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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
einige tragen die Haare zierlich in Buckel geschlagen
und auff dem Kopffe zusammen gebunden/ andere
kräusen ihre Haare/ reiben sie mit Ohle und Farbe ein/
und machen es rundt um das Haupt in Gestalt einer
Rosen sest; bisweilen legen sie einige Fetichen von
Gold/ oder eine gewisse Art Corallen dazwischen/ wel-
che wir Conte de terra nennen/ und bisweilen vier-
mahl kostbahrer sind als Gold: sie haben noch eine an-
dere Art von blauen Corallen/ welche wir Agries, die
Mohren aber Acorri nennen/ und mit dem Gold Ge-
wicht verkauffen wenn sie etwas groß sind. Sie tra-
gen auch sehr gerne solche Hüte als die unsrigen/ und
bezahlen sie deswegen williglich sehr theur/ um ihre
Arme/ Beine und den gantzen Leib tragen sie zur Zie-
rath vieles Gold oder Corallen. Jhr gewöhnlicher
Habit bestehet aus 3. bis 4. Ehlen Stoffen Gezeuch/
entweder Sammet/ Seyden/ Tuch oder anderem
Stoffe/ einige unter ihnen haben wol funffzigerley
Art. Dergleichen Kleider nun bey uns Paan genennet/
wickeln sie rund um den Leib/ und lassen es vom Na-
bel bis halb auf die Beine herunter hängen. An ihren
Armen tragen sie auch Ringe von Elffenbein sehr zier-
lich gemachet/ bis weilen auch von Gold oder Silber;
um den Hals haben sie unterschiedliche güldne Kragen/
imgleichen von itzt gemeldten unterschiedlichen Arten
von Corallen/ und zwar so kostbar/ daß eine wie ich
solches selbst gesehen/ mehr als tausend Pfund wehrt
ist. Und dieses sind die köstliche Geschmeide/ da die-
jenige so sich damit nicht sehen lassen für geringe und
schlechte Leute gehalten werden.

So prächtig aber diese junge Leute oder Manceos,
so ehrbar sind die Laboceros oder Alten/ denn diese

wollen

Beſchreibung
einige tragen die Haare zierlich in Buckel geſchlagen
und auff dem Kopffe zuſammen gebunden/ andere
kraͤuſen ihre Haare/ reiben ſie mit Ohle und Farbe ein/
und machen es rundt um das Haupt in Geſtalt einer
Roſen ſeſt; bisweilen legen ſie einige Fetichen von
Gold/ oder eine gewiſſe Art Corallen dazwiſchen/ wel-
che wir Conte de terra nennen/ und bisweilen vier-
mahl koſtbahrer ſind als Gold: ſie haben noch eine an-
dere Art von blauen Corallen/ welche wir Agries, die
Mohren aber Acorri nennen/ und mit dem Gold Ge-
wicht verkauffen wenn ſie etwas groß ſind. Sie tra-
gen auch ſehr gerne ſolche Huͤte als die unſrigen/ und
bezahlen ſie deswegen williglich ſehr theur/ um ihre
Arme/ Beine und den gantzen Leib tragen ſie zur Zie-
rath vieles Gold oder Corallen. Jhr gewoͤhnlicher
Habit beſtehet aus 3. bis 4. Ehlen Stoffen Gezeuch/
entweder Sammet/ Seyden/ Tuch oder anderem
Stoffe/ einige unter ihnen haben wol funffzigerley
Art. Dergleichen Kleider nun bey uns Paan genennet/
wickeln ſie rund um den Leib/ und laſſen es vom Na-
bel bis halb auf die Beine herunter haͤngen. An ihren
Armen tragen ſie auch Ringe von Elffenbein ſehr zier-
lich gemachet/ bis weilen auch von Gold oder Silber;
um den Hals haben ſie unterſchiedliche guͤldne Kragen/
imgleichen von itzt gemeldten unterſchiedlichen Arten
von Corallen/ und zwar ſo koſtbar/ daß eine wie ich
ſolches ſelbſt geſehen/ mehr als tauſend Pfund wehrt
iſt. Und dieſes ſind die koͤſtliche Geſchmeide/ da die-
jenige ſo ſich damit nicht ſehen laſſen fuͤr geringe und
ſchlechte Leute gehalten werden.

So praͤchtig aber dieſe junge Leute oder Manceos,
ſo ehrbar ſind die Laboceros oder Alten/ denn dieſe

wollen
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[150/0194] Beſchreibung einige tragen die Haare zierlich in Buckel geſchlagen und auff dem Kopffe zuſammen gebunden/ andere kraͤuſen ihre Haare/ reiben ſie mit Ohle und Farbe ein/ und machen es rundt um das Haupt in Geſtalt einer Roſen ſeſt; bisweilen legen ſie einige Fetichen von Gold/ oder eine gewiſſe Art Corallen dazwiſchen/ wel- che wir Conte de terra nennen/ und bisweilen vier- mahl koſtbahrer ſind als Gold: ſie haben noch eine an- dere Art von blauen Corallen/ welche wir Agries, die Mohren aber Acorri nennen/ und mit dem Gold Ge- wicht verkauffen wenn ſie etwas groß ſind. Sie tra- gen auch ſehr gerne ſolche Huͤte als die unſrigen/ und bezahlen ſie deswegen williglich ſehr theur/ um ihre Arme/ Beine und den gantzen Leib tragen ſie zur Zie- rath vieles Gold oder Corallen. Jhr gewoͤhnlicher Habit beſtehet aus 3. bis 4. Ehlen Stoffen Gezeuch/ entweder Sammet/ Seyden/ Tuch oder anderem Stoffe/ einige unter ihnen haben wol funffzigerley Art. Dergleichen Kleider nun bey uns Paan genennet/ wickeln ſie rund um den Leib/ und laſſen es vom Na- bel bis halb auf die Beine herunter haͤngen. An ihren Armen tragen ſie auch Ringe von Elffenbein ſehr zier- lich gemachet/ bis weilen auch von Gold oder Silber; um den Hals haben ſie unterſchiedliche guͤldne Kragen/ imgleichen von itzt gemeldten unterſchiedlichen Arten von Corallen/ und zwar ſo koſtbar/ daß eine wie ich ſolches ſelbſt geſehen/ mehr als tauſend Pfund wehrt iſt. Und dieſes ſind die koͤſtliche Geſchmeide/ da die- jenige ſo ſich damit nicht ſehen laſſen fuͤr geringe und ſchlechte Leute gehalten werden. So praͤchtig aber dieſe junge Leute oder Manceos, ſo ehrbar ſind die Laboceros oder Alten/ denn dieſe wollen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/194>, abgerufen am 28.04.2024.