Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
übermäßigen Höhe sehen kan. Man sagt daß er viel
Gold in sich habe/ und daß die Mohren wenn der Re-
gen aufgehöret/ jährlich dahin gehen/ und eine gros-
se Menge Goldes sammlen/ welches das häuffige un-
gestüme Regenwasser von der Spitze des Berges
mit sich auf die Erde herunter reisset. Es ist in diesem
Jahr zu Cabocors der Herr Baggs gestorben/ wel-
chen die Englischen daselbst als ihren Residenten oder
General gehalten/ auch ihm solche vollkommene Ge-
walt ertheilet/ als noch keiner von seinen Vorfahren
gehabt/ so daß sein Ansehen sich weiter erstrecket hat als
das so lang bestandene Regiment von dreyen. Dafern
nun denen Englischen zu glauben/ hat derselbe von de-
nen Directoren solche Gewalt nur in dem Absehen
bekommen/ weil er versprochen das Gold aus diesen
Berge zu holen/ und nach Engelland zu verschicken/
zu welchem Ende er sich albereit mit unterschiedlichen
nöthigen Hand-Geräht versehen hatte. Allein ich
bin versichert/ dafern er sein Fürnehmen ins Werck
hätte gerichtet/ es hätten die von Agonna seine Ar-
beits-Leute eben so abgewiesen/ wie die von Commani
die Unsrige/ und haben seine Nachfolger sehr weißlich
gehandelt/ wenn sie dieses unterlassen haben.

Ohngefehr bey diesem Berge nimmet das Land
Agonna seinen Anfang. Selbiges wird anitzo be-
herrschet von einer Frauen/ schon eine geraume Zeit
her/ und zwar mit solcher Hertzhafftigkeit und Kühn-
beit/ daß es von einer Manns-Persohn nicht besser
könnte gefordert werden. Jch weiß nicht ob irgends
ein Land sey unter den Mohren darinn Frauens-Per-
sohnen ihren abgelebten Che-Herrn in Crohn und
Scepter folgen können/ als eben dieses. Es hat obige

Dame

Beſchreibung
uͤbermaͤßigen Hoͤhe ſehen kan. Man ſagt daß er viel
Gold in ſich habe/ und daß die Mohren wenn der Re-
gen aufgehoͤret/ jaͤhrlich dahin gehen/ und eine groſ-
ſe Menge Goldes ſammlen/ welches das haͤuffige un-
geſtuͤme Regenwaſſer von der Spitze des Berges
mit ſich auf die Erde herunter reiſſet. Es iſt in dieſem
Jahr zu Cabocors der Herr Baggs geſtorben/ wel-
chen die Engliſchen daſelbſt als ihren Reſidenten oder
General gehalten/ auch ihm ſolche vollkommene Ge-
walt ertheilet/ als noch keiner von ſeinen Vorfahren
gehabt/ ſo daß ſein Anſehen ſich weiter erſtrecket hat als
das ſo lang beſtandene Regiment von dreyen. Dafern
nun denen Engliſchen zu glauben/ hat derſelbe von de-
nen Directoren ſolche Gewalt nur in dem Abſehen
bekommen/ weil er verſprochen das Gold aus dieſen
Berge zu holen/ und nach Engelland zu verſchicken/
zu welchem Ende er ſich albereit mit unterſchiedlichen
noͤthigen Hand-Geraͤht verſehen hatte. Allein ich
bin verſichert/ dafern er ſein Fuͤrnehmen ins Werck
haͤtte gerichtet/ es haͤtten die von Agonna ſeine Ar-
beits-Leute eben ſo abgewieſen/ wie die von Commani
die Unſrige/ und haben ſeine Nachfolger ſehr weißlich
gehandelt/ wenn ſie dieſes unterlaſſen haben.

Ohngefehr bey dieſem Berge nimmet das Land
Agonna ſeinen Anfang. Selbiges wird anitzo be-
herrſchet von einer Frauen/ ſchon eine geraume Zeit
her/ und zwar mit ſolcher Hertzhafftigkeit und Kuͤhn-
beit/ daß es von einer Manns-Perſohn nicht beſſer
koͤnnte gefordert werden. Jch weiß nicht ob irgends
ein Land ſey unter den Mohren darinn Frauens-Per-
ſohnen ihren abgelebten Che-Herrn in Crohn und
Scepter folgen koͤnnen/ als eben dieſes. Es hat obige

Dame
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0120" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßigen Ho&#x0364;he &#x017F;ehen kan. Man &#x017F;agt daß er viel<lb/>
Gold in &#x017F;ich habe/ und daß die Mohren wenn der Re-<lb/>
gen aufgeho&#x0364;ret/ ja&#x0364;hrlich dahin gehen/ und eine gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Menge Goldes &#x017F;ammlen/ welches das ha&#x0364;uffige un-<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;me Regenwa&#x017F;&#x017F;er von der Spitze des Berges<lb/>
mit &#x017F;ich auf die Erde herunter rei&#x017F;&#x017F;et. Es i&#x017F;t in die&#x017F;em<lb/>
Jahr zu <hi rendition="#aq">Cabocors</hi> der Herr <hi rendition="#aq">Baggs</hi> ge&#x017F;torben/ wel-<lb/>
chen die Engli&#x017F;chen da&#x017F;elb&#x017F;t als ihren <hi rendition="#aq">Re&#x017F;iden</hi>ten oder<lb/><hi rendition="#aq">General</hi> gehalten/ auch ihm &#x017F;olche vollkommene Ge-<lb/>
walt ertheilet/ als noch keiner von &#x017F;einen Vorfahren<lb/>
gehabt/ &#x017F;o daß &#x017F;ein An&#x017F;ehen &#x017F;ich weiter er&#x017F;trecket hat als<lb/>
das &#x017F;o lang be&#x017F;tandene Regiment von dreyen. Dafern<lb/>
nun denen Engli&#x017F;chen zu glauben/ hat der&#x017F;elbe von de-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Directoren</hi> &#x017F;olche Gewalt nur in dem Ab&#x017F;ehen<lb/>
bekommen/ weil er ver&#x017F;prochen das Gold aus die&#x017F;en<lb/>
Berge zu holen/ und nach Engelland zu ver&#x017F;chicken/<lb/>
zu welchem Ende er &#x017F;ich albereit mit unter&#x017F;chiedlichen<lb/>
no&#x0364;thigen Hand-Gera&#x0364;ht ver&#x017F;ehen hatte. Allein ich<lb/>
bin ver&#x017F;ichert/ dafern er &#x017F;ein Fu&#x0364;rnehmen ins Werck<lb/>
ha&#x0364;tte gerichtet/ es ha&#x0364;tten die von <hi rendition="#aq">Agonna</hi> &#x017F;eine Ar-<lb/>
beits-Leute eben &#x017F;o abgewie&#x017F;en/ wie die von <hi rendition="#aq">Commani</hi><lb/>
die Un&#x017F;rige/ und haben &#x017F;eine Nachfolger &#x017F;ehr weißlich<lb/>
gehandelt/ wenn &#x017F;ie die&#x017F;es unterla&#x017F;&#x017F;en haben.</p><lb/>
        <p>Ohngefehr bey die&#x017F;em Berge nimmet das Land<lb/><hi rendition="#aq">Agonna</hi> &#x017F;einen Anfang. Selbiges wird anitzo be-<lb/>
herr&#x017F;chet von einer Frauen/ &#x017F;chon eine geraume Zeit<lb/>
her/ und zwar mit &#x017F;olcher Hertzhafftigkeit und Ku&#x0364;hn-<lb/>
beit/ daß es von einer Manns-Per&#x017F;ohn nicht be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ko&#x0364;nnte gefordert werden. Jch weiß nicht ob irgends<lb/>
ein Land &#x017F;ey unter den Mohren darinn Frauens-Per-<lb/>
&#x017F;ohnen ihren abgelebten Che-Herrn in Crohn und<lb/>
Scepter folgen ko&#x0364;nnen/ als eben die&#x017F;es. Es hat obige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Dame</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0120] Beſchreibung uͤbermaͤßigen Hoͤhe ſehen kan. Man ſagt daß er viel Gold in ſich habe/ und daß die Mohren wenn der Re- gen aufgehoͤret/ jaͤhrlich dahin gehen/ und eine groſ- ſe Menge Goldes ſammlen/ welches das haͤuffige un- geſtuͤme Regenwaſſer von der Spitze des Berges mit ſich auf die Erde herunter reiſſet. Es iſt in dieſem Jahr zu Cabocors der Herr Baggs geſtorben/ wel- chen die Engliſchen daſelbſt als ihren Reſidenten oder General gehalten/ auch ihm ſolche vollkommene Ge- walt ertheilet/ als noch keiner von ſeinen Vorfahren gehabt/ ſo daß ſein Anſehen ſich weiter erſtrecket hat als das ſo lang beſtandene Regiment von dreyen. Dafern nun denen Engliſchen zu glauben/ hat derſelbe von de- nen Directoren ſolche Gewalt nur in dem Abſehen bekommen/ weil er verſprochen das Gold aus dieſen Berge zu holen/ und nach Engelland zu verſchicken/ zu welchem Ende er ſich albereit mit unterſchiedlichen noͤthigen Hand-Geraͤht verſehen hatte. Allein ich bin verſichert/ dafern er ſein Fuͤrnehmen ins Werck haͤtte gerichtet/ es haͤtten die von Agonna ſeine Ar- beits-Leute eben ſo abgewieſen/ wie die von Commani die Unſrige/ und haben ſeine Nachfolger ſehr weißlich gehandelt/ wenn ſie dieſes unterlaſſen haben. Ohngefehr bey dieſem Berge nimmet das Land Agonna ſeinen Anfang. Selbiges wird anitzo be- herrſchet von einer Frauen/ ſchon eine geraume Zeit her/ und zwar mit ſolcher Hertzhafftigkeit und Kuͤhn- beit/ daß es von einer Manns-Perſohn nicht beſſer koͤnnte gefordert werden. Jch weiß nicht ob irgends ein Land ſey unter den Mohren darinn Frauens-Per- ſohnen ihren abgelebten Che-Herrn in Crohn und Scepter folgen koͤnnen/ als eben dieſes. Es hat obige Dame

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/120
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/120>, abgerufen am 28.04.2024.