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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.

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an die d. Ges. von Greifswalde.
gen einlasset, die Prüffung aushalten, so werde
ich in dieser Untersuchung die Regeln, die ihr
euch selbst gemachet,
und nach denen ihr auch
wollet beurtheilet werden, zum Grund und Au-
genmerck setzen, und euer Verfahren darnach
prüffen: Jch werde mich demnach beständig er-
innern, daß nach eurer eigenen in dem allgemei-
nen Vorbericht gegebenen Versicherung, 1.
Keiner sich an eine Arbeit gewaget, die sich
über seine Kräfte erstrecket; 2. Daß ihr nie-
mals gelobet oder getadelt, ohne den Grund
anzugeben, warum ihr gelober oder getadelt;
3. Daß alle eure Urtheile aus einem reinen
Grund herfliessen,
und keine unlautere Absich-
ten mit untergelauffen; 4. Daß eure Aus-
sprüche frey von allem Stoltz mit einer so höf-
lichen Bescheidenheit
sollen vorgetragen wer-
den, die denjenigen wohl anstehet, die sich er-
innern, daß sie selbst nicht ohnfehlbar sind.
An
diese Regeln werde ich mich steiff halten, und
nach denselben eure Critische Gerechtigkeit prüf-
fen: Alle Unhöflichkeit, die der Wahrheit nach-
theilig ist, eben so behutsam vermeiden; als
sehr ich diejenige so genannte Höflichkeit, die der
Wahrheit im Licht stehet, und logicalische
Schlüsse entkräfftet, verabscheue; Und im
übrigen dann euch überlassen, welchem von eu-
ren Gesellschaftern ihr die Last der Vertheidi-
gung auftragen wollet, wo ich etwann in mei-
nen Anmerckungen und Schlüssen mögte geir-
ret, oder euch zu nahe getreten haben, denn
ich masse mir kein Vorrecht der Unfehlbarkeit
an,
und werde meine Meynungen für keine

un-

an die d. Geſ. von Greifswalde.
gen einlaſſet, die Pruͤffung aushalten, ſo werde
ich in dieſer Unterſuchung die Regeln, die ihr
euch ſelbſt gemachet,
und nach denen ihr auch
wollet beurtheilet werden, zum Grund und Au-
genmerck ſetzen, und euer Verfahren darnach
pruͤffen: Jch werde mich demnach beſtaͤndig er-
innern, daß nach eurer eigenen in dem allgemei-
nen Vorbericht gegebenen Verſicherung, 1.
Keiner ſich an eine Arbeit gewaget, die ſich
uͤber ſeine Kraͤfte erſtrecket; 2. Daß ihr nie-
mals gelobet oder getadelt, ohne den Grund
anzugeben, warum ihr gelober oder getadelt;
3. Daß alle eure Urtheile aus einem reinen
Grund herflieſſen,
und keine unlautere Abſich-
ten mit untergelauffen; 4. Daß eure Aus-
ſpruͤche frey von allem Stoltz mit einer ſo hoͤf-
lichen Beſcheidenheit
ſollen vorgetragen wer-
den, die denjenigen wohl anſtehet, die ſich er-
innern, daß ſie ſelbſt nicht ohnfehlbar ſind.
An
dieſe Regeln werde ich mich ſteiff halten, und
nach denſelben eure Critiſche Gerechtigkeit pruͤf-
fen: Alle Unhoͤflichkeit, die der Wahrheit nach-
theilig iſt, eben ſo behutſam vermeiden; als
ſehr ich diejenige ſo genannte Hoͤflichkeit, die der
Wahrheit im Licht ſtehet, und logicaliſche
Schluͤſſe entkraͤfftet, verabſcheue; Und im
uͤbrigen dann euch uͤberlaſſen, welchem von eu-
ren Geſellſchaftern ihr die Laſt der Vertheidi-
gung auftragen wollet, wo ich etwann in mei-
nen Anmerckungen und Schluͤſſen moͤgte geir-
ret, oder euch zu nahe getreten haben, denn
ich maſſe mir kein Vorrecht der Unfehlbarkeit
an,
und werde meine Meynungen fuͤr keine

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[27/0029] an die d. Geſ. von Greifswalde. gen einlaſſet, die Pruͤffung aushalten, ſo werde ich in dieſer Unterſuchung die Regeln, die ihr euch ſelbſt gemachet, und nach denen ihr auch wollet beurtheilet werden, zum Grund und Au- genmerck ſetzen, und euer Verfahren darnach pruͤffen: Jch werde mich demnach beſtaͤndig er- innern, daß nach eurer eigenen in dem allgemei- nen Vorbericht gegebenen Verſicherung, 1. Keiner ſich an eine Arbeit gewaget, die ſich uͤber ſeine Kraͤfte erſtrecket; 2. Daß ihr nie- mals gelobet oder getadelt, ohne den Grund anzugeben, warum ihr gelober oder getadelt; 3. Daß alle eure Urtheile aus einem reinen Grund herflieſſen, und keine unlautere Abſich- ten mit untergelauffen; 4. Daß eure Aus- ſpruͤche frey von allem Stoltz mit einer ſo hoͤf- lichen Beſcheidenheit ſollen vorgetragen wer- den, die denjenigen wohl anſtehet, die ſich er- innern, daß ſie ſelbſt nicht ohnfehlbar ſind. An dieſe Regeln werde ich mich ſteiff halten, und nach denſelben eure Critiſche Gerechtigkeit pruͤf- fen: Alle Unhoͤflichkeit, die der Wahrheit nach- theilig iſt, eben ſo behutſam vermeiden; als ſehr ich diejenige ſo genannte Hoͤflichkeit, die der Wahrheit im Licht ſtehet, und logicaliſche Schluͤſſe entkraͤfftet, verabſcheue; Und im uͤbrigen dann euch uͤberlaſſen, welchem von eu- ren Geſellſchaftern ihr die Laſt der Vertheidi- gung auftragen wollet, wo ich etwann in mei- nen Anmerckungen und Schluͤſſen moͤgte geir- ret, oder euch zu nahe getreten haben, denn ich maſſe mir kein Vorrecht der Unfehlbarkeit an, und werde meine Meynungen fuͤr keine un-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743/29>, abgerufen am 27.04.2024.