srer zusammengesetzten Natur vorzüglich gemäß ist. Aber doch stellt es uns dem Ueberdruße blos, wenn es lange nachein- ander, ohne Abwechslung, (und eine be- ständige Abwechslung ist nicht möglich;) genoßen, und doch macht es uns traurig, wenn es uns schnell entzogen wird. -- Reichthum ist nie ohne Unruhe; man mag ihn blos bewachen, man mag ihn ver- schwenden, oder vernünftig verbrauchen wollen. --
Und wenn ich mich in eine gelehrte Einsamkeit begeben, wenn ich mich aller menschlichen Gesellschaft entziehen, und mich der Wollust des Denkens überlaßen wollte; so würd' ich auch da die reine Glückseligkeit nicht finden, der ich so sehnlich nachgehe. Der eingeschränkte Geist ermüdet nur allzubald; die gespann- ten Nerven erschlaffen; ich fehe Augen-
ſrer zuſammengeſetzten Natur vorzüglich gemäß iſt. Aber doch ſtellt es uns dem Ueberdruße blos, wenn es lange nachein- ander, ohne Abwechslung, (und eine be- ſtändige Abwechslung iſt nicht möglich;) genoßen, und doch macht es uns traurig, wenn es uns ſchnell entzogen wird. — Reichthum iſt nie ohne Unruhe; man mag ihn blos bewachen, man mag ihn ver- ſchwenden, oder vernünftig verbrauchen wollen. —
Und wenn ich mich in eine gelehrte Einſamkeit begeben, wenn ich mich aller menſchlichen Geſellſchaft entziehen, und mich der Wolluſt des Denkens überlaßen wollte; ſo würd’ ich auch da die reine Glückſeligkeit nicht finden, der ich ſo ſehnlich nachgehe. Der eingeſchränkte Geiſt ermüdet nur allzubald; die geſpann- ten Nerven erſchlaffen; ich fehe Augen-
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ſrer zuſammengeſetzten Natur vorzüglich
gemäß iſt. Aber doch ſtellt es uns dem
Ueberdruße blos, wenn es lange nachein-
ander, ohne Abwechslung, (und eine be-
ſtändige Abwechslung iſt nicht möglich;)
genoßen, und doch macht es uns traurig,
wenn es uns ſchnell entzogen wird. —
Reichthum iſt nie ohne Unruhe; man mag
ihn blos bewachen, man mag ihn ver-
ſchwenden, oder vernünftig verbrauchen
wollen. —
Und wenn ich mich in eine gelehrte
Einſamkeit begeben, wenn ich mich aller
menſchlichen Geſellſchaft entziehen, und
mich der Wolluſt des Denkens überlaßen
wollte; ſo würd’ ich auch da die reine
Glückſeligkeit nicht finden, der ich ſo
ſehnlich nachgehe. Der eingeſchränkte
Geiſt ermüdet nur allzubald; die geſpann-
ten Nerven erſchlaffen; ich fehe Augen-
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/84>, abgerufen am 14.05.2024.
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