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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Frischen 1831 bis 1850.
schwedische Eisen, welches in Wallonschmieden dargestellt war. Dies
veranlasste C. F. Waern von Baldenas in Schweden und Brändström
von Hull im Jahre 1829, Frischschmiede von Südwales, welche dort das
gute Eisen für die feinen Holzkohlenbleche zu machen verstanden,
mit nach Schweden zu nehmen.

Es waren im ganzen drei Familien, darunter namentlich die Fa-
milie Houlder mit drei Söhnen und einem Schwiegersohn, namens
Whittington, alles treffliche Arbeiter. Mit Hülfe dieser Männer
wurde das Verfahren zu Bakefors in Schweden eingeführt.

Als die Hüttensocietät von dem Erfolge des neuen Verfahrens
Kenntnis erhielt, entsandte sie mit Waerns Zustimmung den ge-
schickten Hüttenmeister G. Eckman, um das Verfahren in seinen
Einzelheiten zu studieren. Anfangs waren die englischen Arbeiter
misstrauisch, weil sie ihr Geheimnis nicht verraten wollten, aber bald
gelang es Eckman, ihr Vertrauen zu gewinnen und alles zu erfahren.
Eckman berichtete, dass dieses gerade das richtige Verfahren sei,
nach dem die schwedischen Hammerherren durch mancherlei Ab-
änderungen bei den Wallonschmieden längst gestrebt hätten. Er
selbst führte das Verfahren auf seinem eigenen Werke bei Losjöfors
und auf anderen Werken bei Lennartsfors und bei Lilgendahl ein.
Ausserdem kam es damals noch in den Hammerwerken Christinen-
dahl zur Anwendung. -- Norwegische Hüttenbesitzer verführten später
durch höhere Löhne die englischen Arbeiter, Waern zu verlassen,
aber der alte Houlder und einer seiner Söhne blieben ihrem Herrn
treu, und der Sohn war um 1864 noch im Dienste von Waerns Sohn.

17 Jahre lang waren die oben genannten Werke die einzigen,
welche diese Lancashire-Methode betrieben, weil man befürchtete, dass,
wenn zu viel von diesem Eisen gemacht würde, sein Preis sänke. Dann
aber verbreitete sie sich mit einemmal und verdrängte die alten Wallon-
schmieden fast gänzlich. Tunner hat in seinem "wohlunterrichteten
Hammermeister" 1846 dieses Frischverfahren zuerst beschrieben.

Auffallend ist es, dass dieser Prozess, der doch der in Südwales
gebräuchliche war und von Arbeitern von da nach Schweden gebracht
wurde, hier als Lancashire-Schmiede bezeichnet wurde. Percy weiss
keine rechte Erklärung dafür. Es dürfte aber anzunehmen sein, dass
die südwalesschen Frischer ihn selbst so bezeichneten, was uns nicht
auffallen kann, da wir wissen, dass die Eisenindustrie von Südwales
von Lancashire aus gegründet wurde.

Fig. 185 (a. f. S.) stellt den Bau eines schwedischen Lancashire-
Frischherdes aus dem Anfang der 60 er Jahre nach Zeichnung und

Das Frischen 1831 bis 1850.
schwedische Eisen, welches in Wallonschmieden dargestellt war. Dies
veranlaſste C. F. Waern von Baldenås in Schweden und Brändström
von Hull im Jahre 1829, Frischschmiede von Südwales, welche dort das
gute Eisen für die feinen Holzkohlenbleche zu machen verstanden,
mit nach Schweden zu nehmen.

Es waren im ganzen drei Familien, darunter namentlich die Fa-
milie Houlder mit drei Söhnen und einem Schwiegersohn, namens
Whittington, alles treffliche Arbeiter. Mit Hülfe dieser Männer
wurde das Verfahren zu Båkefors in Schweden eingeführt.

Als die Hüttensocietät von dem Erfolge des neuen Verfahrens
Kenntnis erhielt, entsandte sie mit Waerns Zustimmung den ge-
schickten Hüttenmeister G. Eckman, um das Verfahren in seinen
Einzelheiten zu studieren. Anfangs waren die englischen Arbeiter
miſstrauisch, weil sie ihr Geheimnis nicht verraten wollten, aber bald
gelang es Eckman, ihr Vertrauen zu gewinnen und alles zu erfahren.
Eckman berichtete, daſs dieses gerade das richtige Verfahren sei,
nach dem die schwedischen Hammerherren durch mancherlei Ab-
änderungen bei den Wallonschmieden längst gestrebt hätten. Er
selbst führte das Verfahren auf seinem eigenen Werke bei Losjöfors
und auf anderen Werken bei Lennartsfors und bei Lilgendahl ein.
Auſserdem kam es damals noch in den Hammerwerken Christinen-
dahl zur Anwendung. — Norwegische Hüttenbesitzer verführten später
durch höhere Löhne die englischen Arbeiter, Waern zu verlassen,
aber der alte Houlder und einer seiner Söhne blieben ihrem Herrn
treu, und der Sohn war um 1864 noch im Dienste von Waerns Sohn.

17 Jahre lang waren die oben genannten Werke die einzigen,
welche diese Lancashire-Methode betrieben, weil man befürchtete, daſs,
wenn zu viel von diesem Eisen gemacht würde, sein Preis sänke. Dann
aber verbreitete sie sich mit einemmal und verdrängte die alten Wallon-
schmieden fast gänzlich. Tunner hat in seinem „wohlunterrichteten
Hammermeister“ 1846 dieses Frischverfahren zuerst beschrieben.

Auffallend ist es, daſs dieser Prozeſs, der doch der in Südwales
gebräuchliche war und von Arbeitern von da nach Schweden gebracht
wurde, hier als Lancashire-Schmiede bezeichnet wurde. Percy weiſs
keine rechte Erklärung dafür. Es dürfte aber anzunehmen sein, daſs
die südwalesschen Frischer ihn selbst so bezeichneten, was uns nicht
auffallen kann, da wir wissen, daſs die Eisenindustrie von Südwales
von Lancashire aus gegründet wurde.

Fig. 185 (a. f. S.) stellt den Bau eines schwedischen Lancashire-
Frischherdes aus dem Anfang der 60 er Jahre nach Zeichnung und

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[553/0569] Das Frischen 1831 bis 1850. schwedische Eisen, welches in Wallonschmieden dargestellt war. Dies veranlaſste C. F. Waern von Baldenås in Schweden und Brändström von Hull im Jahre 1829, Frischschmiede von Südwales, welche dort das gute Eisen für die feinen Holzkohlenbleche zu machen verstanden, mit nach Schweden zu nehmen. Es waren im ganzen drei Familien, darunter namentlich die Fa- milie Houlder mit drei Söhnen und einem Schwiegersohn, namens Whittington, alles treffliche Arbeiter. Mit Hülfe dieser Männer wurde das Verfahren zu Båkefors in Schweden eingeführt. Als die Hüttensocietät von dem Erfolge des neuen Verfahrens Kenntnis erhielt, entsandte sie mit Waerns Zustimmung den ge- schickten Hüttenmeister G. Eckman, um das Verfahren in seinen Einzelheiten zu studieren. Anfangs waren die englischen Arbeiter miſstrauisch, weil sie ihr Geheimnis nicht verraten wollten, aber bald gelang es Eckman, ihr Vertrauen zu gewinnen und alles zu erfahren. Eckman berichtete, daſs dieses gerade das richtige Verfahren sei, nach dem die schwedischen Hammerherren durch mancherlei Ab- änderungen bei den Wallonschmieden längst gestrebt hätten. Er selbst führte das Verfahren auf seinem eigenen Werke bei Losjöfors und auf anderen Werken bei Lennartsfors und bei Lilgendahl ein. Auſserdem kam es damals noch in den Hammerwerken Christinen- dahl zur Anwendung. — Norwegische Hüttenbesitzer verführten später durch höhere Löhne die englischen Arbeiter, Waern zu verlassen, aber der alte Houlder und einer seiner Söhne blieben ihrem Herrn treu, und der Sohn war um 1864 noch im Dienste von Waerns Sohn. 17 Jahre lang waren die oben genannten Werke die einzigen, welche diese Lancashire-Methode betrieben, weil man befürchtete, daſs, wenn zu viel von diesem Eisen gemacht würde, sein Preis sänke. Dann aber verbreitete sie sich mit einemmal und verdrängte die alten Wallon- schmieden fast gänzlich. Tunner hat in seinem „wohlunterrichteten Hammermeister“ 1846 dieses Frischverfahren zuerst beschrieben. Auffallend ist es, daſs dieser Prozeſs, der doch der in Südwales gebräuchliche war und von Arbeitern von da nach Schweden gebracht wurde, hier als Lancashire-Schmiede bezeichnet wurde. Percy weiſs keine rechte Erklärung dafür. Es dürfte aber anzunehmen sein, daſs die südwalesschen Frischer ihn selbst so bezeichneten, was uns nicht auffallen kann, da wir wissen, daſs die Eisenindustrie von Südwales von Lancashire aus gegründet wurde. Fig. 185 (a. f. S.) stellt den Bau eines schwedischen Lancashire- Frischherdes aus dem Anfang der 60 er Jahre nach Zeichnung und

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/569>, abgerufen am 27.04.2024.