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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
führte. Vor dem Kanal war eine geschlossene Feuerung angebracht,
durch welche ein Luftstrom mit einem Ventilator getrieben wurde,
der dann in den Luftkanal im Meiler führte. Sauvage erhielt mit
seinen acht Versuchsmeilern nur gedarrtes Holz und keine Rotkohle,
weil er die Temperatur niedrig halten musste, damit sich nicht die
brennbaren Gase im Innern entzündeten und ein Anbrennen des Holzes
verursachten.

Lagoutte de la Croix hatte 1839 in Belgien und 1843 in
Österreich ein Patent auf die Verkohlung von Holz, Torf und Stein-
kohlen mit erhitztem Wasserdampf erhalten, und Scheerer hielt dies
für den besten Weg zur Herstellung der Rotkohle.

Die Holzkohle war auf dem europäischen Kontinente immer
noch das wichtigste Brennmaterial für die Eisenindustrie. Über den
chemischen Vorgang bei der Meilerverkohlung haben Ebelmans 1)
Untersuchungen der während des Prozesses entweichenden Gase Auf-
klärung verschafft. Scheerer hat den pyrometrischen Wärmeeffekt
verschiedener Holzkohlensorten folgendermassen berechnet:

Völlig trockene Schwarzkohle     2450° C.
Schwarzkohle mit 12 Proz. Feuchtigkeit     2365° "
Völlig trockene Rotkohle     2260° "
Rotkohle mit 10 Proz. Feuchtigkeit     2190° "

Die verbreitetste Art der Holzkohlenbereitung war die Meiler-
verkohlung. Man hat in dieser Periode zahlreiche Versuche gemacht,
die Meilerverkohlung zu verbessern, ohne indes eine wesentliche
Anderung durchzuführen. Zu Hiflau in Steiermark 2) erbaute man
mit Vorteil sehr grosse Meiler von 15000 bis 16000 Kbfss. Inhalt auf
einer gemauerten Sohle. Der Hauptunterschied im Betriebe bestand
darin, dass man das Decken des Meilers von unten begann. Man bewarf
denselben, ohne den gewöhnlichen ringförmigen Fussraum offen zu
lassen, mit einer 2 Fuss dicken, möglichst festgeschlagenen Löscheschicht.
Nach oben zu machte man die Decke schwächer und bedeckte die
Haube nur mit einer 9 Zoll dicken, möglichst lockeren Löschelage.
Die Entzündung geschah durch den Quandelschacht von der Mitte
aus. Ein Meiler von 46 Fuss Durchmesser brauchte 4 bis 6 Wochen
bis zur Gare. Die Haupteigentümlichkeit des Prozesses bestand in
der vollständigen und möglichst dichten Bedeckung des Meilerfusses
während der Schwitzperiode. Man erzielte zu Hiflau ein sehr hohes

1) Comptes rendus vom April 1843.
2) Siehe Annales des mines, 3. Serie, VII, 3.

Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
führte. Vor dem Kanal war eine geschlossene Feuerung angebracht,
durch welche ein Luftstrom mit einem Ventilator getrieben wurde,
der dann in den Luftkanal im Meiler führte. Sauvage erhielt mit
seinen acht Versuchsmeilern nur gedarrtes Holz und keine Rotkohle,
weil er die Temperatur niedrig halten muſste, damit sich nicht die
brennbaren Gase im Innern entzündeten und ein Anbrennen des Holzes
verursachten.

Lagoutte de la Croix hatte 1839 in Belgien und 1843 in
Österreich ein Patent auf die Verkohlung von Holz, Torf und Stein-
kohlen mit erhitztem Wasserdampf erhalten, und Scheerer hielt dies
für den besten Weg zur Herstellung der Rotkohle.

Die Holzkohle war auf dem europäischen Kontinente immer
noch das wichtigste Brennmaterial für die Eisenindustrie. Über den
chemischen Vorgang bei der Meilerverkohlung haben Ebelmans 1)
Untersuchungen der während des Prozesses entweichenden Gase Auf-
klärung verschafft. Scheerer hat den pyrometrischen Wärmeeffekt
verschiedener Holzkohlensorten folgendermaſsen berechnet:

Völlig trockene Schwarzkohle     2450° C.
Schwarzkohle mit 12 Proz. Feuchtigkeit     2365° „
Völlig trockene Rotkohle     2260° „
Rotkohle mit 10 Proz. Feuchtigkeit     2190° „

Die verbreitetste Art der Holzkohlenbereitung war die Meiler-
verkohlung. Man hat in dieser Periode zahlreiche Versuche gemacht,
die Meilerverkohlung zu verbessern, ohne indes eine wesentliche
Anderung durchzuführen. Zu Hiflau in Steiermark 2) erbaute man
mit Vorteil sehr groſse Meiler von 15000 bis 16000 Kbfſs. Inhalt auf
einer gemauerten Sohle. Der Hauptunterschied im Betriebe bestand
darin, daſs man das Decken des Meilers von unten begann. Man bewarf
denselben, ohne den gewöhnlichen ringförmigen Fuſsraum offen zu
lassen, mit einer 2 Fuſs dicken, möglichst festgeschlagenen Löscheschicht.
Nach oben zu machte man die Decke schwächer und bedeckte die
Haube nur mit einer 9 Zoll dicken, möglichst lockeren Löschelage.
Die Entzündung geschah durch den Quandelschacht von der Mitte
aus. Ein Meiler von 46 Fuſs Durchmesser brauchte 4 bis 6 Wochen
bis zur Gare. Die Haupteigentümlichkeit des Prozesses bestand in
der vollständigen und möglichst dichten Bedeckung des Meilerfuſses
während der Schwitzperiode. Man erzielte zu Hiflau ein sehr hohes

1) Comptes rendus vom April 1843.
2) Siehe Annales des mines, 3. Serie, VII, 3.
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[470/0486] Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850. führte. Vor dem Kanal war eine geschlossene Feuerung angebracht, durch welche ein Luftstrom mit einem Ventilator getrieben wurde, der dann in den Luftkanal im Meiler führte. Sauvage erhielt mit seinen acht Versuchsmeilern nur gedarrtes Holz und keine Rotkohle, weil er die Temperatur niedrig halten muſste, damit sich nicht die brennbaren Gase im Innern entzündeten und ein Anbrennen des Holzes verursachten. Lagoutte de la Croix hatte 1839 in Belgien und 1843 in Österreich ein Patent auf die Verkohlung von Holz, Torf und Stein- kohlen mit erhitztem Wasserdampf erhalten, und Scheerer hielt dies für den besten Weg zur Herstellung der Rotkohle. Die Holzkohle war auf dem europäischen Kontinente immer noch das wichtigste Brennmaterial für die Eisenindustrie. Über den chemischen Vorgang bei der Meilerverkohlung haben Ebelmans 1) Untersuchungen der während des Prozesses entweichenden Gase Auf- klärung verschafft. Scheerer hat den pyrometrischen Wärmeeffekt verschiedener Holzkohlensorten folgendermaſsen berechnet: Völlig trockene Schwarzkohle 2450° C. Schwarzkohle mit 12 Proz. Feuchtigkeit 2365° „ Völlig trockene Rotkohle 2260° „ Rotkohle mit 10 Proz. Feuchtigkeit 2190° „ Die verbreitetste Art der Holzkohlenbereitung war die Meiler- verkohlung. Man hat in dieser Periode zahlreiche Versuche gemacht, die Meilerverkohlung zu verbessern, ohne indes eine wesentliche Anderung durchzuführen. Zu Hiflau in Steiermark 2) erbaute man mit Vorteil sehr groſse Meiler von 15000 bis 16000 Kbfſs. Inhalt auf einer gemauerten Sohle. Der Hauptunterschied im Betriebe bestand darin, daſs man das Decken des Meilers von unten begann. Man bewarf denselben, ohne den gewöhnlichen ringförmigen Fuſsraum offen zu lassen, mit einer 2 Fuſs dicken, möglichst festgeschlagenen Löscheschicht. Nach oben zu machte man die Decke schwächer und bedeckte die Haube nur mit einer 9 Zoll dicken, möglichst lockeren Löschelage. Die Entzündung geschah durch den Quandelschacht von der Mitte aus. Ein Meiler von 46 Fuſs Durchmesser brauchte 4 bis 6 Wochen bis zur Gare. Die Haupteigentümlichkeit des Prozesses bestand in der vollständigen und möglichst dichten Bedeckung des Meilerfuſses während der Schwitzperiode. Man erzielte zu Hiflau ein sehr hohes 1) Comptes rendus vom April 1843. 2) Siehe Annales des mines, 3. Serie, VII, 3.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/486>, abgerufen am 29.04.2024.