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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
cher als General die Land-Trouppen comman-
di
ret. Er ist ein sehr boßhafftiger/ treuloser und ver-
ruchter Mann/ und der einige Urheber aller unserer
erduldeten Schmach und Schande. Jch habe ihn
öffters gesprochen/ und wiewol ich wenig vernünfftige
Reden bey ihm gespüret/ muß dennoch alles durch sei-
ne Hand gehen. Die übrigen Grossen des Landes
sind Leute mit denen wohl umzugehen/ und gewiß kei-
nes Krieges Ursache. Der König ist ohngefehr 70.
Jahr alt/ über die massen fromm und auffrichtig/ so
daß ich zum öfftern mit ihm frölich gewesen. Man
hält ihn für den Allervermögensten am baaren Gelde/
ausser den von Aqvamboe, und gleichwol habe ich
ihn die meiste Zeit in solchem Habit gesehen/ der kei-
nen halben Thaler wehrt ist.

Die Einwohner dieses Landes nemlich Acron, füh-
ren niemahls oder doch gar selten Krieg; denn weil
sie unter dem Schutz derer Fantiner stehen/ darff ih-
nen kein Mensch was Böses ansinnen seyn; dannen-
hero sie ihres Landes in stiller Ruhe abwarten können;
Welche schöne Gelegenheit sie sich auch wol zu Nutz
zu machen wissen/ indem sie alle Jahr solchen Vor-
raht an Früchten sammlen/ daß sie ein Ehrliches in die
nahe liegende Länder verschicken können. Es findet
sich auch vieles Wildwerck/ Hirsche/ Hasen/ Reb-
hüner/ Fasanen und andere wilde Thiere mehr. So
habe ich noch vor drey oder 4. Monat mit einigen mei-
ner guten Freunde die Lust gehabt einen jungen Hasen
sehr artig zu fangen; hinter unser Vestung so auf ei-
nem Berge lieget/ haben wir ein sehr schönes Thal/
welches eine Meile lang ist und mit trefflichen Holtz-
werck versehen/ hieselbst kam uns ein junger Hase

zwi-

Beſchreibung
cher als General die Land-Trouppen comman-
di
ret. Er iſt ein ſehr boßhafftiger/ treuloſer und ver-
ruchter Mann/ und der einige Urheber aller unſerer
erduldeten Schmach und Schande. Jch habe ihn
oͤffters geſprochen/ und wiewol ich wenig vernuͤnfftige
Reden bey ihm geſpuͤret/ muß dennoch alles durch ſei-
ne Hand gehen. Die uͤbrigen Groſſen des Landes
ſind Leute mit denen wohl umzugehen/ und gewiß kei-
nes Krieges Urſache. Der Koͤnig iſt ohngefehr 70.
Jahr alt/ uͤber die maſſen fromm und auffrichtig/ ſo
daß ich zum oͤfftern mit ihm froͤlich geweſen. Man
haͤlt ihn fuͤr den Allervermoͤgenſten am baaren Gelde/
auſſer den von Aqvamboe, und gleichwol habe ich
ihn die meiſte Zeit in ſolchem Habit geſehen/ der kei-
nen halben Thaler wehrt iſt.

Die Einwohner dieſes Landes nemlich Acron, fuͤh-
ren niemahls oder doch gar ſelten Krieg; denn weil
ſie unter dem Schutz derer Fantiner ſtehen/ darff ih-
nen kein Menſch was Boͤſes anſinnen ſeyn; dannen-
hero ſie ihres Landes in ſtiller Ruhe abwarten koͤnnen;
Welche ſchoͤne Gelegenheit ſie ſich auch wol zu Nutz
zu machen wiſſen/ indem ſie alle Jahr ſolchen Vor-
raht an Fruͤchten ſammlen/ daß ſie ein Ehrliches in die
nahe liegende Laͤnder verſchicken koͤnnen. Es findet
ſich auch vieles Wildwerck/ Hirſche/ Haſen/ Reb-
huͤner/ Faſanen und andere wilde Thiere mehr. So
habe ich noch vor drey oder 4. Monat mit einigen mei-
ner guten Freunde die Luſt gehabt einen jungen Haſen
ſehr artig zu fangen; hinter unſer Veſtung ſo auf ei-
nem Berge lieget/ haben wir ein ſehr ſchoͤnes Thal/
welches eine Meile lang iſt und mit trefflichen Holtz-
werck verſehen/ hieſelbſt kam uns ein junger Haſe

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[82/0118] Beſchreibung cher als General die Land-Trouppen comman- diret. Er iſt ein ſehr boßhafftiger/ treuloſer und ver- ruchter Mann/ und der einige Urheber aller unſerer erduldeten Schmach und Schande. Jch habe ihn oͤffters geſprochen/ und wiewol ich wenig vernuͤnfftige Reden bey ihm geſpuͤret/ muß dennoch alles durch ſei- ne Hand gehen. Die uͤbrigen Groſſen des Landes ſind Leute mit denen wohl umzugehen/ und gewiß kei- nes Krieges Urſache. Der Koͤnig iſt ohngefehr 70. Jahr alt/ uͤber die maſſen fromm und auffrichtig/ ſo daß ich zum oͤfftern mit ihm froͤlich geweſen. Man haͤlt ihn fuͤr den Allervermoͤgenſten am baaren Gelde/ auſſer den von Aqvamboe, und gleichwol habe ich ihn die meiſte Zeit in ſolchem Habit geſehen/ der kei- nen halben Thaler wehrt iſt. Die Einwohner dieſes Landes nemlich Acron, fuͤh- ren niemahls oder doch gar ſelten Krieg; denn weil ſie unter dem Schutz derer Fantiner ſtehen/ darff ih- nen kein Menſch was Boͤſes anſinnen ſeyn; dannen- hero ſie ihres Landes in ſtiller Ruhe abwarten koͤnnen; Welche ſchoͤne Gelegenheit ſie ſich auch wol zu Nutz zu machen wiſſen/ indem ſie alle Jahr ſolchen Vor- raht an Fruͤchten ſammlen/ daß ſie ein Ehrliches in die nahe liegende Laͤnder verſchicken koͤnnen. Es findet ſich auch vieles Wildwerck/ Hirſche/ Haſen/ Reb- huͤner/ Faſanen und andere wilde Thiere mehr. So habe ich noch vor drey oder 4. Monat mit einigen mei- ner guten Freunde die Luſt gehabt einen jungen Haſen ſehr artig zu fangen; hinter unſer Veſtung ſo auf ei- nem Berge lieget/ haben wir ein ſehr ſchoͤnes Thal/ welches eine Meile lang iſt und mit trefflichen Holtz- werck verſehen/ hieſelbſt kam uns ein junger Haſe zwi-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/118>, abgerufen am 29.04.2024.