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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
nur dieses noch hinzuthun/ daß der Pater Kircherus
wenig Mühe brauchen würde diesen Leuten einzubil-
den/ daß gewisse Menschen in den Planeten oder we-
nigstens im Monde leben/ drum denn sie ohne dem sich
einbilden im letzteren einen Mann zu sehen welcher die
Trommel schläget.

Vorhin habe ich auch versprochen das Wort Fe-
tiche
zu erklären/ so mercket dannenhero wie viele
Bedeutungen obiges Wort habe. Eigentlich kommt
es her von ihrer Götzen einem/ den sie nach ihrer Spra-
che Fetiche oder auch Bossum nennen. Wenn sie
nun ihren Abgöttern opffern/ oder etwas von denselben
erfahren wollen/ sprechen sie unter einander/ lasset uns
einen Fetiche machen/ welches so viel gesaget/ lasset
uns unsern Gott Fetiche zu Ehren einen Dienst an-
stellen/ und hören oder sehen was er sagen wird. Jm-
gleichen auch wenn ihnen etwas zu leyde geschehen/
machen sie einen Fetiche, um sich auf folgende Art an
ihren Feinden zu rächen; sie tragen nemlich Fleisch/
Tranck oder andere Sachen zu dem Feticheer oder
Priester/ daß er selbiges beschweren möge/ als denn le-
gen sie dieses dahin wo sie ohngefehr wissen/ daß ihr
Widersacher gewohnet seinen Weg zu nehmen/ festig-
lich glaubende/ im Fall er etwas von dem Beschwerten
berühren solte/ er alsobald seinen Geist aufgeben müs-
se: hingegen dieser wenn er argwohnet/ daß ihm zum
Verderben solche Stricke geleget/ gehet nicht/ sondern
lässet sich darüber tragen/ damit er ja nichts berühre/
denn so kan es weder ihm noch seinen Trägern einigen
Schaden zusügen/ weil es keinen andern nachtheilig
seyn kan/ als zu dessen Verderben es zu gerichtet wor-
den/ und über dem noch muß berühret werden. Den-

noch
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des Landes Gvinea.
nur dieſes noch hinzuthun/ daß der Pater Kircherus
wenig Muͤhe brauchen wuͤrde dieſen Leuten einzubil-
den/ daß gewiſſe Menſchen in den Planeten oder we-
nigſtens im Monde leben/ drum denn ſie ohne dem ſich
einbilden im letzteren einen Mann zu ſehen welcher die
Trommel ſchlaͤget.

Vorhin habe ich auch verſprochen das Wort Fe-
tiche
zu erklaͤren/ ſo mercket dannenhero wie viele
Bedeutungen obiges Wort habe. Eigentlich kommt
es her von ihrer Goͤtzen einem/ den ſie nach ihrer Spra-
che Fetiche oder auch Boſſum nennen. Wenn ſie
nun ihren Abgoͤttern opffern/ oder etwas von denſelben
erfahren wollen/ ſprechen ſie unter einander/ laſſet uns
einen Fetiche machen/ welches ſo viel geſaget/ laſſet
uns unſern Gott Fetiche zu Ehren einen Dienſt an-
ſtellen/ und hoͤren oder ſehen was er ſagen wird. Jm-
gleichen auch wenn ihnen etwas zu leyde geſchehen/
machen ſie einen Fetiche, um ſich auf folgende Art an
ihren Feinden zu raͤchen; ſie tragen nemlich Fleiſch/
Tranck oder andere Sachen zu dem Feticheer oder
Prieſter/ daß er ſelbiges beſchweren moͤge/ als denn le-
gen ſie dieſes dahin wo ſie ohngefehr wiſſen/ daß ihr
Widerſacher gewohnet ſeinen Weg zu nehmen/ feſtig-
lich glaubende/ im Fall er etwas von dem Beſchwerten
beruͤhren ſolte/ er alſobald ſeinen Geiſt aufgeben muͤſ-
ſe: hingegen dieſer wenn er argwohnet/ daß ihm zum
Verderben ſolche Stricke geleget/ gehet nicht/ ſondern
laͤſſet ſich daruͤber tragen/ damit er ja nichts beruͤhre/
denn ſo kan es weder ihm noch ſeinen Traͤgern einigen
Schaden zuſuͤgen/ weil es keinen andern nachtheilig
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den/ und uͤber dem noch muß beruͤhret werden. Den-

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[179/0223] des Landes Gvinea. nur dieſes noch hinzuthun/ daß der Pater Kircherus wenig Muͤhe brauchen wuͤrde dieſen Leuten einzubil- den/ daß gewiſſe Menſchen in den Planeten oder we- nigſtens im Monde leben/ drum denn ſie ohne dem ſich einbilden im letzteren einen Mann zu ſehen welcher die Trommel ſchlaͤget. Vorhin habe ich auch verſprochen das Wort Fe- tiche zu erklaͤren/ ſo mercket dannenhero wie viele Bedeutungen obiges Wort habe. Eigentlich kommt es her von ihrer Goͤtzen einem/ den ſie nach ihrer Spra- che Fetiche oder auch Boſſum nennen. Wenn ſie nun ihren Abgoͤttern opffern/ oder etwas von denſelben erfahren wollen/ ſprechen ſie unter einander/ laſſet uns einen Fetiche machen/ welches ſo viel geſaget/ laſſet uns unſern Gott Fetiche zu Ehren einen Dienſt an- ſtellen/ und hoͤren oder ſehen was er ſagen wird. Jm- gleichen auch wenn ihnen etwas zu leyde geſchehen/ machen ſie einen Fetiche, um ſich auf folgende Art an ihren Feinden zu raͤchen; ſie tragen nemlich Fleiſch/ Tranck oder andere Sachen zu dem Feticheer oder Prieſter/ daß er ſelbiges beſchweren moͤge/ als denn le- gen ſie dieſes dahin wo ſie ohngefehr wiſſen/ daß ihr Widerſacher gewohnet ſeinen Weg zu nehmen/ feſtig- lich glaubende/ im Fall er etwas von dem Beſchwerten beruͤhren ſolte/ er alſobald ſeinen Geiſt aufgeben muͤſ- ſe: hingegen dieſer wenn er argwohnet/ daß ihm zum Verderben ſolche Stricke geleget/ gehet nicht/ ſondern laͤſſet ſich daruͤber tragen/ damit er ja nichts beruͤhre/ denn ſo kan es weder ihm noch ſeinen Traͤgern einigen Schaden zuſuͤgen/ weil es keinen andern nachtheilig ſeyn kan/ als zu deſſen Verderben es zu gerichtet wor- den/ und uͤber dem noch muß beruͤhret werden. Den- noch M 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/223>, abgerufen am 28.04.2024.