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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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keinen schmiegsameren Rhythmus, keine mundgerechtere Anordnung der Konsonanten, p1b_366.002
keine Vokalisation, deren Wechsel und melodische Folge mit gleich feinem p1b_366.003
Verständnisse für Redestimme und Ohr berechnet sei, überhaupt kein Poem, p1b_366.004
das durch Sprachmusik allein schon den Hörer entzücke wie das genannte.

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Man vergleiche z. B.

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[Musik]

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Heute darf ein Jeder rühmend nachsprechen, daß in Heines p1b_366.008
Dichtungen instinktiv der unsterbliche, urgermanische Sprachgeist p1b_366.009
auflebt und waltet, und daß durch ihn allein unsere p1b_366.010
Sprache nach tausendjähriger Jrrfahrt in der Fremde heimgekehrt p1b_366.011
ist zum rhythmischen Gesetze des altgermanischen p1b_366.012
epischen Verses.

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5. Wir finden dieses Gesetz zwar auch in den Dichtungen unserer übrigen p1b_366.014
Dichter zum Ausdruck gelangt, aber doch nur ausnahmsweise dann, wenn ihnen p1b_366.015
die einschnürende, pressende Form des vorgeschriebenen Metrums unbequem wurde p1b_366.016
oder sie sich von der freieren Rhythmik eine besondere Wirkung versprachen. p1b_366.017
Vgl. Schiller:

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[Musik] p1b_366.019

(Braut von Messina.)

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keinen schmiegsameren Rhythmus, keine mundgerechtere Anordnung der Konsonanten, p1b_366.002
keine Vokalisation, deren Wechsel und melodische Folge mit gleich feinem p1b_366.003
Verständnisse für Redestimme und Ohr berechnet sei, überhaupt kein Poem, p1b_366.004
das durch Sprachmusik allein schon den Hörer entzücke wie das genannte.

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Man vergleiche z. B.

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[Musik]

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Heute darf ein Jeder rühmend nachsprechen, daß in Heines p1b_366.008
Dichtungen instinktiv der unsterbliche, urgermanische Sprachgeist p1b_366.009
auflebt und waltet, und daß durch ihn allein unsere p1b_366.010
Sprache nach tausendjähriger Jrrfahrt in der Fremde heimgekehrt p1b_366.011
ist zum rhythmischen Gesetze des altgermanischen p1b_366.012
epischen Verses.

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5. Wir finden dieses Gesetz zwar auch in den Dichtungen unserer übrigen p1b_366.014
Dichter zum Ausdruck gelangt, aber doch nur ausnahmsweise dann, wenn ihnen p1b_366.015
die einschnürende, pressende Form des vorgeschriebenen Metrums unbequem wurde p1b_366.016
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Vgl. Schiller:

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(Braut von Messina.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/400>, abgerufen am 14.05.2024.