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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
lenden Streitigkeiten und Schlägereyen jederzeit vie-
les Volck einbüssen musten. Bis endlich im Jahr
1699. der alte König sein Leben endigte/ und die gantze
Regierung des Brudern Sohne aufftruge/ welcher
noch heute zu Tage dieselbe verwaltet. Es war aber
dieser alte König Nahmens Abinsam, ein sehr böser/
neidischer Mensch/ und aller Europäer abgesagter
Feind/ ohngeachtet er von denen Engelländern/ Däh-
nen und unser Nation monatlich eine Untze Gold ein-
nahm/ für die Freyheit welche wir von seinen Vorfah-
ren erkauffet/ ungehindert allhie zu bauen/ hat er uns
dennoch oft viele verdrießliche Streiche versetzet/ mit
so wenigem Grunde/ daß wenn er sich einbildete eine
oder andere Widerwertigkeit von einer aus den dreyen
bemeldten Nationen empfangen zu haben/ musten
alsobald sie alle drey darunter leiden/ indem er alle
Zugänge versperrete/ und keinen einigen Kauffmann
zu uns kommen liesse. Wannenhero ich gantz nicht
zweiffele/ es werde sein Todt noch etwas gutes in der
Handlung zuwege bringen/ insonderheit weil der itzi-
ge König Nahmens Ado, ein recht bescheidener und
höflicher Mohr/ auch weit belebter ist als sein Ohm/
auch über dem die Europäer/ vor allen die Holländer
gar wohl leiden mag/ welches er noch kürtzlich zur Gnü-
ge sehen lassen. Es fiel derselbe in eine höchst-gefähr-
liche Kranckheit/ welche der Mohren ihre Ärtzte auf
keinerley Weise zu heben wusten; dahero kam er in un-
sere Vestung mit einigem Gefolg/ und hatte kein Be-
dencken uns sein Leben an zu vertrauen. Nun hatte unser
Feldscherer keine Mühe und Fleiß ersparend/ das Glück/
daß er densebigen eines Theils von seiner Kranckheit
befreyete/ denn vollkommen dieselbige zu heben war

wegen

Beſchreibung
lenden Streitigkeiten und Schlaͤgereyen jederzeit vie-
les Volck einbuͤſſen muſten. Bis endlich im Jahr
1699. der alte Koͤnig ſein Leben endigte/ und die gantze
Regierung des Brudern Sohne aufftruge/ welcher
noch heute zu Tage dieſelbe verwaltet. Es war aber
dieſer alte Koͤnig Nahmens Abinſam, ein ſehr boͤſer/
neidiſcher Menſch/ und aller Europaͤer abgeſagter
Feind/ ohngeachtet er von denen Engellaͤndern/ Daͤh-
nen und unſer Nation monatlich eine Untze Gold ein-
nahm/ fuͤr die Freyheit welche wir von ſeinen Vorfah-
ren erkauffet/ ungehindert allhie zu bauen/ hat er uns
dennoch oft viele verdrießliche Streiche verſetzet/ mit
ſo wenigem Grunde/ daß wenn er ſich einbildete eine
oder andere Widerwertigkeit von einer aus den dreyen
bemeldten Nationen empfangen zu haben/ muſten
alſobald ſie alle drey darunter leiden/ indem er alle
Zugaͤnge verſperrete/ und keinen einigen Kauffmann
zu uns kommen lieſſe. Wannenhero ich gantz nicht
zweiffele/ es werde ſein Todt noch etwas gutes in der
Handlung zuwege bringen/ inſonderheit weil der itzi-
ge Koͤnig Nahmens Ado, ein recht beſcheidener und
hoͤflicher Mohr/ auch weit belebter iſt als ſein Ohm/
auch uͤber dem die Europaͤer/ vor allen die Hollaͤnder
gar wohl leiden mag/ welches er noch kuͤrtzlich zur Gnuͤ-
ge ſehen laſſen. Es fiel derſelbe in eine hoͤchſt-gefaͤhr-
liche Kranckheit/ welche der Mohren ihre Aͤrtzte auf
keinerley Weiſe zu heben wuſten; dahero kam er in un-
ſere Veſtung mit einigem Gefolg/ und hatte kein Be-
denckē uns ſein Leben an zu vertrauen. Nun hatte unſer
Feldſcherer keine Muͤhe uñ Fleiß erſparend/ das Gluͤck/
daß er denſebigen eines Theils von ſeiner Kranckheit
befreyete/ denn vollkommen dieſelbige zu heben war

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[88/0126] Beſchreibung lenden Streitigkeiten und Schlaͤgereyen jederzeit vie- les Volck einbuͤſſen muſten. Bis endlich im Jahr 1699. der alte Koͤnig ſein Leben endigte/ und die gantze Regierung des Brudern Sohne aufftruge/ welcher noch heute zu Tage dieſelbe verwaltet. Es war aber dieſer alte Koͤnig Nahmens Abinſam, ein ſehr boͤſer/ neidiſcher Menſch/ und aller Europaͤer abgeſagter Feind/ ohngeachtet er von denen Engellaͤndern/ Daͤh- nen und unſer Nation monatlich eine Untze Gold ein- nahm/ fuͤr die Freyheit welche wir von ſeinen Vorfah- ren erkauffet/ ungehindert allhie zu bauen/ hat er uns dennoch oft viele verdrießliche Streiche verſetzet/ mit ſo wenigem Grunde/ daß wenn er ſich einbildete eine oder andere Widerwertigkeit von einer aus den dreyen bemeldten Nationen empfangen zu haben/ muſten alſobald ſie alle drey darunter leiden/ indem er alle Zugaͤnge verſperrete/ und keinen einigen Kauffmann zu uns kommen lieſſe. Wannenhero ich gantz nicht zweiffele/ es werde ſein Todt noch etwas gutes in der Handlung zuwege bringen/ inſonderheit weil der itzi- ge Koͤnig Nahmens Ado, ein recht beſcheidener und hoͤflicher Mohr/ auch weit belebter iſt als ſein Ohm/ auch uͤber dem die Europaͤer/ vor allen die Hollaͤnder gar wohl leiden mag/ welches er noch kuͤrtzlich zur Gnuͤ- ge ſehen laſſen. Es fiel derſelbe in eine hoͤchſt-gefaͤhr- liche Kranckheit/ welche der Mohren ihre Aͤrtzte auf keinerley Weiſe zu heben wuſten; dahero kam er in un- ſere Veſtung mit einigem Gefolg/ und hatte kein Be- denckē uns ſein Leben an zu vertrauen. Nun hatte unſer Feldſcherer keine Muͤhe uñ Fleiß erſparend/ das Gluͤck/ daß er denſebigen eines Theils von ſeiner Kranckheit befreyete/ denn vollkommen dieſelbige zu heben war wegen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/126>, abgerufen am 28.04.2024.