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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
hen noch der meiste Theil einen andern in jeder Wo-
che/ da sie ein Huhn/ oder so es bemittelte Leute sind
ein Schaaf abschlachten/ welches sie opffern/ das ist
allein mit dem Munde bekennen/ denn sie essen es gantz
auff/ glaubende es sey genug mit Worten ihrem Gö-
tzen dasselbe geopffert zu haben. Der Eigenthums-
Herr bekommt am allerwenigsten davon/ denn seine
Gefreundete und Anverwandten finden sich in grosser
Anzahl ein/ und suchen einjeder wenigstens ein Stück
davon abzuschneiden/ welches alsobald in dem Topf
gekochet wird/ ohne darauf zu sehen ob es gesaubert
sey oder nicht: die Gedärme schneiden sie in Stücken/
nehmen den Mist mit den Fingern in etwas heraus/
alsdenn lassen sie es mit Blut/ mit all ohne abgewaschet
kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig
Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/
und nennen dieses Gericht Eyntzeba, festiglich sich
einbildende/ es sey kein delicaterer Bissen unter der
Sonnen zu finden.

Es würden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum
Christlichen Glauben zu bringen wären/ am besten
von den Römisch-Gesinneten bekehret werden/ ange-
sehen sie mit denselben in vielen Stücken überein kom-
men/ wo nicht in den Haupt-Artickeln (darinnen noch
ein mercklicher Unterscheid) dennoch zum wenigsten
in ihren Ceremonien: denn wie die Römisch-Catho-
lischen zwey Tage in der Woche kein Fleisch essen/ also
enthalten sich die Mohren auch zwey Tage des Weins/
ohngeachtet sie dessen als grosse Liebhaber nicht wohl
entbehren können. Wie auch die Römische Kirche
zu gewisser Zeit Fleisch zu geniessen verboten; so gehen
die Mohren noch weiter/ und ist einen jeden ins beson-

dere

des Landes Gvinea.
hen noch der meiſte Theil einen andern in jeder Wo-
che/ da ſie ein Huhn/ oder ſo es bemittelte Leute ſind
ein Schaaf abſchlachten/ welches ſie opffern/ das iſt
allein mit dem Munde bekennen/ denn ſie eſſen es gantz
auff/ glaubende es ſey genug mit Worten ihrem Goͤ-
tzen daſſelbe geopffert zu haben. Der Eigenthums-
Herr bekommt am allerwenigſten davon/ denn ſeine
Gefreundete und Anverwandten finden ſich in groſſer
Anzahl ein/ und ſuchen einjeder wenigſtens ein Stuͤck
davon abzuſchneiden/ welches alſobald in dem Topf
gekochet wird/ ohne darauf zu ſehen ob es geſaubert
ſey oder nicht: die Gedaͤrme ſchneiden ſie in Stuͤcken/
nehmen den Miſt mit den Fingern in etwas heraus/
alsdenn laſſen ſie es mit Blut/ mit all ohne abgewaſchet
kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig
Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/
und nennen dieſes Gericht Eyntzeba, feſtiglich ſich
einbildende/ es ſey kein delicaterer Biſſen unter der
Sonnen zu finden.

Es wuͤrden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum
Chriſtlichen Glauben zu bringen waͤren/ am beſten
von den Roͤmiſch-Geſinneten bekehret werden/ ange-
ſehen ſie mit denſelben in vielen Stuͤcken uͤberein kom-
men/ wo nicht in den Haupt-Artickeln (darinnen noch
ein mercklicher Unterſcheid) dennoch zum wenigſten
in ihren Ceremonien: denn wie die Roͤmiſch-Catho-
liſchen zwey Tage in der Woche kein Fleiſch eſſen/ alſo
enthalten ſich die Mohren auch zwey Tage des Weins/
ohngeachtet ſie deſſen als groſſe Liebhaber nicht wohl
entbehren koͤnnen. Wie auch die Roͤmiſche Kirche
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die Mohren noch weiter/ und iſt einen jeden ins beſon-

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[187/0231] des Landes Gvinea. hen noch der meiſte Theil einen andern in jeder Wo- che/ da ſie ein Huhn/ oder ſo es bemittelte Leute ſind ein Schaaf abſchlachten/ welches ſie opffern/ das iſt allein mit dem Munde bekennen/ denn ſie eſſen es gantz auff/ glaubende es ſey genug mit Worten ihrem Goͤ- tzen daſſelbe geopffert zu haben. Der Eigenthums- Herr bekommt am allerwenigſten davon/ denn ſeine Gefreundete und Anverwandten finden ſich in groſſer Anzahl ein/ und ſuchen einjeder wenigſtens ein Stuͤck davon abzuſchneiden/ welches alſobald in dem Topf gekochet wird/ ohne darauf zu ſehen ob es geſaubert ſey oder nicht: die Gedaͤrme ſchneiden ſie in Stuͤcken/ nehmen den Miſt mit den Fingern in etwas heraus/ alsdenn laſſen ſie es mit Blut/ mit all ohne abgewaſchet kochen/ mit dem Hertze und Leber/ thun ein wenig Saltz und Malaget oder Pulver von Gvinea hinzu/ und nennen dieſes Gericht Eyntzeba, feſtiglich ſich einbildende/ es ſey kein delicaterer Biſſen unter der Sonnen zu finden. Es wuͤrden ohne Zweiffel dafern die Mohren zum Chriſtlichen Glauben zu bringen waͤren/ am beſten von den Roͤmiſch-Geſinneten bekehret werden/ ange- ſehen ſie mit denſelben in vielen Stuͤcken uͤberein kom- men/ wo nicht in den Haupt-Artickeln (darinnen noch ein mercklicher Unterſcheid) dennoch zum wenigſten in ihren Ceremonien: denn wie die Roͤmiſch-Catho- liſchen zwey Tage in der Woche kein Fleiſch eſſen/ alſo enthalten ſich die Mohren auch zwey Tage des Weins/ ohngeachtet ſie deſſen als groſſe Liebhaber nicht wohl entbehren koͤnnen. Wie auch die Roͤmiſche Kirche zu gewiſſer Zeit Fleiſch zu genieſſen verboten; ſo gehen die Mohren noch weiter/ und iſt einen jeden ins beſon- dere

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/231>, abgerufen am 28.04.2024.