Muss ich denn immer diesem Menschen mit der Angelruthe begegnen? Es ist wahr; seine Figur verschönert die Landschaft. Meinetwegen möcht' er immer hier stehn und seinen trügerischen Widerhacken aus- werfen; aber der Mensch thut nicht was er thun soll; ungewiss ist der Erfolg seiner Bemühungen; seine armen Kinder hungern indess und er könnte sein sichres Brod ver- dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge, zu welchem er erzogen ist, --
Der Mensch ist ein Thor! --
Sachte, ihr Herren! Er ist von einer grossen Famile, er hat unter beyden Ge- schlechtern, unter allen Gattungen von Men- schen, unter ihren ehrwürdigsten Ständen, unter ihnen selbst, meine Herren! seine Brüder, seine Verwandten. --
Der neunzehnte Spatziergang.
Muſs ich denn immer dieſem Menſchen mit der Angelruthe begegnen? Es iſt wahr; ſeine Figur verſchönert die Landſchaft. Meinetwegen möcht’ er immer hier ſtehn und ſeinen trügeriſchen Widerhacken aus- werfen; aber der Menſch thut nicht was er thun ſoll; ungewiſs iſt der Erfolg ſeiner Bemühungen; ſeine armen Kinder hungern indeſs und er könnte ſein ſichres Brod ver- dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge, zu welchem er erzogen iſt, —
Der Menſch iſt ein Thor! —
Sachte, ihr Herren! Er iſt von einer groſsen Famile, er hat unter beyden Ge- ſchlechtern, unter allen Gattungen von Men- ſchen, unter ihren ehrwürdigſten Ständen, unter ihnen ſelbſt, meine Herren! ſeine Brüder, ſeine Verwandten. —
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Der neunzehnte Spatziergang.
Muſs ich denn immer dieſem Menſchen
mit der Angelruthe begegnen? Es iſt wahr;
ſeine Figur verſchönert die Landſchaft.
Meinetwegen möcht’ er immer hier ſtehn
und ſeinen trügeriſchen Widerhacken aus-
werfen; aber der Menſch thut nicht was er
thun ſoll; ungewiſs iſt der Erfolg ſeiner
Bemühungen; ſeine armen Kinder hungern
indeſs und er könnte ſein ſichres Brod ver-
dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge,
zu welchem er erzogen iſt, —
Der Menſch iſt ein Thor! —
Sachte, ihr Herren! Er iſt von einer
groſsen Famile, er hat unter beyden Ge-
ſchlechtern, unter allen Gattungen von Men-
ſchen, unter ihren ehrwürdigſten Ständen,
unter ihnen ſelbſt, meine Herren! ſeine
Brüder, ſeine Verwandten. —
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/159>, abgerufen am 21.04.2021.
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