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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Gewehr hatte/ solches im Lande häuffig aufkauffen/
wo zu die von Dinkira ihm selbst behülfflich waren/ und
ohngehindert des von Asiante seine Armee durch ihr
Land ziehen liessen mit aller der erschrecklichen Kriegs-
Rüstung/ ohngeachtet sie gar wohl wusten es würde
bloß auf sie gemüntzet seyn. Währender solcher Un-
ruhe starb das Oberhaupt zu Dinkira, dannenhero
man meynte es würde der Krieg bald ein erwünschtes
Loch gewinnen; allein entweder waren die übrige
Häupter zu trotzig bey dem König Zaii von Asiante
um Frieden anzuhalten/ oder die Stände selbst hetze-
ten diesen König wider sich selbst an/ und machten also
daß der einmahl genommene Entschluß fest bliebe/
Dinkira muß zerstöhret werden; wannenhero
folgendes Jahr die Armee ausrückte/ nachdem
sie das vorige Jahr alle ersinnliche Zurüstungen und
Nohtwendigkeiten herbeygeschaffet. Jene nemlich
von Dinkira, widersetzten sich mit der grösten Stand-
und Hertzhafftigkeit/ wurden aber von denen von A-
siante
bald im ersten Treffen gäntzlich unter die Füsse
gebracht/ so gar/ daß sie in zwey Schlachten mehr als
100000. Mann nach Aussage derer Mohren/ einge-
büsset. Die zu Akim waren diesen zu Hülffe gekom-
men/ allein auch diese musten ein dreyssig tausend
Mann im Stich lassen/ ohngerechnet daß vor dem
Anfang dieser Schlacht ein vornehmer Cabocoer
aus Akim mit allen seinen Leuten in die Pfanne ge-
hauen wurde. Was düncket euch nun hievon mein
Herr/ gewiß haben diese Schlachten ein mehreres auf
sich/ als welche bisweilen unter den andern kleinen
Königen hiesiges Landes fürzugehen pflegen? Denn
wenn diese auch alle Lahme und Blinde im gantzen

Lande

Beſchreibung
Gewehr hatte/ ſolches im Lande haͤuffig aufkauffen/
wo zu die von Dinkira ihm ſelbſt behuͤlfflich waren/ und
ohngehindert des von Aſiante ſeine Armee durch ihr
Land ziehen lieſſen mit aller der erſchrecklichen Kriegs-
Ruͤſtung/ ohngeachtet ſie gar wohl wuſten es wuͤrde
bloß auf ſie gemuͤntzet ſeyn. Waͤhrender ſolcher Un-
ruhe ſtarb das Oberhaupt zu Dinkira, dannenhero
man meynte es wuͤrde der Krieg bald ein erwuͤnſchtes
Loch gewinnen; allein entweder waren die uͤbrige
Haͤupter zu trotzig bey dem Koͤnig Zaii von Aſiante
um Frieden anzuhalten/ oder die Staͤnde ſelbſt hetze-
ten dieſen Koͤnig wider ſich ſelbſt an/ und machten alſo
daß der einmahl genommene Entſchluß feſt bliebe/
Dinkira muß zerſtoͤhret werden; wannenhero
folgendes Jahr die Armee ausruͤckte/ nachdem
ſie das vorige Jahr alle erſinnliche Zuruͤſtungen und
Nohtwendigkeiten herbeygeſchaffet. Jene nemlich
von Dinkira, widerſetzten ſich mit der groͤſten Stand-
und Hertzhafftigkeit/ wurden aber von denen von A-
ſiante
bald im erſten Treffen gaͤntzlich unter die Fuͤſſe
gebracht/ ſo gar/ daß ſie in zwey Schlachten mehr als
100000. Mann nach Auſſage derer Mohren/ einge-
buͤſſet. Die zu Akim waren dieſen zu Huͤlffe gekom-
men/ allein auch dieſe muſten ein dreyſſig tauſend
Mann im Stich laſſen/ ohngerechnet daß vor dem
Anfang dieſer Schlacht ein vornehmer Cabocoer
aus Akim mit allen ſeinen Leuten in die Pfanne ge-
hauen wurde. Was duͤncket euch nun hievon mein
Herr/ gewiß haben dieſe Schlachten ein mehreres auf
ſich/ als welche bisweilen unter den andern kleinen
Koͤnigen hieſiges Landes fuͤrzugehen pflegen? Denn
wenn dieſe auch alle Lahme und Blinde im gantzen

Lande
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[102/0146] Beſchreibung Gewehr hatte/ ſolches im Lande haͤuffig aufkauffen/ wo zu die von Dinkira ihm ſelbſt behuͤlfflich waren/ und ohngehindert des von Aſiante ſeine Armee durch ihr Land ziehen lieſſen mit aller der erſchrecklichen Kriegs- Ruͤſtung/ ohngeachtet ſie gar wohl wuſten es wuͤrde bloß auf ſie gemuͤntzet ſeyn. Waͤhrender ſolcher Un- ruhe ſtarb das Oberhaupt zu Dinkira, dannenhero man meynte es wuͤrde der Krieg bald ein erwuͤnſchtes Loch gewinnen; allein entweder waren die uͤbrige Haͤupter zu trotzig bey dem Koͤnig Zaii von Aſiante um Frieden anzuhalten/ oder die Staͤnde ſelbſt hetze- ten dieſen Koͤnig wider ſich ſelbſt an/ und machten alſo daß der einmahl genommene Entſchluß feſt bliebe/ Dinkira muß zerſtoͤhret werden; wannenhero folgendes Jahr die Armee ausruͤckte/ nachdem ſie das vorige Jahr alle erſinnliche Zuruͤſtungen und Nohtwendigkeiten herbeygeſchaffet. Jene nemlich von Dinkira, widerſetzten ſich mit der groͤſten Stand- und Hertzhafftigkeit/ wurden aber von denen von A- ſiante bald im erſten Treffen gaͤntzlich unter die Fuͤſſe gebracht/ ſo gar/ daß ſie in zwey Schlachten mehr als 100000. Mann nach Auſſage derer Mohren/ einge- buͤſſet. Die zu Akim waren dieſen zu Huͤlffe gekom- men/ allein auch dieſe muſten ein dreyſſig tauſend Mann im Stich laſſen/ ohngerechnet daß vor dem Anfang dieſer Schlacht ein vornehmer Cabocoer aus Akim mit allen ſeinen Leuten in die Pfanne ge- hauen wurde. Was duͤncket euch nun hievon mein Herr/ gewiß haben dieſe Schlachten ein mehreres auf ſich/ als welche bisweilen unter den andern kleinen Koͤnigen hieſiges Landes fuͤrzugehen pflegen? Denn wenn dieſe auch alle Lahme und Blinde im gantzen Lande

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/146>, abgerufen am 29.04.2024.