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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

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ein Heldengedichte.
Er ist ein falscher Freund, der zwar sich übersteigt,
Doch unsern Todtfeind Wiz, zulezt im Ende zeigt (e).
Laß ihn von Syphax viel und Masinissa melden:
Weil Hase, Löw, und Schwan, du machst zu deinen Helden;
Mach als Esopus dich berühmet durch die Thier, (f)
Und stelle dessen Leib in deinem Wiz uns für.
Du darfst auch ihnen nicht, wie der, die Zunge brechen,
Sprich du, und jedermann wird denken, daß sie sprechen.
Zeig' in geliebter Kurz' uns hundert Fehler an.
Den Löwen zeigt die Klau', und ein Sonnet den Mann.
Hier kanst du Löw und Has' in einem Kampf aufführen,
Jndem du einen machst zum grösten von den Thieren;
Doch so, daß du auch hier zweydeutig albern scheinst,
Und keiner weiß, ob du Has' oder Löwe meinst.
Er sagt', und hatte kaum das lezte Wort gesprochen,
Als V - l (g) welcher hier den falschen Grund gebrochen,
Jhn taumelnd unter sich auf einem Fallbrett sandt'.
Er sanck, und ließ in Eil' als seiner Liebe Pfand
Sein Schurzfell Stelpo nach, worinn er mit viel Segen
Verdoppelt seine Kunst: Und das von Rechtes wegen.
Dunk-
(e) Man muß nicht denken, daß Wernike nicht den Unver-
stand und falschen Witz, den man zu unsern Zeiten in Lohen-
steins Schriften ausgesezet hat, eben so wohl eingesehen und
erkannt habe, allein er hat ihm geglimpfet damit er es mit
seinen Verehrern nicht gänzlich verderbete.
(f) Postel hatte in seinem Sonnet den Lohenstein einem
Löwen und Schwan, Werniken aber einem Hasen vergli-
chen, der auf todten Löwen tanzt.
(g) Vogel war ein Sänger in der Opera, der die lu-
stige Partien von Postels Erfindung abzusingen pflegte, und
dem zu gefallen der Pöfel sehr in die Opera lief.
J 2
ein Heldengedichte.
Er iſt ein falſcher Freund, der zwar ſich uͤberſteigt,
Doch unſern Todtfeind Wiz, zulezt im Ende zeigt (e).
Laß ihn von Syphax viel und Maſiniſſa melden:
Weil Haſe, Loͤw, und Schwan, du machſt zu deinen Helden;
Mach als Eſopus dich beruͤhmet durch die Thier, (f)
Und ſtelle deſſen Leib in deinem Wiz uns fuͤr.
Du darfſt auch ihnen nicht, wie der, die Zunge brechen,
Sprich du, und jedermann wird denken, daß ſie ſprechen.
Zeig’ in geliebter Kurz’ uns hundert Fehler an.
Den Loͤwen zeigt die Klau’, und ein Sonnet den Mann.
Hier kanſt du Loͤw und Haſ’ in einem Kampf auffuͤhren,
Jndem du einen machſt zum groͤſten von den Thieren;
Doch ſo, daß du auch hier zweydeutig albern ſcheinſt,
Und keiner weiß, ob du Haſ’ oder Loͤwe meinſt.
Er ſagt’, und hatte kaum das lezte Wort geſprochen,
Als V ‒ l (g) welcher hier den falſchen Grund gebrochen,
Jhn taumelnd unter ſich auf einem Fallbrett ſandt’.
Er ſanck, und ließ in Eil’ als ſeiner Liebe Pfand
Sein Schurzfell Stelpo nach, worinn er mit viel Segen
Verdoppelt ſeine Kunſt: Und das von Rechtes wegen.
Dunk-
(e) Man muß nicht denken, daß Wernike nicht den Unver-
ſtand und falſchen Witz, den man zu unſern Zeiten in Lohen-
ſteins Schriften ausgeſezet hat, eben ſo wohl eingeſehen und
erkannt habe, allein er hat ihm geglimpfet damit er es mit
ſeinen Verehrern nicht gaͤnzlich verderbete.
(f) Poſtel hatte in ſeinem Sonnet den Lohenſtein einem
Loͤwen und Schwan, Werniken aber einem Haſen vergli-
chen, der auf todten Loͤwen tanzt.
(g) Vogel war ein Saͤnger in der Opera, der die lu-
ſtige Partien von Poſtels Erfindung abzuſingen pflegte, und
dem zu gefallen der Poͤfel ſehr in die Opera lief.
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[131/0147] ein Heldengedichte. Er iſt ein falſcher Freund, der zwar ſich uͤberſteigt, Doch unſern Todtfeind Wiz, zulezt im Ende zeigt (e). Laß ihn von Syphax viel und Maſiniſſa melden: Weil Haſe, Loͤw, und Schwan, du machſt zu deinen Helden; Mach als Eſopus dich beruͤhmet durch die Thier, (f) Und ſtelle deſſen Leib in deinem Wiz uns fuͤr. Du darfſt auch ihnen nicht, wie der, die Zunge brechen, Sprich du, und jedermann wird denken, daß ſie ſprechen. Zeig’ in geliebter Kurz’ uns hundert Fehler an. Den Loͤwen zeigt die Klau’, und ein Sonnet den Mann. Hier kanſt du Loͤw und Haſ’ in einem Kampf auffuͤhren, Jndem du einen machſt zum groͤſten von den Thieren; Doch ſo, daß du auch hier zweydeutig albern ſcheinſt, Und keiner weiß, ob du Haſ’ oder Loͤwe meinſt. Er ſagt’, und hatte kaum das lezte Wort geſprochen, Als V ‒ l (g) welcher hier den falſchen Grund gebrochen, Jhn taumelnd unter ſich auf einem Fallbrett ſandt’. Er ſanck, und ließ in Eil’ als ſeiner Liebe Pfand Sein Schurzfell Stelpo nach, worinn er mit viel Segen Verdoppelt ſeine Kunſt: Und das von Rechtes wegen. Dunk- (e) Man muß nicht denken, daß Wernike nicht den Unver- ſtand und falſchen Witz, den man zu unſern Zeiten in Lohen- ſteins Schriften ausgeſezet hat, eben ſo wohl eingeſehen und erkannt habe, allein er hat ihm geglimpfet damit er es mit ſeinen Verehrern nicht gaͤnzlich verderbete. (f) Poſtel hatte in ſeinem Sonnet den Lohenſtein einem Loͤwen und Schwan, Werniken aber einem Haſen vergli- chen, der auf todten Loͤwen tanzt. (g) Vogel war ein Saͤnger in der Opera, der die lu- ſtige Partien von Poſtels Erfindung abzuſingen pflegte, und dem zu gefallen der Poͤfel ſehr in die Opera lief. J 2

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/147>, abgerufen am 26.04.2024.