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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.
wodurch der Rücktritt des Windes verhindert und ausser dem Wind-
verlust auch das betäubende Geräusch der offenen Formen vermieden
wurde. Diese Vorrichtung, von der Karsten bemerkt, dass sie zuerst
in Deutschland angewendet, zu Seraing aber verbessert worden sei, ist
in Fig. 145, a a, n n, dargestellt.

Die Pressung des Windes fortwährend zu kontrollieren, war als
eine Notwendigkeit für die Betriebsleitung anerkannt, und kamen in-
folgedessen Windmesser oder Manometer in allgemeine Anwendung.

[Abbildung] Fig. 149.
Das in Fig. 149 abgebildete einfache Heber-
manometer hat Tunner in seinem "wohlunter-
richteten Hammermeister" 1846 beschrieben.
Transportable Windmesser (Reisewindmesser)
haben Gahn und Kalstenius angegeben. Die
Wassermanometer wurden mehr und mehr
durch die handlicheren Quecksilbermanometer
verdrängt. 1 Zoll Quecksilber entsprach
dem specifischen Gewicht entsprechend 13,596
(Regnault) Zoll Wasser. Ausserdem drückte
man die Stärke der Pressung durch Angabe
des Druckes auf den Quadratzoll in Pfunden aus, wobei 1 Zoll Queck-
silber 0,5193 Pfd. Druck auf den Quadratzoll entsprach. In der Praxis
galt die Regel: 1 Pfd. Druck entspricht 2 Zoll oder 5,4 cm des Queck-
silbermanometers.

Karsten hat (§. 473) folgende Pressungen des Windes für die
verschiedenen Brennmaterialien bei ihrer Verwendung im Hochofen
angegeben:

Wasser Quecksilber
für sehr leichte tannene und fichtene Kohlen 1 bis 11/2 Fuss = 2 bis 3 cm
" die besten Kohlen aus Nadelhölzern     11/2 " 2 " = 3 " 4 "
" gute Laubholzkohlen     2 " 3 " = 4 " 6 "
" leicht verbrennliche Koks     4 " 6 " = 8 " 13 "
" harte und schwer verbrennliche Koks     6 " 8 " = 13 " 19 "

Die durch das Manometer angegebenen Zahlen für den Wind-
druck bilden mit dem Querschnitt der Düse die Grundlage der Be-
rechnung der aus der Düse ausströmenden Windmenge. Windmenge
und Pressung sind aber die wichtigsten Faktoren des Hochofenbetriebes.
Beide stehen in engster Relation und können sich teilweise ersetzen.
Durch eine geringere Menge stark gepressten Windes kann in einem
Hochofen dieselbe Temperatur erzeugt werden, wie durch eine grössere
Menge schwächer gepressten Windes (Scheerer).


Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.
wodurch der Rücktritt des Windes verhindert und auſser dem Wind-
verlust auch das betäubende Geräusch der offenen Formen vermieden
wurde. Diese Vorrichtung, von der Karsten bemerkt, daſs sie zuerst
in Deutschland angewendet, zu Seraing aber verbessert worden sei, ist
in Fig. 145, a a, n n, dargestellt.

Die Pressung des Windes fortwährend zu kontrollieren, war als
eine Notwendigkeit für die Betriebsleitung anerkannt, und kamen in-
folgedessen Windmesser oder Manometer in allgemeine Anwendung.

[Abbildung] Fig. 149.
Das in Fig. 149 abgebildete einfache Heber-
manometer hat Tunner in seinem „wohlunter-
richteten Hammermeister“ 1846 beschrieben.
Transportable Windmesser (Reisewindmesser)
haben Gahn und Kalstenius angegeben. Die
Wassermanometer wurden mehr und mehr
durch die handlicheren Quecksilbermanometer
verdrängt. 1 Zoll Quecksilber entsprach
dem specifischen Gewicht entsprechend 13,596
(Regnault) Zoll Wasser. Auſserdem drückte
man die Stärke der Pressung durch Angabe
des Druckes auf den Quadratzoll in Pfunden aus, wobei 1 Zoll Queck-
silber 0,5193 Pfd. Druck auf den Quadratzoll entsprach. In der Praxis
galt die Regel: 1 Pfd. Druck entspricht 2 Zoll oder 5,4 cm des Queck-
silbermanometers.

Karsten hat (§. 473) folgende Pressungen des Windes für die
verschiedenen Brennmaterialien bei ihrer Verwendung im Hochofen
angegeben:

Wasser Quecksilber
für sehr leichte tannene und fichtene Kohlen 1 bis 1½ Fuſs = 2 bis 3 cm
„ die besten Kohlen aus Nadelhölzern     1½ „ 2 „ = 3 „ 4 „
„ gute Laubholzkohlen     2 „ 3 „ = 4 „ 6 „
„ leicht verbrennliche Koks     4 „ 6 „ = 8 „ 13 „
„ harte und schwer verbrennliche Koks     6 „ 8 „ = 13 „ 19 „

Die durch das Manometer angegebenen Zahlen für den Wind-
druck bilden mit dem Querschnitt der Düse die Grundlage der Be-
rechnung der aus der Düse ausströmenden Windmenge. Windmenge
und Pressung sind aber die wichtigsten Faktoren des Hochofenbetriebes.
Beide stehen in engster Relation und können sich teilweise ersetzen.
Durch eine geringere Menge stark gepreſsten Windes kann in einem
Hochofen dieselbe Temperatur erzeugt werden, wie durch eine gröſsere
Menge schwächer gepreſsten Windes (Scheerer).


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[496/0512] Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850. wodurch der Rücktritt des Windes verhindert und auſser dem Wind- verlust auch das betäubende Geräusch der offenen Formen vermieden wurde. Diese Vorrichtung, von der Karsten bemerkt, daſs sie zuerst in Deutschland angewendet, zu Seraing aber verbessert worden sei, ist in Fig. 145, a a, n n, dargestellt. Die Pressung des Windes fortwährend zu kontrollieren, war als eine Notwendigkeit für die Betriebsleitung anerkannt, und kamen in- folgedessen Windmesser oder Manometer in allgemeine Anwendung. [Abbildung Fig. 149.] Das in Fig. 149 abgebildete einfache Heber- manometer hat Tunner in seinem „wohlunter- richteten Hammermeister“ 1846 beschrieben. Transportable Windmesser (Reisewindmesser) haben Gahn und Kalstenius angegeben. Die Wassermanometer wurden mehr und mehr durch die handlicheren Quecksilbermanometer verdrängt. 1 Zoll Quecksilber entsprach dem specifischen Gewicht entsprechend 13,596 (Regnault) Zoll Wasser. Auſserdem drückte man die Stärke der Pressung durch Angabe des Druckes auf den Quadratzoll in Pfunden aus, wobei 1 Zoll Queck- silber 0,5193 Pfd. Druck auf den Quadratzoll entsprach. In der Praxis galt die Regel: 1 Pfd. Druck entspricht 2 Zoll oder 5,4 cm des Queck- silbermanometers. Karsten hat (§. 473) folgende Pressungen des Windes für die verschiedenen Brennmaterialien bei ihrer Verwendung im Hochofen angegeben: Wasser Quecksilber für sehr leichte tannene und fichtene Kohlen 1 bis 1½ Fuſs = 2 bis 3 cm „ die besten Kohlen aus Nadelhölzern 1½ „ 2 „ = 3 „ 4 „ „ gute Laubholzkohlen 2 „ 3 „ = 4 „ 6 „ „ leicht verbrennliche Koks 4 „ 6 „ = 8 „ 13 „ „ harte und schwer verbrennliche Koks 6 „ 8 „ = 13 „ 19 „ Die durch das Manometer angegebenen Zahlen für den Wind- druck bilden mit dem Querschnitt der Düse die Grundlage der Be- rechnung der aus der Düse ausströmenden Windmenge. Windmenge und Pressung sind aber die wichtigsten Faktoren des Hochofenbetriebes. Beide stehen in engster Relation und können sich teilweise ersetzen. Durch eine geringere Menge stark gepreſsten Windes kann in einem Hochofen dieselbe Temperatur erzeugt werden, wie durch eine gröſsere Menge schwächer gepreſsten Windes (Scheerer).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/512>, abgerufen am 29.04.2024.