Herstellung farbig verzierter Goldschnitte
nach Adam.
Nach Adam können farbig verzierte Goldschnitte
nur hergestellt werden, wenn man sich gewisse
Beschränkungen auferlegt hinsichtlich der Zeichnungen.
Fortlaufende Bänder, Blattornamente oder sonstige
Verzierungen sind sehr wohl auf Goldschnitten anzubringen,
dagegen sind eigentliche Bilder, Gemälde, Miniaturen, Blumenstücke
für die Verwendung als Schnittverzierung ausgeschlossen,
weil ästhetisch un- möglich.
Man hat vor allem auch in diesem Falle nach einer Zeichnung zu
arbeiten. Dieselbe wird auf Pauspapier über- tragen und
so weit dieselbe farbig erscheinen soll, mit der sehr scharfen
Spitze eines Federmessers auf einer Glasplatte ausgeschnitten,
so also, daß die als goldener Grund zum Vorscheine kommenden
Theile fortgeschnitten werden. Der Schnitt wird geschabt und
nachdem derselbe mit dünnem Kleisterwasser
überfahren ist, die ausgeschnittene Schablone auf die
vorgezeichnete Stelle aufgelegt. Dieselbe wird von dem
Kleisterwasser angenommen werden und leicht
aufgeklebt erscheinen. Der Schnitt wird nicht mit Spänen abgerieben, sondern man
läßt den Kleistergrund und damit die
Schablone antrocknen. Aus diesem Grunde müssen auch alle
Knötchen, Staub und Unreinigkeiten aus dem Kleister
ferngehalten werden. Hierauf giebt man über diese
Schablone weg den Bolusgrund und trägt den Schnitt auf
wie jeden anderen Goldschnitt, worauf man nach dem Trocknen
glättet. Es wird sich dann nun schon die Schablone
theilweise abgelöst haben und sich auch in den
übrigen Theilen leicht abziehen lassen. Der Raum
für die Malerei wird sich nun im Gold- grunde weiß
ausgespart finden und muß nun in Aquarell gemalt werden.
Anstatt mit Bolus zu grundiren, kann man den Schnitt mit Kleister
und Scheidewasser abreiben und Eiweiß auf- tragen, ohne
überhaupt Bolus anzuwenden. Es wird die Schablone mit
dem Auftrageeiweiß aufgeklebt und sofort
Herstellung farbig verzierter Goldschnitte
nach Adam.
Nach Adam koͤnnen farbig verzierte Goldschnitte
nur hergestellt werden, wenn man sich gewisse
Beschraͤnkungen auferlegt hinsichtlich der Zeichnungen.
Fortlaufende Baͤnder, Blattornamente oder sonstige
Verzierungen sind sehr wohl auf Goldschnitten anzubringen,
dagegen sind eigentliche Bilder, Gemaͤlde, Miniaturen, Blumenstuͤcke
fuͤr die Verwendung als Schnittverzierung ausgeschlossen,
weil aͤsthetisch un- moͤglich.
Man hat vor allem auch in diesem Falle nach einer Zeichnung zu
arbeiten. Dieselbe wird auf Pauspapier uͤber- tragen und
so weit dieselbe farbig erscheinen soll, mit der sehr scharfen
Spitze eines Federmessers auf einer Glasplatte ausgeschnitten,
so also, daß die als goldener Grund zum Vorscheine kommenden
Theile fortgeschnitten werden. Der Schnitt wird geschabt und
nachdem derselbe mit duͤnnem Kleisterwasser
uͤberfahren ist, die ausgeschnittene Schablone auf die
vorgezeichnete Stelle aufgelegt. Dieselbe wird von dem
Kleisterwasser angenommen werden und leicht
aufgeklebt erscheinen. Der Schnitt wird nicht mit Spaͤnen abgerieben, sondern man
laͤßt den Kleistergrund und damit die
Schablone antrocknen. Aus diesem Grunde muͤssen auch alle
Knoͤtchen, Staub und Unreinigkeiten aus dem Kleister
ferngehalten werden. Hierauf giebt man uͤber diese
Schablone weg den Bolusgrund und traͤgt den Schnitt auf
wie jeden anderen Goldschnitt, worauf man nach dem Trocknen
glaͤttet. Es wird sich dann nun schon die Schablone
theilweise abgeloͤst haben und sich auch in den
uͤbrigen Theilen leicht abziehen lassen. Der Raum
fuͤr die Malerei wird sich nun im Gold- grunde weiß
ausgespart finden und muß nun in Aquarell gemalt werden.
Anstatt mit Bolus zu grundiren, kann man den Schnitt mit Kleister
und Scheidewasser abreiben und Eiweiß auf- tragen, ohne
uͤberhaupt Bolus anzuwenden. Es wird die Schablone mit
dem Auftrageeiweiß aufgeklebt und sofort
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Herstellung farbig verzierter Goldschnitte nach
Adam.
Nach Adam koͤnnen farbig verzierte Goldschnitte nur
hergestellt werden, wenn man sich gewisse Beschraͤnkungen
auferlegt hinsichtlich der Zeichnungen. Fortlaufende Baͤnder,
Blattornamente oder sonstige Verzierungen sind sehr wohl
auf Goldschnitten anzubringen, dagegen sind eigentliche Bilder,
Gemaͤlde, Miniaturen, Blumenstuͤcke fuͤr die Verwendung
als Schnittverzierung ausgeschlossen, weil aͤsthetisch un-
moͤglich.
Man hat vor allem auch in diesem Falle nach einer
Zeichnung zu arbeiten. Dieselbe wird auf Pauspapier uͤber-
tragen und so weit dieselbe farbig erscheinen soll, mit der
sehr scharfen Spitze eines Federmessers auf einer Glasplatte
ausgeschnitten, so also, daß die als goldener Grund zum
Vorscheine kommenden Theile fortgeschnitten werden. Der
Schnitt wird geschabt und nachdem derselbe mit duͤnnem
Kleisterwasser uͤberfahren ist, die ausgeschnittene Schablone
auf die vorgezeichnete Stelle aufgelegt. Dieselbe wird von
dem Kleisterwasser angenommen werden und leicht aufgeklebt
erscheinen. Der Schnitt wird nicht mit Spaͤnen abgerieben,
sondern man laͤßt den Kleistergrund und damit die Schablone
antrocknen. Aus diesem Grunde muͤssen auch alle Knoͤtchen,
Staub und Unreinigkeiten aus dem Kleister ferngehalten
werden. Hierauf giebt man uͤber diese Schablone weg den
Bolusgrund und traͤgt den Schnitt auf wie jeden anderen
Goldschnitt, worauf man nach dem Trocknen glaͤttet. Es
wird sich dann nun schon die Schablone theilweise abgeloͤst
haben und sich auch in den uͤbrigen Theilen leicht abziehen
lassen. Der Raum fuͤr die Malerei wird sich nun im Gold-
grunde weiß ausgespart finden und muß nun in Aquarell
gemalt werden.
Anstatt mit Bolus zu grundiren, kann man den Schnitt
mit Kleister und Scheidewasser abreiben und Eiweiß auf-
tragen, ohne uͤberhaupt Bolus anzuwenden. Es wird die
Schablone mit dem Auftrageeiweiß aufgeklebt und sofort
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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/92>, abgerufen am 29.11.2023.
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