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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Belgien 1831 bis 1850.
418 kg Holz. Der Maschinenbau hatte in Belgien überhaupt einen
grossartigen Aufschwung genommen, am meisten zu Seraing, wo im
Jahre 1849 allein für 18 Millionen Franken Maschinen fertiggestellt
wurden.

Die Gewehrfabrik in Lüttich nahm an dem allgemeinen Auf-
schwunge der Industrie teil. 1836 wurden dort 350000 Läufe fabriziert,
während die Produktion 1841 auf 150000 Stück sank. Die Preise
der Lütticher Schusswaffen waren immer niedrig, um diese Zeit aber
waren sie besonders gedrückt. Eine doppelläufige Jagdflinte erhielt
man schon für 25 Frcs. Einen enormen Umfang hatte die belgische
Nagelfabrikation gewonnen; 1850 wurden 8423859 kg Nägel von
Belgien ausgeführt.

Die Stahlfabrikation Belgiens war dagegen nicht bedeutend.
Die zwei hauptsächlichsten Stahlfabriken waren zu Couvin und zu
Lüttich.

Die Krisis in Belgien, welche Ende 1838 begonnen hatte, dauerte
bis 1843. Sie nahm ihr Ende durch den vorteilhaften Vertrag, den
Belgien mit dem Deutschen Zollverein schloss und der ihm dieses
Absatzgebiet unter viel günstigeren Bedingungen als den Engländern
öffnete.

Die Ereignisse vom Jahre 1848 erzeugten einen neuen Rückschlag,
der Preis des Roheisens fiel von 114 Frcs. auf 85 Frcs. für die Tonne.
Die Krisis ging indes rasch vorüber.

1838 betrug die mögliche Produktion

von 83 Holzkohlenhochöfen a 700 Tonnen 58100 Tonnen
" 47 Kokshochöfen     a 3200 " 150400 "
208500 Tonnen.

1844 belief sich die wirkliche Produktion auf nur 106878 Tonnen,
stieg aber 1847 bereits auf 220000 Tonnen. 1845 waren 44 Koks-
hochöfen im Betrieb; 820000 Ctr. wurden exportiert.

Es gab 1844 130 Hammerwerke, 45 Walzwerke und 26 Schmiede-
werke mit einer Produktionsfähigkeit von 186000 Tonnen, die aber
in diesem Jahre nur 46913 Tonnen lieferten 1).


1) Ausser den Angaben in dem Werke von Valerius findet man ausführ-
liche statistische Mitteilungen in dem Werke von Flachat, Barrault und
Petiet, Traite de la Fabrication de la Fonte et du Fer etc. 3me. Partie, Examen
statistique et commercial, Paris 1846, und in dem vortrefflichen Aufsatz von Eck
zu Königshütte über den Betrieb der Kokshochöfen in Belgien in Karsten und
v. Dechens Archiv, Bd. XXIII, S. 661.

Belgien 1831 bis 1850.
418 kg Holz. Der Maschinenbau hatte in Belgien überhaupt einen
groſsartigen Aufschwung genommen, am meisten zu Seraing, wo im
Jahre 1849 allein für 18 Millionen Franken Maschinen fertiggestellt
wurden.

Die Gewehrfabrik in Lüttich nahm an dem allgemeinen Auf-
schwunge der Industrie teil. 1836 wurden dort 350000 Läufe fabriziert,
während die Produktion 1841 auf 150000 Stück sank. Die Preise
der Lütticher Schuſswaffen waren immer niedrig, um diese Zeit aber
waren sie besonders gedrückt. Eine doppelläufige Jagdflinte erhielt
man schon für 25 Frcs. Einen enormen Umfang hatte die belgische
Nagelfabrikation gewonnen; 1850 wurden 8423859 kg Nägel von
Belgien ausgeführt.

Die Stahlfabrikation Belgiens war dagegen nicht bedeutend.
Die zwei hauptsächlichsten Stahlfabriken waren zu Couvin und zu
Lüttich.

Die Krisis in Belgien, welche Ende 1838 begonnen hatte, dauerte
bis 1843. Sie nahm ihr Ende durch den vorteilhaften Vertrag, den
Belgien mit dem Deutschen Zollverein schloſs und der ihm dieses
Absatzgebiet unter viel günstigeren Bedingungen als den Engländern
öffnete.

Die Ereignisse vom Jahre 1848 erzeugten einen neuen Rückschlag,
der Preis des Roheisens fiel von 114 Frcs. auf 85 Frcs. für die Tonne.
Die Krisis ging indes rasch vorüber.

1838 betrug die mögliche Produktion

von 83 Holzkohlenhochöfen à 700 Tonnen 58100 Tonnen
„ 47 Kokshochöfen     à 3200 „ 150400 „
208500 Tonnen.

1844 belief sich die wirkliche Produktion auf nur 106878 Tonnen,
stieg aber 1847 bereits auf 220000 Tonnen. 1845 waren 44 Koks-
hochöfen im Betrieb; 820000 Ctr. wurden exportiert.

Es gab 1844 130 Hammerwerke, 45 Walzwerke und 26 Schmiede-
werke mit einer Produktionsfähigkeit von 186000 Tonnen, die aber
in diesem Jahre nur 46913 Tonnen lieferten 1).


1) Auſser den Angaben in dem Werke von Valerius findet man ausführ-
liche statistische Mitteilungen in dem Werke von Flachat, Barrault und
Petiet, Traité de la Fabrication de la Fonte et du Fer etc. 3me. Partie, Examen
statistique et commercial, Paris 1846, und in dem vortrefflichen Aufsatz von Eck
zu Königshütte über den Betrieb der Kokshochöfen in Belgien in Karsten und
v. Dechens Archiv, Bd. XXIII, S. 661.
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[687/0703] Belgien 1831 bis 1850. 418 kg Holz. Der Maschinenbau hatte in Belgien überhaupt einen groſsartigen Aufschwung genommen, am meisten zu Seraing, wo im Jahre 1849 allein für 18 Millionen Franken Maschinen fertiggestellt wurden. Die Gewehrfabrik in Lüttich nahm an dem allgemeinen Auf- schwunge der Industrie teil. 1836 wurden dort 350000 Läufe fabriziert, während die Produktion 1841 auf 150000 Stück sank. Die Preise der Lütticher Schuſswaffen waren immer niedrig, um diese Zeit aber waren sie besonders gedrückt. Eine doppelläufige Jagdflinte erhielt man schon für 25 Frcs. Einen enormen Umfang hatte die belgische Nagelfabrikation gewonnen; 1850 wurden 8423859 kg Nägel von Belgien ausgeführt. Die Stahlfabrikation Belgiens war dagegen nicht bedeutend. Die zwei hauptsächlichsten Stahlfabriken waren zu Couvin und zu Lüttich. Die Krisis in Belgien, welche Ende 1838 begonnen hatte, dauerte bis 1843. Sie nahm ihr Ende durch den vorteilhaften Vertrag, den Belgien mit dem Deutschen Zollverein schloſs und der ihm dieses Absatzgebiet unter viel günstigeren Bedingungen als den Engländern öffnete. Die Ereignisse vom Jahre 1848 erzeugten einen neuen Rückschlag, der Preis des Roheisens fiel von 114 Frcs. auf 85 Frcs. für die Tonne. Die Krisis ging indes rasch vorüber. 1838 betrug die mögliche Produktion von 83 Holzkohlenhochöfen à 700 Tonnen 58100 Tonnen „ 47 Kokshochöfen à 3200 „ 150400 „ 208500 Tonnen. 1844 belief sich die wirkliche Produktion auf nur 106878 Tonnen, stieg aber 1847 bereits auf 220000 Tonnen. 1845 waren 44 Koks- hochöfen im Betrieb; 820000 Ctr. wurden exportiert. Es gab 1844 130 Hammerwerke, 45 Walzwerke und 26 Schmiede- werke mit einer Produktionsfähigkeit von 186000 Tonnen, die aber in diesem Jahre nur 46913 Tonnen lieferten 1). 1) Auſser den Angaben in dem Werke von Valerius findet man ausführ- liche statistische Mitteilungen in dem Werke von Flachat, Barrault und Petiet, Traité de la Fabrication de la Fonte et du Fer etc. 3me. Partie, Examen statistique et commercial, Paris 1846, und in dem vortrefflichen Aufsatz von Eck zu Königshütte über den Betrieb der Kokshochöfen in Belgien in Karsten und v. Dechens Archiv, Bd. XXIII, S. 661.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/703>, abgerufen am 07.05.2024.