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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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I. Die Schutzwaffen.
Eisenhandschuhe besitzen breite Rückenplatten, von welchen aus nicht
allein die 4 Finger, sondern auch der Daumen sich herausschieben.
Die Stulpen sind kurz, teils geradelaufend, teils geschweift gebildet.
(Fig. 76.) Erst am Beginne des 15. Jahrhunderts ist die geschobene
Partie des Daumens getrennt und nur durch ein Scharnier mit dem
Handschuh in Verbindung. Um diese Zeit gewahren wir die ersten
Handschuhe, in welchen die 4 Finger nicht getrennt, sondern mit-
einander eine einzige geschobene Bedeckung besitzen. Man nennt
derlei Eisenhandschuhe insgemein Hentzen (mitons). Sie werden
für das Feld wie für das Turnier gebraucht. (Fig. 77.) Eine be-
[Abbildung] Fig. 77.

Hentze mit Stielscheibe, der angeschobene Daumen
besitzt eine Auftreibung für den Siegelring. Dieselbe gehört zu einem
Harnische Friedrichs Gonzaga Markgrafen von Mantua. Italienisch
um 1480. Die Randätzungen gehören dem 16. Jahrhundert an.

[Abbildung] Fig. 78.

Hentze mit Fingerschluss von einem Fusskampfharnische
Kaiser Ferdinands I. Blank mit goldgeätzten Zügen um 1560.

sondere Form bilden jene Hentzen, welche derart eingerichtet sind,
dass sie nach Erfassen des Schwertes mit der Hand derart geschlossen
werden konnten, dass eine Entwaffnung unmöglich wurde. Sie waren
für den Fu[s]skampf im Turniere und für das Fussturnier nicht ge-
stattet, dennoch finden wir sie an Kampf- und anderen Turnier-

I. Die Schutzwaffen.
Eisenhandschuhe besitzen breite Rückenplatten, von welchen aus nicht
allein die 4 Finger, sondern auch der Daumen sich herausschieben.
Die Stulpen sind kurz, teils geradelaufend, teils geschweift gebildet.
(Fig. 76.) Erst am Beginne des 15. Jahrhunderts ist die geschobene
Partie des Daumens getrennt und nur durch ein Scharnier mit dem
Handschuh in Verbindung. Um diese Zeit gewahren wir die ersten
Handschuhe, in welchen die 4 Finger nicht getrennt, sondern mit-
einander eine einzige geschobene Bedeckung besitzen. Man nennt
derlei Eisenhandschuhe insgemein Hentzen (mitons). Sie werden
für das Feld wie für das Turnier gebraucht. (Fig. 77.) Eine be-
[Abbildung] Fig. 77.

Hentze mit Stielscheibe, der angeschobene Daumen
besitzt eine Auftreibung für den Siegelring. Dieselbe gehört zu einem
Harnische Friedrichs Gonzaga Markgrafen von Mantua. Italienisch
um 1480. Die Randätzungen gehören dem 16. Jahrhundert an.

[Abbildung] Fig. 78.

Hentze mit Fingerschluſs von einem Fuſskampfharnische
Kaiser Ferdinands I. Blank mit goldgeätzten Zügen um 1560.

sondere Form bilden jene Hentzen, welche derart eingerichtet sind,
daſs sie nach Erfassen des Schwertes mit der Hand derart geschlossen
werden konnten, daſs eine Entwaffnung unmöglich wurde. Sie waren
für den Fu[ſ]skampf im Turniere und für das Fuſsturnier nicht ge-
stattet, dennoch finden wir sie an Kampf- und anderen Turnier-

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[80/0098] I. Die Schutzwaffen. Eisenhandschuhe besitzen breite Rückenplatten, von welchen aus nicht allein die 4 Finger, sondern auch der Daumen sich herausschieben. Die Stulpen sind kurz, teils geradelaufend, teils geschweift gebildet. (Fig. 76.) Erst am Beginne des 15. Jahrhunderts ist die geschobene Partie des Daumens getrennt und nur durch ein Scharnier mit dem Handschuh in Verbindung. Um diese Zeit gewahren wir die ersten Handschuhe, in welchen die 4 Finger nicht getrennt, sondern mit- einander eine einzige geschobene Bedeckung besitzen. Man nennt derlei Eisenhandschuhe insgemein Hentzen (mitons). Sie werden für das Feld wie für das Turnier gebraucht. (Fig. 77.) Eine be- [Abbildung Fig. 77. Hentze mit Stielscheibe, der angeschobene Daumen besitzt eine Auftreibung für den Siegelring. Dieselbe gehört zu einem Harnische Friedrichs Gonzaga Markgrafen von Mantua. Italienisch um 1480. Die Randätzungen gehören dem 16. Jahrhundert an.] [Abbildung Fig. 78. Hentze mit Fingerschluſs von einem Fuſskampfharnische Kaiser Ferdinands I. Blank mit goldgeätzten Zügen um 1560.] sondere Form bilden jene Hentzen, welche derart eingerichtet sind, daſs sie nach Erfassen des Schwertes mit der Hand derart geschlossen werden konnten, daſs eine Entwaffnung unmöglich wurde. Sie waren für den Fuſskampf im Turniere und für das Fuſsturnier nicht ge- stattet, dennoch finden wir sie an Kampf- und anderen Turnier-

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/98>, abgerufen am 29.04.2024.