Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

zurückführen? Was können wir hoffen?
Ist Gott unendlich gütig, so ist er auch un-
endlich gerecht. Er wird strafen, weil
wir gesündigt haben, und er wird ewig
fortstrafen, weil wir ewig fortsündigen wer-
den. -- Erstlich ist unser immer zuneh-
mendes moralisches Verderben ein fürch-
terliches Elend. Ein unauslöschlicher,
brennender Durst, die Schrecken einer
ewigen Nacht, sind schwache Bilder von
dem Feuer, das in unserm Inneren ewig
fortwüten, von der Finsterniß, die unsern
Verstand umhüllen wird. Und dann ha-
ben wir noch so manche Leiden von aus-
senher zu erwarten, von denen wir jetzt
freylich keinen Begriff haben, die aber zu-
verläßig in dem traurigen Orte ihren
Grund haben werden, den der weiseste
Richter für eine Gattung von Wesen be-
stimmen mußte, die, mit einer so großen

(II. Theil.) K

zurückführen? Was können wir hoffen?
Iſt Gott unendlich gütig, ſo iſt er auch un-
endlich gerecht. Er wird ſtrafen, weil
wir geſündigt haben, und er wird ewig
fortſtrafen, weil wir ewig fortſündigen wer-
den. — Erſtlich iſt unſer immer zuneh-
mendes moraliſches Verderben ein fürch-
terliches Elend. Ein unauslöſchlicher,
brennender Durſt, die Schrecken einer
ewigen Nacht, ſind ſchwache Bilder von
dem Feuer, das in unſerm Inneren ewig
fortwüten, von der Finſterniß, die unſern
Verſtand umhüllen wird. Und dann ha-
ben wir noch ſo manche Leiden von auſ-
ſenher zu erwarten, von denen wir jetzt
freylich keinen Begriff haben, die aber zu-
verläßig in dem traurigen Orte ihren
Grund haben werden, den der weiſeſte
Richter für eine Gattung von Weſen be-
ſtimmen mußte, die, mit einer ſo großen

(II. Theil.) K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="145"/>
zurückführen? Was können wir hoffen?<lb/>
I&#x017F;t Gott unendlich gütig, &#x017F;o i&#x017F;t er auch un-<lb/>
endlich gerecht. Er wird &#x017F;trafen, weil<lb/>
wir ge&#x017F;ündigt haben, und er wird ewig<lb/>
fort&#x017F;trafen, weil wir ewig fort&#x017F;ündigen wer-<lb/>
den. &#x2014; Er&#x017F;tlich i&#x017F;t un&#x017F;er immer zuneh-<lb/>
mendes morali&#x017F;ches Verderben ein fürch-<lb/>
terliches Elend. Ein unauslö&#x017F;chlicher,<lb/>
brennender Dur&#x017F;t, die Schrecken einer<lb/>
ewigen Nacht, &#x017F;ind &#x017F;chwache Bilder von<lb/>
dem Feuer, das in un&#x017F;erm Inneren ewig<lb/>
fortwüten, von der Fin&#x017F;terniß, die un&#x017F;ern<lb/>
Ver&#x017F;tand umhüllen wird. Und dann ha-<lb/>
ben wir noch &#x017F;o manche Leiden von au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enher zu erwarten, von denen wir jetzt<lb/>
freylich keinen Begriff haben, die aber zu-<lb/>
verläßig in dem traurigen Orte ihren<lb/>
Grund haben werden, den der wei&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
Richter für eine Gattung von We&#x017F;en be-<lb/>
&#x017F;timmen mußte, die, mit einer &#x017F;o großen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#i">II. Theil.</hi>) K</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0151] zurückführen? Was können wir hoffen? Iſt Gott unendlich gütig, ſo iſt er auch un- endlich gerecht. Er wird ſtrafen, weil wir geſündigt haben, und er wird ewig fortſtrafen, weil wir ewig fortſündigen wer- den. — Erſtlich iſt unſer immer zuneh- mendes moraliſches Verderben ein fürch- terliches Elend. Ein unauslöſchlicher, brennender Durſt, die Schrecken einer ewigen Nacht, ſind ſchwache Bilder von dem Feuer, das in unſerm Inneren ewig fortwüten, von der Finſterniß, die unſern Verſtand umhüllen wird. Und dann ha- ben wir noch ſo manche Leiden von auſ- ſenher zu erwarten, von denen wir jetzt freylich keinen Begriff haben, die aber zu- verläßig in dem traurigen Orte ihren Grund haben werden, den der weiſeſte Richter für eine Gattung von Weſen be- ſtimmen mußte, die, mit einer ſo großen (II. Theil.) K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/151
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/151>, abgerufen am 14.05.2024.