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Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

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von dem vorsetzlichen Meineid.
§. 22.

Was von der Beleidigung der
Parthien gesaget worden ist, (§. 21.)
welchen ein Meineidiger ihr Recht und
Eigenthum entziehet, das ist so hand-
greiflich, daß kein Mensch daran zwei-
feln kan. Die Beleidigung des
Richters
kan noch mit wenigem er-
läutert, und daraus gezeiget werden,
daß die wahre Reue über den Meineid
unmöglich seye, solange die Aufhebung
dieser richterlichen Beleidigung nicht
geschehen ist. Nemlich der Meineid
machet der richterlichen Hand-
lung
zwar ein Ende und bringet ein
Urtheil zuwegen. Jedoch zielet das
Amt eines Richters immerfort dahin,
daß der Unschuldige geschützet, und
der Schuldige verurtheilet werde. We-
gen des Meineides hat dieses nicht ge-
schehen können, sondern es ist verhin-

dert
von dem vorſetzlichen Meineid.
§. 22.

Was von der Beleidigung der
Parthien geſaget worden iſt, (§. 21.)
welchen ein Meineidiger ihr Recht und
Eigenthum entziehet, das iſt ſo hand-
greiflich, daß kein Menſch daran zwei-
feln kan. Die Beleidigung des
Richters
kan noch mit wenigem er-
laͤutert, und daraus gezeiget werden,
daß die wahre Reue uͤber den Meineid
unmoͤglich ſeye, ſolange die Aufhebung
dieſer richterlichen Beleidigung nicht
geſchehen iſt. Nemlich der Meineid
machet der richterlichen Hand-
lung
zwar ein Ende und bringet ein
Urtheil zuwegen. Jedoch zielet das
Amt eines Richters immerfort dahin,
daß der Unſchuldige geſchuͤtzet, und
der Schuldige verurtheilet werde. We-
gen des Meineides hat dieſes nicht ge-
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[61/0065] von dem vorſetzlichen Meineid. §. 22. Was von der Beleidigung der Parthien geſaget worden iſt, (§. 21.) welchen ein Meineidiger ihr Recht und Eigenthum entziehet, das iſt ſo hand- greiflich, daß kein Menſch daran zwei- feln kan. Die Beleidigung des Richters kan noch mit wenigem er- laͤutert, und daraus gezeiget werden, daß die wahre Reue uͤber den Meineid unmoͤglich ſeye, ſolange die Aufhebung dieſer richterlichen Beleidigung nicht geſchehen iſt. Nemlich der Meineid machet der richterlichen Hand- lung zwar ein Ende und bringet ein Urtheil zuwegen. Jedoch zielet das Amt eines Richters immerfort dahin, daß der Unſchuldige geſchuͤtzet, und der Schuldige verurtheilet werde. We- gen des Meineides hat dieſes nicht ge- ſchehen koͤnnen, ſondern es iſt verhin- dert

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/65>, abgerufen am 28.04.2024.