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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
nige/ so in höheren Bedienungen stehen/ auch nicht
dergleichen Uppigkeiten ausübeten/ allein auch unter
diesen ist das starcke Trincken sehr gewöhnlich/ und
scheinet daß je mehr Besoldung sie haben/ je mehr
Durst sie empfinden; so daß sie zuweilen schmal beis-
sen müssen/ wider ihren eigenen Willen/ in sonderheit
wenn sie so glücklich nicht seyn/ daß einer oder der an-
der auf die bevorstehende Besoldung/ oder auf ihren
anderwertigen Gewinn/ oder auch auf gegebene Ver-
sicherungen/ es solte die Zahlung in Holland von ih-
ren Anverwandten erfolgen/ ihnen einen Vorschuß
thut. Dahero kommt es/ daß diese gute Herren/
weil die Schulden sich täglich mehren/ allmählig zu
ihren Untergang eilen/ auch endlich dem Trunck so
ergeben/ daß sie hernach auf keinerley Weise davon
abzubringen sind. Was das aller ärgste ist/ bleiben
sie nicht nur bey dem übermäßigen Sauffen/ son-
dern gerathen auch zu dem Weiber-Volck/ wobey sie
vollends all ihr Glück/ Gesundheit und endlich
das Leben verlieren. Jn so weit ist es gut/ daß sie
für ihre Nachfolger Platz machen; denn wenn hier
die Leute so alt würden als in Europa, müsten ihrer
viele lange Gedult haben/ ehe sie zu einem Ehren-Amt
gelangen könnten/ ohne welches sich doch wenige
Schätze in Gvinea sammlen lassen; angesehen nur
die vornehmste Bedienten Gelegenheit haben etwas
zusammen zu bringen/ doch aber bey weiten nicht so
viel als von den meisten dafür gehalten wird/ versi-
chert es ist uns nicht zu verdencken/ wenn wir den we-
nigen Profit so wir machen vor uns behalten/ indem
wir solchen theuer genung mit Aufsetzung unserer Ge-
sundheit des edelsten Schatzes verdienen müssen.

Da-
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des Landes Gvinea.
nige/ ſo in hoͤheren Bedienungen ſtehen/ auch nicht
dergleichen Uppigkeiten ausuͤbeten/ allein auch unter
dieſen iſt das ſtarcke Trincken ſehr gewoͤhnlich/ und
ſcheinet daß je mehr Beſoldung ſie haben/ je mehr
Durſt ſie empfinden; ſo daß ſie zuweilen ſchmal beiſ-
ſen muͤſſen/ wider ihren eigenen Willen/ in ſonderheit
wenn ſie ſo gluͤcklich nicht ſeyn/ daß einer oder der an-
der auf die bevorſtehende Beſoldung/ oder auf ihren
anderwertigen Gewinn/ oder auch auf gegebene Ver-
ſicherungen/ es ſolte die Zahlung in Holland von ih-
ren Anverwandten erfolgen/ ihnen einen Vorſchuß
thut. Dahero kommt es/ daß dieſe gute Herren/
weil die Schulden ſich taͤglich mehren/ allmaͤhlig zu
ihren Untergang eilen/ auch endlich dem Trunck ſo
ergeben/ daß ſie hernach auf keinerley Weiſe davon
abzubringen ſind. Was das aller aͤrgſte iſt/ bleiben
ſie nicht nur bey dem uͤbermaͤßigen Sauffen/ ſon-
dern gerathen auch zu dem Weiber-Volck/ wobey ſie
vollends all ihr Gluͤck/ Geſundheit und endlich
das Leben verlieren. Jn ſo weit iſt es gut/ daß ſie
fuͤr ihre Nachfolger Platz machen; denn wenn hier
die Leute ſo alt wuͤrden als in Europa, muͤſten ihrer
viele lange Gedult haben/ ehe ſie zu einem Ehren-Amt
gelangen koͤnnten/ ohne welches ſich doch wenige
Schaͤtze in Gvinea ſammlen laſſen; angeſehen nur
die vornehmſte Bedienten Gelegenheit haben etwas
zuſammen zu bringen/ doch aber bey weiten nicht ſo
viel als von den meiſten dafuͤr gehalten wird/ verſi-
chert es iſt uns nicht zu verdencken/ wenn wir den we-
nigen Profit ſo wir machen vor uns behalten/ indem
wir ſolchen theuer genung mit Aufſetzung unſerer Ge-
ſundheit des edelſten Schatzes verdienen muͤſſen.

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[137/0181] des Landes Gvinea. nige/ ſo in hoͤheren Bedienungen ſtehen/ auch nicht dergleichen Uppigkeiten ausuͤbeten/ allein auch unter dieſen iſt das ſtarcke Trincken ſehr gewoͤhnlich/ und ſcheinet daß je mehr Beſoldung ſie haben/ je mehr Durſt ſie empfinden; ſo daß ſie zuweilen ſchmal beiſ- ſen muͤſſen/ wider ihren eigenen Willen/ in ſonderheit wenn ſie ſo gluͤcklich nicht ſeyn/ daß einer oder der an- der auf die bevorſtehende Beſoldung/ oder auf ihren anderwertigen Gewinn/ oder auch auf gegebene Ver- ſicherungen/ es ſolte die Zahlung in Holland von ih- ren Anverwandten erfolgen/ ihnen einen Vorſchuß thut. Dahero kommt es/ daß dieſe gute Herren/ weil die Schulden ſich taͤglich mehren/ allmaͤhlig zu ihren Untergang eilen/ auch endlich dem Trunck ſo ergeben/ daß ſie hernach auf keinerley Weiſe davon abzubringen ſind. Was das aller aͤrgſte iſt/ bleiben ſie nicht nur bey dem uͤbermaͤßigen Sauffen/ ſon- dern gerathen auch zu dem Weiber-Volck/ wobey ſie vollends all ihr Gluͤck/ Geſundheit und endlich das Leben verlieren. Jn ſo weit iſt es gut/ daß ſie fuͤr ihre Nachfolger Platz machen; denn wenn hier die Leute ſo alt wuͤrden als in Europa, muͤſten ihrer viele lange Gedult haben/ ehe ſie zu einem Ehren-Amt gelangen koͤnnten/ ohne welches ſich doch wenige Schaͤtze in Gvinea ſammlen laſſen; angeſehen nur die vornehmſte Bedienten Gelegenheit haben etwas zuſammen zu bringen/ doch aber bey weiten nicht ſo viel als von den meiſten dafuͤr gehalten wird/ verſi- chert es iſt uns nicht zu verdencken/ wenn wir den we- nigen Profit ſo wir machen vor uns behalten/ indem wir ſolchen theuer genung mit Aufſetzung unſerer Ge- ſundheit des edelſten Schatzes verdienen muͤſſen. Da- J 5

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/181>, abgerufen am 27.04.2024.