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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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die Leute sagen, ist dieses alles nur gemalt; es ist
das Panorama von der Schlacht bei Nava¬
rin
. Ich mußte es wohl glauben, denn man kann
nicht von dem Schiffe herunter, um Alles mit den
Händen zu betasten. Aber das Schiff, auf dem man
sich befindet, das gestehet man ein, ist nicht gemalt,
sondern von Holz und Eisen. Es ist ein Kriegsschiff
von der natürlichen Größe, und in allen seinen Thei¬
len genau eingerichtet wie der Scipion, der in der
Schlacht von Navarin mitgekämpft. Man tritt in
das Gebäude des Panorama's und gelangt über einen
schmalen dunklen Gang an eine Treppe. Diese steigt
man hinauf und kommt in ein großes Zimmer, das
zwar mit allen Möbeln häuslicher Bequemlichkeit,
aber auch mit Beilen, Pistolen, Flinten, Fernröhren,
Compassen und Schiffsgeräthschaften aller Art ver¬
sehen ist, Das ist das Zimmer der Offiziere. Die
bretterne Wand, welche dieses Zimmer von einer
Batterie trennt, ist, da die Schlacht begonnen, weg¬
genommen. Man siehet eine Reihe von Kanonen
und im Hintergrunde Matrosen beschäftigt, einen ver¬
wundeten Kameraden vom Verdecke in den untern
Schiffsraum herabzulassen. Dann gehet man die
zweite Treppe hinauf und gelangt in die Wohnung
des Commandanten, Speisezimmer, Gallerie, Schlaf¬
zimmer, Küche. Das bisherige müssen Sie sich den¬

die Leute ſagen, iſt dieſes alles nur gemalt; es iſt
das Panorama von der Schlacht bei Nava¬
rin
. Ich mußte es wohl glauben, denn man kann
nicht von dem Schiffe herunter, um Alles mit den
Händen zu betaſten. Aber das Schiff, auf dem man
ſich befindet, das geſtehet man ein, iſt nicht gemalt,
ſondern von Holz und Eiſen. Es iſt ein Kriegsſchiff
von der natürlichen Größe, und in allen ſeinen Thei¬
len genau eingerichtet wie der Scipion, der in der
Schlacht von Navarin mitgekämpft. Man tritt in
das Gebäude des Panorama's und gelangt über einen
ſchmalen dunklen Gang an eine Treppe. Dieſe ſteigt
man hinauf und kommt in ein großes Zimmer, das
zwar mit allen Möbeln häuslicher Bequemlichkeit,
aber auch mit Beilen, Piſtolen, Flinten, Fernröhren,
Compaſſen und Schiffsgeräthſchaften aller Art ver¬
ſehen iſt, Das iſt das Zimmer der Offiziere. Die
bretterne Wand, welche dieſes Zimmer von einer
Batterie trennt, iſt, da die Schlacht begonnen, weg¬
genommen. Man ſiehet eine Reihe von Kanonen
und im Hintergrunde Matroſen beſchäftigt, einen ver¬
wundeten Kameraden vom Verdecke in den untern
Schiffsraum herabzulaſſen. Dann gehet man die
zweite Treppe hinauf und gelangt in die Wohnung
des Commandanten, Speiſezimmer, Gallerie, Schlaf¬
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[86/0100] die Leute ſagen, iſt dieſes alles nur gemalt; es iſt das Panorama von der Schlacht bei Nava¬ rin. Ich mußte es wohl glauben, denn man kann nicht von dem Schiffe herunter, um Alles mit den Händen zu betaſten. Aber das Schiff, auf dem man ſich befindet, das geſtehet man ein, iſt nicht gemalt, ſondern von Holz und Eiſen. Es iſt ein Kriegsſchiff von der natürlichen Größe, und in allen ſeinen Thei¬ len genau eingerichtet wie der Scipion, der in der Schlacht von Navarin mitgekämpft. Man tritt in das Gebäude des Panorama's und gelangt über einen ſchmalen dunklen Gang an eine Treppe. Dieſe ſteigt man hinauf und kommt in ein großes Zimmer, das zwar mit allen Möbeln häuslicher Bequemlichkeit, aber auch mit Beilen, Piſtolen, Flinten, Fernröhren, Compaſſen und Schiffsgeräthſchaften aller Art ver¬ ſehen iſt, Das iſt das Zimmer der Offiziere. Die bretterne Wand, welche dieſes Zimmer von einer Batterie trennt, iſt, da die Schlacht begonnen, weg¬ genommen. Man ſiehet eine Reihe von Kanonen und im Hintergrunde Matroſen beſchäftigt, einen ver¬ wundeten Kameraden vom Verdecke in den untern Schiffsraum herabzulaſſen. Dann gehet man die zweite Treppe hinauf und gelangt in die Wohnung des Commandanten, Speiſezimmer, Gallerie, Schlaf¬ zimmer, Küche. Das bisherige müſſen Sie ſich den¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/100>, abgerufen am 02.05.2024.