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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
wegen der langwirigen Zeit in welcher sie zu tieff ein-
gewurtzelt/ nicht möglich/ zumahlen er nicht vermö-
gend war ohngeachtet seiner vielen Weiber mehr Kin-
der zu zeugen.

Welche Unfähigkeit er sich in seiner Jugend auf
den Hals gezogen/ da er ein gar zu grosser Liebhaber
vom Weiber-Volck gewesen/ so gar/ daß wenn ihm
dieses in etwas gebeten/ er möchte sich in etwas scho-
nen/ sie den guten Raht mit dem Leben haben entgel-
ten müssen/ so er anitzo öffters genung bedauret/ daß
er damahls kein Gehör gegeben. Jn Warheit es ist
Schade vor ihn/ daß er in solchen Zustand gerahten/
und muß ich gestehen/ daß Zeit seiner Anwesenheit in
unserer Vestung ich ihn zum öfftern hertzlich bedau-
ret/ weil er ein sehr geschickter Mohr ist/ der gar wohl
aussiehet/ und in der Blüte seiner Jahre stehet.

Es vergönnete uns derselbe noch bey Lebzeiten des
alten Königes/ auf der Gräntze des Landes nechst dem
Dorff Ponni, zu bauen/ so wir auch gern gethan hät-
ten; allein kaum waren wir zu Acra ankommen/ und
einige mit hiezu nöthiger Zubehörung beladene Schif-
fe mit uns gebracht/ so höreten wir daß der König
Ado wider ein ander Land zu Felde gezogen/ und weil
wir uns für dem alten König fürchteten/ als welcher
mit scharffen Bedrohungen alles bauen uns hatte
verbieten lassen/ stunden wir von unserm Fürnehmen
ab/ da uns die Zeit gelehret daß wir sehr vernünfftig
gehandelt/ angesehen die Unkosten gantz vergebens ge-
wesen wären/ denn da anitzo nur eine Wohnung mit
zwey unserer Leuten wir daselbst haben/ mercken wir
täglich/ daß die Handlung bey weiten nicht so groß sey
als sie uns vorgemahlet worden; wannenhero ich

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des Landes Gvinea.
wegen der langwirigen Zeit in welcher ſie zu tieff ein-
gewurtzelt/ nicht moͤglich/ zumahlen er nicht vermoͤ-
gend war ohngeachtet ſeiner vielen Weiber mehr Kin-
der zu zeugen.

Welche Unfaͤhigkeit er ſich in ſeiner Jugend auf
den Hals gezogen/ da er ein gar zu groſſer Liebhaber
vom Weiber-Volck geweſen/ ſo gar/ daß wenn ihm
dieſes in etwas gebeten/ er moͤchte ſich in etwas ſcho-
nen/ ſie den guten Raht mit dem Leben haben entgel-
ten muͤſſen/ ſo er anitzo oͤffters genung bedauret/ daß
er damahls kein Gehoͤr gegeben. Jn Warheit es iſt
Schade vor ihn/ daß er in ſolchen Zuſtand gerahten/
und muß ich geſtehen/ daß Zeit ſeiner Anweſenheit in
unſerer Veſtung ich ihn zum oͤfftern hertzlich bedau-
ret/ weil er ein ſehr geſchickter Mohr iſt/ der gar wohl
ausſiehet/ und in der Bluͤte ſeiner Jahre ſtehet.

Es vergoͤnnete uns derſelbe noch bey Lebzeiten des
alten Koͤniges/ auf der Graͤntze des Landes nechſt dem
Dorff Ponni, zu bauen/ ſo wir auch gern gethan haͤt-
ten; allein kaum waren wir zu Acra ankommen/ und
einige mit hiezu noͤthiger Zubehoͤrung beladene Schif-
fe mit uns gebracht/ ſo hoͤreten wir daß der Koͤnig
Ado wider ein ander Land zu Felde gezogen/ und weil
wir uns fuͤr dem alten Koͤnig fuͤrchteten/ als welcher
mit ſcharffen Bedrohungen alles bauen uns hatte
verbieten laſſen/ ſtunden wir von unſerm Fuͤrnehmen
ab/ da uns die Zeit gelehret daß wir ſehr vernuͤnfftig
gehandelt/ angeſehen die Unkoſten gantz vergebens ge-
weſen waͤren/ denn da anitzo nur eine Wohnung mit
zwey unſerer Leuten wir daſelbſt haben/ mercken wir
taͤglich/ daß die Handlung bey weiten nicht ſo groß ſey
als ſie uns vorgemahlet worden; wannenhero ich

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[89/0127] des Landes Gvinea. wegen der langwirigen Zeit in welcher ſie zu tieff ein- gewurtzelt/ nicht moͤglich/ zumahlen er nicht vermoͤ- gend war ohngeachtet ſeiner vielen Weiber mehr Kin- der zu zeugen. Welche Unfaͤhigkeit er ſich in ſeiner Jugend auf den Hals gezogen/ da er ein gar zu groſſer Liebhaber vom Weiber-Volck geweſen/ ſo gar/ daß wenn ihm dieſes in etwas gebeten/ er moͤchte ſich in etwas ſcho- nen/ ſie den guten Raht mit dem Leben haben entgel- ten muͤſſen/ ſo er anitzo oͤffters genung bedauret/ daß er damahls kein Gehoͤr gegeben. Jn Warheit es iſt Schade vor ihn/ daß er in ſolchen Zuſtand gerahten/ und muß ich geſtehen/ daß Zeit ſeiner Anweſenheit in unſerer Veſtung ich ihn zum oͤfftern hertzlich bedau- ret/ weil er ein ſehr geſchickter Mohr iſt/ der gar wohl ausſiehet/ und in der Bluͤte ſeiner Jahre ſtehet. Es vergoͤnnete uns derſelbe noch bey Lebzeiten des alten Koͤniges/ auf der Graͤntze des Landes nechſt dem Dorff Ponni, zu bauen/ ſo wir auch gern gethan haͤt- ten; allein kaum waren wir zu Acra ankommen/ und einige mit hiezu noͤthiger Zubehoͤrung beladene Schif- fe mit uns gebracht/ ſo hoͤreten wir daß der Koͤnig Ado wider ein ander Land zu Felde gezogen/ und weil wir uns fuͤr dem alten Koͤnig fuͤrchteten/ als welcher mit ſcharffen Bedrohungen alles bauen uns hatte verbieten laſſen/ ſtunden wir von unſerm Fuͤrnehmen ab/ da uns die Zeit gelehret daß wir ſehr vernuͤnfftig gehandelt/ angeſehen die Unkoſten gantz vergebens ge- weſen waͤren/ denn da anitzo nur eine Wohnung mit zwey unſerer Leuten wir daſelbſt haben/ mercken wir taͤglich/ daß die Handlung bey weiten nicht ſo groß ſey als ſie uns vorgemahlet worden; wannenhero ich ſchwer- F 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/127>, abgerufen am 29.04.2024.