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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Preussen 1851 bis 1860.
Königshütte in Schlesien durch Neubau von vier Hochöfen angeordnet 1).
Fig. 344 (a. f. S.) zeigt die Königshütte im Jahre 1856 nach einer
Originalskizze von Professor Dürre in Aachen, der sie dem Verfasser
gütigst zur Benutzung überlassen hat.

Ferner wurde auf Antonienhütte ein neuer grosser nach belgischem
Muster erbauter Hochofen angeblasen.

Im ganzen war aber die Lage der Eisenindustrie 1850 eine gedrückte.
Dies war auch 1851 noch der Fall. Die Eisenpreise standen in
diesem Jahre sehr niedrig, doch begann eine hoffnungsvollere Stimmung
platzzugreifen. Im westfälischen Bergamtsbezirk wurde 1850 nur auf
einer (Friedrich-Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr), 1851 nur auf
drei Hütten mit Koks geschmolzen. Die Zahl der Hochöfen in Westfalen
betrug 1850 sechs, wovon einer mit Koks und fünf mit gemischtem
Brennmaterial, Holzkohle und Koks, betrieben wurden. 1851 zählte
man acht Hochöfen. Es war nämlich eine neue Eisenhütte bei Borbeck
hinzugekommen, welche Roteisenstein von der Lahn mit Koks ver-
hüttete und bei reichen Erzen und starkem Gebläse die in Deutsch-
land bis dahin unerhörte Produktion von 25 bis 30 Tonnen den Tag
hatte. Der Erbauer des Werkes war der belgische Ingenieur Charles
Detillieux
. 1851 wurde auch die Niederrheinische Hütte bei Duisburg
und die Kokshochofenhütte bei Hochdahl gegründet.

Der grosse Aufschwung trat erst im Laufe des Jahres 1852 ein.
Am 1. Juli dieses Jahres entstand die neue Hochofenhütte zu Hörde
als Aktienunternehmen und zwar mit so ausserordentlichem Erfolg,
dass sie bereits im ersten Jahre, vom 1. Juli 1852 bis 1. Juli 1853,
gegen 300000 Thlr. verdiente und 12 Proz. Dividende verteilt werden
konnten. Das Werk stand damals unter der Leitung des Special-
direktors Wiesenhahn.

Früher war man der Ansicht gewesen, dass es in dem Kohlen-
gebiete keine Eisenerze gäbe. 1851 wurden aber an der südlichen
und westlichen Grenze derselben Thon- und Brauneisensteinlager und
im Dortmunder Revier bei Sprockhoevel auch Kohleneisenstein (black-
band) entdeckt. Nachdem diese Erze auf der königl. Eisenhütte zu
Sayn probiert worden waren, wurde die Hörder Hochofenhütte zum
Zwecke ihrer Ausbeutung erbaut. Ehe diese aber in Betrieb kam, wurden
die Kohleneisensteine schon auf der Hütte Markana in der Haspe bei
Hagen mit gemischtem Brennmaterial verhüttet. Das Hörder Walz-
werk von Piepenstock & Komp., welches 1851 noch unter der alten

1) Siehe Beschreibung der Anlage von E. Dürre, Berg- und hüttenm. Ztg.
1891, S. 337, Taf. VIII bis XII.

Preuſsen 1851 bis 1860.
Königshütte in Schlesien durch Neubau von vier Hochöfen angeordnet 1).
Fig. 344 (a. f. S.) zeigt die Königshütte im Jahre 1856 nach einer
Originalskizze von Professor Dürre in Aachen, der sie dem Verfasser
gütigst zur Benutzung überlassen hat.

Ferner wurde auf Antonienhütte ein neuer groſser nach belgischem
Muster erbauter Hochofen angeblasen.

Im ganzen war aber die Lage der Eisenindustrie 1850 eine gedrückte.
Dies war auch 1851 noch der Fall. Die Eisenpreise standen in
diesem Jahre sehr niedrig, doch begann eine hoffnungsvollere Stimmung
platzzugreifen. Im westfälischen Bergamtsbezirk wurde 1850 nur auf
einer (Friedrich-Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr), 1851 nur auf
drei Hütten mit Koks geschmolzen. Die Zahl der Hochöfen in Westfalen
betrug 1850 sechs, wovon einer mit Koks und fünf mit gemischtem
Brennmaterial, Holzkohle und Koks, betrieben wurden. 1851 zählte
man acht Hochöfen. Es war nämlich eine neue Eisenhütte bei Borbeck
hinzugekommen, welche Roteisenstein von der Lahn mit Koks ver-
hüttete und bei reichen Erzen und starkem Gebläse die in Deutsch-
land bis dahin unerhörte Produktion von 25 bis 30 Tonnen den Tag
hatte. Der Erbauer des Werkes war der belgische Ingenieur Charles
Detillieux
. 1851 wurde auch die Niederrheinische Hütte bei Duisburg
und die Kokshochofenhütte bei Hochdahl gegründet.

Der groſse Aufschwung trat erst im Laufe des Jahres 1852 ein.
Am 1. Juli dieses Jahres entstand die neue Hochofenhütte zu Hörde
als Aktienunternehmen und zwar mit so auſserordentlichem Erfolg,
daſs sie bereits im ersten Jahre, vom 1. Juli 1852 bis 1. Juli 1853,
gegen 300000 Thlr. verdiente und 12 Proz. Dividende verteilt werden
konnten. Das Werk stand damals unter der Leitung des Special-
direktors Wiesenhahn.

Früher war man der Ansicht gewesen, daſs es in dem Kohlen-
gebiete keine Eisenerze gäbe. 1851 wurden aber an der südlichen
und westlichen Grenze derselben Thon- und Brauneisensteinlager und
im Dortmunder Revier bei Sprockhoevel auch Kohleneisenstein (black-
band) entdeckt. Nachdem diese Erze auf der königl. Eisenhütte zu
Sayn probiert worden waren, wurde die Hörder Hochofenhütte zum
Zwecke ihrer Ausbeutung erbaut. Ehe diese aber in Betrieb kam, wurden
die Kohleneisensteine schon auf der Hütte Markana in der Haspe bei
Hagen mit gemischtem Brennmaterial verhüttet. Das Hörder Walz-
werk von Piepenstock & Komp., welches 1851 noch unter der alten

1) Siehe Beschreibung der Anlage von E. Dürre, Berg- und hüttenm. Ztg.
1891, S. 337, Taf. VIII bis XII.
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[983/0999] Preuſsen 1851 bis 1860. Königshütte in Schlesien durch Neubau von vier Hochöfen angeordnet 1). Fig. 344 (a. f. S.) zeigt die Königshütte im Jahre 1856 nach einer Originalskizze von Professor Dürre in Aachen, der sie dem Verfasser gütigst zur Benutzung überlassen hat. Ferner wurde auf Antonienhütte ein neuer groſser nach belgischem Muster erbauter Hochofen angeblasen. Im ganzen war aber die Lage der Eisenindustrie 1850 eine gedrückte. Dies war auch 1851 noch der Fall. Die Eisenpreise standen in diesem Jahre sehr niedrig, doch begann eine hoffnungsvollere Stimmung platzzugreifen. Im westfälischen Bergamtsbezirk wurde 1850 nur auf einer (Friedrich-Wilhelmshütte bei Mühlheim a. d. Ruhr), 1851 nur auf drei Hütten mit Koks geschmolzen. Die Zahl der Hochöfen in Westfalen betrug 1850 sechs, wovon einer mit Koks und fünf mit gemischtem Brennmaterial, Holzkohle und Koks, betrieben wurden. 1851 zählte man acht Hochöfen. Es war nämlich eine neue Eisenhütte bei Borbeck hinzugekommen, welche Roteisenstein von der Lahn mit Koks ver- hüttete und bei reichen Erzen und starkem Gebläse die in Deutsch- land bis dahin unerhörte Produktion von 25 bis 30 Tonnen den Tag hatte. Der Erbauer des Werkes war der belgische Ingenieur Charles Detillieux. 1851 wurde auch die Niederrheinische Hütte bei Duisburg und die Kokshochofenhütte bei Hochdahl gegründet. Der groſse Aufschwung trat erst im Laufe des Jahres 1852 ein. Am 1. Juli dieses Jahres entstand die neue Hochofenhütte zu Hörde als Aktienunternehmen und zwar mit so auſserordentlichem Erfolg, daſs sie bereits im ersten Jahre, vom 1. Juli 1852 bis 1. Juli 1853, gegen 300000 Thlr. verdiente und 12 Proz. Dividende verteilt werden konnten. Das Werk stand damals unter der Leitung des Special- direktors Wiesenhahn. Früher war man der Ansicht gewesen, daſs es in dem Kohlen- gebiete keine Eisenerze gäbe. 1851 wurden aber an der südlichen und westlichen Grenze derselben Thon- und Brauneisensteinlager und im Dortmunder Revier bei Sprockhoevel auch Kohleneisenstein (black- band) entdeckt. Nachdem diese Erze auf der königl. Eisenhütte zu Sayn probiert worden waren, wurde die Hörder Hochofenhütte zum Zwecke ihrer Ausbeutung erbaut. Ehe diese aber in Betrieb kam, wurden die Kohleneisensteine schon auf der Hütte Markana in der Haspe bei Hagen mit gemischtem Brennmaterial verhüttet. Das Hörder Walz- werk von Piepenstock & Komp., welches 1851 noch unter der alten 1) Siehe Beschreibung der Anlage von E. Dürre, Berg- und hüttenm. Ztg. 1891, S. 337, Taf. VIII bis XII.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 983. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/999>, abgerufen am 26.04.2024.