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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Kauffmann/ welcher allhie die höchste Gewalt hat/ so
wie zu Mouree, wie denn vor diesem die gantze Vestung
auch eben so starck und vest gewesen als vorbesagtes
Mouree, könnte auch gar leicht mit wenigen Unko-
sten in vorigen Stand gesetzet werden/ wenn es nicht
rahtsamer wäre dieselbige so zu lassen/ sintemahlen we-
gen der schlechten dasigen Handlung auch die wenigen
Unkosten nicht könten ersetzet werden. Das Dorff
selbsten ist so schlecht und armseelig/ daß hievon Mel-
dung zu thun der Mühe nicht wehrt ist. Das andere
Dorff aber Groß-Cormantin genannt/ und nur ei-
nen Canon-Schuß unterhalb unser Vestung gele-
gen/ ist von weit grösserem Ansehen/ zumahlen es hoch
auf dem Berge liegend/ sehr groß und volckreich ist;
doch sind die Einwohner ausser wenigen Kauffleu-
ten/ lauter Fischer/ deren Anzahl bisweilen 7. oder
acht hundert/ ja gar tausend Persohnen hinaus läufft.
Von hier erstrecket sich noch das Land Fantin ohnge-
fehr 7. oder 8. Meilen längst dem Strande/ und hat
unterschiedliche schöne Dorffschafften/ die ein überaus
schönes Gesicht verursachen wenn man zu Wasser
längst vorhin fähret.

Auf der Gräntze dieses Landes haben die Englische
vor zwey Jahren ihre Fahne ausgestecket/ auch bald
darauf einen neuen Vestungs-Bau angeleget/ die
Sache ist aber insstecken gerathen/ entweder weil sie
nicht gefunden was sie gesuchet/ oder weil sie mit denen
Mohren sich nicht vertragen können/ wannenhero sie
oft gewünschet niemahls angefangen zu haben/ inson-
derheit da ihnen der Mohren Oberhaupt den Bau
Zeithero geleget hat/ und sich mit der Zeit wird auswei-
sen müssen/ wie die Sache ablauffen werde.

So

Beſchreibung
Kauffmann/ welcher allhie die hoͤchſte Gewalt hat/ ſo
wie zu Mouree, wie deñ vor dieſem die gantze Veſtung
auch eben ſo ſtarck und veſt geweſen als vorbeſagtes
Mouree, koͤnnte auch gar leicht mit wenigen Unko-
ſten in vorigen Stand geſetzet werden/ wenn es nicht
rahtſamer waͤre dieſelbige ſo zu laſſen/ ſintemahlen we-
gen der ſchlechten daſigen Handlung auch die wenigen
Unkoſten nicht koͤnten erſetzet werden. Das Dorff
ſelbſten iſt ſo ſchlecht und armſeelig/ daß hievon Mel-
dung zu thun der Muͤhe nicht wehrt iſt. Das andere
Dorff aber Groß-Cormantin genannt/ und nur ei-
nen Canon-Schuß unterhalb unſer Veſtung gele-
gen/ iſt von weit groͤſſerem Anſehen/ zumahlen es hoch
auf dem Berge liegend/ ſehr groß und volckreich iſt;
doch ſind die Einwohner auſſer wenigen Kauffleu-
ten/ lauter Fiſcher/ deren Anzahl bisweilen 7. oder
acht hundert/ ja gar tauſend Perſohnen hinaus laͤufft.
Von hier erſtrecket ſich noch das Land Fantin ohnge-
fehr 7. oder 8. Meilen laͤngſt dem Strande/ und hat
unterſchiedliche ſchoͤne Dorffſchafften/ die ein uͤberaus
ſchoͤnes Geſicht verurſachen wenn man zu Waſſer
laͤngſt vorhin faͤhret.

Auf der Graͤntze dieſes Landes haben die Engliſche
vor zwey Jahren ihre Fahne ausgeſtecket/ auch bald
darauf einen neuen Veſtungs-Bau angeleget/ die
Sache iſt aber insſtecken gerathen/ entweder weil ſie
nicht gefunden was ſie geſuchet/ oder weil ſie mit denen
Mohren ſich nicht vertragen koͤnnen/ wannenhero ſie
oft gewuͤnſchet niemahls angefangen zu haben/ inſon-
derheit da ihnen der Mohren Oberhaupt den Bau
Zeithero geleget hat/ und ſich mit der Zeit wird auswei-
ſen muͤſſen/ wie die Sache ablauffen werde.

So
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[78/0112] Beſchreibung Kauffmann/ welcher allhie die hoͤchſte Gewalt hat/ ſo wie zu Mouree, wie deñ vor dieſem die gantze Veſtung auch eben ſo ſtarck und veſt geweſen als vorbeſagtes Mouree, koͤnnte auch gar leicht mit wenigen Unko- ſten in vorigen Stand geſetzet werden/ wenn es nicht rahtſamer waͤre dieſelbige ſo zu laſſen/ ſintemahlen we- gen der ſchlechten daſigen Handlung auch die wenigen Unkoſten nicht koͤnten erſetzet werden. Das Dorff ſelbſten iſt ſo ſchlecht und armſeelig/ daß hievon Mel- dung zu thun der Muͤhe nicht wehrt iſt. Das andere Dorff aber Groß-Cormantin genannt/ und nur ei- nen Canon-Schuß unterhalb unſer Veſtung gele- gen/ iſt von weit groͤſſerem Anſehen/ zumahlen es hoch auf dem Berge liegend/ ſehr groß und volckreich iſt; doch ſind die Einwohner auſſer wenigen Kauffleu- ten/ lauter Fiſcher/ deren Anzahl bisweilen 7. oder acht hundert/ ja gar tauſend Perſohnen hinaus laͤufft. Von hier erſtrecket ſich noch das Land Fantin ohnge- fehr 7. oder 8. Meilen laͤngſt dem Strande/ und hat unterſchiedliche ſchoͤne Dorffſchafften/ die ein uͤberaus ſchoͤnes Geſicht verurſachen wenn man zu Waſſer laͤngſt vorhin faͤhret. Auf der Graͤntze dieſes Landes haben die Engliſche vor zwey Jahren ihre Fahne ausgeſtecket/ auch bald darauf einen neuen Veſtungs-Bau angeleget/ die Sache iſt aber insſtecken gerathen/ entweder weil ſie nicht gefunden was ſie geſuchet/ oder weil ſie mit denen Mohren ſich nicht vertragen koͤnnen/ wannenhero ſie oft gewuͤnſchet niemahls angefangen zu haben/ inſon- derheit da ihnen der Mohren Oberhaupt den Bau Zeithero geleget hat/ und ſich mit der Zeit wird auswei- ſen muͤſſen/ wie die Sache ablauffen werde. So

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/112>, abgerufen am 28.04.2024.