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Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

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Christliches Bedencken
Warheit redet, die ehret GOtt und
den Richter, und gibt ein Mittel an
die Hand, das gottgefällige Recht zu
verwalten. Sie erweiset sich dem-
nach in soweit treu und ehrlich. Wer
nun durch seinen Meineid sie zur Lüg-
nerin machet da sie die Warheit redet
der macht aus Wahrheit Lügen; der
macht einer Person einen bösen Na-
men vor aller Welt, durch seine Lü-
gen. Jst diese Person in andern stü-
cken leichtfertig, so ist sie doch in ihrer
Aussage nicht leichtfertig. Jm Ge-
gentheil beweiset der meineidige Gegner
eine Leichtfertigkeit von der ersten grö-
se. Nicht nur dadurch, daß er mit
einer so berüchtigten Dirne sich fleisch-
lich beflecket hat, sondern auch dadurch
noch mehr, daß er die Warheit dieser
that, eidlich verneinet, und also GOtt
und Menschen von neuem beleidiget, mit
Aufsetzung seiner eigenen Seeligkeit.

§. 22.

Chriſtliches Bedencken
Warheit redet, die ehret GOtt und
den Richter, und gibt ein Mittel an
die Hand, das gottgefaͤllige Recht zu
verwalten. Sie erweiſet ſich dem-
nach in ſoweit treu und ehrlich. Wer
nun durch ſeinen Meineid ſie zur Luͤg-
nerin machet da ſie die Warheit redet
der macht aus Wahrheit Luͤgen; der
macht einer Perſon einen boͤſen Na-
men vor aller Welt, durch ſeine Luͤ-
gen. Jſt dieſe Perſon in andern ſtuͤ-
cken leichtfertig, ſo iſt ſie doch in ihrer
Ausſage nicht leichtfertig. Jm Ge-
gentheil beweiſet der meineidige Gegner
eine Leichtfertigkeit von der erſten groͤ-
ſe. Nicht nur dadurch, daß er mit
einer ſo beruͤchtigten Dirne ſich fleiſch-
lich beflecket hat, ſondern auch dadurch
noch mehr, daß er die Warheit dieſer
that, eidlich verneinet, und alſo GOtt
und Menſchen von neuem beleidiget, mit
Aufſetzung ſeiner eigenen Seeligkeit.

§. 22.
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[60/0064] Chriſtliches Bedencken Warheit redet, die ehret GOtt und den Richter, und gibt ein Mittel an die Hand, das gottgefaͤllige Recht zu verwalten. Sie erweiſet ſich dem- nach in ſoweit treu und ehrlich. Wer nun durch ſeinen Meineid ſie zur Luͤg- nerin machet da ſie die Warheit redet der macht aus Wahrheit Luͤgen; der macht einer Perſon einen boͤſen Na- men vor aller Welt, durch ſeine Luͤ- gen. Jſt dieſe Perſon in andern ſtuͤ- cken leichtfertig, ſo iſt ſie doch in ihrer Ausſage nicht leichtfertig. Jm Ge- gentheil beweiſet der meineidige Gegner eine Leichtfertigkeit von der erſten groͤ- ſe. Nicht nur dadurch, daß er mit einer ſo beruͤchtigten Dirne ſich fleiſch- lich beflecket hat, ſondern auch dadurch noch mehr, daß er die Warheit dieſer that, eidlich verneinet, und alſo GOtt und Menſchen von neuem beleidiget, mit Aufſetzung ſeiner eigenen Seeligkeit. §. 22.

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/64>, abgerufen am 28.04.2024.