Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815.
vollkommener Weise, als es mit Axt, Säge, Hobel und anderen
Schneidwerkzeugen, welche von der Hand bedient werden, geschehen
kann.

Auf Grund dieses Patentes wurde eine Holzhobelmaschine im
Arsenal zu Woolwich angefertigt, welche 50 Jahre später noch im
Betriebe war.

Die erste Eisenhobelmaschine soll James Fox, der Gründer
einer berühmten Maschinenfabrik in Derby, 1814 gebaut haben. Sie
war nach demselben Prinzip, aber komplizierter als die jetzt ge-
bräuchlichen Eisenhobelbänke konstruiert 1). Öfter wird Matthew
Murray
zu Leeds als der eigentliche Erfinder der modernen Dreh-
bank bezeichnet, dessen erste Hobelmaschine ebenfalls bereits 1814
arbeitete. Ferner erwarb sich Richard Roberts von Manchester
um die Verbesserung der Hobelmaschine (1817) Verdienste. Ihre
eigentliche Vollendung erhielt die englische Hobelbank, bei welcher
der Meissel feststeht und das Arbeitsstück unter ihm durchgeht,
durch Josef Clement in London in den Jahren 1820 bis 1825.

Noch viele andere Erfindungen und Verbesserungen von Werk-
zeugen zur Eisenbearbeitung fallen in diese Zeit, die wir nicht alle
anführen können. Eine Feilmaschine, welche durch einen hin- und
hergehenden Meissel wirkte, erfand von Reichenbach zwischen 1804
und 1818. Die erste Blechbiegmaschine, ein Walzwerk mit drei
Cylindern, erfand John Ford 1815. Verbesserte Cylinderbohr-
maschinen
erfand Billingsley 1803, dessen Vertikalmaschine im
Journal für Fabrik, Manufaktur etc., 1803, S. 134, beschrieben und
Tab. II. abgebildet ist. John Dixon verbesserte die horizontalen
Cylinderbohrmaschinen, ebenso Breithaupt in Kassel 1807. Eine
Kreisschere brachte der Engländer James White unter einem
Satz Maschinen zur Nägelfabrikation bereits 1811 nach Paris. Um
diese Zeit bediente man sich auch schon in Creusot der Kreisschere
zum Blechschneiden, und 1814 machte Mollard eine verbesserte
Konstruktion bekannt.

Maschinennägel machte Perkins in Amerika 1795 und Road
ebendaselbst 1811. 1809 bestanden schon Maschinennägelfabriken
in Birmingham. 1790 bis 1852 wurden in England 50 Patente für
Maschinennägelfabrikation genommen. In Österreich legte 1815 Schaf-
zahl
in Gratz eine Nagelfabrik an. Seine Maschinen hatte er nach
den Angaben eines Uhrmachers Schmidt gebaut.


1) Siehe Smiles, Industrial biographies, p. 259.

Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815.
vollkommener Weise, als es mit Axt, Säge, Hobel und anderen
Schneidwerkzeugen, welche von der Hand bedient werden, geschehen
kann.

Auf Grund dieses Patentes wurde eine Holzhobelmaschine im
Arsenal zu Woolwich angefertigt, welche 50 Jahre später noch im
Betriebe war.

Die erste Eisenhobelmaschine soll James Fox, der Gründer
einer berühmten Maschinenfabrik in Derby, 1814 gebaut haben. Sie
war nach demselben Prinzip, aber komplizierter als die jetzt ge-
bräuchlichen Eisenhobelbänke konstruiert 1). Öfter wird Matthew
Murray
zu Leeds als der eigentliche Erfinder der modernen Dreh-
bank bezeichnet, dessen erste Hobelmaschine ebenfalls bereits 1814
arbeitete. Ferner erwarb sich Richard Roberts von Manchester
um die Verbesserung der Hobelmaschine (1817) Verdienste. Ihre
eigentliche Vollendung erhielt die englische Hobelbank, bei welcher
der Meiſsel feststeht und das Arbeitsstück unter ihm durchgeht,
durch Josef Clement in London in den Jahren 1820 bis 1825.

Noch viele andere Erfindungen und Verbesserungen von Werk-
zeugen zur Eisenbearbeitung fallen in diese Zeit, die wir nicht alle
anführen können. Eine Feilmaschine, welche durch einen hin- und
hergehenden Meiſsel wirkte, erfand von Reichenbach zwischen 1804
und 1818. Die erste Blechbiegmaschine, ein Walzwerk mit drei
Cylindern, erfand John Ford 1815. Verbesserte Cylinderbohr-
maschinen
erfand Billingsley 1803, dessen Vertikalmaschine im
Journal für Fabrik, Manufaktur etc., 1803, S. 134, beschrieben und
Tab. II. abgebildet ist. John Dixon verbesserte die horizontalen
Cylinderbohrmaschinen, ebenso Breithaupt in Kassel 1807. Eine
Kreisschere brachte der Engländer James White unter einem
Satz Maschinen zur Nägelfabrikation bereits 1811 nach Paris. Um
diese Zeit bediente man sich auch schon in Creusot der Kreisschere
zum Blechschneiden, und 1814 machte Mollard eine verbesserte
Konstruktion bekannt.

Maschinennägel machte Perkins in Amerika 1795 und Road
ebendaselbst 1811. 1809 bestanden schon Maschinennägelfabriken
in Birmingham. 1790 bis 1852 wurden in England 50 Patente für
Maschinennägelfabrikation genommen. In Österreich legte 1815 Schaf-
zahl
in Gratz eine Nagelfabrik an. Seine Maschinen hatte er nach
den Angaben eines Uhrmachers Schmidt gebaut.


1) Siehe Smiles, Industrial biographies, p. 259.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0168" n="152"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815.</fw><lb/>
vollkommener Weise, als es mit Axt, Säge, Hobel und anderen<lb/>
Schneidwerkzeugen, welche von der Hand bedient werden, geschehen<lb/>
kann.</p><lb/>
              <p>Auf Grund dieses Patentes wurde eine Holzhobelmaschine im<lb/>
Arsenal zu Woolwich angefertigt, welche 50 Jahre später noch im<lb/>
Betriebe war.</p><lb/>
              <p>Die erste Eisenhobelmaschine soll <hi rendition="#g">James Fox</hi>, der Gründer<lb/>
einer berühmten Maschinenfabrik in Derby, 1814 gebaut haben. Sie<lb/>
war nach demselben Prinzip, aber komplizierter als die jetzt ge-<lb/>
bräuchlichen Eisenhobelbänke konstruiert <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Smiles</hi>, Industrial biographies, p. 259.</note>. Öfter wird <hi rendition="#g">Matthew<lb/>
Murray</hi> zu Leeds als der eigentliche Erfinder der modernen Dreh-<lb/>
bank bezeichnet, dessen erste Hobelmaschine ebenfalls bereits 1814<lb/>
arbeitete. Ferner erwarb sich <hi rendition="#g">Richard Roberts</hi> von Manchester<lb/>
um die Verbesserung der Hobelmaschine (1817) Verdienste. Ihre<lb/>
eigentliche Vollendung erhielt die englische Hobelbank, bei welcher<lb/>
der Mei&#x017F;sel feststeht und das Arbeitsstück unter ihm durchgeht,<lb/>
durch <hi rendition="#g">Josef Clement</hi> in London in den Jahren 1820 bis 1825.</p><lb/>
              <p>Noch viele andere Erfindungen und Verbesserungen von Werk-<lb/>
zeugen zur Eisenbearbeitung fallen in diese Zeit, die wir nicht alle<lb/>
anführen können. Eine <hi rendition="#g">Feilmaschine</hi>, welche durch einen hin- und<lb/>
hergehenden Mei&#x017F;sel wirkte, erfand <hi rendition="#g">von Reichenbach</hi> zwischen 1804<lb/>
und 1818. Die erste <hi rendition="#g">Blechbiegmaschine</hi>, ein Walzwerk mit drei<lb/>
Cylindern, erfand <hi rendition="#g">John Ford</hi> 1815. Verbesserte <hi rendition="#g">Cylinderbohr-<lb/>
maschinen</hi> erfand <hi rendition="#g">Billingsley</hi> 1803, dessen Vertikalmaschine im<lb/>
Journal für Fabrik, Manufaktur etc., 1803, S. 134, beschrieben und<lb/>
Tab. II. abgebildet ist. <hi rendition="#g">John Dixon</hi> verbesserte die horizontalen<lb/>
Cylinderbohrmaschinen, ebenso <hi rendition="#g">Breithaupt</hi> in Kassel 1807. Eine<lb/><hi rendition="#g">Kreisschere</hi> brachte der Engländer <hi rendition="#g">James White</hi> unter einem<lb/>
Satz Maschinen zur Nägelfabrikation bereits 1811 nach Paris. Um<lb/>
diese Zeit bediente man sich auch schon in Creusot der Kreisschere<lb/>
zum Blechschneiden, und 1814 machte <hi rendition="#g">Mollard</hi> eine verbesserte<lb/>
Konstruktion bekannt.</p><lb/>
              <p>Maschinennägel machte <hi rendition="#g">Perkins</hi> in Amerika 1795 und <hi rendition="#g">Road</hi><lb/>
ebendaselbst 1811. 1809 bestanden schon <hi rendition="#g">Maschinennägelfabriken</hi><lb/>
in Birmingham. 1790 bis 1852 wurden in England 50 Patente für<lb/>
Maschinennägelfabrikation genommen. In Österreich legte 1815 <hi rendition="#g">Schaf-<lb/>
zahl</hi> in Gratz eine Nagelfabrik an. Seine Maschinen hatte er nach<lb/>
den Angaben eines Uhrmachers <hi rendition="#g">Schmidt</hi> gebaut.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0168] Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815. vollkommener Weise, als es mit Axt, Säge, Hobel und anderen Schneidwerkzeugen, welche von der Hand bedient werden, geschehen kann. Auf Grund dieses Patentes wurde eine Holzhobelmaschine im Arsenal zu Woolwich angefertigt, welche 50 Jahre später noch im Betriebe war. Die erste Eisenhobelmaschine soll James Fox, der Gründer einer berühmten Maschinenfabrik in Derby, 1814 gebaut haben. Sie war nach demselben Prinzip, aber komplizierter als die jetzt ge- bräuchlichen Eisenhobelbänke konstruiert 1). Öfter wird Matthew Murray zu Leeds als der eigentliche Erfinder der modernen Dreh- bank bezeichnet, dessen erste Hobelmaschine ebenfalls bereits 1814 arbeitete. Ferner erwarb sich Richard Roberts von Manchester um die Verbesserung der Hobelmaschine (1817) Verdienste. Ihre eigentliche Vollendung erhielt die englische Hobelbank, bei welcher der Meiſsel feststeht und das Arbeitsstück unter ihm durchgeht, durch Josef Clement in London in den Jahren 1820 bis 1825. Noch viele andere Erfindungen und Verbesserungen von Werk- zeugen zur Eisenbearbeitung fallen in diese Zeit, die wir nicht alle anführen können. Eine Feilmaschine, welche durch einen hin- und hergehenden Meiſsel wirkte, erfand von Reichenbach zwischen 1804 und 1818. Die erste Blechbiegmaschine, ein Walzwerk mit drei Cylindern, erfand John Ford 1815. Verbesserte Cylinderbohr- maschinen erfand Billingsley 1803, dessen Vertikalmaschine im Journal für Fabrik, Manufaktur etc., 1803, S. 134, beschrieben und Tab. II. abgebildet ist. John Dixon verbesserte die horizontalen Cylinderbohrmaschinen, ebenso Breithaupt in Kassel 1807. Eine Kreisschere brachte der Engländer James White unter einem Satz Maschinen zur Nägelfabrikation bereits 1811 nach Paris. Um diese Zeit bediente man sich auch schon in Creusot der Kreisschere zum Blechschneiden, und 1814 machte Mollard eine verbesserte Konstruktion bekannt. Maschinennägel machte Perkins in Amerika 1795 und Road ebendaselbst 1811. 1809 bestanden schon Maschinennägelfabriken in Birmingham. 1790 bis 1852 wurden in England 50 Patente für Maschinennägelfabrikation genommen. In Österreich legte 1815 Schaf- zahl in Gratz eine Nagelfabrik an. Seine Maschinen hatte er nach den Angaben eines Uhrmachers Schmidt gebaut. 1) Siehe Smiles, Industrial biographies, p. 259.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/168
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/168>, abgerufen am 30.04.2024.