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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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-- Von deutschen politischen Monatsschriften
kenne ich nur ein einziges, das zu loben wäre: das
welches der Professor Pölitz in Leipzig herausgiebt.
Es war früher schon sehr gut, da der Mann nur erst
Censor und Hofrath war; jetzt aber hat ihn der
Großherzog von Darmstadt auch zum geheimen
Rathe ernannt, und da wird das Journal noch viel
besser werden. Diese Auskunft geben Sie einstwei¬
len *** in meinem Namen Ueber das Andere
werde ich ihm bald selbst schreiben.

-- Heine's Französische Zustände habe ich
erst vor wenigen Tagen bekommen, auch schon darin
zu lesen angefangen, ich will aber meine Bemerkun¬
gen zusammen kommen lassen Das Buch kömmt
mir sehr gelegen. Es soll mir dienen mich, vielleicht
auch Heine zu ergänzen. Das ist bequem und an¬
genehm; es ist wie ein Treppengeländer. Man legt
die Hand darauf und gleitet mit geschlossenen Augen
sicher hinab. Heine, mir gegenüber kommt mir vor
wie Melanchthon gegenüber Luther. (Ach was wäre
das für eine schöne Tonne für unsere lieben dummen
Wallfische!) Ich kann wie Luther sagen: "Ich bin
"dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln
"muß kriegen, und zu Felde liegen, darum meiner
"Bücher viele stürmisch und kriegerisch sind. Ich
"muß die Klötze und Steine ausrotten, Dornen und

— Von deutſchen politiſchen Monatsſchriften
kenne ich nur ein einziges, das zu loben wäre: das
welches der Profeſſor Pölitz in Leipzig herausgiebt.
Es war früher ſchon ſehr gut, da der Mann nur erſt
Cenſor und Hofrath war; jetzt aber hat ihn der
Großherzog von Darmſtadt auch zum geheimen
Rathe ernannt, und da wird das Journal noch viel
beſſer werden. Dieſe Auskunft geben Sie einſtwei¬
len *** in meinem Namen Ueber das Andere
werde ich ihm bald ſelbſt ſchreiben.

— Heine's Franzöſiſche Zuſtände habe ich
erſt vor wenigen Tagen bekommen, auch ſchon darin
zu leſen angefangen, ich will aber meine Bemerkun¬
gen zuſammen kommen laſſen Das Buch kömmt
mir ſehr gelegen. Es ſoll mir dienen mich, vielleicht
auch Heine zu ergänzen. Das iſt bequem und an¬
genehm; es iſt wie ein Treppengeländer. Man legt
die Hand darauf und gleitet mit geſchloſſenen Augen
ſicher hinab. Heine, mir gegenüber kommt mir vor
wie Melanchthon gegenüber Luther. (Ach was wäre
das für eine ſchöne Tonne für unſere lieben dummen
Wallfiſche!) Ich kann wie Luther ſagen: „Ich bin
„dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln
„muß kriegen, und zu Felde liegen, darum meiner
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[102/0114] — Von deutſchen politiſchen Monatsſchriften kenne ich nur ein einziges, das zu loben wäre: das welches der Profeſſor Pölitz in Leipzig herausgiebt. Es war früher ſchon ſehr gut, da der Mann nur erſt Cenſor und Hofrath war; jetzt aber hat ihn der Großherzog von Darmſtadt auch zum geheimen Rathe ernannt, und da wird das Journal noch viel beſſer werden. Dieſe Auskunft geben Sie einſtwei¬ len *** in meinem Namen Ueber das Andere werde ich ihm bald ſelbſt ſchreiben. — Heine's Franzöſiſche Zuſtände habe ich erſt vor wenigen Tagen bekommen, auch ſchon darin zu leſen angefangen, ich will aber meine Bemerkun¬ gen zuſammen kommen laſſen Das Buch kömmt mir ſehr gelegen. Es ſoll mir dienen mich, vielleicht auch Heine zu ergänzen. Das iſt bequem und an¬ genehm; es iſt wie ein Treppengeländer. Man legt die Hand darauf und gleitet mit geſchloſſenen Augen ſicher hinab. Heine, mir gegenüber kommt mir vor wie Melanchthon gegenüber Luther. (Ach was wäre das für eine ſchöne Tonne für unſere lieben dummen Wallfiſche!) Ich kann wie Luther ſagen: „Ich bin „dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln „muß kriegen, und zu Felde liegen, darum meiner „Bücher viele ſtürmiſch und kriegeriſch ſind. Ich „muß die Klötze und Steine ausrotten, Dornen und

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/114>, abgerufen am 26.04.2024.