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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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phorsäure etwas abweichende Säure, nämlich ei-
ne phosphorisirte Säure, welche, wie der Wein-
steinrahm mit dem vegetabilischen Laugensalze ge-
sätigt einen auflöslichen Weinstein darstellt, und
auch mit flüchtigem Laugensalze sich verbindet.

3) Das Oel, das flüchtige Laugensalz, und
die entzündbare Luft scheinen eine gemeinschaftliche
Grundlage zu haben; nur die Verbindung ver-
schiedener Säuren mit einer und derselben Grund-
lage bringt drey verschiedene Körper hervor. Es
ist daher sehr wahrscheinlich, daß diese Grundla-
ge nicht nur in dem Harn, sondern auch in den
übrigen Saften des menschlichen Körpers vorhan-
den, und mit der Phosphorsäure verbunden ist.

4) Diese phosphorirte Säure macht mit ei-
ner gewissen Menge Kalkerde verbunden den vor-
erwähnten ersten Bodensatz, oder die gerinnba-
re Lymphe aus. Manchmal ist die Phosphor-
säure so rein, daß sie diesen Bodensatz aufgelöst
enthält, und in diesem Falle zeigen sich die Merk-
male einer entwickelten Säure.

5) Das Kochsalz und das, mineralische Laugen-
salz sind in dem Harn nur zufälligerweise vorhan-
den. Daß das Laugensalz in dem Harn ungebun-
den zugegen gewesen, erhellt aus der Gegen-
wart desselben in der Galle, und im Speichel.
Aus der Verbindung der Phosphorsäure mit die-
sem Laugensalz entsteht das Perlsalz.

6) So verhält sich der Harn, so lange der-
selbe in dem lebenden Körper keine Veränderung
erlitten hat. Sobald aber der Einfluß der Luft
und der Wärme hinzukömmt, oder eigentlich zu
reden, die Einwirkung des Lebens aufhört, wird
das flüchtige Laugensalz von dem öligten Theile
entbunden. Dieses flüchtige Laugensalz macht,

phorsäure etwas abweichende Säure, nämlich ei-
ne phosphorisirte Säure, welche, wie der Wein-
steinrahm mit dem vegetabilischen Laugensalze ge-
sätigt einen auflöslichen Weinstein darstellt, und
auch mit flüchtigem Laugensalze sich verbindet.

3) Das Oel, das flüchtige Laugensalz, und
die entzündbare Luft scheinen eine gemeinschaftliche
Grundlage zu haben; nur die Verbindung ver-
schiedener Säuren mit einer und derselben Grund-
lage bringt drey verschiedene Körper hervor. Es
ist daher sehr wahrscheinlich, daß diese Grundla-
ge nicht nur in dem Harn, sondern auch in den
übrigen Saften des menschlichen Körpers vorhan-
den, und mit der Phosphorsäure verbunden ist.

4) Diese phosphorirte Säure macht mit ei-
ner gewissen Menge Kalkerde verbunden den vor-
erwähnten ersten Bodensatz, oder die gerinnba-
re Lymphe aus. Manchmal ist die Phosphor-
säure so rein, daß sie diesen Bodensatz aufgelöst
enthält, und in diesem Falle zeigen sich die Merk-
male einer entwickelten Säure.

5) Das Kochsalz und das, mineralische Laugen-
salz sind in dem Harn nur zufälligerweise vorhan-
den. Daß das Laugensalz in dem Harn ungebun-
den zugegen gewesen, erhellt aus der Gegen-
wart desselben in der Galle, und im Speichel.
Aus der Verbindung der Phosphorsäure mit die-
sem Laugensalz entsteht das Perlsalz.

6) So verhält sich der Harn, so lange der-
selbe in dem lebenden Körper keine Veränderung
erlitten hat. Sobald aber der Einfluß der Luft
und der Wärme hinzukömmt, oder eigentlich zu
reden, die Einwirkung des Lebens aufhört, wird
das flüchtige Laugensalz von dem öligten Theile
entbunden. Dieses flüchtige Laugensalz macht,

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[410/0428] phorsäure etwas abweichende Säure, nämlich ei- ne phosphorisirte Säure, welche, wie der Wein- steinrahm mit dem vegetabilischen Laugensalze ge- sätigt einen auflöslichen Weinstein darstellt, und auch mit flüchtigem Laugensalze sich verbindet. 3) Das Oel, das flüchtige Laugensalz, und die entzündbare Luft scheinen eine gemeinschaftliche Grundlage zu haben; nur die Verbindung ver- schiedener Säuren mit einer und derselben Grund- lage bringt drey verschiedene Körper hervor. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß diese Grundla- ge nicht nur in dem Harn, sondern auch in den übrigen Saften des menschlichen Körpers vorhan- den, und mit der Phosphorsäure verbunden ist. 4) Diese phosphorirte Säure macht mit ei- ner gewissen Menge Kalkerde verbunden den vor- erwähnten ersten Bodensatz, oder die gerinnba- re Lymphe aus. Manchmal ist die Phosphor- säure so rein, daß sie diesen Bodensatz aufgelöst enthält, und in diesem Falle zeigen sich die Merk- male einer entwickelten Säure. 5) Das Kochsalz und das, mineralische Laugen- salz sind in dem Harn nur zufälligerweise vorhan- den. Daß das Laugensalz in dem Harn ungebun- den zugegen gewesen, erhellt aus der Gegen- wart desselben in der Galle, und im Speichel. Aus der Verbindung der Phosphorsäure mit die- sem Laugensalz entsteht das Perlsalz. 6) So verhält sich der Harn, so lange der- selbe in dem lebenden Körper keine Veränderung erlitten hat. Sobald aber der Einfluß der Luft und der Wärme hinzukömmt, oder eigentlich zu reden, die Einwirkung des Lebens aufhört, wird das flüchtige Laugensalz von dem öligten Theile entbunden. Dieses flüchtige Laugensalz macht,

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/428>, abgerufen am 28.04.2024.