark genug ein Volk zu seyn, darein willigen, eine Provinz zu seyn.&#x201C; &#x2013; Unter den an O'Connell gerichteten Briefen der neu beitretenden Mitglieder war folgender: &#x201E;Sehr geschätzter Sir! Obgleich ein Fermanagh-man, fühle ich mich doch gedrungen, den am Donnerstag gefaßten Beschlüssen über Kornpreis meine volle Beistimmung zu geben. Es wird mir Ehre machen, meinen Namen unter den Repealern zu sehen &#x2013; eingeschlossen 1 Pf. St. als Subscription. In der Hoffnung euch und eurer Familie im Himmel zu begegnen (besonders Hrn. Moriz) habe ich die Ehre zu seyn <hi rendition="#g">William Thompson</hi>.&#x201C;</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13 Mai.</dateline><lb/>
          <p>Der König, die Königin und die k. Familie haben sich auf einige Tage nach Fontainebleau begeben.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) Telegraphische Depesche. Der Seepräfect an den Seeminister. <hi rendition="#b">Toulon,</hi> 11 Mai 6 Uhr Abends. Der Commandant des Seewesens von Algier schreibt mir unterm 7 Mai: &#x201E;Die Armee steht fortwährend bei dem Pachthof von Muzaïa. Es gibt keine, oder nur wenige Kranke. Die Prinzen befinden sich wohl.&#x201C;</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>.) Der Pachthof von Muzaya liegt drei Lieues von Blidah, auf der Straße von Medeah am Fuße des Atlas, woraus sich ergäbe, daß die Armee sich seit dem 27 und 28 April zurückgezogen hätte, weil sie sich an diesen beiden Tagen bei Affrum und am Uad-el-Dscher schlug und lagerte, die auf der Straße von Miliana, drei bis vier Lieues von ihrer gegenwärtigen Stellung liegen. Ohne Zweifel hätte eine der Divisionen der Armee schon am ersten Tage der Operationen zu Muzaya Posto fassen sollen, um den Feind glauben zu machen, daß man unverzüglich nach Medeah rücken wolle, und um das rechts auszuführende Manöuvre gegen Affrum zu maskiren. Da aber die Operationen nicht fortdauerten, so dürften die Beweggründe der Concentrirung der Armee an dem Pachthofe Muzaya folgende seyn. Wahrscheinlich hat Abd-El-Kader, bei Verdopplung seiner Bemühungen zur Verzögerung des Schlags, der seinen Untergang beginnen soll, und vielleicht von den Mauren und den Europäern berathen, die Taktik angenommen, eine Masse Araber auf dem Massiff und bis unter die Wälle von Algier vorzupoussiren, um die Armee von ihrer Bewegung nach Blidah oder Miliana abzulenken. Bereits hat uns ein amtlicher Bericht des Platzcommandanten von Algier gemeldet, daß der Feind am 28 April die Furth des Harrach passirt habe, und bis nach Birkadem im Massiff vorgedrungen sey, das auf dieser Seite offen bleibt, weil man den Fluß nie nach den Regeln der Militärbefestigung ausgegraben und so hergerichtet hatte, daß er einen großen natürlichen Graben gebildet hätte. Vielleicht waren auch, seit jenem ersten Einbruch des Feindes, seine Angriffe ernstlicher und weniger leicht durch irgend einen plötzlichen Zuwachs in der Zahl der Angreifenden zurückzuweisen. Der Marschall hätte schon, als er bei Affrum lagerte, zwei Bataillone und eine Schwadron von seiner Armee detaschiren und sie nach Algier zurückschicken sollen. Vielleicht mußte er in der Zwischenzeit eine zweite Abtheilung zur Vertheidigung des Massiffs liefern, und überdieß wird er sich in der Fassung erhalten haben, die Banlieue von Algier durch das Aufschieben seiner Offensivoperationen noch kräftiger zu beschützen. Man darf auch noch annehmen, daß das schon zwei Tage hintereinander mit großem Nachdruck von den Arabern und den Kabylen angegriffene Scherschel neuerdings mit verdoppelter Wuth angegriffen worden seyn mag, und daß man Verstärkungen dahin bringen mußte. Alle diese Umstände würden die Suspension des offensiven Feldzugs und das Aufstellen der Armee bei Muzaya erklären. Es ergäbe sich daraus, daß diese eingetretenen Hindernisse nichts Beunruhigendes an sich tragen. (Wir verweisen auf unsre heutige Touloner Correspondenz.)</p><lb/>
          <p>Hr. Voisin de <hi rendition="#g">Gartempe</hi>, Pair von Frankreich, Rath bei dem Cassationshof, ist am 11 Mai in seinem 81sten Jahre, und der Viceadmiral <hi rendition="#g">Willaumez</hi>, der älteste der Generale der Seearmee, dessen Seedienste als Officier sich schon von der Expedition des Entrecasteaux datiren, in Paris gestorben.</p><lb/>
          <p>Aus der Deputirtenkammersitzung vom 12 Mai haben wir gestern schon einen Theil der Rede des Ministers des Innern, Hrn. v. <hi rendition="#g">Rémusat</hi>, in Bezug auf Napoleons Asche mitgetheilt. Wir tragen sie heute in vollständigerem Auszuge nach. Nachdem der Minister bemerkt hatte, daß der Prinz Joinville Napoleons irdische Ueberreste von St. Helena zurückbringen werde, fuhr er fort: &#x201E;Die Regierung hat sich, voll Eifer eine so große Nationalpflicht zu erfüllen, an England gewandt. Sie verlangte von ihm jenes kostbare Unterpfand zurück, welches das Glück in seine Hände gegeben hatte. Das Verlangen wurde augenblicklich gewährt. Unser großherziger Alliirter antwortete mit folgenden Worten: &#x201E;Die Regierung I. britt. Maj. hofft, daß die Raschheit ihrer Antwort in Frankreich als ein Beweis ihres Wunsches gelten werde, jenen Nationalhaß, der während des Lebens des Kaisers Frankreich und England wider einander bewaffnet hatte, bis auf die letzte Spur zu vertilgen. Die Regierung Ihrer brittischen Maj. schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß wenn solche Gesinnungen noch irgendwo existiren,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1107/0003] einer Frauensperson, daß am Tage vor dem Mord, Carr, der sie zu einer Flasche Bier eingeladen hatte, sie aufforderte, auf seine Gesundheit zu trinken, da er binnen kurzem nach Australien gehen würde. Der Kellner des gegenüberliegenden Hauses, ein gewisser Young, soll geäußert haben, daß er, hinsichtlich der Zimmeruntersuchung, dem Gericht eine wichtige Entdeckung machen wolle. – Der Zudrang der Menge war gestern, am Sonntag, noch stärker als am Sonnabend; viele Gesichter, die man schon vorgestern gesehen hatte, hielten auch gestern trotz einiger starken Regenschauer, den ganzen Tag über aus, immer hoffend, daß eine entscheidende Entdeckung aus der Hausthür treten müsse: erst nach Mitternacht ist es dem fortwährenden Regen gelungen, Norfolkstreet von ihren Besuchern vollkommen zu reinigen. In einer Versammlung der irischen Nationalgesellschaft, am 4 Mai, verlas O'Connell einen umständlichen Bericht des Ausschusses über Bildung, Wahlvertheilung und Berufung des künftigen irischen Parlaments, dessen Daseyn als nothwendige Folge der aufgehobenen Vereinigung zugleich mit dieser bereits als entschieden vorausgesetzt wird. „Ich hoffe zu Gott, sagte O'Connell, wir werden leben, um den Tag zu sehen, wo die Königin selbst unser Parlament eröffnen wird.“ Die vorgeschlagene Zahl der Glieder des künftigen Unterhauses ist 300, die des Oberhauses 100, so daß zu den schon vorhandenen 80 Pairs die Königin noch 20 aus den Landeigenthümern hinzu ernennen soll. Was die mit der ganzen Einrichtung beider Häuser zu bevollmächtigende Behörde betrifft, so schlägt O'Connell vor, daß solche keine andere seyn dürfte, als ein von der Königin, theilweise aus den jetzigen Vertretern Irlands, berufenes vorläufiges Parlament: und dieser Vorschlag wird von der Gesellschaft angenommen. Eben so finden zwei andere mehr ins Einzelne gehende Vorschläge O'Connells allgemeinen Beifall, nämlich erstens, daß rechts vom Stuhle des Sprechers die Worte (des kürzlich verstorbenen Hrn. Drummond) gedruckt werden sollen: Eigenthum hat seine Pflichten wie seine Rechte; und zweitens, daß auf der Mauer unter der Glocke der merkwürdige Ausspruch Grattans zu lesen kommen soll: „Laß kein Volk, stark genug ein Volk zu seyn, darein willigen, eine Provinz zu seyn.“ – Unter den an O'Connell gerichteten Briefen der neu beitretenden Mitglieder war folgender: „Sehr geschätzter Sir! Obgleich ein Fermanagh-man, fühle ich mich doch gedrungen, den am Donnerstag gefaßten Beschlüssen über Kornpreis meine volle Beistimmung zu geben. Es wird mir Ehre machen, meinen Namen unter den Repealern zu sehen – eingeschlossen 1 Pf. St. als Subscription. In der Hoffnung euch und eurer Familie im Himmel zu begegnen (besonders Hrn. Moriz) habe ich die Ehre zu seyn William Thompson.“ Frankreich. _ Paris, 13 Mai. Der König, die Königin und die k. Familie haben sich auf einige Tage nach Fontainebleau begeben. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Der Seepräfect an den Seeminister. Toulon, 11 Mai 6 Uhr Abends. Der Commandant des Seewesens von Algier schreibt mir unterm 7 Mai: „Die Armee steht fortwährend bei dem Pachthof von Muzaïa. Es gibt keine, oder nur wenige Kranke. Die Prinzen befinden sich wohl.“ (Journal des Débats.) Der Pachthof von Muzaya liegt drei Lieues von Blidah, auf der Straße von Medeah am Fuße des Atlas, woraus sich ergäbe, daß die Armee sich seit dem 27 und 28 April zurückgezogen hätte, weil sie sich an diesen beiden Tagen bei Affrum und am Uad-el-Dscher schlug und lagerte, die auf der Straße von Miliana, drei bis vier Lieues von ihrer gegenwärtigen Stellung liegen. Ohne Zweifel hätte eine der Divisionen der Armee schon am ersten Tage der Operationen zu Muzaya Posto fassen sollen, um den Feind glauben zu machen, daß man unverzüglich nach Medeah rücken wolle, und um das rechts auszuführende Manöuvre gegen Affrum zu maskiren. Da aber die Operationen nicht fortdauerten, so dürften die Beweggründe der Concentrirung der Armee an dem Pachthofe Muzaya folgende seyn. Wahrscheinlich hat Abd-El-Kader, bei Verdopplung seiner Bemühungen zur Verzögerung des Schlags, der seinen Untergang beginnen soll, und vielleicht von den Mauren und den Europäern berathen, die Taktik angenommen, eine Masse Araber auf dem Massiff und bis unter die Wälle von Algier vorzupoussiren, um die Armee von ihrer Bewegung nach Blidah oder Miliana abzulenken. Bereits hat uns ein amtlicher Bericht des Platzcommandanten von Algier gemeldet, daß der Feind am 28 April die Furth des Harrach passirt habe, und bis nach Birkadem im Massiff vorgedrungen sey, das auf dieser Seite offen bleibt, weil man den Fluß nie nach den Regeln der Militärbefestigung ausgegraben und so hergerichtet hatte, daß er einen großen natürlichen Graben gebildet hätte. Vielleicht waren auch, seit jenem ersten Einbruch des Feindes, seine Angriffe ernstlicher und weniger leicht durch irgend einen plötzlichen Zuwachs in der Zahl der Angreifenden zurückzuweisen. Der Marschall hätte schon, als er bei Affrum lagerte, zwei Bataillone und eine Schwadron von seiner Armee detaschiren und sie nach Algier zurückschicken sollen. Vielleicht mußte er in der Zwischenzeit eine zweite Abtheilung zur Vertheidigung des Massiffs liefern, und überdieß wird er sich in der Fassung erhalten haben, die Banlieue von Algier durch das Aufschieben seiner Offensivoperationen noch kräftiger zu beschützen. Man darf auch noch annehmen, daß das schon zwei Tage hintereinander mit großem Nachdruck von den Arabern und den Kabylen angegriffene Scherschel neuerdings mit verdoppelter Wuth angegriffen worden seyn mag, und daß man Verstärkungen dahin bringen mußte. Alle diese Umstände würden die Suspension des offensiven Feldzugs und das Aufstellen der Armee bei Muzaya erklären. Es ergäbe sich daraus, daß diese eingetretenen Hindernisse nichts Beunruhigendes an sich tragen. (Wir verweisen auf unsre heutige Touloner Correspondenz.) Hr. Voisin de Gartempe, Pair von Frankreich, Rath bei dem Cassationshof, ist am 11 Mai in seinem 81sten Jahre, und der Viceadmiral Willaumez, der älteste der Generale der Seearmee, dessen Seedienste als Officier sich schon von der Expedition des Entrecasteaux datiren, in Paris gestorben. Aus der Deputirtenkammersitzung vom 12 Mai haben wir gestern schon einen Theil der Rede des Ministers des Innern, Hrn. v. Rémusat, in Bezug auf Napoleons Asche mitgetheilt. Wir tragen sie heute in vollständigerem Auszuge nach. Nachdem der Minister bemerkt hatte, daß der Prinz Joinville Napoleons irdische Ueberreste von St. Helena zurückbringen werde, fuhr er fort: „Die Regierung hat sich, voll Eifer eine so große Nationalpflicht zu erfüllen, an England gewandt. Sie verlangte von ihm jenes kostbare Unterpfand zurück, welches das Glück in seine Hände gegeben hatte. Das Verlangen wurde augenblicklich gewährt. Unser großherziger Alliirter antwortete mit folgenden Worten: „Die Regierung I. britt. Maj. hofft, daß die Raschheit ihrer Antwort in Frankreich als ein Beweis ihres Wunsches gelten werde, jenen Nationalhaß, der während des Lebens des Kaisers Frankreich und England wider einander bewaffnet hatte, bis auf die letzte Spur zu vertilgen. Die Regierung Ihrer brittischen Maj. schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß wenn solche Gesinnungen noch irgendwo existiren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_139_18400518
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_139_18400518/3
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 139. Augsburg, 18. Mai 1840, S. 1107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_139_18400518/3>, abgerufen am 29.04.2024.