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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
frisch ist/ so daß diejenige welche ein neun oder zehen
Jahr hiesiges Brodt gegessen/ und ein wenig weniger
Fleisch auf den Rippen haben/ als man in Holland
gewohnet ist/ sich über sehr beschwerliche oder uner-
trägliche Hitze zu beklagen nicht Ursach finden werden.

Dieses machet wie mich düncket/ daß hiesige Lufft
so ungesund sey/ weil nemlich auf die Tages Hitze eine
so kühle Abend- oder Nacht-Lufft folget/ und durch
diese schleunige Abwechselung in dem menschlichen Leibe
gantz widrige Bewegung verursachet/ insonderheit
wenn wir uns nicht angewehnen besser die Hitze als
Kälte zu vertragen/ oder zu frühe entblössen um uns
zu erkühlen.

Die zweyte Ursach welche die Ungesundheit der
Lufft verursachet/ und ich für die vornehmste halte/
sind die im Lande häuffigen Gebürge/ zwischen wel-
che alle Morgen ein dicker stinckender Nebel so gantz
schweffelicht riechet/ aufgehet/ insonderheit bey sump-
fichten Örtern/ oder nahe bey den kleinen Flüssen.
Dieser Nebel breitet sich/ und fället so starck auf die
Erde/ daß man nohtwendig damit angestecket wer-
den muß/ bevoraus wenn man noch nüchtern und der
Leib so viel beqvemer allerhand böse Ausdünstungen
einzuziehen/ es hält derselbige gantzer 6. Monat an/ so
wir Winter nennen/ sonderlich aber im Julio und
Augusto, in welchen viel mehr Kranckheiten regieren
als im Sommer. Was das meiste ist/ so kommt
noch von der Mohren gewöhlichen Unsauberkeit ein
so greßlicher Gestanck dazu/ theils von ihren Fischen
die 5. oder 6. Tage faulen müssen ehe sie die Mohren
essen theils auch von dem unentbehrlichen Behuff/
so sie/ rund um ihre Häuser im gantzen Dorffe ma-

chen.

Beſchreibung
friſch iſt/ ſo daß diejenige welche ein neun oder zehen
Jahr hieſiges Brodt gegeſſen/ und ein wenig weniger
Fleiſch auf den Rippen haben/ als man in Holland
gewohnet iſt/ ſich uͤber ſehr beſchwerliche oder uner-
traͤgliche Hitze zu beklagen nicht Urſach finden werden.

Dieſes machet wie mich duͤncket/ daß hieſige Lufft
ſo ungeſund ſey/ weil nemlich auf die Tages Hitze eine
ſo kuͤhle Abend- oder Nacht-Lufft folget/ und durch
dieſe ſchleunige Abwechſelung in dem menſchlichen Leibe
gantz widrige Bewegung verurſachet/ inſonderheit
wenn wir uns nicht angewehnen beſſer die Hitze als
Kaͤlte zu vertragen/ oder zu fruͤhe entbloͤſſen um uns
zu erkuͤhlen.

Die zweyte Urſach welche die Ungeſundheit der
Lufft verurſachet/ und ich fuͤr die vornehmſte halte/
ſind die im Lande haͤuffigen Gebuͤrge/ zwiſchen wel-
che alle Morgen ein dicker ſtinckender Nebel ſo gantz
ſchweffelicht riechet/ aufgehet/ inſonderheit bey ſump-
fichten Oͤrtern/ oder nahe bey den kleinen Fluͤſſen.
Dieſer Nebel breitet ſich/ und faͤllet ſo ſtarck auf die
Erde/ daß man nohtwendig damit angeſtecket wer-
den muß/ bevoraus wenn man noch nuͤchtern und der
Leib ſo viel beqvemer allerhand boͤſe Ausduͤnſtungen
einzuziehen/ es haͤlt derſelbige gantzer 6. Monat an/ ſo
wir Winter nennen/ ſonderlich aber im Julio und
Auguſto, in welchen viel mehr Kranckheiten regieren
als im Sommer. Was das meiſte iſt/ ſo kommt
noch von der Mohren gewoͤhlichen Unſauberkeit ein
ſo greßlicher Geſtanck dazu/ theils von ihren Fiſchen
die 5. oder 6. Tage faulen muͤſſen ehe ſie die Mohren
eſſen theils auch von dem unentbehrlichen Behuff/
ſo ſie/ rund um ihre Haͤuſer im gantzen Dorffe ma-

chen.
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[134/0178] Beſchreibung friſch iſt/ ſo daß diejenige welche ein neun oder zehen Jahr hieſiges Brodt gegeſſen/ und ein wenig weniger Fleiſch auf den Rippen haben/ als man in Holland gewohnet iſt/ ſich uͤber ſehr beſchwerliche oder uner- traͤgliche Hitze zu beklagen nicht Urſach finden werden. Dieſes machet wie mich duͤncket/ daß hieſige Lufft ſo ungeſund ſey/ weil nemlich auf die Tages Hitze eine ſo kuͤhle Abend- oder Nacht-Lufft folget/ und durch dieſe ſchleunige Abwechſelung in dem menſchlichen Leibe gantz widrige Bewegung verurſachet/ inſonderheit wenn wir uns nicht angewehnen beſſer die Hitze als Kaͤlte zu vertragen/ oder zu fruͤhe entbloͤſſen um uns zu erkuͤhlen. Die zweyte Urſach welche die Ungeſundheit der Lufft verurſachet/ und ich fuͤr die vornehmſte halte/ ſind die im Lande haͤuffigen Gebuͤrge/ zwiſchen wel- che alle Morgen ein dicker ſtinckender Nebel ſo gantz ſchweffelicht riechet/ aufgehet/ inſonderheit bey ſump- fichten Oͤrtern/ oder nahe bey den kleinen Fluͤſſen. Dieſer Nebel breitet ſich/ und faͤllet ſo ſtarck auf die Erde/ daß man nohtwendig damit angeſtecket wer- den muß/ bevoraus wenn man noch nuͤchtern und der Leib ſo viel beqvemer allerhand boͤſe Ausduͤnſtungen einzuziehen/ es haͤlt derſelbige gantzer 6. Monat an/ ſo wir Winter nennen/ ſonderlich aber im Julio und Auguſto, in welchen viel mehr Kranckheiten regieren als im Sommer. Was das meiſte iſt/ ſo kommt noch von der Mohren gewoͤhlichen Unſauberkeit ein ſo greßlicher Geſtanck dazu/ theils von ihren Fiſchen die 5. oder 6. Tage faulen muͤſſen ehe ſie die Mohren eſſen theils auch von dem unentbehrlichen Behuff/ ſo ſie/ rund um ihre Haͤuſer im gantzen Dorffe ma- chen.

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/178>, abgerufen am 28.04.2024.