Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliches Bedencken
dert worden. Daraus folget, daß
des Richters Amt und Befugnis, nach
wie vor, in seiner Kraft bleibet, wann
auch der erste Richter gestorben, und
ein anderer an seiner Stelle wäre.
Dann das Richteramt stirbet nicht,
wann gleich die richterliche Personen
wechseln müssen. Also ergehet an das
Gewissen des meineidigen, nach wie
vor, die Frage: ob es wahr seye, was
er beschworen habe? So lange der mei-
neidige nicht herausgehet, solange be-
lüget er die Obrigkeit mit Vorsatz.
Er wiederstrebet der göttlichen Ord-
nung mit Vorsatz. Er kräncket die
Ehre der Obrigkeit. Dann der Kö-
nige Ehre ist, eine Sache zu
erforschen Sprüchw. 25, 2.

Eine vorsetzliche oder muthwillige Sün-
de wissentlich fortsetzen, und doch zu-
gleich bereuen oder verabscheuen, ist
gantz unmöglich, und ein offenbarer

Wie-

Chriſtliches Bedencken
dert worden. Daraus folget, daß
des Richters Amt und Befugnis, nach
wie vor, in ſeiner Kraft bleibet, wann
auch der erſte Richter geſtorben, und
ein anderer an ſeiner Stelle waͤre.
Dann das Richteramt ſtirbet nicht,
wann gleich die richterliche Perſonen
wechſeln muͤſſen. Alſo ergehet an das
Gewiſſen des meineidigen, nach wie
vor, die Frage: ob es wahr ſeye, was
er beſchworen habe? So lange der mei-
neidige nicht herausgehet, ſolange be-
luͤget er die Obrigkeit mit Vorſatz.
Er wiederſtrebet der goͤttlichen Ord-
nung mit Vorſatz. Er kraͤncket die
Ehre der Obrigkeit. Dann der Koͤ-
nige Ehre iſt, eine Sache zu
erforſchen Spruͤchw. 25, 2.

Eine vorſetzliche oder muthwillige Suͤn-
de wiſſentlich fortſetzen, und doch zu-
gleich bereuen oder verabſcheuen, iſt
gantz unmoͤglich, und ein offenbarer

Wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliches Bedencken</hi></fw><lb/>
dert worden. Daraus folget, daß<lb/>
des Richters Amt und Befugnis, nach<lb/>
wie vor, in &#x017F;einer Kraft bleibet, wann<lb/>
auch der er&#x017F;te Richter ge&#x017F;torben, und<lb/>
ein anderer an &#x017F;einer Stelle wa&#x0364;re.<lb/>
Dann das Richteramt &#x017F;tirbet nicht,<lb/>
wann gleich die richterliche Per&#x017F;onen<lb/>
wech&#x017F;eln mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Al&#x017F;o ergehet an das<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en des meineidigen, nach wie<lb/>
vor, die Frage: ob es wahr &#x017F;eye, was<lb/>
er be&#x017F;chworen habe? So lange der mei-<lb/>
neidige nicht herausgehet, &#x017F;olange be-<lb/>
lu&#x0364;get er die Obrigkeit mit Vor&#x017F;atz.<lb/>
Er wieder&#x017F;trebet der go&#x0364;ttlichen Ord-<lb/>
nung mit Vor&#x017F;atz. Er kra&#x0364;ncket die<lb/>
Ehre der Obrigkeit. Dann <hi rendition="#fr">der Ko&#x0364;-<lb/>
nige Ehre i&#x017F;t, eine Sache zu<lb/>
erfor&#x017F;chen Spru&#x0364;chw. 25, 2.</hi><lb/>
Eine vor&#x017F;etzliche oder muthwillige Su&#x0364;n-<lb/>
de wi&#x017F;&#x017F;entlich fort&#x017F;etzen, und doch zu-<lb/>
gleich bereuen oder verab&#x017F;cheuen, i&#x017F;t<lb/>
gantz unmo&#x0364;glich, und ein offenbarer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0066] Chriſtliches Bedencken dert worden. Daraus folget, daß des Richters Amt und Befugnis, nach wie vor, in ſeiner Kraft bleibet, wann auch der erſte Richter geſtorben, und ein anderer an ſeiner Stelle waͤre. Dann das Richteramt ſtirbet nicht, wann gleich die richterliche Perſonen wechſeln muͤſſen. Alſo ergehet an das Gewiſſen des meineidigen, nach wie vor, die Frage: ob es wahr ſeye, was er beſchworen habe? So lange der mei- neidige nicht herausgehet, ſolange be- luͤget er die Obrigkeit mit Vorſatz. Er wiederſtrebet der goͤttlichen Ord- nung mit Vorſatz. Er kraͤncket die Ehre der Obrigkeit. Dann der Koͤ- nige Ehre iſt, eine Sache zu erforſchen Spruͤchw. 25, 2. Eine vorſetzliche oder muthwillige Suͤn- de wiſſentlich fortſetzen, und doch zu- gleich bereuen oder verabſcheuen, iſt gantz unmoͤglich, und ein offenbarer Wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/66
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/66>, abgerufen am 28.04.2024.