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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus-
nehmend leichten Schnäbel, kenntlich, die ihnen,
wie wir oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur
Verstärkung des Geruchs, sondern als Luftbe-
hälter dienen.

5. psittacvs. Sitting, Papagey. man-
dibula superior adunca, inanis, cera instru-
cta. Lingua carnosa, integra. Pedes scan-
sorii.

Die Papagayen haben einerley Vaterland, und
auch in ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den
Affen. Sie sind so wie diese immer geschäftig,
doch nicht so muthwillig, sondern gesetzter, und
ihren Wohlthätern aufs treueste zugethan. Sie
wissen sich ihrer Füsse wie Hände zu bedienen,
bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen
sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf
dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre
Vögel blos mit den Krallen sondern wie Men-
schen und Affen mit der ganzen Ferse auf etc.
Ihr hakenförmiger Schnabel ist eingelenkt*) und
sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines
dritten Fusses zum klettern, anhalten; besonders
aber auch zum ausklauben, knuppern u. s. w.
Sie können niesen, sich räuspern, jähnen etc. und
beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleisch-

*) REALD. COLVMBI anat. L. 1. c. 8.
II. LEVIROSTRES.

Die Vögel dieser Ordnung sind blos den
wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch
die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus-
nehmend leichten Schnäbel, kenntlich, die ihnen,
wie wir oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur
Verstärkung des Geruchs, sondern als Luftbe-
hälter dienen.

5. psittacvs. Sitting, Papagey. man-
dibula superior adunca, inanis, cera instru-
cta. Lingua carnosa, integra. Pedes scan-
sorii.

Die Papagayen haben einerley Vaterland, und
auch in ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den
Affen. Sie sind so wie diese immer geschäftig,
doch nicht so muthwillig, sondern gesetzter, und
ihren Wohlthätern aufs treueste zugethan. Sie
wissen sich ihrer Füsse wie Hände zu bedienen,
bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen
sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf
dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre
Vögel blos mit den Krallen sondern wie Men-
schen und Affen mit der ganzen Ferse auf ꝛc.
Ihr hakenförmiger Schnabel ist eingelenkt*) und
sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines
dritten Fusses zum klettern, anhalten; besonders
aber auch zum ausklauben, knuppern u. s. w.
Sie können niesen, sich räuspern, jähnen ꝛc. und
beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleisch-

*) REALD. COLVMBI anat. L. 1. c. 8.
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[184/0196] II. LEVIROSTRES. Die Vögel dieser Ordnung sind blos den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die ungeheuer grossen, aber in Verhältnis aus- nehmend leichten Schnäbel, kenntlich, die ihnen, wie wir oben gesagt haben (§. 64.), nicht zur Verstärkung des Geruchs, sondern als Luftbe- hälter dienen. 5. psittacvs. Sitting, Papagey. man- dibula superior adunca, inanis, cera instru- cta. Lingua carnosa, integra. Pedes scan- sorii. Die Papagayen haben einerley Vaterland, und auch in ihrem Betragen viel Aenlichkeit mit den Affen. Sie sind so wie diese immer geschäftig, doch nicht so muthwillig, sondern gesetzter, und ihren Wohlthätern aufs treueste zugethan. Sie wissen sich ihrer Füsse wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie nicht wie andre Vögel blos mit den Krallen sondern wie Men- schen und Affen mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Schnabel ist eingelenkt *) und sehr beweglich, und nutzt ihnen fast statt eines dritten Fusses zum klettern, anhalten; besonders aber auch zum ausklauben, knuppern u. s. w. Sie können niesen, sich räuspern, jähnen ꝛc. und beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken fleisch- *) REALD. COLVMBI anat. L. 1. c. 8.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/196>, abgerufen am 26.04.2024.