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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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I. Die Schutzwaffen.
Steigbügel wurden später auch von den Türken benutzt, von welchen
sie unter den Europäern den Namen türkische Steigbügel (türk.
sim - rikab) erhielten. Weder der Araber noch der Türke trug in der
Regel Sporen, die Hilfen wurden durch die Steigbügel derart ge-
geben, dass die inneren Ecken der Trittbleche in die Weichen des
Pferdes gedrückt wurden. Derlei Steigbügel finden sich noch heute
an Prunksätteln in der Türkei. Die Führung silberner Steigbügel war
nur den höchsten Würdenträgern gestattet. (Fig. 236 und 237.)
Unter den Mauren in Afrika und Spanien hatte diese letztere Form
nie eine allgemeine Anwendung gefunden.

Soviel wir aus den Siegeln des Mittelalters entnehmen können,

[Abbildung] Fig. 237.

Türkischer Steigbügel von vergoldetem Eisen.
17 Jahrhundert.

tritt am Beginne des 13. Jahrhunderts das Streben zu Tage, das
Pferd vor der Waffe des Gegners durch eine Bedeckung aus einem
widerstandsfähigen Materiale zu schützen. Diese Bedeckungen,
Parschen (housses) genannt, bestanden aus dickem Leder, Elenhaut
oder auch Rindsleder, ähnlich dem Mannsharnisch mit eisernen
Scheiben, Ringen und Plättchen besetzt, welche angenietet waren; oft
finden sie sich besonders bei Vornehmen auch ohne diesen Belag
und mit den Wappenfiguren des Eigners bemalt. In derselben Zeit
tragen die Pferde der Vornehmeren Parschen von an Lederstreifen
gefädelten Ringen, später auch von Maschenpanzerzeug. Es sind dies

I. Die Schutzwaffen.
Steigbügel wurden später auch von den Türken benutzt, von welchen
sie unter den Europäern den Namen türkische Steigbügel (türk.
sim - rikâb) erhielten. Weder der Araber noch der Türke trug in der
Regel Sporen, die Hilfen wurden durch die Steigbügel derart ge-
geben, daſs die inneren Ecken der Trittbleche in die Weichen des
Pferdes gedrückt wurden. Derlei Steigbügel finden sich noch heute
an Prunksätteln in der Türkei. Die Führung silberner Steigbügel war
nur den höchsten Würdenträgern gestattet. (Fig. 236 und 237.)
Unter den Mauren in Afrika und Spanien hatte diese letztere Form
nie eine allgemeine Anwendung gefunden.

Soviel wir aus den Siegeln des Mittelalters entnehmen können,

[Abbildung] Fig. 237.

Türkischer Steigbügel von vergoldetem Eisen.
17 Jahrhundert.

tritt am Beginne des 13. Jahrhunderts das Streben zu Tage, das
Pferd vor der Waffe des Gegners durch eine Bedeckung aus einem
widerstandsfähigen Materiale zu schützen. Diese Bedeckungen,
Parschen (housses) genannt, bestanden aus dickem Leder, Elenhaut
oder auch Rindsleder, ähnlich dem Mannsharnisch mit eisernen
Scheiben, Ringen und Plättchen besetzt, welche angenietet waren; oft
finden sie sich besonders bei Vornehmen auch ohne diesen Belag
und mit den Wappenfiguren des Eigners bemalt. In derselben Zeit
tragen die Pferde der Vornehmeren Parschen von an Lederstreifen
gefädelten Ringen, später auch von Maschenpanzerzeug. Es sind dies

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[214/0232] I. Die Schutzwaffen. Steigbügel wurden später auch von den Türken benutzt, von welchen sie unter den Europäern den Namen türkische Steigbügel (türk. sim - rikâb) erhielten. Weder der Araber noch der Türke trug in der Regel Sporen, die Hilfen wurden durch die Steigbügel derart ge- geben, daſs die inneren Ecken der Trittbleche in die Weichen des Pferdes gedrückt wurden. Derlei Steigbügel finden sich noch heute an Prunksätteln in der Türkei. Die Führung silberner Steigbügel war nur den höchsten Würdenträgern gestattet. (Fig. 236 und 237.) Unter den Mauren in Afrika und Spanien hatte diese letztere Form nie eine allgemeine Anwendung gefunden. Soviel wir aus den Siegeln des Mittelalters entnehmen können, [Abbildung Fig. 237. Türkischer Steigbügel von vergoldetem Eisen. 17 Jahrhundert.] tritt am Beginne des 13. Jahrhunderts das Streben zu Tage, das Pferd vor der Waffe des Gegners durch eine Bedeckung aus einem widerstandsfähigen Materiale zu schützen. Diese Bedeckungen, Parschen (housses) genannt, bestanden aus dickem Leder, Elenhaut oder auch Rindsleder, ähnlich dem Mannsharnisch mit eisernen Scheiben, Ringen und Plättchen besetzt, welche angenietet waren; oft finden sie sich besonders bei Vornehmen auch ohne diesen Belag und mit den Wappenfiguren des Eigners bemalt. In derselben Zeit tragen die Pferde der Vornehmeren Parschen von an Lederstreifen gefädelten Ringen, später auch von Maschenpanzerzeug. Es sind dies

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/232>, abgerufen am 03.05.2024.