Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Dass man nach Einführung des heissen Windes auch zur all-
gemeinen Anwendung der Wasserformen überging, ist schon mehrfach
erwähnt worden. Bei Temperaturen unter 200° C. genügten noch die ge-
wöhnlichen kupfernen Formen, wie Karsten und Eck angeben, bei
höherer Windtemperatur waren aber Wasserformen unbedingt erforder-
lich. Als Erfinder derselben gilt John Condie, der in Dixons
Diensten stand, als dieser seine Ver-
suche über die Anwendung des heissen
Windes machte.

[Abbildung] Fig. 146.

Condie soll nach einer Mit-
teilung ungerecht behandelt worden
sein und nie eine Belohnung für seine wichtige Erfindung erhalten
haben 1). Condies Wasserform bestand aus einem spiralförmig ge-
wundenen, schmiedeeisernen Rohr, Fig. 147, welches in die Wände
einer kurzen gusseisernen Form eingegossen war. Die in Belgien ge-
bräuchlichen bestanden nach Valerius aus Eisenblech. In Schlesien
wendete man nach Karstens Beschreibung (§. 605) gegossene Formen

[Abbildung] Fig. 147.
aus Kupfer an (Fig. 148). Die Metallstärke an den Seiten war 1/4 Zoll,
am Rüssel 11/4 Zoll und hinten an der weiten Seite 3/4 Zoll. Sie wurden
aus einem Stück gegossen. Die ersten bronzenen Wasserformen wurden
von Engels auf der Sayner Hütte kurz nach Einführung des heissen
Windes angewendet und nicht lange darauf durch gegossene kupferne
[Abbildung] Fig. 148.
Formen derselben Konstruktion ersetzt. Die Anregung hierzu war
von Wasseralfingen ausgegangen.

Eine sehr wichtige Verbesserung war ein an der Düse angebrachter,
in die Form genau eingedrehter Wulst zum Verschliessen der Form,

1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 428.
Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Daſs man nach Einführung des heiſsen Windes auch zur all-
gemeinen Anwendung der Wasserformen überging, ist schon mehrfach
erwähnt worden. Bei Temperaturen unter 200° C. genügten noch die ge-
wöhnlichen kupfernen Formen, wie Karsten und Eck angeben, bei
höherer Windtemperatur waren aber Wasserformen unbedingt erforder-
lich. Als Erfinder derselben gilt John Condie, der in Dixons
Diensten stand, als dieser seine Ver-
suche über die Anwendung des heiſsen
Windes machte.

[Abbildung] Fig. 146.

Condie soll nach einer Mit-
teilung ungerecht behandelt worden
sein und nie eine Belohnung für seine wichtige Erfindung erhalten
haben 1). Condies Wasserform bestand aus einem spiralförmig ge-
wundenen, schmiedeeisernen Rohr, Fig. 147, welches in die Wände
einer kurzen guſseisernen Form eingegossen war. Die in Belgien ge-
bräuchlichen bestanden nach Valerius aus Eisenblech. In Schlesien
wendete man nach Karstens Beschreibung (§. 605) gegossene Formen

[Abbildung] Fig. 147.
aus Kupfer an (Fig. 148). Die Metallstärke an den Seiten war ¼ Zoll,
am Rüssel 1¼ Zoll und hinten an der weiten Seite ¾ Zoll. Sie wurden
aus einem Stück gegossen. Die ersten bronzenen Wasserformen wurden
von Engels auf der Sayner Hütte kurz nach Einführung des heiſsen
Windes angewendet und nicht lange darauf durch gegossene kupferne
[Abbildung] Fig. 148.
Formen derselben Konstruktion ersetzt. Die Anregung hierzu war
von Wasseralfingen ausgegangen.

Eine sehr wichtige Verbesserung war ein an der Düse angebrachter,
in die Form genau eingedrehter Wulst zum Verschlieſsen der Form,

1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 428.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0511" n="495"/>
              <fw place="top" type="header">Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.</fw><lb/>
              <p>Da&#x017F;s man nach Einführung des hei&#x017F;sen Windes auch zur all-<lb/>
gemeinen Anwendung der Wasserformen überging, ist schon mehrfach<lb/>
erwähnt worden. Bei Temperaturen unter 200° C. genügten noch die ge-<lb/>
wöhnlichen kupfernen Formen, wie <hi rendition="#g">Karsten</hi> und <hi rendition="#g">Eck</hi> angeben, bei<lb/>
höherer Windtemperatur waren aber Wasserformen unbedingt erforder-<lb/>
lich. Als Erfinder derselben gilt <hi rendition="#g">John Condie</hi>, der in <hi rendition="#g">Dixons</hi><lb/>
Diensten stand, als dieser seine Ver-<lb/>
suche über die Anwendung des hei&#x017F;sen<lb/>
Windes machte.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 146.</head>
              </figure><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Condie</hi> soll nach einer Mit-<lb/>
teilung ungerecht behandelt worden<lb/>
sein und nie eine Belohnung für seine wichtige Erfindung erhalten<lb/>
haben <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Percy</hi>, Iron and Steel, p. 428.</note>. <hi rendition="#g">Condies</hi> Wasserform bestand aus einem spiralförmig ge-<lb/>
wundenen, schmiedeeisernen Rohr, Fig. 147, welches in die Wände<lb/>
einer kurzen gu&#x017F;seisernen Form eingegossen war. Die in Belgien ge-<lb/>
bräuchlichen bestanden nach <hi rendition="#g">Valerius</hi> aus Eisenblech. In Schlesien<lb/>
wendete man nach <hi rendition="#g">Karstens</hi> Beschreibung (§. 605) gegossene Formen<lb/><figure><head>Fig. 147.</head></figure><lb/>
aus Kupfer an (Fig. 148). Die Metallstärke an den Seiten war ¼ Zoll,<lb/>
am Rüssel 1¼ Zoll und hinten an der weiten Seite ¾ Zoll. Sie wurden<lb/>
aus einem Stück gegossen. Die ersten bronzenen Wasserformen wurden<lb/>
von <hi rendition="#g">Engels</hi> auf der Sayner Hütte kurz nach Einführung des hei&#x017F;sen<lb/>
Windes angewendet und nicht lange darauf durch gegossene kupferne<lb/><figure><head>Fig. 148.</head></figure><lb/>
Formen derselben Konstruktion ersetzt. Die Anregung hierzu war<lb/>
von Wasseralfingen ausgegangen.</p><lb/>
              <p>Eine sehr wichtige Verbesserung war ein an der Düse angebrachter,<lb/>
in die Form genau eingedrehter Wulst zum Verschlie&#x017F;sen der Form,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495/0511] Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850. Daſs man nach Einführung des heiſsen Windes auch zur all- gemeinen Anwendung der Wasserformen überging, ist schon mehrfach erwähnt worden. Bei Temperaturen unter 200° C. genügten noch die ge- wöhnlichen kupfernen Formen, wie Karsten und Eck angeben, bei höherer Windtemperatur waren aber Wasserformen unbedingt erforder- lich. Als Erfinder derselben gilt John Condie, der in Dixons Diensten stand, als dieser seine Ver- suche über die Anwendung des heiſsen Windes machte. [Abbildung Fig. 146.] Condie soll nach einer Mit- teilung ungerecht behandelt worden sein und nie eine Belohnung für seine wichtige Erfindung erhalten haben 1). Condies Wasserform bestand aus einem spiralförmig ge- wundenen, schmiedeeisernen Rohr, Fig. 147, welches in die Wände einer kurzen guſseisernen Form eingegossen war. Die in Belgien ge- bräuchlichen bestanden nach Valerius aus Eisenblech. In Schlesien wendete man nach Karstens Beschreibung (§. 605) gegossene Formen [Abbildung Fig. 147.] aus Kupfer an (Fig. 148). Die Metallstärke an den Seiten war ¼ Zoll, am Rüssel 1¼ Zoll und hinten an der weiten Seite ¾ Zoll. Sie wurden aus einem Stück gegossen. Die ersten bronzenen Wasserformen wurden von Engels auf der Sayner Hütte kurz nach Einführung des heiſsen Windes angewendet und nicht lange darauf durch gegossene kupferne [Abbildung Fig. 148.] Formen derselben Konstruktion ersetzt. Die Anregung hierzu war von Wasseralfingen ausgegangen. Eine sehr wichtige Verbesserung war ein an der Düse angebrachter, in die Form genau eingedrehter Wulst zum Verschlieſsen der Form, 1) Siehe Percy, Iron and Steel, p. 428.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/511
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/511>, abgerufen am 14.05.2024.