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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Öhl/ Blut/ und allerhand Gebeinen von Menschen
und Viehe/ Federn/ Haaren/ kurtz mit allerhand Mist
und Koht angefüllet/ sie brauchen auch keine Statua
oder erhöhetes Bild/ sondern lassen es so eins durchs
ander in gemeldten Gefäß oder Calabas. Derjenige
nun/ welcher vor diesem Götzen schweren solle/ stellet
sich gegen dem Gefäße über/ und befraget den Geist-
lichen um den Nahmen des Götzen/ weil nemlich (wie
allbereit erinnert) ein jeder seinen eigenen verehret;
alsdenn entdecket dieser denselbigen/ und ruffet jener
den Götzen bey Nahmen/ erzählet auch nach der Reihe
alles daher was er im Sinne hat zu beeydigen/ mit an-
gehängter Bitte/ er wolle ihn tödten daferne er seinem
Schwur nicht nach kommen würde; hierauf gehet er
rund um das Gefäß und bleibt an vor bemeldtem Orte
stehen/ saget seinen Eyd noch einmahl daher und wie-
derholet solches zu drey unterschiedlichen mahlen. Fol-
gends nimmet der Geistliche etwas aus obbemeldtem
Gefäß/ reibet damit den Kopff/ Arme/ Bauch und
Beine desjenigen welcher geschworen/ endlich hält er
es ihm über das Haupt/ kehret ihn dreymahl herum/
und schneidet ihm die Nägel ab von Händen und Füs-
sen/ mit etwas Haaren/ leget alles in das Gefäß wo
der Götze seine Wohnung hat/ und macht damit dem
schweren ein Ende.

Jm Fall auch die Mohren Krieg/ Handlungen/
weite Reysen/ oder andre Sachen von einiger Wich-
tigkeit unternehmen wollen/ gehen sie zuvorderst bey
ihrem Feticheer sich Rahts erholend/ ob auch ihr
Fürnehmen ein glückliches Ende gewinnen werde; der
Götze giebet ihnen alsobald insgemein gute Hoffnung/
und weissaget ihnen sehr selten etwas böses; so daß sie

alle
M 4

des Landes Gvinea.
Oͤhl/ Blut/ und allerhand Gebeinen von Menſchen
und Viehe/ Federn/ Haaren/ kurtz mit allerhand Miſt
und Koht angefuͤllet/ ſie brauchen auch keine Statua
oder erhoͤhetes Bild/ ſondern laſſen es ſo eins durchs
ander in gemeldten Gefaͤß oder Calabas. Derjenige
nun/ welcher vor dieſem Goͤtzen ſchweren ſolle/ ſtellet
ſich gegen dem Gefaͤße uͤber/ und befraget den Geiſt-
lichen um den Nahmen des Goͤtzen/ weil nemlich (wie
allbereit erinnert) ein jeder ſeinen eigenen verehret;
alsdenn entdecket dieſer denſelbigen/ und ruffet jener
den Goͤtzen bey Nahmen/ erzaͤhlet auch nach der Reihe
alles daher was er im Sinne hat zu beeydigen/ mit an-
gehaͤngter Bitte/ er wolle ihn toͤdten daferne er ſeinem
Schwur nicht nach kommen wuͤrde; hierauf gehet er
rund um das Gefaͤß und bleibt an vor bemeldtem Orte
ſtehen/ ſaget ſeinen Eyd noch einmahl daher und wie-
derholet ſolches zu drey unterſchiedlichen mahlen. Fol-
gends nimmet der Geiſtliche etwas aus obbemeldtem
Gefaͤß/ reibet damit den Kopff/ Arme/ Bauch und
Beine desjenigen welcher geſchworen/ endlich haͤlt er
es ihm uͤber das Haupt/ kehret ihn dreymahl herum/
und ſchneidet ihm die Naͤgel ab von Haͤnden und Fuͤſ-
ſen/ mit etwas Haaren/ leget alles in das Gefaͤß wo
der Goͤtze ſeine Wohnung hat/ und macht damit dem
ſchweren ein Ende.

Jm Fall auch die Mohren Krieg/ Handlungen/
weite Reyſen/ oder andre Sachen von einiger Wich-
tigkeit unternehmen wollen/ gehen ſie zuvorderſt bey
ihrem Feticheer ſich Rahts erholend/ ob auch ihr
Fuͤrnehmen ein gluͤckliches Ende gewinnen werde; der
Goͤtze giebet ihnen alſobald insgemein gute Hoffnung/
und weiſſaget ihnen ſehr ſelten etwas boͤſes; ſo daß ſie

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[183/0227] des Landes Gvinea. Oͤhl/ Blut/ und allerhand Gebeinen von Menſchen und Viehe/ Federn/ Haaren/ kurtz mit allerhand Miſt und Koht angefuͤllet/ ſie brauchen auch keine Statua oder erhoͤhetes Bild/ ſondern laſſen es ſo eins durchs ander in gemeldten Gefaͤß oder Calabas. Derjenige nun/ welcher vor dieſem Goͤtzen ſchweren ſolle/ ſtellet ſich gegen dem Gefaͤße uͤber/ und befraget den Geiſt- lichen um den Nahmen des Goͤtzen/ weil nemlich (wie allbereit erinnert) ein jeder ſeinen eigenen verehret; alsdenn entdecket dieſer denſelbigen/ und ruffet jener den Goͤtzen bey Nahmen/ erzaͤhlet auch nach der Reihe alles daher was er im Sinne hat zu beeydigen/ mit an- gehaͤngter Bitte/ er wolle ihn toͤdten daferne er ſeinem Schwur nicht nach kommen wuͤrde; hierauf gehet er rund um das Gefaͤß und bleibt an vor bemeldtem Orte ſtehen/ ſaget ſeinen Eyd noch einmahl daher und wie- derholet ſolches zu drey unterſchiedlichen mahlen. Fol- gends nimmet der Geiſtliche etwas aus obbemeldtem Gefaͤß/ reibet damit den Kopff/ Arme/ Bauch und Beine desjenigen welcher geſchworen/ endlich haͤlt er es ihm uͤber das Haupt/ kehret ihn dreymahl herum/ und ſchneidet ihm die Naͤgel ab von Haͤnden und Fuͤſ- ſen/ mit etwas Haaren/ leget alles in das Gefaͤß wo der Goͤtze ſeine Wohnung hat/ und macht damit dem ſchweren ein Ende. Jm Fall auch die Mohren Krieg/ Handlungen/ weite Reyſen/ oder andre Sachen von einiger Wich- tigkeit unternehmen wollen/ gehen ſie zuvorderſt bey ihrem Feticheer ſich Rahts erholend/ ob auch ihr Fuͤrnehmen ein gluͤckliches Ende gewinnen werde; der Goͤtze giebet ihnen alſobald insgemein gute Hoffnung/ und weiſſaget ihnen ſehr ſelten etwas boͤſes; ſo daß ſie alle M 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/227>, abgerufen am 27.04.2024.