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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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religiösen und ideellen stellte, die Materie über den Geist,
-- diese Ueberschätzung des Schachers, die mit dem An-
spruch einer Philosophie auftritt, trotzdem sie im Reich der
Idee nichts zu suchen hat, diese Umwertung aller Werte,
ist sein Werk. Seine Internationale ist weder die Weit-
ling'sche des Christentums, noch die Bakunin'sche einer
auf die Arbeitssolidarität gegründeten Freiheit und Huma-
nität, sondern eine Internationale des Angebots und der
Käuflichkeit, der moralischen Destruktion 55). Sie zielt auf
die Abschaffung der Qualität und der Ritterlichkeit ab, auf
die Verflachung der nationalen und persönlichen Individuen.
Ihre zynische Ueberzeugung ist: der Profit regiert die Welt.
Der Profit ist -- die Weltseele.

Nach Marx sind die Probleme überall gleich, weil mit
dem Aufschwung der Industrie der Häuptling von Owambu
und der Telegraphenbeamte in Stockholm gleicherweise
Röllchen tragen; nach Marx bestimmt in Amerika, England
und Russland gleicherweise "das Kapital" die letzten Ziele
der Nation, weil der Weizen dort wie hier riecht, auch
ebenso schmeckt und nur im Preis differiert 56). Marx ist
weit davon entfernt, aus der universalen Materialität, die er
erkannt zu haben glaubt, den Schluss zu ziehen, dass dieser
Zustand aufgehoben werden muss, und zwar durch seinen
Gegensatz, die universale Idealität. Er erkennt ihn vielmehr
an, er wird sein Prophet. Indem er bemüht ist, ihn überall
nachzuweisen und ihn sogar als Prinzip der Geschichte
aufzustellen, depraviert er als einer der tödlichsten Volks-
feinde die letzte Kraftquelle der Moralität, die Armut, das pro-
letarische Volk.

Die für Marx charakteristische Geringschätzung der
kulturellen und sittlichen Unterschiede zwischen den Völ-
kern stellt sich nicht zufällig gerade im System eines
Deutschjuden dar. Hervor ging die marxistische Internatio-
nale aus der Desperation eines deutschen Patrioten, der
sein Volk weder wirtschaftlich noch moralisch auf der

religiösen und ideellen stellte, die Materie über den Geist,
— diese Ueberschätzung des Schachers, die mit dem An-
spruch einer Philosophie auftritt, trotzdem sie im Reich der
Idee nichts zu suchen hat, diese Umwertung aller Werte,
ist sein Werk. Seine Internationale ist weder die Weit-
ling'sche des Christentums, noch die Bakunin'sche einer
auf die Arbeitssolidarität gegründeten Freiheit und Huma-
nität, sondern eine Internationale des Angebots und der
Käuflichkeit, der moralischen Destruktion 55). Sie zielt auf
die Abschaffung der Qualität und der Ritterlichkeit ab, auf
die Verflachung der nationalen und persönlichen Individuen.
Ihre zynische Ueberzeugung ist: der Profit regiert die Welt.
Der Profit ist — die Weltseele.

Nach Marx sind die Probleme überall gleich, weil mit
dem Aufschwung der Industrie der Häuptling von Owambu
und der Telegraphenbeamte in Stockholm gleicherweise
Röllchen tragen; nach Marx bestimmt in Amerika, England
und Russland gleicherweise „das Kapital“ die letzten Ziele
der Nation, weil der Weizen dort wie hier riecht, auch
ebenso schmeckt und nur im Preis differiert 56). Marx ist
weit davon entfernt, aus der universalen Materialität, die er
erkannt zu haben glaubt, den Schluss zu ziehen, dass dieser
Zustand aufgehoben werden muss, und zwar durch seinen
Gegensatz, die universale Idealität. Er erkennt ihn vielmehr
an, er wird sein Prophet. Indem er bemüht ist, ihn überall
nachzuweisen und ihn sogar als Prinzip der Geschichte
aufzustellen, depraviert er als einer der tödlichsten Volks-
feinde die letzte Kraftquelle der Moralität, die Armut, das pro-
letarische Volk.

Die für Marx charakteristische Geringschätzung der
kulturellen und sittlichen Unterschiede zwischen den Völ-
kern stellt sich nicht zufällig gerade im System eines
Deutschjuden dar. Hervor ging die marxistische Internatio-
nale aus der Desperation eines deutschen Patrioten, der
sein Volk weder wirtschaftlich noch moralisch auf der

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[191/0199] religiösen und ideellen stellte, die Materie über den Geist, — diese Ueberschätzung des Schachers, die mit dem An- spruch einer Philosophie auftritt, trotzdem sie im Reich der Idee nichts zu suchen hat, diese Umwertung aller Werte, ist sein Werk. Seine Internationale ist weder die Weit- ling'sche des Christentums, noch die Bakunin'sche einer auf die Arbeitssolidarität gegründeten Freiheit und Huma- nität, sondern eine Internationale des Angebots und der Käuflichkeit, der moralischen Destruktion ⁵⁵⁾ . Sie zielt auf die Abschaffung der Qualität und der Ritterlichkeit ab, auf die Verflachung der nationalen und persönlichen Individuen. Ihre zynische Ueberzeugung ist: der Profit regiert die Welt. Der Profit ist — die Weltseele. Nach Marx sind die Probleme überall gleich, weil mit dem Aufschwung der Industrie der Häuptling von Owambu und der Telegraphenbeamte in Stockholm gleicherweise Röllchen tragen; nach Marx bestimmt in Amerika, England und Russland gleicherweise „das Kapital“ die letzten Ziele der Nation, weil der Weizen dort wie hier riecht, auch ebenso schmeckt und nur im Preis differiert ⁵⁶⁾ . Marx ist weit davon entfernt, aus der universalen Materialität, die er erkannt zu haben glaubt, den Schluss zu ziehen, dass dieser Zustand aufgehoben werden muss, und zwar durch seinen Gegensatz, die universale Idealität. Er erkennt ihn vielmehr an, er wird sein Prophet. Indem er bemüht ist, ihn überall nachzuweisen und ihn sogar als Prinzip der Geschichte aufzustellen, depraviert er als einer der tödlichsten Volks- feinde die letzte Kraftquelle der Moralität, die Armut, das pro- letarische Volk. Die für Marx charakteristische Geringschätzung der kulturellen und sittlichen Unterschiede zwischen den Völ- kern stellt sich nicht zufällig gerade im System eines Deutschjuden dar. Hervor ging die marxistische Internatio- nale aus der Desperation eines deutschen Patrioten, der sein Volk weder wirtschaftlich noch moralisch auf der

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/199>, abgerufen am 28.04.2024.