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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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wenn es mit einer zureichenden Menge Phosphor-
saure gesätigt wird, das schmelzbare Salz (sal.
fusibile
), und verdrängt den ersten Bodensatz
(die gerinnbare Lymphe), welcher in der über-
flüßigen Phosphorsäure aufgelöst enthalten war.
Durch einen stärkern Grad des Feuers wird das
Laugensalz, das Oel, und die entzündbare Luft
ausgetrieben; die Phosphorsäure, welche noch
etwas von diesen Theilen zurückhält, sinkt wegen
Mangel an wässerigter Flüßigkeit zu Boden, ü-
berzieht den ersten Bodensatz, und macht auf die-
se Weise den zweyten Bodensatz.

Der Verfasser hat übrigens an seinem eige-
nen Körper die täglichen Veränderungen des Harns
beobachtet, welche in folgenden bestehen.

Die Wärme des Harns war sich fast immer
gleich, sowohl im Sommer, als im Winter, so-
gleich nach dem Mittagsessen, oder eine längere
Weile nachher; sie betrug gewöhnlich 270 nach
dem Reaumürischen Thermometer.

Der Harn, der sogleich nach der Mahlzeit
gelassen wird, ist gelblich; oft aber ohne Farbe,
und fast ganz wässerig. Der erste Bodensatz zeigt
sich in 4 - 5 Stunden, nachdem der Harn gelas-
sen worden. Wenn man aber viel harntreibende
Mittel genießt, worunter Wasser, Wein, vor-
züglich aber Bier gehören, ist der Urin wässerig-
ter, und der Bodensatz kömmt erst binnen einem
Tage, oder wohl erst nach 2 - 3 Tagen zum
Vorschein. Fünf oder sechs Stunden auf die
Mahlzeit wird der Harn gelber, läßt den Boden-
satz schon binnen 2 - 3 Stunden fallen, und so
geht es weiter, bis endlich, wenn man nicht durch
eine neue Mahlzeit die Abscheidung stört, ein trü-
ber Urin gelassen wird, der sogleich einen Boden-

wenn es mit einer zureichenden Menge Phosphor-
saure gesätigt wird, das schmelzbare Salz (sal.
fusibile
), und verdrängt den ersten Bodensatz
(die gerinnbare Lymphe), welcher in der über-
flüßigen Phosphorsäure aufgelöst enthalten war.
Durch einen stärkern Grad des Feuers wird das
Laugensalz, das Oel, und die entzündbare Luft
ausgetrieben; die Phosphorsäure, welche noch
etwas von diesen Theilen zurückhält, sinkt wegen
Mangel an wässerigter Flüßigkeit zu Boden, ü-
berzieht den ersten Bodensatz, und macht auf die-
se Weise den zweyten Bodensatz.

Der Verfasser hat übrigens an seinem eige-
nen Körper die täglichen Veränderungen des Harns
beobachtet, welche in folgenden bestehen.

Die Wärme des Harns war sich fast immer
gleich, sowohl im Sommer, als im Winter, so-
gleich nach dem Mittagsessen, oder eine längere
Weile nachher; sie betrug gewöhnlich 270 nach
dem Reaumürischen Thermometer.

Der Harn, der sogleich nach der Mahlzeit
gelassen wird, ist gelblich; oft aber ohne Farbe,
und fast ganz wässerig. Der erste Bodensatz zeigt
sich in 4 – 5 Stunden, nachdem der Harn gelas-
sen worden. Wenn man aber viel harntreibende
Mittel genießt, worunter Wasser, Wein, vor-
züglich aber Bier gehören, ist der Urin wässerig-
ter, und der Bodensatz kömmt erst binnen einem
Tage, oder wohl erst nach 2 – 3 Tagen zum
Vorschein. Fünf oder sechs Stunden auf die
Mahlzeit wird der Harn gelber, läßt den Boden-
satz schon binnen 2 – 3 Stunden fallen, und so
geht es weiter, bis endlich, wenn man nicht durch
eine neue Mahlzeit die Abscheidung stört, ein trü-
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[411/0429] wenn es mit einer zureichenden Menge Phosphor- saure gesätigt wird, das schmelzbare Salz (sal. fusibile), und verdrängt den ersten Bodensatz (die gerinnbare Lymphe), welcher in der über- flüßigen Phosphorsäure aufgelöst enthalten war. Durch einen stärkern Grad des Feuers wird das Laugensalz, das Oel, und die entzündbare Luft ausgetrieben; die Phosphorsäure, welche noch etwas von diesen Theilen zurückhält, sinkt wegen Mangel an wässerigter Flüßigkeit zu Boden, ü- berzieht den ersten Bodensatz, und macht auf die- se Weise den zweyten Bodensatz. Der Verfasser hat übrigens an seinem eige- nen Körper die täglichen Veränderungen des Harns beobachtet, welche in folgenden bestehen. Die Wärme des Harns war sich fast immer gleich, sowohl im Sommer, als im Winter, so- gleich nach dem Mittagsessen, oder eine längere Weile nachher; sie betrug gewöhnlich 270 nach dem Reaumürischen Thermometer. Der Harn, der sogleich nach der Mahlzeit gelassen wird, ist gelblich; oft aber ohne Farbe, und fast ganz wässerig. Der erste Bodensatz zeigt sich in 4 – 5 Stunden, nachdem der Harn gelas- sen worden. Wenn man aber viel harntreibende Mittel genießt, worunter Wasser, Wein, vor- züglich aber Bier gehören, ist der Urin wässerig- ter, und der Bodensatz kömmt erst binnen einem Tage, oder wohl erst nach 2 – 3 Tagen zum Vorschein. Fünf oder sechs Stunden auf die Mahlzeit wird der Harn gelber, läßt den Boden- satz schon binnen 2 – 3 Stunden fallen, und so geht es weiter, bis endlich, wenn man nicht durch eine neue Mahlzeit die Abscheidung stört, ein trü- ber Urin gelassen wird, der sogleich einen Boden-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/429>, abgerufen am 29.04.2024.