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Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840.

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den Donau-Main-Canal mittelst einer Eisenbahn zu verführen - wie bereits südlicher nach der Donau hin, nach Passau ins Werk gesetzt wird - ist schon wiederholt beifällig angeregt worden, und es ist auch jetzt wiederum von Anstalten zur Ausführung desselben die Rede. Das Unternehmen würde ohne Zweifel dem ganzen Frankenland förderlich seyn, den Städten, den Fabriken, dem Eisenbetriebe, allen Gewerben ein billigeres Brennmaterial verschaffen, die Schifffahrt auf dem Main-Donau-Canal beleben - der den weitern Transport der Kohlen übernehmen könnte - dessen Einnahmen und Actien steigern, überhaupt jenen Schwung in alle Geschäfte der Fabrication und des Handels dieser Gegenden bringen, den Steinkohlen noch überall hintrugen. Uns däucht das Unternehmen in jeder Hinsicht vortheilhaft zu seyn und die höchste Beachtung schon deßhalb zu verdienen, weil dadurch ein lebhafterer Verkehr, als bis jetzt besteht, eine innigere Verbindung zwischen Böhmen und Bayern und andern deutschen Ländern angeknüpft würde, die in so mannichfachem Betracht für beide Theile wünschenswerth und förderlich erscheint.

Heute als am Geburtstage Georgs II fand die Vertheilung der akademischen Preise statt. Bei Abwesenheit Otfried Müllers hielt Hofrath Mitscherlich die lateinische Rede, in welcher er aufs eifrigste gegen die Neuerer sprach, welche das Lateinischschreiben verbannen wollten, durch seine Heftigkeit jedoch den meisten Zuhörern gänzlich unverständlich blieb. Die Gelegenheit zu dieser Rede mochte der Umstand gegeben haben, daß bei sämmtlichen eingelieferten Arbeiten die Latinität als höchst vernachlässigt getadelt wurde. Die theologische wie die philosophische Facultät fanden sich nicht veranlaßt, den ihnen übergebenen Arbeiten den Preis zuzuerkennen; in der juristischen Facultät erhielt der Stud. Leist (Neffe des Vicepräsidenten beim Oberappellationsgericht), in der medicinischen Facultät der Stud. Polade aus Zelle den Preis. - Die in diesen Tagen vollendete amtliche Zählung der Studirenden gibt die Gesammtzahl der Immatriculirten auf 693 an; davon studiren Theologie 141 Landeskinder und 31 Ausländer, 172; Jurisprudenz 146 Landeskinder und 104 Ausländer, 250; Medicin 130 Landeskinder und 67 Ausländer, 197; Philosophie 53 Landeskinder und 21 Ausländer, 74; also 470 Inländer und 223 Ausländer, zusammen 693. Die Zahl der letzteren hat sich gegen das vorige Semester um 5, die der ersteren um 9, die Gesammtzahl der Studirenden um 14 vermehrt. Es ist heute hier die folgende Einladung zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst ausgegeben: "Gleichwie in vielen größern und kleinern Städten unseres deutschen Vaterlandes, haben auch die Besitzer, Vorsteher und Mitglieder der hiesigen Buchdruckereien schon seit längerer Zeit Vorkehrungen zur Feier der vor 400 Jahren stattgehabten Erfindung der edlen Buchdruckerkunst getroffen, ein Comite gebildet und sich verabredet, das hohe, wichtige Fest am 24 und 25 Jun. d. J. auf eine würdige und anständige Weise zu feiern. Da aber die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht allein den Kunstgenossen angehört, sondern überhaupt aus ihr Alles, was Licht und Wahrheit befördert, hervorgegangen ist, und somit die Folgen dieser Erfindung ein Gemeingut der ganzen Menschheit geworden sind, so hält sich das unterzeichnete Comite, in der Hoffnung, daß auch viele Kunstgenossen sowie Freunde und Beförderer der Kunst aus den benachbarten Städten, dem Feste beiwohnen werden, für verpflichtet, nicht minder seine geehrten Mitbürger aus allen Ständen zur Mitbegehung der Feier freundlichst einzuladen. Die königliche Universität wird am 24 Jun. Nachmittags 1 Uhr zu Ehren des Tages eine Feier in der Aula des Universitätshauses veranstalten, zu welcher alle Kunstgenossen und Theilnehmer des Festes eingeladen sind. Die Festrede wird Hr. Consistorialrath Dr. Lücke in deutscher Sprache halten. Göttingen, 4 Jun. 1340. Danckwerts. Deuerlich. Huth. Kästner. Otto. Ruprecht. Schlemmer. Seemann." Die Feier wird am 24 und 25 Jun. im deutschen Hause stattfinden und nach dem Programm am ersten Tage durch Mittagsessen, Feuerwerk und Illumination des Gartens, am zweiten Tage durch einen Ball ins Werk gesetzt werden. Es haben sich schon zahlreiche Theilnehmer aus allen Ständen angeschlossen und ist ein schönes Fest zu hoffen.

Preußen.

Die Berliner Blätter kündigen den Tod des Königs in folgender Weise an: "Berlin, 7 Jun. Nach dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes vollendete heute Nachmittag 3 1/2 Uhr unser geliebter König, Se. Maj. Friedrich Wilhelm III, der Vater seines Volkes, die irdische Laufbahn. Die Folgen eines wiederholten Anfalls der Grippe, an welcher Se. Maj. seit einigen Wochen erkrankt waren, führten in den letzten Tagen eine stärkere Abnahme der Kräfte und dadurch einen Zustand herbei, der, allen Anstrengungen der Natur und der Kunst erfahrner Aerzte widerstehend, dem theuern und reichgesegneten, aber auch vielgeprüften Leben Sr. Maj. unter den heißesten Thränen sämmtlicher in diesem Augenblick um ihn versammelten königlichen Kinder und der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses ein Ziel setzte. Die letzten Tage Sr. Maj. wurden durch die Gegenwart der kaiserl. Tochter und ihrer erlauchten Kinder, die letzten Augenblicke durch die Gegenwart des kaiserlichen Schwiegersohns erheitert. Das Vaterland, wenn gleich in Trauer und Thränen, richtet die Blicke zu Sr. Maj. erhabenem Nachfolger auf dem Throne glorreicher Vorfahren, voll Hoffnung und Vertrauen, über seine Zukunft getröstet, empor. Erbe der Tugenden berühmter Ahnherren, erzogen in den Stürmen einer bewegten Zeit, früher schon seiner großen Bestimmung entgegengereift, und in den Tagen der Krankheit durch das Vertrauen Ihres hochseligen Vaters bereits zur Leitung der Geschäfte berufen, werden Se. Maj. die Segnungen der Ordnung und des Friedens verbreiten, die das Loos eines treuen und glücklichen Volks und die Belohnung der sorgenvollen Mühen des guten und weisen Regenten sind."

*) Der Erbe des preußischen Thrones hat als König den Namen Friedrich Wilhelm IV angenommen. Sr. Majestät haben unter diesem Namen auch bereits gestern Abend die Truppen der hiesigen Garnison, zum Theil in ihren Casernen und zum Theil auf öffentlichen Plätzen, den Eid geleistet. Man erwartet noch heute eine Verkündigung des Königs, so wie eine Bekanntmachung hinsichtlich der Landestrauer, in Bezug auf welche der eben verewigte Monarch noch durch ein Codicill zu seinen letztwilligen Verfügungen angeordnet hat, daß es damit ganz nach dem vereinfachten Trauerreglement vom October 1797, welches der König Friedrich Wilhelm II wenige Wochen vor seinem Tod erließ, gehalten werden soll. Die letzten Augenblicke des verscheidenden Monarchen sollen noch ungemein erschütternd gewesen seyn; seine Kinder und Schwiegerkinder umknieten sein einfaches Lager, als ihm der Geistliche den letzten Segen ertheilte. In einzelnen Momenten erkannte der König zuletzt noch alle seine Söhne und Töchter, mit Einschluß des Kaisers von Rußland, der mit Courierpferden wenige Stunden vor dem Hinscheiden seines erlauchten Schwiegervaters hier eingetroffen und beim Einfahren

*) Das gestrige erste Schreiben dieses Correspondenten trug in einzelnen Exemplaren aus Versehen das Datum 6 Jun. statt 7.

den Donau-Main-Canal mittelst einer Eisenbahn zu verführen – wie bereits südlicher nach der Donau hin, nach Passau ins Werk gesetzt wird – ist schon wiederholt beifällig angeregt worden, und es ist auch jetzt wiederum von Anstalten zur Ausführung desselben die Rede. Das Unternehmen würde ohne Zweifel dem ganzen Frankenland förderlich seyn, den Städten, den Fabriken, dem Eisenbetriebe, allen Gewerben ein billigeres Brennmaterial verschaffen, die Schifffahrt auf dem Main-Donau-Canal beleben – der den weitern Transport der Kohlen übernehmen könnte – dessen Einnahmen und Actien steigern, überhaupt jenen Schwung in alle Geschäfte der Fabrication und des Handels dieser Gegenden bringen, den Steinkohlen noch überall hintrugen. Uns däucht das Unternehmen in jeder Hinsicht vortheilhaft zu seyn und die höchste Beachtung schon deßhalb zu verdienen, weil dadurch ein lebhafterer Verkehr, als bis jetzt besteht, eine innigere Verbindung zwischen Böhmen und Bayern und andern deutschen Ländern angeknüpft würde, die in so mannichfachem Betracht für beide Theile wünschenswerth und förderlich erscheint.

Heute als am Geburtstage Georgs II fand die Vertheilung der akademischen Preise statt. Bei Abwesenheit Otfried Müllers hielt Hofrath Mitscherlich die lateinische Rede, in welcher er aufs eifrigste gegen die Neuerer sprach, welche das Lateinischschreiben verbannen wollten, durch seine Heftigkeit jedoch den meisten Zuhörern gänzlich unverständlich blieb. Die Gelegenheit zu dieser Rede mochte der Umstand gegeben haben, daß bei sämmtlichen eingelieferten Arbeiten die Latinität als höchst vernachlässigt getadelt wurde. Die theologische wie die philosophische Facultät fanden sich nicht veranlaßt, den ihnen übergebenen Arbeiten den Preis zuzuerkennen; in der juristischen Facultät erhielt der Stud. Leist (Neffe des Vicepräsidenten beim Oberappellationsgericht), in der medicinischen Facultät der Stud. Polade aus Zelle den Preis. – Die in diesen Tagen vollendete amtliche Zählung der Studirenden gibt die Gesammtzahl der Immatriculirten auf 693 an; davon studiren Theologie 141 Landeskinder und 31 Ausländer, 172; Jurisprudenz 146 Landeskinder und 104 Ausländer, 250; Medicin 130 Landeskinder und 67 Ausländer, 197; Philosophie 53 Landeskinder und 21 Ausländer, 74; also 470 Inländer und 223 Ausländer, zusammen 693. Die Zahl der letzteren hat sich gegen das vorige Semester um 5, die der ersteren um 9, die Gesammtzahl der Studirenden um 14 vermehrt. Es ist heute hier die folgende Einladung zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst ausgegeben: „Gleichwie in vielen größern und kleinern Städten unseres deutschen Vaterlandes, haben auch die Besitzer, Vorsteher und Mitglieder der hiesigen Buchdruckereien schon seit längerer Zeit Vorkehrungen zur Feier der vor 400 Jahren stattgehabten Erfindung der edlen Buchdruckerkunst getroffen, ein Comité gebildet und sich verabredet, das hohe, wichtige Fest am 24 und 25 Jun. d. J. auf eine würdige und anständige Weise zu feiern. Da aber die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht allein den Kunstgenossen angehört, sondern überhaupt aus ihr Alles, was Licht und Wahrheit befördert, hervorgegangen ist, und somit die Folgen dieser Erfindung ein Gemeingut der ganzen Menschheit geworden sind, so hält sich das unterzeichnete Comité, in der Hoffnung, daß auch viele Kunstgenossen sowie Freunde und Beförderer der Kunst aus den benachbarten Städten, dem Feste beiwohnen werden, für verpflichtet, nicht minder seine geehrten Mitbürger aus allen Ständen zur Mitbegehung der Feier freundlichst einzuladen. Die königliche Universität wird am 24 Jun. Nachmittags 1 Uhr zu Ehren des Tages eine Feier in der Aula des Universitätshauses veranstalten, zu welcher alle Kunstgenossen und Theilnehmer des Festes eingeladen sind. Die Festrede wird Hr. Consistorialrath Dr. Lücke in deutscher Sprache halten. Göttingen, 4 Jun. 1340. Danckwerts. Deuerlich. Huth. Kästner. Otto. Ruprecht. Schlemmer. Seemann.“ Die Feier wird am 24 und 25 Jun. im deutschen Hause stattfinden und nach dem Programm am ersten Tage durch Mittagsessen, Feuerwerk und Illumination des Gartens, am zweiten Tage durch einen Ball ins Werk gesetzt werden. Es haben sich schon zahlreiche Theilnehmer aus allen Ständen angeschlossen und ist ein schönes Fest zu hoffen.

Preußen.

Die Berliner Blätter kündigen den Tod des Königs in folgender Weise an: „Berlin, 7 Jun. Nach dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes vollendete heute Nachmittag 3 1/2 Uhr unser geliebter König, Se. Maj. Friedrich Wilhelm III, der Vater seines Volkes, die irdische Laufbahn. Die Folgen eines wiederholten Anfalls der Grippe, an welcher Se. Maj. seit einigen Wochen erkrankt waren, führten in den letzten Tagen eine stärkere Abnahme der Kräfte und dadurch einen Zustand herbei, der, allen Anstrengungen der Natur und der Kunst erfahrner Aerzte widerstehend, dem theuern und reichgesegneten, aber auch vielgeprüften Leben Sr. Maj. unter den heißesten Thränen sämmtlicher in diesem Augenblick um ihn versammelten königlichen Kinder und der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses ein Ziel setzte. Die letzten Tage Sr. Maj. wurden durch die Gegenwart der kaiserl. Tochter und ihrer erlauchten Kinder, die letzten Augenblicke durch die Gegenwart des kaiserlichen Schwiegersohns erheitert. Das Vaterland, wenn gleich in Trauer und Thränen, richtet die Blicke zu Sr. Maj. erhabenem Nachfolger auf dem Throne glorreicher Vorfahren, voll Hoffnung und Vertrauen, über seine Zukunft getröstet, empor. Erbe der Tugenden berühmter Ahnherren, erzogen in den Stürmen einer bewegten Zeit, früher schon seiner großen Bestimmung entgegengereift, und in den Tagen der Krankheit durch das Vertrauen Ihres hochseligen Vaters bereits zur Leitung der Geschäfte berufen, werden Se. Maj. die Segnungen der Ordnung und des Friedens verbreiten, die das Loos eines treuen und glücklichen Volks und die Belohnung der sorgenvollen Mühen des guten und weisen Regenten sind.“

*) Der Erbe des preußischen Thrones hat als König den Namen Friedrich Wilhelm IV angenommen. Sr. Majestät haben unter diesem Namen auch bereits gestern Abend die Truppen der hiesigen Garnison, zum Theil in ihren Casernen und zum Theil auf öffentlichen Plätzen, den Eid geleistet. Man erwartet noch heute eine Verkündigung des Königs, so wie eine Bekanntmachung hinsichtlich der Landestrauer, in Bezug auf welche der eben verewigte Monarch noch durch ein Codicill zu seinen letztwilligen Verfügungen angeordnet hat, daß es damit ganz nach dem vereinfachten Trauerreglement vom October 1797, welches der König Friedrich Wilhelm II wenige Wochen vor seinem Tod erließ, gehalten werden soll. Die letzten Augenblicke des verscheidenden Monarchen sollen noch ungemein erschütternd gewesen seyn; seine Kinder und Schwiegerkinder umknieten sein einfaches Lager, als ihm der Geistliche den letzten Segen ertheilte. In einzelnen Momenten erkannte der König zuletzt noch alle seine Söhne und Töchter, mit Einschluß des Kaisers von Rußland, der mit Courierpferden wenige Stunden vor dem Hinscheiden seines erlauchten Schwiegervaters hier eingetroffen und beim Einfahren

*) Das gestrige erste Schreiben dieses Correspondenten trug in einzelnen Exemplaren aus Versehen das Datum 6 Jun. statt 7.
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[1318/0006] den Donau-Main-Canal mittelst einer Eisenbahn zu verführen – wie bereits südlicher nach der Donau hin, nach Passau ins Werk gesetzt wird – ist schon wiederholt beifällig angeregt worden, und es ist auch jetzt wiederum von Anstalten zur Ausführung desselben die Rede. Das Unternehmen würde ohne Zweifel dem ganzen Frankenland förderlich seyn, den Städten, den Fabriken, dem Eisenbetriebe, allen Gewerben ein billigeres Brennmaterial verschaffen, die Schifffahrt auf dem Main-Donau-Canal beleben – der den weitern Transport der Kohlen übernehmen könnte – dessen Einnahmen und Actien steigern, überhaupt jenen Schwung in alle Geschäfte der Fabrication und des Handels dieser Gegenden bringen, den Steinkohlen noch überall hintrugen. Uns däucht das Unternehmen in jeder Hinsicht vortheilhaft zu seyn und die höchste Beachtung schon deßhalb zu verdienen, weil dadurch ein lebhafterer Verkehr, als bis jetzt besteht, eine innigere Verbindung zwischen Böhmen und Bayern und andern deutschen Ländern angeknüpft würde, die in so mannichfachem Betracht für beide Theile wünschenswerth und förderlich erscheint. _ Göttingen, 4 Jun. Heute als am Geburtstage Georgs II fand die Vertheilung der akademischen Preise statt. Bei Abwesenheit Otfried Müllers hielt Hofrath Mitscherlich die lateinische Rede, in welcher er aufs eifrigste gegen die Neuerer sprach, welche das Lateinischschreiben verbannen wollten, durch seine Heftigkeit jedoch den meisten Zuhörern gänzlich unverständlich blieb. Die Gelegenheit zu dieser Rede mochte der Umstand gegeben haben, daß bei sämmtlichen eingelieferten Arbeiten die Latinität als höchst vernachlässigt getadelt wurde. Die theologische wie die philosophische Facultät fanden sich nicht veranlaßt, den ihnen übergebenen Arbeiten den Preis zuzuerkennen; in der juristischen Facultät erhielt der Stud. Leist (Neffe des Vicepräsidenten beim Oberappellationsgericht), in der medicinischen Facultät der Stud. Polade aus Zelle den Preis. – Die in diesen Tagen vollendete amtliche Zählung der Studirenden gibt die Gesammtzahl der Immatriculirten auf 693 an; davon studiren Theologie 141 Landeskinder und 31 Ausländer, 172; Jurisprudenz 146 Landeskinder und 104 Ausländer, 250; Medicin 130 Landeskinder und 67 Ausländer, 197; Philosophie 53 Landeskinder und 21 Ausländer, 74; also 470 Inländer und 223 Ausländer, zusammen 693. Die Zahl der letzteren hat sich gegen das vorige Semester um 5, die der ersteren um 9, die Gesammtzahl der Studirenden um 14 vermehrt. Es ist heute hier die folgende Einladung zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst ausgegeben: „Gleichwie in vielen größern und kleinern Städten unseres deutschen Vaterlandes, haben auch die Besitzer, Vorsteher und Mitglieder der hiesigen Buchdruckereien schon seit längerer Zeit Vorkehrungen zur Feier der vor 400 Jahren stattgehabten Erfindung der edlen Buchdruckerkunst getroffen, ein Comité gebildet und sich verabredet, das hohe, wichtige Fest am 24 und 25 Jun. d. J. auf eine würdige und anständige Weise zu feiern. Da aber die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht allein den Kunstgenossen angehört, sondern überhaupt aus ihr Alles, was Licht und Wahrheit befördert, hervorgegangen ist, und somit die Folgen dieser Erfindung ein Gemeingut der ganzen Menschheit geworden sind, so hält sich das unterzeichnete Comité, in der Hoffnung, daß auch viele Kunstgenossen sowie Freunde und Beförderer der Kunst aus den benachbarten Städten, dem Feste beiwohnen werden, für verpflichtet, nicht minder seine geehrten Mitbürger aus allen Ständen zur Mitbegehung der Feier freundlichst einzuladen. Die königliche Universität wird am 24 Jun. Nachmittags 1 Uhr zu Ehren des Tages eine Feier in der Aula des Universitätshauses veranstalten, zu welcher alle Kunstgenossen und Theilnehmer des Festes eingeladen sind. Die Festrede wird Hr. Consistorialrath Dr. Lücke in deutscher Sprache halten. Göttingen, 4 Jun. 1340. Danckwerts. Deuerlich. Huth. Kästner. Otto. Ruprecht. Schlemmer. Seemann.“ Die Feier wird am 24 und 25 Jun. im deutschen Hause stattfinden und nach dem Programm am ersten Tage durch Mittagsessen, Feuerwerk und Illumination des Gartens, am zweiten Tage durch einen Ball ins Werk gesetzt werden. Es haben sich schon zahlreiche Theilnehmer aus allen Ständen angeschlossen und ist ein schönes Fest zu hoffen. Preußen. Die Berliner Blätter kündigen den Tod des Königs in folgender Weise an: „Berlin, 7 Jun. Nach dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes vollendete heute Nachmittag 3 1/2 Uhr unser geliebter König, Se. Maj. Friedrich Wilhelm III, der Vater seines Volkes, die irdische Laufbahn. Die Folgen eines wiederholten Anfalls der Grippe, an welcher Se. Maj. seit einigen Wochen erkrankt waren, führten in den letzten Tagen eine stärkere Abnahme der Kräfte und dadurch einen Zustand herbei, der, allen Anstrengungen der Natur und der Kunst erfahrner Aerzte widerstehend, dem theuern und reichgesegneten, aber auch vielgeprüften Leben Sr. Maj. unter den heißesten Thränen sämmtlicher in diesem Augenblick um ihn versammelten königlichen Kinder und der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses ein Ziel setzte. Die letzten Tage Sr. Maj. wurden durch die Gegenwart der kaiserl. Tochter und ihrer erlauchten Kinder, die letzten Augenblicke durch die Gegenwart des kaiserlichen Schwiegersohns erheitert. Das Vaterland, wenn gleich in Trauer und Thränen, richtet die Blicke zu Sr. Maj. erhabenem Nachfolger auf dem Throne glorreicher Vorfahren, voll Hoffnung und Vertrauen, über seine Zukunft getröstet, empor. Erbe der Tugenden berühmter Ahnherren, erzogen in den Stürmen einer bewegten Zeit, früher schon seiner großen Bestimmung entgegengereift, und in den Tagen der Krankheit durch das Vertrauen Ihres hochseligen Vaters bereits zur Leitung der Geschäfte berufen, werden Se. Maj. die Segnungen der Ordnung und des Friedens verbreiten, die das Loos eines treuen und glücklichen Volks und die Belohnung der sorgenvollen Mühen des guten und weisen Regenten sind.“ _ Berlin, 8 Jun. *) Der Erbe des preußischen Thrones hat als König den Namen Friedrich Wilhelm IV angenommen. Sr. Majestät haben unter diesem Namen auch bereits gestern Abend die Truppen der hiesigen Garnison, zum Theil in ihren Casernen und zum Theil auf öffentlichen Plätzen, den Eid geleistet. Man erwartet noch heute eine Verkündigung des Königs, so wie eine Bekanntmachung hinsichtlich der Landestrauer, in Bezug auf welche der eben verewigte Monarch noch durch ein Codicill zu seinen letztwilligen Verfügungen angeordnet hat, daß es damit ganz nach dem vereinfachten Trauerreglement vom October 1797, welches der König Friedrich Wilhelm II wenige Wochen vor seinem Tod erließ, gehalten werden soll. Die letzten Augenblicke des verscheidenden Monarchen sollen noch ungemein erschütternd gewesen seyn; seine Kinder und Schwiegerkinder umknieten sein einfaches Lager, als ihm der Geistliche den letzten Segen ertheilte. In einzelnen Momenten erkannte der König zuletzt noch alle seine Söhne und Töchter, mit Einschluß des Kaisers von Rußland, der mit Courierpferden wenige Stunden vor dem Hinscheiden seines erlauchten Schwiegervaters hier eingetroffen und beim Einfahren *) Das gestrige erste Schreiben dieses Correspondenten trug in einzelnen Exemplaren aus Versehen das Datum 6 Jun. statt 7.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840, S. 1318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_165_18400613/6>, abgerufen am 28.04.2024.