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Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840.

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mit der Levante durch die politischen Wirren gehemmt worden wäre. Zu den vielen früheren Begünstigungen, welche die Ge sellschaft sich von Seite der k. k. hohen Behörden zu erfreuen hat, kam im verflossenen Jahre noch jene hinzu, daß jedes nach der Levante gehende Dampfboot der Gesellschaft in Triest einen beeideten Sanitätswächter an Bord nehmen dürfe, so daß die abzuhaltende Contumazzeit auf der Rückreise schon in Corfu zu zählen beginnt, und der Reisende bei Ankunft in Triest nur noch den Ueberrest abzuhalten hat. Unterwirft er sich noch außerdem dem Spoglio, d. h. dem Kleiderwechsel, der ärztlichen Untersuchung und einem Bade, so wird dadurch die Contumazzeit noch um weitere sieben Tage verkürzt. Welcher Vortheil es für den Reisenden seyn muß, auf diese Weise der lästigen Contumaz zu entgehen und beinahe unmittelbar nach Rückkehr, in die Arme der seiner Ankunft harrenden Angehörigen eilen, oder seinen Geschäften bald nachgehen zu können, bedarf keiner näheren Erörterung. Der günstige Erfolg, von welchem die Gesellschaft ihr großartiges Unternehmen gekrönt sieht, veranlaßt sie, ihrem Wirkungskreise noch eine größere Ausdehnung zu geben. Bei der erwähnten letzten Generalversammlung wurde einstimmig beschlossen, eine Dampfbootverbindung zwischen Triest längs der päpstlichen und neapolitanischen Küste bis Messina anzuknüpfen, ferner noch ein neues Dampfboot zu erbauen und damit eine regelmäßige Fahrt zwischen der friaulschen und istrischen Küste zu unterhalten. Der Einheimische wie der Fremde wird nun mit geringen Kosten und auf die angenehmste Art die Küstenstädte Monfalcone, Capodistria, Isola, Pirano, Parenzo, Rovigno und Pola besuchen können, welche in historischer und landschaftlicher Beziehung so höchst interessant sind, und bisher aus Mangel an bequemer Fahrgelegenheit nur selten besucht wurden, daher auch weniger, als sie es verdienen, gekannt sind.

Türkei.

Die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's zum Präsidenten des Ministerconseils läßt vermuthen, daß man wieder zu den europäischen Formen zurückkehren und das Großwessierat abschaffen wolle, obgleich man behauptet, daß der Sultan eben beschäftigt sey, für den entlassenen Chosrew Pascha einen neuen Nachfolger zu wählen. Akif Pascha, der ins Exil geschickte Pascha von Nikomedien, den man zu Mehemed Ali übergegangen wähnte, ist an dem Orte seines Exils angelangt. Nafiz, der abgesetzte Pascha von Adrianopel, befindet sich gegenwärtig hier in Konstantinopel; die Untersuchung seiner Angelegenheit ist noch nicht beendigt. Nafiz Pascha scheint durch die zahlreichen Verbindungen, die er hat, und durch seinen Reichthum sich besser gestellt zu haben als es der exilirte Akif von Nikomedien vermochte. - Dieser Tage ward das neue Strafgesetz für die Beamten kundgemacht. - Se. kais. Hoh. der Erzherzog Friedrich von Oesterreich ist aus Brussa hier glücklich eingetroffen.

Aegypten.

Einem Briefe aus Alexandria vom 16 Mai zufolge, den das M. Chronicle mittheilt, hätte Ismael Pascha Hodeida geräumt, worauf die Stadt von den Arabern geplündert worden sey. Aus Mocha und Dschedda sollen die Garnisonen weggezogen werden, worauf die Kaufleute und reicheren Bewohner sie ebenfalls verlassen würden. Doch sind diese Berichte, nach den Worten des Correspondenten, so unbestimmt, daß er für ihre Aechtheit nicht stehen möchte.

China.

Die gestern von uns erwähnten Blätter aus Canton enthalten auch ein langes an die Hong-Kaufleute gerichtetes Edict des Hoppo Yu (vom 25 Jan.) über die vorzunehmende Behandlung der drei amerikanischen Schiffe Makin, Amanaze (Lintin?) und Sopa (Valparaiso?), von denen man den beiden ersten alles an Bord befindliche Geld, weil weder dieses noch auch der geladene Wein zum Eintausch chinesischer Waaren hinlänglich schien, von Regierungswegen wegnahm, um ihnen nur für den genauen Betrag desselben Waaren verabfolgen zu lassen, mit dem dritten aber, als nicht mit amerikanischem Namen versehen, allen Verkehr aufhob. Deßgleichen findet sich darin das von Lin ausgestellte Confiscationsedict der beiden dänischen für englische erklärten Schiffe. Beide Verordnungen schließen mit den Worten: "Eilet! Eilet! ein besonderes Edict." - Einige aus der Zeitung von Peking in jenen Blättern mitgetheilte Nachrichten erzählen von dem seit kurzem reißenden Ueberhandnehmen chinesischer, besonders von den Dschunken von Fokien und Canton ausgeübter Seeräuberei an den Küsten von Schan Tung und Liau Tung: "Keine Küste ist mehr sicher; in jeder Bucht und Ecke lauern Gefahren auf den Unachtsamen, und ehe er noch ein Geschrei nach Hülfe ausstoßen kann, ist seine ganze Ladung genommen." Die von der Regierung dagegen ergriffenen Maaßregeln sind sehr streng, und in Schan Tung wurde eine Fokiener Dschunke bloß deßhalb für seeräuberisch erklärt und weggenommen, weil sie gerade so viel Mann an Bord hatte (42), als sich, nach dem Geständniß einiger gefangenen Seeräuber, auf einer andern wirklichen Seeräuber-Dschunke befunden hatten. Mit derselben Strenge verfolgt man die Opiumschmuggler im Innern des Landes, und auf dem Tschuang sind, leichterer Controle wegen, alle Boote registrirt und mit Nummern und Eigenthümer-Namen versehen worden. - Hinsichtlich der Nachricht, Capitän Elliot wolle vom Schiffe Volage Mannschaft zu seiner Bedeckung nach Macao kommen lassen, erklären sie die englischen Blätter, wie billig, für kaum glaublich, indem eine solche, ohne Erlaubniß des portugiesischen Gouverneurs und Senats ergriffene Maaßregel allen Verträgen zwischen England und Portugal zuwiderlaufen würde. Nach Berichten des Lloyd'schen Agenten in Liverpool traf dort das Schiff Harbinger von Wampoa ein, dessen Hafen es am 25 Januar verließ, und meldete zugleich, daß bei seiner Abfahrt noch sechs andere Schiffe in Wampoa und Tongku für England luden. Das Geschwader des Commodore Elliot ward bis Anfang Mai in Canton erwartet.

mit der Levante durch die politischen Wirren gehemmt worden wäre. Zu den vielen früheren Begünstigungen, welche die Ge sellschaft sich von Seite der k. k. hohen Behörden zu erfreuen hat, kam im verflossenen Jahre noch jene hinzu, daß jedes nach der Levante gehende Dampfboot der Gesellschaft in Triest einen beeideten Sanitätswächter an Bord nehmen dürfe, so daß die abzuhaltende Contumazzeit auf der Rückreise schon in Corfu zu zählen beginnt, und der Reisende bei Ankunft in Triest nur noch den Ueberrest abzuhalten hat. Unterwirft er sich noch außerdem dem Spoglio, d. h. dem Kleiderwechsel, der ärztlichen Untersuchung und einem Bade, so wird dadurch die Contumazzeit noch um weitere sieben Tage verkürzt. Welcher Vortheil es für den Reisenden seyn muß, auf diese Weise der lästigen Contumaz zu entgehen und beinahe unmittelbar nach Rückkehr, in die Arme der seiner Ankunft harrenden Angehörigen eilen, oder seinen Geschäften bald nachgehen zu können, bedarf keiner näheren Erörterung. Der günstige Erfolg, von welchem die Gesellschaft ihr großartiges Unternehmen gekrönt sieht, veranlaßt sie, ihrem Wirkungskreise noch eine größere Ausdehnung zu geben. Bei der erwähnten letzten Generalversammlung wurde einstimmig beschlossen, eine Dampfbootverbindung zwischen Triest längs der päpstlichen und neapolitanischen Küste bis Messina anzuknüpfen, ferner noch ein neues Dampfboot zu erbauen und damit eine regelmäßige Fahrt zwischen der friaulschen und istrischen Küste zu unterhalten. Der Einheimische wie der Fremde wird nun mit geringen Kosten und auf die angenehmste Art die Küstenstädte Monfalcone, Capodistria, Isola, Pirano, Parenzo, Rovigno und Pola besuchen können, welche in historischer und landschaftlicher Beziehung so höchst interessant sind, und bisher aus Mangel an bequemer Fahrgelegenheit nur selten besucht wurden, daher auch weniger, als sie es verdienen, gekannt sind.

Türkei.

Die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's zum Präsidenten des Ministerconseils läßt vermuthen, daß man wieder zu den europäischen Formen zurückkehren und das Großwessierat abschaffen wolle, obgleich man behauptet, daß der Sultan eben beschäftigt sey, für den entlassenen Chosrew Pascha einen neuen Nachfolger zu wählen. Akif Pascha, der ins Exil geschickte Pascha von Nikomedien, den man zu Mehemed Ali übergegangen wähnte, ist an dem Orte seines Exils angelangt. Nafiz, der abgesetzte Pascha von Adrianopel, befindet sich gegenwärtig hier in Konstantinopel; die Untersuchung seiner Angelegenheit ist noch nicht beendigt. Nafiz Pascha scheint durch die zahlreichen Verbindungen, die er hat, und durch seinen Reichthum sich besser gestellt zu haben als es der exilirte Akif von Nikomedien vermochte. – Dieser Tage ward das neue Strafgesetz für die Beamten kundgemacht. – Se. kais. Hoh. der Erzherzog Friedrich von Oesterreich ist aus Brussa hier glücklich eingetroffen.

Aegypten.

Einem Briefe aus Alexandria vom 16 Mai zufolge, den das M. Chronicle mittheilt, hätte Ismael Pascha Hodeida geräumt, worauf die Stadt von den Arabern geplündert worden sey. Aus Mocha und Dschedda sollen die Garnisonen weggezogen werden, worauf die Kaufleute und reicheren Bewohner sie ebenfalls verlassen würden. Doch sind diese Berichte, nach den Worten des Correspondenten, so unbestimmt, daß er für ihre Aechtheit nicht stehen möchte.

China.

Die gestern von uns erwähnten Blätter aus Canton enthalten auch ein langes an die Hong-Kaufleute gerichtetes Edict des Hoppo Yu (vom 25 Jan.) über die vorzunehmende Behandlung der drei amerikanischen Schiffe Makin, Amanaze (Lintin?) und Sopa (Valparaiso?), von denen man den beiden ersten alles an Bord befindliche Geld, weil weder dieses noch auch der geladene Wein zum Eintausch chinesischer Waaren hinlänglich schien, von Regierungswegen wegnahm, um ihnen nur für den genauen Betrag desselben Waaren verabfolgen zu lassen, mit dem dritten aber, als nicht mit amerikanischem Namen versehen, allen Verkehr aufhob. Deßgleichen findet sich darin das von Lin ausgestellte Confiscationsedict der beiden dänischen für englische erklärten Schiffe. Beide Verordnungen schließen mit den Worten: „Eilet! Eilet! ein besonderes Edict.“ – Einige aus der Zeitung von Peking in jenen Blättern mitgetheilte Nachrichten erzählen von dem seit kurzem reißenden Ueberhandnehmen chinesischer, besonders von den Dschunken von Fokien und Canton ausgeübter Seeräuberei an den Küsten von Schan Tung und Liau Tung: „Keine Küste ist mehr sicher; in jeder Bucht und Ecke lauern Gefahren auf den Unachtsamen, und ehe er noch ein Geschrei nach Hülfe ausstoßen kann, ist seine ganze Ladung genommen.“ Die von der Regierung dagegen ergriffenen Maaßregeln sind sehr streng, und in Schan Tung wurde eine Fokiener Dschunke bloß deßhalb für seeräuberisch erklärt und weggenommen, weil sie gerade so viel Mann an Bord hatte (42), als sich, nach dem Geständniß einiger gefangenen Seeräuber, auf einer andern wirklichen Seeräuber-Dschunke befunden hatten. Mit derselben Strenge verfolgt man die Opiumschmuggler im Innern des Landes, und auf dem Tschuang sind, leichterer Controle wegen, alle Boote registrirt und mit Nummern und Eigenthümer-Namen versehen worden. – Hinsichtlich der Nachricht, Capitän Elliot wolle vom Schiffe Volage Mannschaft zu seiner Bedeckung nach Macao kommen lassen, erklären sie die englischen Blätter, wie billig, für kaum glaublich, indem eine solche, ohne Erlaubniß des portugiesischen Gouverneurs und Senats ergriffene Maaßregel allen Verträgen zwischen England und Portugal zuwiderlaufen würde. Nach Berichten des Lloyd'schen Agenten in Liverpool traf dort das Schiff Harbinger von Wampoa ein, dessen Hafen es am 25 Januar verließ, und meldete zugleich, daß bei seiner Abfahrt noch sechs andere Schiffe in Wampoa und Tongku für England luden. Das Geschwader des Commodore Elliot ward bis Anfang Mai in Canton erwartet.

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mit der Levante durch die politischen Wirren gehemmt worden wäre. Zu den vielen früheren Begünstigungen, welche die Ge sellschaft sich von Seite der k. k. hohen Behörden zu erfreuen hat, kam im verflossenen Jahre noch jene hinzu, daß jedes nach der Levante gehende Dampfboot der Gesellschaft in Triest einen beeideten Sanitätswächter an Bord nehmen dürfe, so daß die abzuhaltende Contumazzeit auf der Rückreise schon in Corfu zu zählen beginnt, und der Reisende bei Ankunft in Triest nur noch den Ueberrest abzuhalten hat. Unterwirft er sich noch außerdem dem Spoglio, d. h. dem Kleiderwechsel, der ärztlichen Untersuchung und einem Bade, so wird dadurch die Contumazzeit noch um weitere sieben Tage verkürzt. Welcher Vortheil es für den Reisenden seyn muß, auf diese Weise der lästigen Contumaz zu entgehen und beinahe unmittelbar nach Rückkehr, in die Arme der seiner Ankunft harrenden Angehörigen eilen, oder seinen Geschäften bald nachgehen zu können, bedarf keiner näheren Erörterung. Der günstige Erfolg, von welchem die Gesellschaft ihr großartiges Unternehmen gekrönt sieht, veranlaßt sie, ihrem Wirkungskreise noch eine größere Ausdehnung zu geben. Bei der erwähnten letzten Generalversammlung wurde einstimmig beschlossen, eine Dampfbootverbindung zwischen Triest längs der päpstlichen und neapolitanischen Küste bis Messina anzuknüpfen, ferner noch ein neues Dampfboot zu erbauen und damit eine regelmäßige Fahrt zwischen der friaulschen und istrischen Küste zu unterhalten. Der Einheimische wie der Fremde wird nun mit geringen Kosten und auf die angenehmste Art die Küstenstädte Monfalcone, Capodistria, Isola, Pirano, Parenzo, Rovigno und Pola besuchen können, welche in historischer und landschaftlicher Beziehung so höchst interessant sind, und bisher aus Mangel an bequemer Fahrgelegenheit nur selten besucht wurden, daher auch weniger, als sie es verdienen, gekannt sind.</p><lb/>
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[1320/0008] mit der Levante durch die politischen Wirren gehemmt worden wäre. Zu den vielen früheren Begünstigungen, welche die Ge sellschaft sich von Seite der k. k. hohen Behörden zu erfreuen hat, kam im verflossenen Jahre noch jene hinzu, daß jedes nach der Levante gehende Dampfboot der Gesellschaft in Triest einen beeideten Sanitätswächter an Bord nehmen dürfe, so daß die abzuhaltende Contumazzeit auf der Rückreise schon in Corfu zu zählen beginnt, und der Reisende bei Ankunft in Triest nur noch den Ueberrest abzuhalten hat. Unterwirft er sich noch außerdem dem Spoglio, d. h. dem Kleiderwechsel, der ärztlichen Untersuchung und einem Bade, so wird dadurch die Contumazzeit noch um weitere sieben Tage verkürzt. Welcher Vortheil es für den Reisenden seyn muß, auf diese Weise der lästigen Contumaz zu entgehen und beinahe unmittelbar nach Rückkehr, in die Arme der seiner Ankunft harrenden Angehörigen eilen, oder seinen Geschäften bald nachgehen zu können, bedarf keiner näheren Erörterung. Der günstige Erfolg, von welchem die Gesellschaft ihr großartiges Unternehmen gekrönt sieht, veranlaßt sie, ihrem Wirkungskreise noch eine größere Ausdehnung zu geben. Bei der erwähnten letzten Generalversammlung wurde einstimmig beschlossen, eine Dampfbootverbindung zwischen Triest längs der päpstlichen und neapolitanischen Küste bis Messina anzuknüpfen, ferner noch ein neues Dampfboot zu erbauen und damit eine regelmäßige Fahrt zwischen der friaulschen und istrischen Küste zu unterhalten. Der Einheimische wie der Fremde wird nun mit geringen Kosten und auf die angenehmste Art die Küstenstädte Monfalcone, Capodistria, Isola, Pirano, Parenzo, Rovigno und Pola besuchen können, welche in historischer und landschaftlicher Beziehung so höchst interessant sind, und bisher aus Mangel an bequemer Fahrgelegenheit nur selten besucht wurden, daher auch weniger, als sie es verdienen, gekannt sind. Türkei. _ Konstantinopel, 27 Mai. Die Ernennung Ahmed Fethi Pascha's zum Präsidenten des Ministerconseils läßt vermuthen, daß man wieder zu den europäischen Formen zurückkehren und das Großwessierat abschaffen wolle, obgleich man behauptet, daß der Sultan eben beschäftigt sey, für den entlassenen Chosrew Pascha einen neuen Nachfolger zu wählen. Akif Pascha, der ins Exil geschickte Pascha von Nikomedien, den man zu Mehemed Ali übergegangen wähnte, ist an dem Orte seines Exils angelangt. Nafiz, der abgesetzte Pascha von Adrianopel, befindet sich gegenwärtig hier in Konstantinopel; die Untersuchung seiner Angelegenheit ist noch nicht beendigt. Nafiz Pascha scheint durch die zahlreichen Verbindungen, die er hat, und durch seinen Reichthum sich besser gestellt zu haben als es der exilirte Akif von Nikomedien vermochte. – Dieser Tage ward das neue Strafgesetz für die Beamten kundgemacht. – Se. kais. Hoh. der Erzherzog Friedrich von Oesterreich ist aus Brussa hier glücklich eingetroffen. Aegypten. Einem Briefe aus Alexandria vom 16 Mai zufolge, den das M. Chronicle mittheilt, hätte Ismael Pascha Hodeida geräumt, worauf die Stadt von den Arabern geplündert worden sey. Aus Mocha und Dschedda sollen die Garnisonen weggezogen werden, worauf die Kaufleute und reicheren Bewohner sie ebenfalls verlassen würden. Doch sind diese Berichte, nach den Worten des Correspondenten, so unbestimmt, daß er für ihre Aechtheit nicht stehen möchte. China. Die gestern von uns erwähnten Blätter aus Canton enthalten auch ein langes an die Hong-Kaufleute gerichtetes Edict des Hoppo Yu (vom 25 Jan.) über die vorzunehmende Behandlung der drei amerikanischen Schiffe Makin, Amanaze (Lintin?) und Sopa (Valparaiso?), von denen man den beiden ersten alles an Bord befindliche Geld, weil weder dieses noch auch der geladene Wein zum Eintausch chinesischer Waaren hinlänglich schien, von Regierungswegen wegnahm, um ihnen nur für den genauen Betrag desselben Waaren verabfolgen zu lassen, mit dem dritten aber, als nicht mit amerikanischem Namen versehen, allen Verkehr aufhob. Deßgleichen findet sich darin das von Lin ausgestellte Confiscationsedict der beiden dänischen für englische erklärten Schiffe. Beide Verordnungen schließen mit den Worten: „Eilet! Eilet! ein besonderes Edict.“ – Einige aus der Zeitung von Peking in jenen Blättern mitgetheilte Nachrichten erzählen von dem seit kurzem reißenden Ueberhandnehmen chinesischer, besonders von den Dschunken von Fokien und Canton ausgeübter Seeräuberei an den Küsten von Schan Tung und Liau Tung: „Keine Küste ist mehr sicher; in jeder Bucht und Ecke lauern Gefahren auf den Unachtsamen, und ehe er noch ein Geschrei nach Hülfe ausstoßen kann, ist seine ganze Ladung genommen.“ Die von der Regierung dagegen ergriffenen Maaßregeln sind sehr streng, und in Schan Tung wurde eine Fokiener Dschunke bloß deßhalb für seeräuberisch erklärt und weggenommen, weil sie gerade so viel Mann an Bord hatte (42), als sich, nach dem Geständniß einiger gefangenen Seeräuber, auf einer andern wirklichen Seeräuber-Dschunke befunden hatten. Mit derselben Strenge verfolgt man die Opiumschmuggler im Innern des Landes, und auf dem Tschuang sind, leichterer Controle wegen, alle Boote registrirt und mit Nummern und Eigenthümer-Namen versehen worden. – Hinsichtlich der Nachricht, Capitän Elliot wolle vom Schiffe Volage Mannschaft zu seiner Bedeckung nach Macao kommen lassen, erklären sie die englischen Blätter, wie billig, für kaum glaublich, indem eine solche, ohne Erlaubniß des portugiesischen Gouverneurs und Senats ergriffene Maaßregel allen Verträgen zwischen England und Portugal zuwiderlaufen würde. Nach Berichten des Lloyd'schen Agenten in Liverpool traf dort das Schiff Harbinger von Wampoa ein, dessen Hafen es am 25 Januar verließ, und meldete zugleich, daß bei seiner Abfahrt noch sechs andere Schiffe in Wampoa und Tongku für England luden. Das Geschwader des Commodore Elliot ward bis Anfang Mai in Canton erwartet.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 165. Augsburg, 13. Juni 1840, S. 1320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_165_18400613/8>, abgerufen am 28.04.2024.