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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Fidelis (nach einer kleinen Pause, in der er, ein wenig
gebeugt, mit weit aufgerissenen Augen, keuchend, vor Kuno
steht; leise, langsam, zwischen den Zähnen hervor).
Ich hätte
nie gedacht, daß ich einmal solche Lust haben könnte, einen
Menschen zu, niederzu -- (Hält ein, beherrscht sich und streckt
nur die beiden eingebogenen, an den Körper gepreßten Arme
mit offenen, leise zitternden Fäusten vor.)
Kuno (tritt ihm in guter Haltung einen Schritt entgegen,
sie stehen sich einen Augenblick gegenüber und messen sich; nach
einer kleinen Pause, mit hörbarer innerer Erregung, aber sehr
ruhig, keineswegs herausfordernd, in einem eher leise schuld-
bewußten Ton).
Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört
haben, daß ich einst im Duell --
Fidelis (rasch einfallend; indem er den Kopf hebt und all-
mählich die Arme sinken läßt; kurz auflachend, fast belustigt).

Wenn Sie meinen, daß mich das --! (Lacht laut auf.)
Kuno (sehr rasch einfallend, in einem bittenden Ton).
Mißverstehen Sie mich doch nicht! Ich will nicht drohen,
sondern -- (nach einem Atemzug, langsam, indem er die
Stimme sinken läßt)
mich rechtfertigen
Fidelis (auf den der ruhige Ton Kunos doch Eindruck
macht; aber noch widerstrebend, die Worte höhnisch hervor-
stoßend, kurz).
Da bin ich neugierig!
Kuno (herzlich). Es liegt mir daran, daß Sie mich
nicht verkennen. Wollen Sie mich bitte einen Augenblick
anhören?
Fidelis (blickt achselzuckend von Kuno weg vor sich hin).
Kuno (nach einer kleinen Pause). Vielleicht -- (den
Kopf senkend, mühsam, leise)
vielleicht werden Sie dann
Fidelis (nach einer kleinen Pauſe, in der er, ein wenig
gebeugt, mit weit aufgeriſſenen Augen, keuchend, vor Kuno
ſteht; leiſe, langſam, zwiſchen den Zaͤhnen hervor).
Ich hätte
nie gedacht, daß ich einmal ſolche Luſt haben könnte, einen
Menſchen zu, niederzu — (Haͤlt ein, beherrſcht ſich und ſtreckt
nur die beiden eingebogenen, an den Koͤrper gepreßten Arme
mit offenen, leiſe zitternden Faͤuſten vor.)
Kuno (tritt ihm in guter Haltung einen Schritt entgegen,
ſie ſtehen ſich einen Augenblick gegenuͤber und meſſen ſich; nach
einer kleinen Pauſe, mit hoͤrbarer innerer Erregung, aber ſehr
ruhig, keineswegs herausfordernd, in einem eher leiſe ſchuld-
bewußten Ton).
Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört
haben, daß ich einſt im Duell —
Fidelis (raſch einfallend; indem er den Kopf hebt und all-
maͤhlich die Arme ſinken laͤßt; kurz auflachend, faſt beluſtigt).

Wenn Sie meinen, daß mich das —! (Lacht laut auf.)
Kuno (ſehr raſch einfallend, in einem bittenden Ton).
Mißverſtehen Sie mich doch nicht! Ich will nicht drohen,
ſondern — (nach einem Atemzug, langſam, indem er die
Stimme ſinken laͤßt)
mich rechtfertigen
Fidelis (auf den der ruhige Ton Kunos doch Eindruck
macht; aber noch widerſtrebend, die Worte hoͤhniſch hervor-
ſtoßend, kurz).
Da bin ich neugierig!
Kuno (herzlich). Es liegt mir daran, daß Sie mich
nicht verkennen. Wollen Sie mich bitte einen Augenblick
anhören?
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[89/0095] Fidelis (nach einer kleinen Pauſe, in der er, ein wenig gebeugt, mit weit aufgeriſſenen Augen, keuchend, vor Kuno ſteht; leiſe, langſam, zwiſchen den Zaͤhnen hervor). Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal ſolche Luſt haben könnte, einen Menſchen zu, niederzu — (Haͤlt ein, beherrſcht ſich und ſtreckt nur die beiden eingebogenen, an den Koͤrper gepreßten Arme mit offenen, leiſe zitternden Faͤuſten vor.) Kuno (tritt ihm in guter Haltung einen Schritt entgegen, ſie ſtehen ſich einen Augenblick gegenuͤber und meſſen ſich; nach einer kleinen Pauſe, mit hoͤrbarer innerer Erregung, aber ſehr ruhig, keineswegs herausfordernd, in einem eher leiſe ſchuld- bewußten Ton). Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, daß ich einſt im Duell — Fidelis (raſch einfallend; indem er den Kopf hebt und all- maͤhlich die Arme ſinken laͤßt; kurz auflachend, faſt beluſtigt). Wenn Sie meinen, daß mich das —! (Lacht laut auf.) Kuno (ſehr raſch einfallend, in einem bittenden Ton). Mißverſtehen Sie mich doch nicht! Ich will nicht drohen, ſondern — (nach einem Atemzug, langſam, indem er die Stimme ſinken laͤßt) mich rechtfertigen Fidelis (auf den der ruhige Ton Kunos doch Eindruck macht; aber noch widerſtrebend, die Worte hoͤhniſch hervor- ſtoßend, kurz). Da bin ich neugierig! Kuno (herzlich). Es liegt mir daran, daß Sie mich nicht verkennen. Wollen Sie mich bitte einen Augenblick anhören? Fidelis (blickt achſelzuckend von Kuno weg vor ſich hin). Kuno (nach einer kleinen Pauſe). Vielleicht — (den Kopf ſenkend, muͤhſam, leiſe) vielleicht werden Sie dann

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/95>, abgerufen am 29.04.2024.