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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

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ne zu brechen; Man bedienet sich dessen insgemein, um Büsche daraus zu
machen, man machet solche an denen dioptrischen Absehen ebenfalls wie die
Seidenfäden vest.

Obwolen sich die Phasen oder Apparentiae der Mondsfinsternissen, de-
ten sich die Astronomen zu dem astronomischen und geographischen Gebrau-
che bedieneten, leichter und accurater mit unserm Netze, als nach denen alten
Methoden, beobachten lassen, so muß man doch gestehen, daß der Ein-und
Austritt der Flecken des Monds in dem Schatten der Erde viel bequemer
als die Phasen, wegen ihrer Vielheit, und daß man weniger Zubereitung,
indeme man sich eines Sehrohrs nur von 6. Schuhen bedienet, vonnöthen
hat, zu beobachten seyen, und hat man dabey nichts weiters, als nur ein
Schema nöthig, welches die Scheibe des Monds, wann er voll ist, vor-
stellet. Man bemerket die Nomina propria der Flecken der vornehmsten Oer-
ter, welche auf der Scheibe des Monds sich zeigen, gleichwie man selbige
in der Astronomia reformata des P. Riccioli und in dem bekannten Buch de la
Connoissance des Tems findet.

Man kann die Zeit, wann die vornehmste Flecken anfangen werden in
den Schatten zu gehen, und die Zeit, wann solche alldorten ganz werden
überdecket seyn, oder aber die Zeit des Anfangs und Endes ihres Ausganges,
bemerken, woraus man die Zeit des Ein-und Austritts ihres Mittelpuncts
innen wird.

Diese Figur des Monds findet man umgewandt gestochen, nemlich also,
wie solche durch einen mit zweyen convexen Gläsern versehenen Sehrohr er-
scheinet, welches derowegen geschehen ist, damit man desto leichter auf besagte
Figur den Durchgang des Eroschattens durch die Flecken des Monds refe-
riren könne.

Aus denen Beobachtungen der Finsternissen hat man grossen Nutzen,
dann so man ganz accurat die Zeit beym Anfang einer Mondsfinsterniß, bey
dem gänzlichen Eintritt in den Schatten, des Austritts und dem Ende, wie
auch dem Durchgang des Erdschattens durch die in seiner Figur abgezeich-
nete Flecken, beobachtet, wird man den Unterschied der Längen der Oerter,
wo die Beobachtungen gehalten werden, gleichwie alle Astronomen wissen,
überkommen. Dieweilen aber selten sich Mondsfinsternisse ereignen, die
man in verschiedenen Ländern sehen könne, um daraus die Differenz der Län-
gen herzuholen, so kann man an ihre Stelle die Finsternisse der Jupiters
Trabanten beobachten, das ist, ihren Ein-und Austritt in seinen Schat-
ten, absonderlich aber des ersten, da man, weilen dessen Bewegung gar
geschwind um den Jupiter geschiehet, bequem verschiedene Beobachtungen
innerhalb eines Jahres zu halten vermag, woraus dann der Unterschied
der Längen der Oerter, wo besagte Beobachtungen gehalten werden, accu-
rat zu erfahren ist.

ne zu brechen; Man bedienet ſich deſſen insgemein, um Büſche daraus zu
machen, man machet ſolche an denen dioptriſchen Abſehen ebenfalls wie die
Seidenfäden veſt.

Obwolen ſich die Phaſen oder Apparentiæ der Mondsfinſterniſſen, de-
ten ſich die Aſtronomen zu dem aſtronomiſchen und geographiſchen Gebrau-
che bedieneten, leichter und accurater mit unſerm Netze, als nach denen alten
Methoden, beobachten laſſen, ſo muß man doch geſtehen, daß der Ein-und
Austritt der Flecken des Monds in dem Schatten der Erde viel bequemer
als die Phaſen, wegen ihrer Vielheit, und daß man weniger Zubereitung,
indeme man ſich eines Sehrohrs nur von 6. Schuhen bedienet, vonnöthen
hat, zu beobachten ſeyen, und hat man dabey nichts weiters, als nur ein
Schema nöthig, welches die Scheibe des Monds, wann er voll iſt, vor-
ſtellet. Man bemerket die Nomina propria der Flecken der vornehmſten Oer-
ter, welche auf der Scheibe des Monds ſich zeigen, gleichwie man ſelbige
in der Aſtronomia reformata des P. Riccioli und in dem bekannten Buch de la
Connoiſſance des Tems findet.

Man kann die Zeit, wann die vornehmſte Flecken anfangen werden in
den Schatten zu gehen, und die Zeit, wann ſolche alldorten ganz werden
überdecket ſeyn, oder aber die Zeit des Anfangs und Endes ihres Ausganges,
bemerken, woraus man die Zeit des Ein-und Austritts ihres Mittelpuncts
innen wird.

Dieſe Figur des Monds findet man umgewandt geſtochen, nemlich alſo,
wie ſolche durch einen mit zweyen convexen Gläſern verſehenen Sehrohr er-
ſcheinet, welches derowegen geſchehen iſt, damit man deſto leichter auf beſagte
Figur den Durchgang des Eroſchattens durch die Flecken des Monds refe-
riren könne.

Aus denen Beobachtungen der Finſterniſſen hat man groſſen Nutzen,
dann ſo man ganz accurat die Zeit beym Anfang einer Mondsfinſterniß, bey
dem gänzlichen Eintritt in den Schatten, des Austritts und dem Ende, wie
auch dem Durchgang des Erdſchattens durch die in ſeiner Figur abgezeich-
nete Flecken, beobachtet, wird man den Unterſchied der Längen der Oerter,
wo die Beobachtungen gehalten werden, gleichwie alle Aſtronomen wiſſen,
überkommen. Dieweilen aber ſelten ſich Mondsfinſterniſſe ereignen, die
man in verſchiedenen Ländern ſehen könne, um daraus die Differenz der Län-
gen herzuholen, ſo kann man an ihre Stelle die Finſterniſſe der Jupiters
Trabanten beobachten, das iſt, ihren Ein-und Austritt in ſeinen Schat-
ten, abſonderlich aber des erſten, da man, weilen deſſen Bewegung gar
geſchwind um den Jupiter geſchiehet, bequem verſchiedene Beobachtungen
innerhalb eines Jahres zu halten vermag, woraus dann der Unterſchied
der Längen der Oerter, wo beſagte Beobachtungen gehalten werden, accu-
rat zu erfahren iſt.

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[275/0297] ne zu brechen; Man bedienet ſich deſſen insgemein, um Büſche daraus zu machen, man machet ſolche an denen dioptriſchen Abſehen ebenfalls wie die Seidenfäden veſt. Obwolen ſich die Phaſen oder Apparentiæ der Mondsfinſterniſſen, de- ten ſich die Aſtronomen zu dem aſtronomiſchen und geographiſchen Gebrau- che bedieneten, leichter und accurater mit unſerm Netze, als nach denen alten Methoden, beobachten laſſen, ſo muß man doch geſtehen, daß der Ein-und Austritt der Flecken des Monds in dem Schatten der Erde viel bequemer als die Phaſen, wegen ihrer Vielheit, und daß man weniger Zubereitung, indeme man ſich eines Sehrohrs nur von 6. Schuhen bedienet, vonnöthen hat, zu beobachten ſeyen, und hat man dabey nichts weiters, als nur ein Schema nöthig, welches die Scheibe des Monds, wann er voll iſt, vor- ſtellet. Man bemerket die Nomina propria der Flecken der vornehmſten Oer- ter, welche auf der Scheibe des Monds ſich zeigen, gleichwie man ſelbige in der Aſtronomia reformata des P. Riccioli und in dem bekannten Buch de la Connoiſſance des Tems findet. Man kann die Zeit, wann die vornehmſte Flecken anfangen werden in den Schatten zu gehen, und die Zeit, wann ſolche alldorten ganz werden überdecket ſeyn, oder aber die Zeit des Anfangs und Endes ihres Ausganges, bemerken, woraus man die Zeit des Ein-und Austritts ihres Mittelpuncts innen wird. Dieſe Figur des Monds findet man umgewandt geſtochen, nemlich alſo, wie ſolche durch einen mit zweyen convexen Gläſern verſehenen Sehrohr er- ſcheinet, welches derowegen geſchehen iſt, damit man deſto leichter auf beſagte Figur den Durchgang des Eroſchattens durch die Flecken des Monds refe- riren könne. Aus denen Beobachtungen der Finſterniſſen hat man groſſen Nutzen, dann ſo man ganz accurat die Zeit beym Anfang einer Mondsfinſterniß, bey dem gänzlichen Eintritt in den Schatten, des Austritts und dem Ende, wie auch dem Durchgang des Erdſchattens durch die in ſeiner Figur abgezeich- nete Flecken, beobachtet, wird man den Unterſchied der Längen der Oerter, wo die Beobachtungen gehalten werden, gleichwie alle Aſtronomen wiſſen, überkommen. Dieweilen aber ſelten ſich Mondsfinſterniſſe ereignen, die man in verſchiedenen Ländern ſehen könne, um daraus die Differenz der Län- gen herzuholen, ſo kann man an ihre Stelle die Finſterniſſe der Jupiters Trabanten beobachten, das iſt, ihren Ein-und Austritt in ſeinen Schat- ten, abſonderlich aber des erſten, da man, weilen deſſen Bewegung gar geſchwind um den Jupiter geſchiehet, bequem verſchiedene Beobachtungen innerhalb eines Jahres zu halten vermag, woraus dann der Unterſchied der Längen der Oerter, wo beſagte Beobachtungen gehalten werden, accu- rat zu erfahren iſt.

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/297>, abgerufen am 15.05.2024.