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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
Kohlenausbringen von 26 Proz. Ein ganz ähnliches Verfahren hatte
man zu Neusohl in Ungarn.

Auch Pfort zu Veckerhagen 1) suchte die Meilerverkohlung im
Reinhardswalde dadurch zu verbessern, dass er den Meiler am Fusse
möglichst schloss, die Haube mehr offen liess und die Entzündung
von oben durch den Quandel bewirkte. Die Ergebnisse waren günstig.

Der Amerikaner Bull hat das Ausbringen wesentlich dadurch
vergrössert, dass er beim Aufsetzen des Meilers die Zwischenräume
mit Kohlenstaub ausfüllte und sie dadurch unschädlich machte.

Die Holzverkohlungsöfen, welche man hauptsächlich da an-
wendete, wo man die Destillationsprodukte des Holzes mitgewinnen
wollte, hatten teils die Form der Meiler, teils die der Haufen. Wo
die Teergewinnung den Hauptzweck bildete, wendete man Retorten-
öfen an, die hierbei erzielten leichten Kohlen waren aber für den
Hüttenbetrieb wenig geeignet. Statt der kostspieligen Retorten wen-
dete man zuerst bei Blansko in Mähren bereits Ende der 20er Jahre
Röhrenöfen an, d. h. Kammern, durch welche gusseiserne Heizröhren
geführt wurden. Dieselben waren von Reichenbach konstruiert und
bewährten sich gut, doch hat auch diese Art Öfen mehr ein Interesse
für den Holzessigfabrikanten, als für den Hüttenmann.

Bei dem lebhaften Bestreben, die Produktionskosten des Eisens
namentlich durch Brennmaterialersparung zu verringern, wendete man
natürlich in dieser Zeit auch dem Torf und seiner Verwendung in
der Eisenindustrie wieder grössere Aufmerksamkeit zu.

Über die chemische Zusammensetzung und die Bildung desselben
hat namentlich Mulder durch eingehende Versuche Aufschluss ge-
geben 2). Regnaults Analysen 3) stimmen mit denselben überein.
Die mittlere Zusammensetzung von sechs holländischen und drei fran-
zösischen Torfarten betrug 60,63 Tle. Kohlenstoff, 6,04 Tle. Wasserstoff
und 33,32 Tle. Sauerstoff. Dies entspricht nach Scheerer einer Zu-
sammensetzung von 60 Tln. Kohlenstoff, 2 Tln. Wasserstoff und 38 Tln.
Wasser, während die entsprechende Holzmasse 50 Tle. Kohlenstoff und
50 Tle. Wasser enthält. Regnault fand auch Stickstoff, bei dem Torf
von Vulcaire bei Abbeville sogar 2,21 Proz.

Scheerers Angabe gilt für die Zusammensetzung der reinen
Torfsubstanz. Danach wäre reiner Torf ein besseres Brennmaterial

1) Siehe Studien des Göttinger Vereins, 4. Bd., Heft 1, S. 59.
2) Siehe Erdmann, Journal f. prakt. Chem. XVI, 246, 495; XXI, 211.
3) Ebendaselbst XIII, 160.

Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
Kohlenausbringen von 26 Proz. Ein ganz ähnliches Verfahren hatte
man zu Neusohl in Ungarn.

Auch Pfort zu Veckerhagen 1) suchte die Meilerverkohlung im
Reinhardswalde dadurch zu verbessern, daſs er den Meiler am Fuſse
möglichst schloſs, die Haube mehr offen lieſs und die Entzündung
von oben durch den Quandel bewirkte. Die Ergebnisse waren günstig.

Der Amerikaner Bull hat das Ausbringen wesentlich dadurch
vergröſsert, daſs er beim Aufsetzen des Meilers die Zwischenräume
mit Kohlenstaub ausfüllte und sie dadurch unschädlich machte.

Die Holzverkohlungsöfen, welche man hauptsächlich da an-
wendete, wo man die Destillationsprodukte des Holzes mitgewinnen
wollte, hatten teils die Form der Meiler, teils die der Haufen. Wo
die Teergewinnung den Hauptzweck bildete, wendete man Retorten-
öfen an, die hierbei erzielten leichten Kohlen waren aber für den
Hüttenbetrieb wenig geeignet. Statt der kostspieligen Retorten wen-
dete man zuerst bei Blansko in Mähren bereits Ende der 20er Jahre
Röhrenöfen an, d. h. Kammern, durch welche guſseiserne Heizröhren
geführt wurden. Dieselben waren von Reichenbach konstruiert und
bewährten sich gut, doch hat auch diese Art Öfen mehr ein Interesse
für den Holzessigfabrikanten, als für den Hüttenmann.

Bei dem lebhaften Bestreben, die Produktionskosten des Eisens
namentlich durch Brennmaterialersparung zu verringern, wendete man
natürlich in dieser Zeit auch dem Torf und seiner Verwendung in
der Eisenindustrie wieder gröſsere Aufmerksamkeit zu.

Über die chemische Zusammensetzung und die Bildung desselben
hat namentlich Mulder durch eingehende Versuche Aufschluſs ge-
geben 2). Regnaults Analysen 3) stimmen mit denselben überein.
Die mittlere Zusammensetzung von sechs holländischen und drei fran-
zösischen Torfarten betrug 60,63 Tle. Kohlenstoff, 6,04 Tle. Wasserstoff
und 33,32 Tle. Sauerstoff. Dies entspricht nach Scheerer einer Zu-
sammensetzung von 60 Tln. Kohlenstoff, 2 Tln. Wasserstoff und 38 Tln.
Wasser, während die entsprechende Holzmasse 50 Tle. Kohlenstoff und
50 Tle. Wasser enthält. Regnault fand auch Stickstoff, bei dem Torf
von Vulcaire bei Abbeville sogar 2,21 Proz.

Scheerers Angabe gilt für die Zusammensetzung der reinen
Torfsubstanz. Danach wäre reiner Torf ein besseres Brennmaterial

1) Siehe Studien des Göttinger Vereins, 4. Bd., Heft 1, S. 59.
2) Siehe Erdmann, Journal f. prakt. Chem. XVI, 246, 495; XXI, 211.
3) Ebendaselbst XIII, 160.
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[471/0487] Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850. Kohlenausbringen von 26 Proz. Ein ganz ähnliches Verfahren hatte man zu Neusohl in Ungarn. Auch Pfort zu Veckerhagen 1) suchte die Meilerverkohlung im Reinhardswalde dadurch zu verbessern, daſs er den Meiler am Fuſse möglichst schloſs, die Haube mehr offen lieſs und die Entzündung von oben durch den Quandel bewirkte. Die Ergebnisse waren günstig. Der Amerikaner Bull hat das Ausbringen wesentlich dadurch vergröſsert, daſs er beim Aufsetzen des Meilers die Zwischenräume mit Kohlenstaub ausfüllte und sie dadurch unschädlich machte. Die Holzverkohlungsöfen, welche man hauptsächlich da an- wendete, wo man die Destillationsprodukte des Holzes mitgewinnen wollte, hatten teils die Form der Meiler, teils die der Haufen. Wo die Teergewinnung den Hauptzweck bildete, wendete man Retorten- öfen an, die hierbei erzielten leichten Kohlen waren aber für den Hüttenbetrieb wenig geeignet. Statt der kostspieligen Retorten wen- dete man zuerst bei Blansko in Mähren bereits Ende der 20er Jahre Röhrenöfen an, d. h. Kammern, durch welche guſseiserne Heizröhren geführt wurden. Dieselben waren von Reichenbach konstruiert und bewährten sich gut, doch hat auch diese Art Öfen mehr ein Interesse für den Holzessigfabrikanten, als für den Hüttenmann. Bei dem lebhaften Bestreben, die Produktionskosten des Eisens namentlich durch Brennmaterialersparung zu verringern, wendete man natürlich in dieser Zeit auch dem Torf und seiner Verwendung in der Eisenindustrie wieder gröſsere Aufmerksamkeit zu. Über die chemische Zusammensetzung und die Bildung desselben hat namentlich Mulder durch eingehende Versuche Aufschluſs ge- geben 2). Regnaults Analysen 3) stimmen mit denselben überein. Die mittlere Zusammensetzung von sechs holländischen und drei fran- zösischen Torfarten betrug 60,63 Tle. Kohlenstoff, 6,04 Tle. Wasserstoff und 33,32 Tle. Sauerstoff. Dies entspricht nach Scheerer einer Zu- sammensetzung von 60 Tln. Kohlenstoff, 2 Tln. Wasserstoff und 38 Tln. Wasser, während die entsprechende Holzmasse 50 Tle. Kohlenstoff und 50 Tle. Wasser enthält. Regnault fand auch Stickstoff, bei dem Torf von Vulcaire bei Abbeville sogar 2,21 Proz. Scheerers Angabe gilt für die Zusammensetzung der reinen Torfsubstanz. Danach wäre reiner Torf ein besseres Brennmaterial 1) Siehe Studien des Göttinger Vereins, 4. Bd., Heft 1, S. 59. 2) Siehe Erdmann, Journal f. prakt. Chem. XVI, 246, 495; XXI, 211. 3) Ebendaselbst XIII, 160.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/487>, abgerufen am 15.05.2024.