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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Vereinigten Staaten 1851 bis 1860.
kam. 1857 hatte eine deutsche Gesellschaft einen Hochofen am Black
River in Jackson County erbaut. In demselben Jahre wurde ein
dritter Holzkohlenofen zu Ironton in Sauk County von Jonas Tower
erbaut.

In Missouri entstanden bei St. Louis mehrere Walzwerke: 1854
Missouri-Walzwerk, 1855 Allen-, 1856 Pacific- und 1858 Rayners-
Walzwerk. 1859 wurde der Hochofen Ironside-furnace in Washington
County errichtet.

In Texas wurde 1859 der erste Hochofen am N.-O.-Ende von
Cass County erbaut und ein zweiter bei Hughes Springs angefangen.

In Arkansas war 1850 das erste Luppenfeuer von einem Eng-
länder in Carrol County angelegt, aber nach einigen Jahren durch
eine Flut zerstört worden. 1857 wurde das Rennwerk Big Creek bei
Smithsfield in Lawrence County mit zwei Feuern und einem Hammer
in Betrieb gesetzt. 1857 richtete man die Luppenfeuer mit heissem
Wind ein.

In der Verwendung des Eisens leisteten die Vereinigten Staaten
in vieler Beziehung Hervorragendes. Zum Eisenguss eignete sich das
amerikanische Holzkohlenroheisen in vorzüglicher Weise und waren
infolgedessen die Leistungen der Eisengiessereien sehr gute. Die in
der Weltausstellung zu London von Edds ausgestellten Hartgussräder
für Eisenbahnen, welche bereits 4 bis 5 Jahre gelaufen waren, ohne
dass sich die Laufflächen abgenutzt hatten, erregten Bewunderung.
Im Ofenguss überflügelten die Amerikaner alle anderen Nationen,
namentlich aber in der Fabrikation praktischer Kochöfen für Holz-
und Steinkohlenfeuerung. Bekanntlich hatte bereits Benjamin Frank-
lin
dieser Frage seine Aufmerksamkeit zugewendet und einen zweck-
mässigen Kochofen erfunden. Ihm folgten Graf Rumford und dann
Dr. Eliphatel Nolt. Die grössten Ofengiessereien befanden sich zu
Albany, Troy, New York, Boston und Philadelphia. Die Eisengiesserei
von Hayward, Bartlett & Komp., welche 1844 zu Baltimore ge-
gründet worden war, baute zuerst eiserne Häuser. Die grösste Giesserei
für Kunstguss war die von Robert Wood & Komp. in Philadelphia.

Nicht minder hervorragend waren die Leistungen in der Werk-
zeugfabrikation. Henry Diston gründete um 1850 die grossartige
Keystone-Sägenfabrik zu Philadelphia, welche namentlich die besten
Kreissägen lieferte. Freilich mussten sie ihren Stahl von England
beziehen. Mc. Kelvy und Blair in Pittsburg, die 1850 eine Feilen-
fabrik errichtet hatten, machten dagegen seit 1852 ihren eigenen Stahl.
Sie waren die ersten, die Gussstahl in grösseren Mengen herstellten.

Die Vereinigten Staaten 1851 bis 1860.
kam. 1857 hatte eine deutsche Gesellschaft einen Hochofen am Black
River in Jackson County erbaut. In demselben Jahre wurde ein
dritter Holzkohlenofen zu Ironton in Sauk County von Jonas Tower
erbaut.

In Missouri entstanden bei St. Louis mehrere Walzwerke: 1854
Missouri-Walzwerk, 1855 Allen-, 1856 Pacific- und 1858 Rayners-
Walzwerk. 1859 wurde der Hochofen Ironside-furnace in Washington
County errichtet.

In Texas wurde 1859 der erste Hochofen am N.-O.-Ende von
Caſs County erbaut und ein zweiter bei Hughes Springs angefangen.

In Arkansas war 1850 das erste Luppenfeuer von einem Eng-
länder in Carrol County angelegt, aber nach einigen Jahren durch
eine Flut zerstört worden. 1857 wurde das Rennwerk Big Creek bei
Smithsfield in Lawrence County mit zwei Feuern und einem Hammer
in Betrieb gesetzt. 1857 richtete man die Luppenfeuer mit heiſsem
Wind ein.

In der Verwendung des Eisens leisteten die Vereinigten Staaten
in vieler Beziehung Hervorragendes. Zum Eisenguſs eignete sich das
amerikanische Holzkohlenroheisen in vorzüglicher Weise und waren
infolgedessen die Leistungen der Eisengieſsereien sehr gute. Die in
der Weltausstellung zu London von Edds ausgestellten Hartguſsräder
für Eisenbahnen, welche bereits 4 bis 5 Jahre gelaufen waren, ohne
daſs sich die Laufflächen abgenutzt hatten, erregten Bewunderung.
Im Ofenguſs überflügelten die Amerikaner alle anderen Nationen,
namentlich aber in der Fabrikation praktischer Kochöfen für Holz-
und Steinkohlenfeuerung. Bekanntlich hatte bereits Benjamin Frank-
lin
dieser Frage seine Aufmerksamkeit zugewendet und einen zweck-
mäſsigen Kochofen erfunden. Ihm folgten Graf Rumford und dann
Dr. Eliphatel Nolt. Die gröſsten Ofengieſsereien befanden sich zu
Albany, Troy, New York, Boston und Philadelphia. Die Eisengieſserei
von Hayward, Bartlett & Komp., welche 1844 zu Baltimore ge-
gründet worden war, baute zuerst eiserne Häuser. Die gröſste Gieſserei
für Kunstguſs war die von Robert Wood & Komp. in Philadelphia.

Nicht minder hervorragend waren die Leistungen in der Werk-
zeugfabrikation. Henry Diston gründete um 1850 die groſsartige
Keystone-Sägenfabrik zu Philadelphia, welche namentlich die besten
Kreissägen lieferte. Freilich muſsten sie ihren Stahl von England
beziehen. Mc. Kelvy und Blair in Pittsburg, die 1850 eine Feilen-
fabrik errichtet hatten, machten dagegen seit 1852 ihren eigenen Stahl.
Sie waren die ersten, die Guſsstahl in gröſseren Mengen herstellten.

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[969/0985] Die Vereinigten Staaten 1851 bis 1860. kam. 1857 hatte eine deutsche Gesellschaft einen Hochofen am Black River in Jackson County erbaut. In demselben Jahre wurde ein dritter Holzkohlenofen zu Ironton in Sauk County von Jonas Tower erbaut. In Missouri entstanden bei St. Louis mehrere Walzwerke: 1854 Missouri-Walzwerk, 1855 Allen-, 1856 Pacific- und 1858 Rayners- Walzwerk. 1859 wurde der Hochofen Ironside-furnace in Washington County errichtet. In Texas wurde 1859 der erste Hochofen am N.-O.-Ende von Caſs County erbaut und ein zweiter bei Hughes Springs angefangen. In Arkansas war 1850 das erste Luppenfeuer von einem Eng- länder in Carrol County angelegt, aber nach einigen Jahren durch eine Flut zerstört worden. 1857 wurde das Rennwerk Big Creek bei Smithsfield in Lawrence County mit zwei Feuern und einem Hammer in Betrieb gesetzt. 1857 richtete man die Luppenfeuer mit heiſsem Wind ein. In der Verwendung des Eisens leisteten die Vereinigten Staaten in vieler Beziehung Hervorragendes. Zum Eisenguſs eignete sich das amerikanische Holzkohlenroheisen in vorzüglicher Weise und waren infolgedessen die Leistungen der Eisengieſsereien sehr gute. Die in der Weltausstellung zu London von Edds ausgestellten Hartguſsräder für Eisenbahnen, welche bereits 4 bis 5 Jahre gelaufen waren, ohne daſs sich die Laufflächen abgenutzt hatten, erregten Bewunderung. Im Ofenguſs überflügelten die Amerikaner alle anderen Nationen, namentlich aber in der Fabrikation praktischer Kochöfen für Holz- und Steinkohlenfeuerung. Bekanntlich hatte bereits Benjamin Frank- lin dieser Frage seine Aufmerksamkeit zugewendet und einen zweck- mäſsigen Kochofen erfunden. Ihm folgten Graf Rumford und dann Dr. Eliphatel Nolt. Die gröſsten Ofengieſsereien befanden sich zu Albany, Troy, New York, Boston und Philadelphia. Die Eisengieſserei von Hayward, Bartlett & Komp., welche 1844 zu Baltimore ge- gründet worden war, baute zuerst eiserne Häuser. Die gröſste Gieſserei für Kunstguſs war die von Robert Wood & Komp. in Philadelphia. Nicht minder hervorragend waren die Leistungen in der Werk- zeugfabrikation. Henry Diston gründete um 1850 die groſsartige Keystone-Sägenfabrik zu Philadelphia, welche namentlich die besten Kreissägen lieferte. Freilich muſsten sie ihren Stahl von England beziehen. Mc. Kelvy und Blair in Pittsburg, die 1850 eine Feilen- fabrik errichtet hatten, machten dagegen seit 1852 ihren eigenen Stahl. Sie waren die ersten, die Guſsstahl in gröſseren Mengen herstellten.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 969. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/985>, abgerufen am 27.04.2024.