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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
nem Vorhaben/ welches darin bestunde/ daß ich die
Früchte des Landes Axim und alles was darinnen
wächset erzehlen wolte. Anitzo will ich solches alles auf
eine andere Gelegenheit verspahren/ damit ihr auf ein-
mahl nicht zu weit gehet/ und allein von dem Schlan-
gen-Fluß etwas erwehnen/ davon wir oben schon eini-
ge Erinnerung gethan/ daß wir selbigen mit einem an-
dern Nahmen den Fluß Ancobre heissen nach dem
Lande/ so er benetzet. Es ist mir unmöglich/ wegen
seiner Schönheit davon zu schweigen/ und wie oben
gesagt/ so fliesset er einige Stunden oberhalb unser Fe-
stung S. Antonius, bey dem Einlauff ins Meer sehr
breit/ aber so untieff/ daß man mit keinen Nachen
darüber fahren solte/ so bald man etwas höher kommt/
wird er almählig schmahler aber zugleich tieffer/ und
so laufft er einige Stunden ohne Veränderung fort.
Jch weiß nicht allzuwol/ wie weit selbiger ins Land ge-
het/ weil ich nur kleine Tag-Reisen darauf zugebracht/
und ihn überall von solcher Annehmligkeit gefun-
den/ daß ich mir einbilde/ nichtes schöners im gantzen
Lande von Gvinea gesehen zu haben/ es sey dann zu Fi-
da.
Zu beyden Seiten siehet man die schönste und
grösste Bäume/ welche verursachen/ daß man unter
deren vergnüglichsten Schatten wegschiffen kan/ ohne
die geringste Beschwerligkeit von den heissen Sonnen-
Strahlen zu empfinden; Auf solchen finden sich un-
terschiedlicher Art Vögel von allerhand Farben/ und
einige hundert grosse und kleine Affen/ welche durch
ihr hin und wieder Springen eine unbeschreibliche
Augen-Lust erwecken. So bald man ohngefehr eine
Stunde fort geschiffet/ siehet man alle viertel Stunde
die schönsten und grössten Dörffer unweit dem Ufer

gegen

des Landes Gvinea.
nem Vorhaben/ welches darin beſtunde/ daß ich die
Fruͤchte des Landes Axim und alles was darinnen
waͤchſet erzehlen wolte. Anitzo will ich ſolches alles auf
eine andere Gelegenheit verſpahren/ damit ihr auf ein-
mahl nicht zu weit gehet/ und allein von dem Schlan-
gen-Fluß etwas erwehnen/ davon wir oben ſchon eini-
ge Erinnerung gethan/ daß wir ſelbigen mit einem an-
dern Nahmen den Fluß Ancobre heiſſen nach dem
Lande/ ſo er benetzet. Es iſt mir unmoͤglich/ wegen
ſeiner Schoͤnheit davon zu ſchweigen/ und wie oben
geſagt/ ſo flieſſet er einige Stunden oberhalb unſer Fe-
ſtung S. Antonius, bey dem Einlauff ins Meer ſehr
breit/ aber ſo untieff/ daß man mit keinen Nachen
daruͤber fahren ſolte/ ſo bald man etwas hoͤher kommt/
wird er almaͤhlig ſchmahler aber zugleich tieffer/ und
ſo laufft er einige Stunden ohne Veraͤnderung fort.
Jch weiß nicht allzuwol/ wie weit ſelbiger ins Land ge-
het/ weil ich nur kleine Tag-Reiſen darauf zugebracht/
und ihn uͤberall von ſolcher Annehmligkeit gefun-
den/ daß ich mir einbilde/ nichtes ſchoͤners im gantzen
Lande von Gvinea geſehen zu haben/ es ſey dann zu Fi-
da.
Zu beyden Seiten ſiehet man die ſchoͤnſte und
groͤſſte Baͤume/ welche verurſachen/ daß man unter
deren vergnuͤglichſten Schatten wegſchiffen kan/ ohne
die geringſte Beſchwerligkeit von den heiſſen Sonnen-
Strahlen zu empfinden; Auf ſolchen finden ſich un-
terſchiedlicher Art Voͤgel von allerhand Farben/ und
einige hundert groſſe und kleine Affen/ welche durch
ihr hin und wieder Springen eine unbeſchreibliche
Augen-Luſt erwecken. So bald man ohngefehr eine
Stunde fort geſchiffet/ ſiehet man alle viertel Stunde
die ſchoͤnſten und groͤſſten Doͤrffer unweit dem Ufer

gegen
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[15/0035] des Landes Gvinea. nem Vorhaben/ welches darin beſtunde/ daß ich die Fruͤchte des Landes Axim und alles was darinnen waͤchſet erzehlen wolte. Anitzo will ich ſolches alles auf eine andere Gelegenheit verſpahren/ damit ihr auf ein- mahl nicht zu weit gehet/ und allein von dem Schlan- gen-Fluß etwas erwehnen/ davon wir oben ſchon eini- ge Erinnerung gethan/ daß wir ſelbigen mit einem an- dern Nahmen den Fluß Ancobre heiſſen nach dem Lande/ ſo er benetzet. Es iſt mir unmoͤglich/ wegen ſeiner Schoͤnheit davon zu ſchweigen/ und wie oben geſagt/ ſo flieſſet er einige Stunden oberhalb unſer Fe- ſtung S. Antonius, bey dem Einlauff ins Meer ſehr breit/ aber ſo untieff/ daß man mit keinen Nachen daruͤber fahren ſolte/ ſo bald man etwas hoͤher kommt/ wird er almaͤhlig ſchmahler aber zugleich tieffer/ und ſo laufft er einige Stunden ohne Veraͤnderung fort. Jch weiß nicht allzuwol/ wie weit ſelbiger ins Land ge- het/ weil ich nur kleine Tag-Reiſen darauf zugebracht/ und ihn uͤberall von ſolcher Annehmligkeit gefun- den/ daß ich mir einbilde/ nichtes ſchoͤners im gantzen Lande von Gvinea geſehen zu haben/ es ſey dann zu Fi- da. Zu beyden Seiten ſiehet man die ſchoͤnſte und groͤſſte Baͤume/ welche verurſachen/ daß man unter deren vergnuͤglichſten Schatten wegſchiffen kan/ ohne die geringſte Beſchwerligkeit von den heiſſen Sonnen- Strahlen zu empfinden; Auf ſolchen finden ſich un- terſchiedlicher Art Voͤgel von allerhand Farben/ und einige hundert groſſe und kleine Affen/ welche durch ihr hin und wieder Springen eine unbeſchreibliche Augen-Luſt erwecken. So bald man ohngefehr eine Stunde fort geſchiffet/ ſiehet man alle viertel Stunde die ſchoͤnſten und groͤſſten Doͤrffer unweit dem Ufer gegen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/35>, abgerufen am 26.04.2024.