Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
Nahmen begrüssen solten; welches denn dieser König
so gnädig aufnahme/ daß er denen Frauens aufs höf-
lichste begegnete/ und sie reich beschencket wieder nach
Hause sandte. Ja selbst zu Bezeigung wie ihm
dergleichen Botschafft angenehm gewesen wäre/ eini-
ge Zeit hernach seiner Frauen etliche an das Ober-
haupt von Dinkira abfertigte/ welche ihm die Ehre
thun und in des Königes Nahmen aller beständigen
Liebe und Wolgewogenheit versichern solten. Es
wurden auch diese Frauen nicht weniger höfflich im
Lande von Dinkira empfangen/ als die vorige im Lan-
de von Asiante, sondern wurden noch viel reichlicher
beschencket/ da insonderheit das Oberhaupt von Din-
kira,
gar zu hefftig von Liebe eingenommen gegen de-
ren eine/ sich durch die inbrünstigen Begierden verlei-
ten liesse/ und sich vergriffe; worauff er sie wieder nach
Hause ihrem Mann zuschickte. Kaum hatte der König
von Asiante dieses angethane Unrecht zu Ohren be-
kommen/ wurde er so erhitzet/ daß er dem zu Dinkira
zu entbieten liesse/ er wolle nicht eher ruhen/ bis er die-
se hohe Beleidigung mit dem Blute dessen abgewa-
schen hätte/ welcher sie ihm angethan hätte. Jener
nun/ als er wieder zu sich selbst kame/ und wol wuste
mit wem er zu thun bekäme/ hätte viel lieber gewün-
schet es wäre hiezu niemahls gekommen; weil es aber
anitzo nicht zu ändern stunde/ suchte er den König von
Asiante mit Geschencken zu befriedigen/ und boht
ihm eine ansehnliche Summa Goldes dar. Es wolte
aber dieser König nichts davon hören/ sondern rüste-
te sich zu einem schweren Kriege/ damit er mit einer
ansehnlichen Krieges-Macht in das Land Dinkira
einfallen könnte/ ließ auch weil er weder Pulver noch

Gewehr
G 3

des Landes Gvinea.
Nahmen begruͤſſen ſolten; welches denn dieſer Koͤnig
ſo gnaͤdig aufnahme/ daß er denen Frauens aufs hoͤf-
lichſte begegnete/ und ſie reich beſchencket wieder nach
Hauſe ſandte. Ja ſelbſt zu Bezeigung wie ihm
dergleichen Botſchafft angenehm geweſen waͤre/ eini-
ge Zeit hernach ſeiner Frauen etliche an das Ober-
haupt von Dinkira abfertigte/ welche ihm die Ehre
thun und in des Koͤniges Nahmen aller beſtaͤndigen
Liebe und Wolgewogenheit verſichern ſolten. Es
wurden auch dieſe Frauen nicht weniger hoͤfflich im
Lande von Dinkira empfangen/ als die vorige im Lan-
de von Aſiante, ſondern wurden noch viel reichlicher
beſchencket/ da inſonderheit das Oberhaupt von Din-
kira,
gar zu hefftig von Liebe eingenommen gegen de-
ren eine/ ſich durch die inbruͤnſtigen Begierden verlei-
ten lieſſe/ und ſich vergriffe; worauff er ſie wieder nach
Hauſe ihrem Mann zuſchickte. Kaum hatte der Koͤnig
von Aſiante dieſes angethane Unrecht zu Ohren be-
kommen/ wurde er ſo erhitzet/ daß er dem zu Dinkira
zu entbieten lieſſe/ er wolle nicht eher ruhen/ bis er die-
ſe hohe Beleidigung mit dem Blute deſſen abgewa-
ſchen haͤtte/ welcher ſie ihm angethan haͤtte. Jener
nun/ als er wieder zu ſich ſelbſt kame/ und wol wuſte
mit wem er zu thun bekaͤme/ haͤtte viel lieber gewuͤn-
ſchet es waͤre hiezu niemahls gekommen; weil es aber
anitzo nicht zu aͤndern ſtunde/ ſuchte er den Koͤnig von
Aſiante mit Geſchencken zu befriedigen/ und boht
ihm eine anſehnliche Summa Goldes dar. Es wolte
aber dieſer Koͤnig nichts davon hoͤren/ ſondern ruͤſte-
te ſich zu einem ſchweren Kriege/ damit er mit einer
anſehnlichen Krieges-Macht in das Land Dinkira
einfallen koͤnnte/ ließ auch weil er weder Pulver noch

Gewehr
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
Nahmen begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten; welches denn die&#x017F;er Ko&#x0364;nig<lb/>
&#x017F;o gna&#x0364;dig aufnahme/ daß er denen Frauens aufs ho&#x0364;f-<lb/>
lich&#x017F;te begegnete/ und &#x017F;ie reich be&#x017F;chencket wieder nach<lb/>
Hau&#x017F;e &#x017F;andte. Ja &#x017F;elb&#x017F;t zu Bezeigung wie ihm<lb/>
dergleichen Bot&#x017F;chafft angenehm gewe&#x017F;en wa&#x0364;re/ eini-<lb/>
ge Zeit hernach &#x017F;einer Frauen etliche an das Ober-<lb/>
haupt von <hi rendition="#aq">Dinkira</hi> abfertigte/ welche ihm die Ehre<lb/>
thun und in des Ko&#x0364;niges Nahmen aller be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Liebe und Wolgewogenheit ver&#x017F;ichern &#x017F;olten. Es<lb/>
wurden auch die&#x017F;e Frauen nicht weniger ho&#x0364;fflich im<lb/>
Lande von <hi rendition="#aq">Dinkira</hi> empfangen/ als die vorige im Lan-<lb/>
de von <hi rendition="#aq">A&#x017F;iante,</hi> &#x017F;ondern wurden noch viel reichlicher<lb/>
be&#x017F;chencket/ da in&#x017F;onderheit das Oberhaupt von <hi rendition="#aq">Din-<lb/>
kira,</hi> gar zu hefftig von Liebe eingenommen gegen de-<lb/>
ren eine/ &#x017F;ich durch die inbru&#x0364;n&#x017F;tigen Begierden verlei-<lb/>
ten lie&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ich vergriffe; worauff er &#x017F;ie wieder nach<lb/>
Hau&#x017F;e ihrem Mann zu&#x017F;chickte. Kaum hatte der Ko&#x0364;nig<lb/>
von <hi rendition="#aq">A&#x017F;iante</hi> die&#x017F;es angethane Unrecht zu Ohren be-<lb/>
kommen/ wurde er &#x017F;o erhitzet/ daß er dem zu <hi rendition="#aq">Dinkira</hi><lb/>
zu entbieten lie&#x017F;&#x017F;e/ er wolle nicht eher ruhen/ bis er die-<lb/>
&#x017F;e hohe Beleidigung mit dem Blute de&#x017F;&#x017F;en abgewa-<lb/>
&#x017F;chen ha&#x0364;tte/ welcher &#x017F;ie ihm angethan ha&#x0364;tte. Jener<lb/>
nun/ als er wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kame/ und wol wu&#x017F;te<lb/>
mit wem er zu thun beka&#x0364;me/ ha&#x0364;tte viel lieber gewu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chet es wa&#x0364;re hiezu niemahls gekommen; weil es aber<lb/>
anitzo nicht zu a&#x0364;ndern &#x017F;tunde/ &#x017F;uchte er den Ko&#x0364;nig von<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;iante</hi> mit Ge&#x017F;chencken zu befriedigen/ und boht<lb/>
ihm eine an&#x017F;ehnliche <hi rendition="#aq">Summa</hi> Goldes dar. Es wolte<lb/>
aber die&#x017F;er Ko&#x0364;nig nichts davon ho&#x0364;ren/ &#x017F;ondern ru&#x0364;&#x017F;te-<lb/>
te &#x017F;ich zu einem &#x017F;chweren Kriege/ damit er mit einer<lb/>
an&#x017F;ehnlichen Krieges-Macht in das Land <hi rendition="#aq">Dinkira</hi><lb/>
einfallen ko&#x0364;nnte/ ließ auch weil er weder Pulver noch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Gewehr</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0145] des Landes Gvinea. Nahmen begruͤſſen ſolten; welches denn dieſer Koͤnig ſo gnaͤdig aufnahme/ daß er denen Frauens aufs hoͤf- lichſte begegnete/ und ſie reich beſchencket wieder nach Hauſe ſandte. Ja ſelbſt zu Bezeigung wie ihm dergleichen Botſchafft angenehm geweſen waͤre/ eini- ge Zeit hernach ſeiner Frauen etliche an das Ober- haupt von Dinkira abfertigte/ welche ihm die Ehre thun und in des Koͤniges Nahmen aller beſtaͤndigen Liebe und Wolgewogenheit verſichern ſolten. Es wurden auch dieſe Frauen nicht weniger hoͤfflich im Lande von Dinkira empfangen/ als die vorige im Lan- de von Aſiante, ſondern wurden noch viel reichlicher beſchencket/ da inſonderheit das Oberhaupt von Din- kira, gar zu hefftig von Liebe eingenommen gegen de- ren eine/ ſich durch die inbruͤnſtigen Begierden verlei- ten lieſſe/ und ſich vergriffe; worauff er ſie wieder nach Hauſe ihrem Mann zuſchickte. Kaum hatte der Koͤnig von Aſiante dieſes angethane Unrecht zu Ohren be- kommen/ wurde er ſo erhitzet/ daß er dem zu Dinkira zu entbieten lieſſe/ er wolle nicht eher ruhen/ bis er die- ſe hohe Beleidigung mit dem Blute deſſen abgewa- ſchen haͤtte/ welcher ſie ihm angethan haͤtte. Jener nun/ als er wieder zu ſich ſelbſt kame/ und wol wuſte mit wem er zu thun bekaͤme/ haͤtte viel lieber gewuͤn- ſchet es waͤre hiezu niemahls gekommen; weil es aber anitzo nicht zu aͤndern ſtunde/ ſuchte er den Koͤnig von Aſiante mit Geſchencken zu befriedigen/ und boht ihm eine anſehnliche Summa Goldes dar. Es wolte aber dieſer Koͤnig nichts davon hoͤren/ ſondern ruͤſte- te ſich zu einem ſchweren Kriege/ damit er mit einer anſehnlichen Krieges-Macht in das Land Dinkira einfallen koͤnnte/ ließ auch weil er weder Pulver noch Gewehr G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/145
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/145>, abgerufen am 29.04.2024.