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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
wollen lieber für Arme als Reiche angesehen seyn/
davon die Ursach unten folgen soll/ und sind damit
vergnüget/ wenn sie einen guten Paan oder Rock/ ei-
ne Mütze von Hirschfell/ mit einer Kette oder Kragen
von Corallen um den Hals haben/ nebst einen langen
Stock in der Hand/ wie die Jsraeliten/ und dieses ist
alle ihr Zierath womit sie auff gezogen kommen.

Die gemeinen Leute/ als Bauren/ Fischer und der-
gleichen mehr/ gehen schlecht gekleidet/ einige brauchen
nur zwey Ehlen schlechten Stoff zu ihrer gantzen Klei-
dung/ andere tragen nur einen Band ihre Scham
zu bedecken ausgenommen/ daß die Fischer-Leute bis-
weilen noch einige Hirschfellen Mütze oder von Bin-
sen auff den Kopff haben/ wiewol der meiste Theil
sich eine alte Mütze von den Matrosen psleget anzu-
schaffen/ die sie in Kält und Hitze/ Winter und
Sommer brauchen. Unter der Weibes Kleidung
findet sich eben wie in Europa viel mehr Eitelkeit als
in der Männer ihrer/ denn auch hier die Frauens-
Leute mehr als die Manns-Leute sich zu brüsten wis-
sen; wenn sie ihre Haare sehr zierlich in Buckeln
schlagen/ und mit Gold Fetichen oder Corallen/ bis-
weilen gar Elephanten Schwäntzen auszieren. Um
den Hals kostbare güldne oder Corallen Ketten tra-
gen/ ohne 10. oder 12. kleine weisse Kragen/ welche von
conte de terra und Gold sehr zierlich gemachet/
häuffig an den Armen/ Beinen und rund um den
Leib von ihnen getragen werden. Vom Gürtel bis
unten zu haben sie einen Paan, bisweilen zwey oder
dreymahl so lang als der Männer ihr/ welchen sie
mit einem Band von rohtem Tuch/ oder auch andrem
Stoffe/ in der Länge von zwey Ehlen/ und Breite

von
K 4

des Landes Gvinea.
wollen lieber fuͤr Arme als Reiche angeſehen ſeyn/
davon die Urſach unten folgen ſoll/ und ſind damit
vergnuͤget/ wenn ſie einen guten Paan oder Rock/ ei-
ne Muͤtze von Hirſchfell/ mit einer Kette oder Kragen
von Corallen um den Hals haben/ nebſt einen langen
Stock in der Hand/ wie die Jſraeliten/ und dieſes iſt
alle ihr Zierath womit ſie auff gezogen kommen.

Die gemeinen Leute/ als Bauren/ Fiſcher und der-
gleichen mehr/ gehen ſchlecht gekleidet/ einige brauchen
nur zwey Ehlen ſchlechten Stoff zu ihrer gantzen Klei-
dung/ andere tragen nur einen Band ihre Scham
zu bedecken ausgenommen/ daß die Fiſcher-Leute bis-
weilen noch einige Hirſchfellen Muͤtze oder von Bin-
ſen auff den Kopff haben/ wiewol der meiſte Theil
ſich eine alte Muͤtze von den Matroſen pſleget anzu-
ſchaffen/ die ſie in Kaͤlt und Hitze/ Winter und
Sommer brauchen. Unter der Weibes Kleidung
findet ſich eben wie in Europa viel mehr Eitelkeit als
in der Maͤnner ihrer/ denn auch hier die Frauens-
Leute mehr als die Manns-Leute ſich zu bruͤſten wiſ-
ſen; wenn ſie ihre Haare ſehr zierlich in Buckeln
ſchlagen/ und mit Gold Fetichen oder Corallen/ bis-
weilen gar Elephanten Schwaͤntzen auszieren. Um
den Hals koſtbare guͤldne oder Corallen Ketten tra-
gen/ ohne 10. oder 12. kleine weiſſe Kragen/ welche von
conte de terra und Gold ſehr zierlich gemachet/
haͤuffig an den Armen/ Beinen und rund um den
Leib von ihnen getragen werden. Vom Guͤrtel bis
unten zu haben ſie einen Paan, bisweilen zwey oder
dreymahl ſo lang als der Maͤnner ihr/ welchen ſie
mit einem Band von rohtem Tuch/ oder auch andrem
Stoffe/ in der Laͤnge von zwey Ehlen/ und Breite

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[151/0195] des Landes Gvinea. wollen lieber fuͤr Arme als Reiche angeſehen ſeyn/ davon die Urſach unten folgen ſoll/ und ſind damit vergnuͤget/ wenn ſie einen guten Paan oder Rock/ ei- ne Muͤtze von Hirſchfell/ mit einer Kette oder Kragen von Corallen um den Hals haben/ nebſt einen langen Stock in der Hand/ wie die Jſraeliten/ und dieſes iſt alle ihr Zierath womit ſie auff gezogen kommen. Die gemeinen Leute/ als Bauren/ Fiſcher und der- gleichen mehr/ gehen ſchlecht gekleidet/ einige brauchen nur zwey Ehlen ſchlechten Stoff zu ihrer gantzen Klei- dung/ andere tragen nur einen Band ihre Scham zu bedecken ausgenommen/ daß die Fiſcher-Leute bis- weilen noch einige Hirſchfellen Muͤtze oder von Bin- ſen auff den Kopff haben/ wiewol der meiſte Theil ſich eine alte Muͤtze von den Matroſen pſleget anzu- ſchaffen/ die ſie in Kaͤlt und Hitze/ Winter und Sommer brauchen. Unter der Weibes Kleidung findet ſich eben wie in Europa viel mehr Eitelkeit als in der Maͤnner ihrer/ denn auch hier die Frauens- Leute mehr als die Manns-Leute ſich zu bruͤſten wiſ- ſen; wenn ſie ihre Haare ſehr zierlich in Buckeln ſchlagen/ und mit Gold Fetichen oder Corallen/ bis- weilen gar Elephanten Schwaͤntzen auszieren. Um den Hals koſtbare guͤldne oder Corallen Ketten tra- gen/ ohne 10. oder 12. kleine weiſſe Kragen/ welche von conte de terra und Gold ſehr zierlich gemachet/ haͤuffig an den Armen/ Beinen und rund um den Leib von ihnen getragen werden. Vom Guͤrtel bis unten zu haben ſie einen Paan, bisweilen zwey oder dreymahl ſo lang als der Maͤnner ihr/ welchen ſie mit einem Band von rohtem Tuch/ oder auch andrem Stoffe/ in der Laͤnge von zwey Ehlen/ und Breite von K 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/195>, abgerufen am 28.04.2024.